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Technische Angaben: Bildformat: 1.66:1 (16:9 anamorph)/1.77:1 (16:9 anamorph) Sprachen / Tonformate: Deutsch (DTS/Dolby Digtal 5.1/Dolby Digital 2.0), Französisch (Dolby Digital 5.1) Ländercode: 2 Extras: Dokumentation "Die Welt des Claude Chabrol"
Das Leben ist ein Spiel: (Frankreich 1997, ca. 101 Min.) Betty und Victor sind per Wohnmobil unterwegs. Das Gaunerpaar klappert Kongresse ab und nimmt die Teilnehmer aus. Stets auf die gleiche Tour lockt Betty mit ihren Verführertricks die Männer an. Bisher war der Griff in das fremde Portemonnaie eher maßvoll. Doch bei dem nächsten Opfer fädelt…mehr

  • Anzahl: 3 DVDs
Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 1.66:1 (16:9 anamorph)/1.77:1 (16:9 anamorph)
Sprachen / Tonformate: Deutsch (DTS/Dolby Digtal 5.1/Dolby Digital 2.0), Französisch (Dolby Digital 5.1)
Ländercode: 2
Extras: Dokumentation "Die Welt des Claude Chabrol"
Das Leben ist ein Spiel: (Frankreich 1997, ca. 101 Min.)
Betty und Victor sind per Wohnmobil unterwegs. Das Gaunerpaar klappert Kongresse ab und nimmt die Teilnehmer aus. Stets auf die gleiche Tour lockt Betty mit ihren Verführertricks die Männer an. Bisher war der Griff in das fremde Portemonnaie eher maßvoll. Doch bei dem nächsten Opfer fädelt sie eher per Zufall einen Millionencoup ein. Eine Situation, die nicht lange gut gehen kann...

Die Blume des Bösen: (Frankreich 2003, ca. 100 Min.)
Die Familie Charpin-Vasseur: gut situiert, herrschaftliches Haus in der Nähe von Bordeaux, schöner Garten. Anne Charpin-Vasseur ist eine ambitionierte Lokalpolitikerin, ihr Mann Gérard ein im Ort angesehener Apotheker - aber irgend etwas stimmt nicht zwischen den beiden. Ist es nur ihr politische Engagement, das ihn ganz offensichtlich stört? Der undurchsichtige Parteifreund, der kaum von ihrer Seite weicht? Oder gar Gérards offenkundiges Interesse an jüngeren Frauen? François, Gérard Vasseurs Sohn aus erster Ehe, kehrt nach einem längeren Aufenthalt in den USA zurück nach Südfrankreich. So kühl die Begrüßung zwischen Vater und Sohn ausfällt, so herzlich, fast leidenschaftlich schließt François seine Stiefschwester Michèle in den Arm.
Warum ist er weggegangen - und warum kommt er jetzt wieder? Und wer schreibt ausgerechnet jetzt, in der heißesten Phase des Wahlkampf anonyme Briefe, die die Familie Charpin-Vasseur eines unaufgeklärten Verbrechens beschuldigt? Welches Geheimnis trägt Tante Line, die ebenfalls mit ihm Haus lebt, mit sich? Was steckt hinter dieser scheinbar perfekten Fassade dieser scheinbar perfekten Familie?

Süsses Gift: (Frankreich 2000, ca. 96 Min.)
Jeanne Pollet, eine begabte Nachwuchspianistin, erfährt zufällig, dass sie eventuell als Baby im Krankenhaus vertauscht wurde. Zwar ist sich ihre Mutter sicher, dass die Verwechslung - die ja noch rechtzeitig bemerkt wurde - wieder rückgängig gemacht wurde, doch Jeanne ist entschlossen, der Sache nachzugehen. Das Kind, mit dem sie kurzzeitig verwechselt wurde, ist der Sohn des berühmten Pianisten André Polonski. Kurzentschlossen sucht Jeanne die Familie Polonski, die in einer Villa hoch über dem Genfer See lebt, auf. Die erste Frau von André Polonski, die Mutter von Guillaume, ist bereits vor vielen Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Inzwischen hat André Mika Muller, die Erbin einer Schweizer Schokoladenfabrik, geheiratet, liebevoll umsorgt Mika den introvertierten Musiker und dessen Sohn. André ist begeistert von Jeannes Klavierspiel und lädt sie spontan dazu ein, mehrere Tage bei ihm zu verbringen. Immerhin könne sie sich unter seiner Anleitung optimal auf den internationalen Musikwettbewerb in Budapest vorbereiten. Mika ist alles andere als erfreut darüber, dass André väterliche Sympathien für Jeanne entwickelt. Ist Jeanne - die Andrés erster Frau zum Verwechseln ähnlich sieht und noch dazu eine begabte Musikerin ist - doch seine leibliche Tochter?

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Featurette „Die Welt des Claude Chabrol“
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2003

Eine Frage des Arrangements
Claude Chabrols neuer Film "Die Blume des Bösen" blickt wieder ins Herz des Bürgertums

So fängt es an: Die Kamera gleitet durch einen Garten zum Eingang eines ländlichen Herrenhauses, durchquert die Vorhalle, saugt sich am Treppengeländer hinauf in den ersten Stock, fährt in einen dunklen Gang und blickt in das erste Zimmer auf der rechten Seite. Darin sitzt eine junge Frau auf dem Boden mit angezogenen Knien. Ein Grammophon spielt ein altes Chanson: "Un souvenir, c'est l'image d'un rêve, / une heure trop brève qui ne veut pas finir ..." Im nächsten Zimmer liegt die Leiche des Hausherrn. Seine linke Hand ist in die Tagesdecke des Ehebetts gekrallt, an seiner Schläfe glänzt ein blutiges Einschußloch - Frankreich im Jahr 1944.

Und so hört es auf: Zwei Frauen, eine alte und eine junge, schleppen den Leichnam des Hausherrn die Treppenstufen des Hauses hinauf. Ein Telefon klingelt. Die ältere Frau läßt die Leiche los, und der Tote rutscht ein paar Stufen zurück nach unten. Die Frauen lachen. Dann tragen sie den Hausherrn in sein Schlafzimmer. Ein Blutfaden läuft aus seinem Mund. Die Greisin verkrallt seine Hände in die Tagesdecke des Bettes. Die junge Frau setzt sich im Nebenzimmer auf den Boden und zieht die Knie an - Frankreich im Jahr 2002.

Wenn man alt wird, entdeckt man, daß die Dinge des Lebens sich wiederholen. Claude Chabrol ist dreiundsiebzig. Die Zahl der Filme, die er in den vergangenen viereinhalb Jahrzehnten gedreht hat, läßt sich nur annähernd bestimmen. Zählt man die Kurzfilme "Die Habsucht" (aus dem Episodenfilm "Die sieben Todsünden") und "Die Stumme" sowie den Dokumentarfilm "Das Auge von Vichy" mit, sind es dreiundfünfzig. Das ist mehr als ein Werk. Es ist ein Gebäude, eine Kinokathedrale. Und so wie eine Kathedrale auf ihren Pfeilern ruht, ruhen auch Chabrols Filme auf wenigen Motiven, die in immer neuen Verwandlungen wiederkehren. Habsucht. Lüge. Eifersucht. Wollust. Neid. Die sieben Todsünden eben. Und weil die Sünde allgegenwärtig ist, spielen Chabrols Geschichten überall in Frankreich, bevorzugt aber im Bürgertum und auf dem Land. Schon sein Kinodebüt "Le Beau Serge" von 1958 ist eine ländliche Familiengeschichte. "Die Enttäuschten" hieß der Film auf deutsch. So könnte auch Chabrols neuer Spielfilm heißen. Aber er heißt "Die Blume des Bösen". Wer ist die Blume?

Als François Vasseur (Benoît Magimel) nach vierjährigem Studienaufenthalt in Amerika in sein Elternhaus in einer Kleinstadt bei Bordeaux zurückkommt, erkennt er seine Stiefschwester Michèle Charpin (Melanie Doutey) nicht sofort. Michèle ist eine schöne und selbständige Frau geworden, während François trotz aller amerikanischen Erfahrungen der großbürgerliche Sohn des Hauses geblieben ist, grüblerisch wie Hamlet, ehrgeizig wie Rastignac. Sein Geschenk an sie: ein Baseballschläger. Ihr Geschenk an ihn: sie selbst. Michèle hat sich für François aufbewahrt, und kaum daß die Koffer ausgepackt, die Kleider verstaut, die Honneurs gemacht sind, fahren die beiden ins Sommerhaus der Familie am Atlantik, um ein Liebespaar zu werden.

Aber vorher gibt es, wie oft bei Chabrol, ein Essen. Zwischen Apéritif und Hauptgang wird der Rest der Familie vorgestellt: François' Vater Gérard (Bernard Le Coq), ein reicher Apotheker und zynischer Schürzenjäger, seine Stiefmutter Anne Charpin-Vasseur (Nathalie Baye), die für das Bürgermeisteramt kandidiert, und die Großtante Line (Suzanne Flon), die über den Haushalt wacht. Nicht sonderlich sympathische Leute, aber auch längst nicht die Atridenbrut, die man erwartet hätte. Und doch haben wir am Anfang einen Mord gesehen. Wo also steckt das Böse?

Die Meisterschaft eines Regisseurs erkennt man an den szenischen Lösungen, die er für sattsam bekannte Erzählmotive findet. Neunundneunzig von hundert Filmemachern hätten die Enthüllung des Familiengeheimnisses der Charpin-Vasseur am Eßtisch inszeniert. Chabrol verlegt sie in einen luxuriösen Wintergarten, zwischen üppige Palmen und Kakteen und die Gitterstäbe eines mannshohen Papageienkäfigs. Hier erscheint Annes Wahlhelfer Matthieu (Thomas Chabrol) mit einem anonymen Flugblatt, das eine furchtbare Räuberpistole über die familiären Verhältnisse der Kandidatin erzählt. Wie sich zeigt, ist kein Wort davon unwahr. Annes erster Ehemann ist tatsächlich bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben gekommen, zusammen mit der Frau seines Bruders Gérard, den Anne daraufhin heiratete; und auch ihre Eltern starben bei einem Unfall. Und ihr Großvater Pierre Charpin, ein hoher Funktionär des Vichy-Regimes, wurde, so munkelt man, von seiner eigenen Tochter erschossen, nachdem er seinen Sohn, einen Kämpfer der Résistance, an die Behörden verraten hatte. Die Tochter aber wurde vor Gericht freigesprochen. Es ist Tante Line.

In "Die Blume des Bösen" ist, wie in den Krimis von Simenon, an dessen Produktivität Chabrol nicht ganz heranreicht, alles eine Frage des Arrangements. Der Kamerablick durch den Papageienkäfig auf Michèle und ihre Tante ersetzt jeden kommentierenden Dialog. Und die kleine zauberische Einstellung von François und Michèle am Strand des Ferienhauses, die Chabrol mit "amerikanischer Nacht", also mit abgeblendetem Tageslicht, gedreht hat, erspart uns das Lakengewühl der Liebesnacht. So haben sich auch die Familien Charpin und Vasseur, die seit drei Generationen untereinander heiraten, mit den Unzulänglichkeiten der menschlichen Natur arrangiert. Sie sind absolute Routiniers im Vertuschen ihrer Skandale. Nur Tante Line, von Suzanne Flon mit graziöser Unerbittlichkeit verkörpert, hat sich nicht arrangiert. Am hellen Mittag, wenn die Vernunft schläft, hört sie die Stimmen der Vergangenheit. "Die Zeit existiert nicht", murmelt sie einmal vor sich hin. Das kann nur ein alter Mensch sagen, für den sich alles wiederholt. Es ist die tiefere Wahrheit dieses Films.

Es gibt eine dramaturgische Sicherheit, eine erzählerische Präzision in "Die Blume des Bösen", die beinahe zu selbstgewiß und altmeisterlich wirkt. Der Film beschreibt nicht nur familiäre Versteinerungen, er läßt sich auch von ihnen anstecken, und so wirken manche seiner Bosheiten harmloser, als es sonst bei Chabrol der Fall ist. Dazu kommt, daß die Geschichte kein eigentliches Zentrum hat, daß sie selbst nur ein Gitterwerk ist, in dem sich die Schicksale der Generationen verfangen. So können weder Nathalie Baye noch der quecksilbrige Benoît Magimel ihren Part ganz ausspielen, und auch Chabrols Neuentdeckung Mélanie Doutey läuft eher blühend als glühend durch diesen Film.

Aber solche Einwände spielen auf einem Niveau, das die Mehrzahl der europäischen Regisseure überhaupt erst erreichen müßte. "Die Blume des Bösen" ist nicht Chabrols bester Film, aber Chabrol bleibt der beste Regisseur für einen Film wie diesen. So tief wie er kann kein anderer ins böse Herz des Bürgers schauen. "Scheinheiliger Leser! Mein Ebenbild! Mein Bruder!" So sprach vor hundertfünfzig Jahren ein junger Dichter im Vorwort seines ersten Lyrikbandes sein Publikum an. Das Buch, in dem Schuld, Inzest, Vatermord und Schwesternliebe keine geringe Rolle spielen, hieß "Die Blumen des Bösen". Claude Chabrol hat jetzt seine Blume zu Baudelaires Strauß dazugesteckt.

ANDREAS KILB

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