Technische Angaben:
Bildformat: 1.66:1
Sprachen/Tonformate: Deutsch, Französisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Ländercode: 2
Extras: Bildergalerie, Trailer u. a.
Fünf junge Männer treffen sich in einer Wohnung und schlagen die Zeit mit Alkohol und Kartenspiel tot. Aus einer Laune heraus nehmen sie ein Jagdgewehr und zielen auf die gegenüberliegende Kirche. Als ein Brautpaar in diesem Moment aus der Kirche tritt, löst sich ein Schuss und tötet den Bräutigam. Entsetzt ergreifen die fünf Männer die Flucht. Doch die Braut lebt fortan nur noch für ihre Rache. Einige Jahre später gelingt es ihr schließlich, die Männer nach und nach ausfindig zu machen...
Bildformat: 1.66:1
Sprachen/Tonformate: Deutsch, Französisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Ländercode: 2
Extras: Bildergalerie, Trailer u. a.
Fünf junge Männer treffen sich in einer Wohnung und schlagen die Zeit mit Alkohol und Kartenspiel tot. Aus einer Laune heraus nehmen sie ein Jagdgewehr und zielen auf die gegenüberliegende Kirche. Als ein Brautpaar in diesem Moment aus der Kirche tritt, löst sich ein Schuss und tötet den Bräutigam. Entsetzt ergreifen die fünf Männer die Flucht. Doch die Braut lebt fortan nur noch für ihre Rache. Einige Jahre später gelingt es ihr schließlich, die Männer nach und nach ausfindig zu machen...
Bonusmaterial
- Original US Kinotrailer - Audiokommentar von Truffaut-Kenner und Filmhistoriker Robert Fischer - Original-Interviews mit Jeanne Moreau und François Truffaut - BildergalerieFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.06.2009Das süße Reiben der Nylonstrümpfe
Jeanne Moreau auf Rachekurs: François Truffauts "Die Braut trug Schwarz"
François Truffaut: "Die Braut trug schwarz".
Pierrot le Fou. 103 Minuten. Französisch, Deutsch, Untertitel. Audiokommentar von Robert Fischer, Interviews.
Alfred Hitchcock mochte diesen Film, wie einem Brief von Francois Truffaut aus dem Juli 1968 zu entnehmen ist. Das ist einerseits kein Wunder, weil wohl kein anderer Truffaut-Film derart mit dem Suspense spielt, dass man Truffauts analytische Bewunderung für Hitchcock beinahe nachbuchstabieren kann. Andererseits ist es aber doch auch nicht selbstverständlich. Denn eine Frau, wie Jeanne Moreau sie spielt, wäre in einem Hitchcockfilm undenkbar. Sie ist undurchschaubar, sie ist stark, sie hasst, aber jenseits dessen erfahren wir nichts. Eine Kunstfigur, aber keine, deren Konturen Männerprojektionen wären. Ihr Name ist Julie.
Für den ersten Mord trägt sie Weiß, für den zweiten Schwarz, für den dritten wieder Weiß, für den vierten abwechselnd ein weißes Diana-Kostüm und ein schwarzweißes Kleid, und für den fünften einen Gefängniskittel. Warum sie mordet, wissen wir beim ersten Mord noch nicht. Die Erklärung beginnt, als ihr zweites Opfer seine letzten Atemzüge tut. "Das Licht flackert so", stöhnt Michel Bouquet, der einen bei Frauen eher erfolglosen Angestellten spielt, den Julie glauben lässt, sie habe Interesse an ihm. "Es ist Ihr Lebenslicht, das flackert", antwortet sie, und dann beginnt sie zu erzählen, warum er sterben muss. Und je mehr wir von der Vorgeschichte erfahren, desto reduzierter wird, was wir von den Morden gezeigt bekommen. Wir sehen die Männer bald nicht mehr sterben. Beim letzten hören wir nur noch von fern seinen Schrei. Es herrscht ein absoluter Minimalismus, auch in der Musik, und gleichzeitig eine vollkommene Freiheit im Umgang mit den Zeiten, mit den Säulen des Erzählens, wir gleiten vor und zurück in der Geschichte, als wären wir in einem Traum.
Die Kriminalgeschichte funktioniert wie von selbst, und was sie in Gang setzte, ist längst vorbei. Was wir sehen, sind Vorspiele der Rachetaten und dann die Rache selbst. Die Männer sind ein Witz. Junggesellen oder Ehemänner, die sich wie solche benehmen, pubertär in ihren sexuellen Phantasien, um die all ihre Gespräche kreisen. Einer hat das Geräusch, das die Strümpfe einer Frau produzieren, wenn sie ihre Beine übereinanderschlägt, mit dem Tonband aufgenommen und hört sich das vorm Einschlafen an. Sie sind leichte Opfer, weil sie selbstgefällig sind, Frauen als Spielzeug betrachten und in ihren Gedanken nur um sich selbst kreisen. Eine schöne Frau in einem schönen Kleid, Champagner, ein Besuch zu Hause, eine Schallplatte mit Mandolinenmusik - das reicht, um sie in eine romantische Stimmung zu versetzen, in der dann ihre letzte Stunde schlägt.
Einige wenige Minuten gibt es als Bonus noch mit François Truffaut und Jeanne Moreau. Es ist kein Making-of, wie wir es heute kennen, mehr eine Impression, kommentarlos in Schwarzweiß. Sie beginnt mit einer ausgelassenen Szene auf einem Rasen, offenbar in dem Park, in dem der erste Mord gedreht wurde und über den dann für eine lange Zeit Julies Schal flatterte. Dort spielen Jeanne Moreau und ein paar andere jungen Frauen mit einem Hund. Es ist ein Schäferhund, und er wetzt mit Jeanne Moreaus Schuh im Maul über den Rasen, während die Frauen ihm lachend nachjagen. Dann wendet sich der Filmemacher, der ungenannt bleibt, François Truffaut zu, der im Gras sitzt, kurz erklärt, worum es in dem Film geht, daran erinnert, dass er nur Bücher verfilmt, die er seit langer Zeit kennt, und dann sagt: Er habe beim Drehen schon genaue Vorstellungen davon, was er wolle, sei später beim Anblick der Muster aber immer überrascht, was er auf der Leinwand sehe. Und dennoch reagiere das Publikum am Ende oft gerade so, wie er sich das am Anfang gewünscht hätte. Und er schaut dabei ohne jede Koketterie, als werde er davon tatsächlich vollkommen überrascht.
Jeanne Moreau ihrerseits, deren Gesicht die Kamera sich ganz nah heranholt, erzählt von der Figur der Julie wie von einer Fremden, deren Lebensform sie darstellen kann, die sie aber nicht versteht. Schon am Gedanken, wo Julie eigentlich schlafe oder was sie esse, scheitere sie. Und genau das ist es ja, was uns so fasziniert an diesem Film - diese umfassende Obsession, die alles Leben auf ein Ziel richtet und nichts zulässt außer hier und da einem Kleiderwechsel. Das ist bei Uma Thurman in Quentin Tarantinos "Kill Bill" (zu dem "Die Braut trug Schwarz" die Vorlage lieferte) ja auch so. Bis ihre Tochter auftaucht, und der Film eine Wendung zur Befreiung hin nimmt. Für Julie aber gibt es als Ziel nur ihre Rache.
In diesen wenigen Minuten Bonusmaterial versteht man, warum Truffaut bedauerte, den Film nicht in Schwarzweiß gedreht zu haben. Manche Schauspielerinnen, sagte er einmal, vertragen die Farbe nicht, so wie früher andere den Ton. Jeanne Moreau sei eine von ihnen. Wenn man "Die Braut trug Schwarz" sieht, glaubt man das erst einmal nicht. Wenn sie dann aber in Schwarzweiß auftaucht (oder man sich an Louis Malles "Fahrstuhl zum Schafott" erinnert), wird augenfällig, was er meinte.
VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jeanne Moreau auf Rachekurs: François Truffauts "Die Braut trug Schwarz"
François Truffaut: "Die Braut trug schwarz".
Pierrot le Fou. 103 Minuten. Französisch, Deutsch, Untertitel. Audiokommentar von Robert Fischer, Interviews.
Alfred Hitchcock mochte diesen Film, wie einem Brief von Francois Truffaut aus dem Juli 1968 zu entnehmen ist. Das ist einerseits kein Wunder, weil wohl kein anderer Truffaut-Film derart mit dem Suspense spielt, dass man Truffauts analytische Bewunderung für Hitchcock beinahe nachbuchstabieren kann. Andererseits ist es aber doch auch nicht selbstverständlich. Denn eine Frau, wie Jeanne Moreau sie spielt, wäre in einem Hitchcockfilm undenkbar. Sie ist undurchschaubar, sie ist stark, sie hasst, aber jenseits dessen erfahren wir nichts. Eine Kunstfigur, aber keine, deren Konturen Männerprojektionen wären. Ihr Name ist Julie.
Für den ersten Mord trägt sie Weiß, für den zweiten Schwarz, für den dritten wieder Weiß, für den vierten abwechselnd ein weißes Diana-Kostüm und ein schwarzweißes Kleid, und für den fünften einen Gefängniskittel. Warum sie mordet, wissen wir beim ersten Mord noch nicht. Die Erklärung beginnt, als ihr zweites Opfer seine letzten Atemzüge tut. "Das Licht flackert so", stöhnt Michel Bouquet, der einen bei Frauen eher erfolglosen Angestellten spielt, den Julie glauben lässt, sie habe Interesse an ihm. "Es ist Ihr Lebenslicht, das flackert", antwortet sie, und dann beginnt sie zu erzählen, warum er sterben muss. Und je mehr wir von der Vorgeschichte erfahren, desto reduzierter wird, was wir von den Morden gezeigt bekommen. Wir sehen die Männer bald nicht mehr sterben. Beim letzten hören wir nur noch von fern seinen Schrei. Es herrscht ein absoluter Minimalismus, auch in der Musik, und gleichzeitig eine vollkommene Freiheit im Umgang mit den Zeiten, mit den Säulen des Erzählens, wir gleiten vor und zurück in der Geschichte, als wären wir in einem Traum.
Die Kriminalgeschichte funktioniert wie von selbst, und was sie in Gang setzte, ist längst vorbei. Was wir sehen, sind Vorspiele der Rachetaten und dann die Rache selbst. Die Männer sind ein Witz. Junggesellen oder Ehemänner, die sich wie solche benehmen, pubertär in ihren sexuellen Phantasien, um die all ihre Gespräche kreisen. Einer hat das Geräusch, das die Strümpfe einer Frau produzieren, wenn sie ihre Beine übereinanderschlägt, mit dem Tonband aufgenommen und hört sich das vorm Einschlafen an. Sie sind leichte Opfer, weil sie selbstgefällig sind, Frauen als Spielzeug betrachten und in ihren Gedanken nur um sich selbst kreisen. Eine schöne Frau in einem schönen Kleid, Champagner, ein Besuch zu Hause, eine Schallplatte mit Mandolinenmusik - das reicht, um sie in eine romantische Stimmung zu versetzen, in der dann ihre letzte Stunde schlägt.
Einige wenige Minuten gibt es als Bonus noch mit François Truffaut und Jeanne Moreau. Es ist kein Making-of, wie wir es heute kennen, mehr eine Impression, kommentarlos in Schwarzweiß. Sie beginnt mit einer ausgelassenen Szene auf einem Rasen, offenbar in dem Park, in dem der erste Mord gedreht wurde und über den dann für eine lange Zeit Julies Schal flatterte. Dort spielen Jeanne Moreau und ein paar andere jungen Frauen mit einem Hund. Es ist ein Schäferhund, und er wetzt mit Jeanne Moreaus Schuh im Maul über den Rasen, während die Frauen ihm lachend nachjagen. Dann wendet sich der Filmemacher, der ungenannt bleibt, François Truffaut zu, der im Gras sitzt, kurz erklärt, worum es in dem Film geht, daran erinnert, dass er nur Bücher verfilmt, die er seit langer Zeit kennt, und dann sagt: Er habe beim Drehen schon genaue Vorstellungen davon, was er wolle, sei später beim Anblick der Muster aber immer überrascht, was er auf der Leinwand sehe. Und dennoch reagiere das Publikum am Ende oft gerade so, wie er sich das am Anfang gewünscht hätte. Und er schaut dabei ohne jede Koketterie, als werde er davon tatsächlich vollkommen überrascht.
Jeanne Moreau ihrerseits, deren Gesicht die Kamera sich ganz nah heranholt, erzählt von der Figur der Julie wie von einer Fremden, deren Lebensform sie darstellen kann, die sie aber nicht versteht. Schon am Gedanken, wo Julie eigentlich schlafe oder was sie esse, scheitere sie. Und genau das ist es ja, was uns so fasziniert an diesem Film - diese umfassende Obsession, die alles Leben auf ein Ziel richtet und nichts zulässt außer hier und da einem Kleiderwechsel. Das ist bei Uma Thurman in Quentin Tarantinos "Kill Bill" (zu dem "Die Braut trug Schwarz" die Vorlage lieferte) ja auch so. Bis ihre Tochter auftaucht, und der Film eine Wendung zur Befreiung hin nimmt. Für Julie aber gibt es als Ziel nur ihre Rache.
In diesen wenigen Minuten Bonusmaterial versteht man, warum Truffaut bedauerte, den Film nicht in Schwarzweiß gedreht zu haben. Manche Schauspielerinnen, sagte er einmal, vertragen die Farbe nicht, so wie früher andere den Ton. Jeanne Moreau sei eine von ihnen. Wenn man "Die Braut trug Schwarz" sieht, glaubt man das erst einmal nicht. Wenn sie dann aber in Schwarzweiß auftaucht (oder man sich an Louis Malles "Fahrstuhl zum Schafott" erinnert), wird augenfällig, was er meinte.
VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main