Die furchtlose Königstochter Anna macht sich zusammen mit dem schroffen Naturburschen Kristoff und seinem treuen Rentier Sven auf eine abenteuerliche Reise, um ihre Schwester Elsa zu finden, deren eisige Kräfte das Königreich Arendelle in ewigem Winter gefangen halten. In einem spannenden Rennen um die Rettung des Königreichs ringen Anna und Kristoff nicht nur mit den Naturelementen, sie begegnen auch mystischen Trollen und dem urkomischen Schneemann Olaf (gesprochen von Hape Kerkeling), der zu einem unverzichtbaren Begleiter auf ihrer Reise wird.
Bonusmaterial
Original-Kurzfilm "Get A Horse!"Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.01.2015Gut ist, wenn das Eis nicht schmilzt
Dennoch will Disney nicht, dass die Figuren des Trickfilms "Frozen" helfen, über den Klimawandel zu informieren
NEW YORK, 25. Januar
Eiszeit in der Hauptstadt. Stillstand der Regierungsgeschäfte. Politik der verschlossenen Tür. Das Staatsoberhaupt ist für niemanden zu sprechen, schon gar nicht für die kleine Schwester. Im Trickfilm "Frozen" ("Die Eiskönigin - Völlig unverfroren") aus den Disney-Studios löst die Staatsgeheimniskrämerei eine ökologische Katastrophe aus. Elsa, Königin eines Klitzekleinstaates auf einer Landzungenspitze im hohen Norden, macht am Tag ihrer Krönung von der persönlichen Zaubermacht Gebrauch, von der Prinzessin Anna, die Thronfolgerin, nichts hatte erfahren sollen. Buchstäblich im Handumdrehen, nach Abstreifen der Handschuhe, führt die junge Königin einen Temperatursturz herbei, der das bunte Leben erstarren lässt.
Admiral Robert Papp, der pensionierte Kommandant der Küstenwache der Vereinigten Staaten, hat den Film schon zwanzig Mal gesehen. Seine beiden Enkelinnen diktieren sein Kinoprogramm, und als grundgütiger Großvater hat er sich den Frostbeulenorden verdient. Aber ihm ist noch nicht langweilig geworden, weil ihn das Wintermärchen enorm an seine aktive Dienstzeit bei der kleinen Schwesterstreitmacht der glorreichen Kriegsmarine erinnert. Elsas Selbstschutzreflex entblößt ihr Reich: Die Küstengewässer frieren zu. Außenminister Kerry hat Admiral Papp am 16. Juli vergangenen Jahres in den Staatsdienst zurückgerufen und an die unwirtlichste Grenze versetzt. Als Sonderbotschafter für die Arktis soll er die Interessen der gesamten Menschheit vertreten.
Die Diamantenschmuggler und Meisterspioninnen, die den Wachleuten der Küstenwache ins Netz gehen, sind kleine Fische im Vergleich zu den überpersönlichen Widersachern der Obama-Regierung im neuen kalten Krieg: der Erderwärmung, deretwegen die Polkappen schmelzen, und einer wissenschaftsfeindlichen Tendenz in der amerikanischen Öffentlichkeit, die nichts davon hören will, dass die Tage des ewigen Eises gezählt sind. In der zermürbenden Dauerdebatte mit den Kritikern der Lehre vom Klimawandel ist ein Konteradmiral neuen Typs gefragt: ein reichlich rauher Job, aber wie geschaffen für einen Mann von sanfter Gemütsart, der auch die zwanzigste Reprise eines Disney-Musicals durchsteht.
Papp hat einen Plan, den er jetzt auf einer Tagung im norwegischen Tromsø enthüllt hat: Er möchte mit Königin Elsa und Prinzessin Anna ein Bündnis eingehen, eine Allianz der willigen Herzerwärmer. In einem Informationsfilm der Regierung sollen die Heldinnen von "Frozen" und ihre drolligen Dienstmannen, der Schneemann und der Eisverkäufer, für den Klimabewusstseinswandel werben. Ein solches "Public Service Announcement" wird von den Fernsehsendern kostenlos ausgestrahlt; so wurde etwa 2006 Disneys Rehkitz Bambi für die Aufklärung über Waldbrände rekrutiert. Müsste es für die Disney-Studios nicht reizvoll sein, den "Frozen"-Fans mit einem patriotischen Auftragswerk die Wartezeit auf die Fortsetzung zu verkürzen? Der Film ist als Manifest der Mädchenemanzipation gefeiert worden, Elsas Lied "Let it Go" wurde sogar als Hymne eines lesbischen Comingout gedeutet, aber beim Freudenfest am Ende ist nicht klar, welchem guten Zweck sich die Ausnahmebegabung der unverheiratet bleibenden Königin eigentlich zuführen lassen soll. Als Vorkämpferin der Klimawissenschaft dürfte Elsa eiskalte Rationalität demonstrieren!
Im Zweiten Weltkrieg stellte Disney im großen Stil Aufklärungsfilme für die Regierung her. Die Einnahmen finanzierten Walt Disneys private Traumfabrik, die verschwenderisch aufwendigen langen Zeichentrickfilme. "Frozen" geht auf eines der Projekte der Kriegszeit zurück, die nie realisierte Verfilmung von Leben und Werk Hans Christian Andersens. Heute entfällt der finanzielle Anreiz der Regierungsarbeit. "Frozen" ist der erfolgreichste Trickfilm aller Zeiten. Der Disney-Manager, bei dem Admiral Papp vorsprach, belehrte ihn darüber, dass man nur Geschichten mit gutem Ausgang erzählen wolle. Als ob ein positives Verständnis von Abkühlung nicht der Witz von Papps Mission wäre! Der Senat in Washington hat am Mittwoch mit einer Gegenstimme eine Resolution verabschiedet, die feststellt, dass der Klimawandel Wirklichkeit und keine Erfindung sei. Die Quasi-Einstimmigkeit kam nur dadurch zustande, dass von der Urheberschaft des Menschen geschwiegen wurde. Schon vor dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg produzierte Walt Disney Werbefilme für kanadische Kriegsanleihen. Im Bürgerkrieg um die Klimapolitik möchten seine Erben neutral bleiben.
PATRICK BAHNERS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dennoch will Disney nicht, dass die Figuren des Trickfilms "Frozen" helfen, über den Klimawandel zu informieren
NEW YORK, 25. Januar
Eiszeit in der Hauptstadt. Stillstand der Regierungsgeschäfte. Politik der verschlossenen Tür. Das Staatsoberhaupt ist für niemanden zu sprechen, schon gar nicht für die kleine Schwester. Im Trickfilm "Frozen" ("Die Eiskönigin - Völlig unverfroren") aus den Disney-Studios löst die Staatsgeheimniskrämerei eine ökologische Katastrophe aus. Elsa, Königin eines Klitzekleinstaates auf einer Landzungenspitze im hohen Norden, macht am Tag ihrer Krönung von der persönlichen Zaubermacht Gebrauch, von der Prinzessin Anna, die Thronfolgerin, nichts hatte erfahren sollen. Buchstäblich im Handumdrehen, nach Abstreifen der Handschuhe, führt die junge Königin einen Temperatursturz herbei, der das bunte Leben erstarren lässt.
Admiral Robert Papp, der pensionierte Kommandant der Küstenwache der Vereinigten Staaten, hat den Film schon zwanzig Mal gesehen. Seine beiden Enkelinnen diktieren sein Kinoprogramm, und als grundgütiger Großvater hat er sich den Frostbeulenorden verdient. Aber ihm ist noch nicht langweilig geworden, weil ihn das Wintermärchen enorm an seine aktive Dienstzeit bei der kleinen Schwesterstreitmacht der glorreichen Kriegsmarine erinnert. Elsas Selbstschutzreflex entblößt ihr Reich: Die Küstengewässer frieren zu. Außenminister Kerry hat Admiral Papp am 16. Juli vergangenen Jahres in den Staatsdienst zurückgerufen und an die unwirtlichste Grenze versetzt. Als Sonderbotschafter für die Arktis soll er die Interessen der gesamten Menschheit vertreten.
Die Diamantenschmuggler und Meisterspioninnen, die den Wachleuten der Küstenwache ins Netz gehen, sind kleine Fische im Vergleich zu den überpersönlichen Widersachern der Obama-Regierung im neuen kalten Krieg: der Erderwärmung, deretwegen die Polkappen schmelzen, und einer wissenschaftsfeindlichen Tendenz in der amerikanischen Öffentlichkeit, die nichts davon hören will, dass die Tage des ewigen Eises gezählt sind. In der zermürbenden Dauerdebatte mit den Kritikern der Lehre vom Klimawandel ist ein Konteradmiral neuen Typs gefragt: ein reichlich rauher Job, aber wie geschaffen für einen Mann von sanfter Gemütsart, der auch die zwanzigste Reprise eines Disney-Musicals durchsteht.
Papp hat einen Plan, den er jetzt auf einer Tagung im norwegischen Tromsø enthüllt hat: Er möchte mit Königin Elsa und Prinzessin Anna ein Bündnis eingehen, eine Allianz der willigen Herzerwärmer. In einem Informationsfilm der Regierung sollen die Heldinnen von "Frozen" und ihre drolligen Dienstmannen, der Schneemann und der Eisverkäufer, für den Klimabewusstseinswandel werben. Ein solches "Public Service Announcement" wird von den Fernsehsendern kostenlos ausgestrahlt; so wurde etwa 2006 Disneys Rehkitz Bambi für die Aufklärung über Waldbrände rekrutiert. Müsste es für die Disney-Studios nicht reizvoll sein, den "Frozen"-Fans mit einem patriotischen Auftragswerk die Wartezeit auf die Fortsetzung zu verkürzen? Der Film ist als Manifest der Mädchenemanzipation gefeiert worden, Elsas Lied "Let it Go" wurde sogar als Hymne eines lesbischen Comingout gedeutet, aber beim Freudenfest am Ende ist nicht klar, welchem guten Zweck sich die Ausnahmebegabung der unverheiratet bleibenden Königin eigentlich zuführen lassen soll. Als Vorkämpferin der Klimawissenschaft dürfte Elsa eiskalte Rationalität demonstrieren!
Im Zweiten Weltkrieg stellte Disney im großen Stil Aufklärungsfilme für die Regierung her. Die Einnahmen finanzierten Walt Disneys private Traumfabrik, die verschwenderisch aufwendigen langen Zeichentrickfilme. "Frozen" geht auf eines der Projekte der Kriegszeit zurück, die nie realisierte Verfilmung von Leben und Werk Hans Christian Andersens. Heute entfällt der finanzielle Anreiz der Regierungsarbeit. "Frozen" ist der erfolgreichste Trickfilm aller Zeiten. Der Disney-Manager, bei dem Admiral Papp vorsprach, belehrte ihn darüber, dass man nur Geschichten mit gutem Ausgang erzählen wolle. Als ob ein positives Verständnis von Abkühlung nicht der Witz von Papps Mission wäre! Der Senat in Washington hat am Mittwoch mit einer Gegenstimme eine Resolution verabschiedet, die feststellt, dass der Klimawandel Wirklichkeit und keine Erfindung sei. Die Quasi-Einstimmigkeit kam nur dadurch zustande, dass von der Urheberschaft des Menschen geschwiegen wurde. Schon vor dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg produzierte Walt Disney Werbefilme für kanadische Kriegsanleihen. Im Bürgerkrieg um die Klimapolitik möchten seine Erben neutral bleiben.
PATRICK BAHNERS
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