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Deutschland 1943. Nur einen Tag nach seiner Hochzeit mitten im Bombenhagel muss Hermann Braun zurück an die Front. Seine frisch angetraute Frau Maria schlägt sich als Bardame durch. Hermann bleibt nach Kriegsende unauffindbar und Maria beginnt eine Affäre mit dem farbigen GI Bill. Als der heimkehrende Hermann die beiden überrascht, erschlägt Maria den Amerikaner. Hermann nimmt die Schuld auf sich und wandert für mehrere Jahre ins Gefängnis. Währenddessen verdingt sich Maria im Büro des unheilbar kranken Industriellen Oswald, der ihr für ihre Zuneigung eine große Erbschaft in Aussicht stellt.…mehr

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Produktbeschreibung
Deutschland 1943. Nur einen Tag nach seiner Hochzeit mitten im Bombenhagel muss Hermann Braun zurück an die Front. Seine frisch angetraute Frau Maria schlägt sich als Bardame durch. Hermann bleibt nach Kriegsende unauffindbar und Maria beginnt eine Affäre mit dem farbigen GI Bill. Als der heimkehrende Hermann die beiden überrascht, erschlägt Maria den Amerikaner. Hermann nimmt die Schuld auf sich und wandert für mehrere Jahre ins Gefängnis. Währenddessen verdingt sich Maria im Büro des unheilbar kranken Industriellen Oswald, der ihr für ihre Zuneigung eine große Erbschaft in Aussicht stellt. Auf diese Weise will Maria für sich und Hermann eine neue Existenz aufbauen. Doch Hermanns Rückkehr nach Oswalds Tod wird nicht der erhoffte Beginn des lange aufgeschobenen Ehelebens...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2024

Eine Nacht und ein halber Tag

Stellt die Frauen ins Zentrum: Rainer Werner Fassbinders Klassiker mit Hanna Schygulla in der Hauptrolle.

Es ist erstaunlich, wie wenig die Zeit an diesem Film genagt hat. "Die Ehe der Maria Braun" von Rainer Werner Fassbinder ist ein Klassiker, der in seiner Mischung aus Melodram, Pracht und Niedertracht auch fünfundvierzig Jahre nach seiner Premiere 1979 nichts von seiner historischen Tiefe und filmischen Schönheit verloren hat. Und er erinnert daran, dass Fassbinder, der wohl wichtigste Vertreter des Neuen Deutschen Films, nicht nur Avantgarde und Konvention auf unvergleichliche Weise miteinander spielen ließ, sondern auch Frauen, selten genug für seine Zeit, ins Zentrum seiner Werke stellte.

Den Bechdel-Test, der bekanntlich Kinowerke anhand von drei Fragen - Gibt es mindestens zwei Frauenrollen? Sprechen sie miteinander? Haben Sie einen Namen? - auf ihre stereotype Darstellung weiblicher Figuren überprüft, hätte Fassbinder nicht fürchten müssen. Zumal "Die Ehe der Maria Braun", einer seiner größten Kassenerfolge, Fassbinder selbst erhielt beim Deutschen Filmpreis die Auszeichnung als bester Regisseur, zugleich der Auftakt wurde zu seiner BRD-Trilogie, die sämtlich Frauen in den Mittelpunkt stellte: Hier ist es die titelgebende Maria, die sich, gespielt von Hanna Schygulla, im Nachkriegsdeutschland allen männlichen Unterwerfungsgesten widersetzt. In "Lola" ist es zwei Jahre später eine Prostituierte (Barbara Sukowa), die in einer Kleinstadt der Fünfzigerjahre Zeugin von Korruption und Klüngelei wird. "Die Sehnsucht der Veronika Voss" schließlich erzählt 1982 von einem morphiumsüchtigen ehemaligen Ufa-Star (Rosel Zech). Sie gehören zu den widersprüchlichsten und zugleich faszinierendsten Frauengestalten in der deutschen Kinogeschichte.

Dass es "Die Ehe der Maria Braun" überhaupt auf die Leinwand schaffte, war angesichts der Pannen, Dramen und Streitigkeiten, die in einem Gerichtsprozess gipfelten, alles andere als ausgemacht. Fassbinder bezeichnete die Produktion als seine unglücklichste Erfahrung im Film. Selbst, als alles fertig war, das Geld organisiert und das Skript von Peter Märthesheimer und Pea Fröhlich für gut befunden, wollte Fassbinder den Film nicht mehr drehen, weil er schon in den Vorbereitungen für "Berlin Alexanderplatz" steckte. Zudem hatte die Besetzung Romy Schneiders nicht geklappt. Dabei kann man sich rückblickend niemand anderen vorstellen in der Rolle als Hanna Schygulla. So sehr ist die Schauspielerin, die gerade beim Deutschen Filmpreis mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet worden ist, Verkörperung und Gesicht des Films: Ohne sie, die in ihrem pudelartigen Lockenkopf Maria immer aufs Neue an die Grenzen von Emanzipation und Unterdrückung bringt und beides auf unvergleichliche Art weglächelt, wäre es ein anderer Film geworden.

Ihren Mann Hermann (Klaus Löwitsch), den sie 1943 im Bombenhagel heiratet, muss Maria schon nach einer Nacht und einem halben Tag wieder ziehen lassen an die Front. Fortan schlägt sie sich alleine durch, lernt irgendwann einen schwarzen amerikanischen GI in einer Bar kennen, der nicht nur Süßigkeiten und Zigaretten für sie bereit hält, sondern auch Zärtlichkeit, der Krieg ist vorbei. Doch dann steht er plötzlich vor der Tür, der für tot erklärte Hermann. Endlich könnte jetzt alles beginnen, das gemeinsame Leben, ihre Ehe, doch Bill (George Byrd) liegt nackt in Marias Bett.

Er könne das nicht verstehen, wird sie später zum Richter sagen, als sie verurteilt werden soll, weil sie Bill, ihren Liebhaber, kurzerhand erschlagen hat: "Meinen Mann liebe ich, Bill habe ich lieb gehabt." Dass Hermann die Schuld auf sich nimmt und für Maria ins Gefängnis geht, setzt die erzwungene Trennung des Paares fort. Und sie dauert auch dann noch an, als Hermann aus dem Gefängnis entlassen wird. Weil er auch jetzt nicht bleiben wird, sondern, wie er sagt, erst in die Ferne müsse, um sich zu finden. Maria, die inzwischen Karriere gemacht hat bei Oswald, einem Kleiderfabrikanten (Ivan Desny), wird Hermann erst wiedersehen, als Oswald stirbt. Es ist der heiße Sommer 1954, aus dem Radio tönt die Übertragung der Fußballweltmeisterschaft, und just, als der Moderator ins Mikrofon schreit "Aus, aus, aus, Deutschland ist Weltmeister!", zündet Maria sich eine Zigarette an und alles fliegt in die Luft: sie und Hermann, ihr Leben, ihre Liebe. Denn erst dieser Tag bringt den Verrat zutage, der sie zuletzt doch zum Objekt männlicher Prägung machte.

Nur wer sich das Gefühl bewahre für die Falschheit des Lebens, heißt es einer Stelle im Film, könne die Sehnsucht nach dem Richtigen behalten. "Die Ehe der Maria Braun" spinnt daraus ein dichtes Netz an Schicksalen, dessen Dialoge von Michael Ballhaus' Kamera gerahmt werden. Vor allem aber lässt er die Frauen schillern, neben Hanna Schygulla sind das Gisela Uhlen und Elisabeth Trissenaar, um zugleich die bitteren Wahrheiten der deutschen Nachkriegsgesellschaft ins Bild zu setzen. Denn es sind Frauen, die, wie ein Filmtitel von Fassbinder lautet, "eine Ahnung haben von ihren Möglichkeiten und ihren Bedürfnissen und trotzdem das herrschende System in ihrem Kopf akzeptieren durch ihre Taten und es somit festigen und durchaus bestätigen". SANDRA KEGEL

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