Gott beauftragt seine Erzengel, die zehn Gebote zurück in den Himmel zu holen, weil er genug vom Treiben der Menschheit hat. Die Engel sorgen dafür, dass sich zwei Freunde auf der Erde in die selbe Frau verlieben. Das Kind, welches diese schließlich zur Welt bringt und dessen Vaterschaft ungeklärt bleibt, ist der "Auserwählte", der Gottes Auftrag erfüllen soll.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Featurette - Special EffectsFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.12.2002Alles wie im Buch
So geht Jeroen Krabbés Film "Entdeckung des Himmels" schief
Die Engel schlagen zurück. Irgendwo in einem besonders düsteren Winkel des Himmels entwerfen sie, der Menschheit müde, den Plan zur Rückführung der Steintafeln mit den biblischen Zehn Geboten. Den negativen Moses, den sie dazu brauchen, planen sie gleich mit. Mit einem langwierigen Verfahren, das einige Eingriffe in den Verlauf der Weltgeschichte nötig macht, sorgen sie für die Zeugung und adäquate Ausbildung des jungen Quinten, der am Ende die Steintafeln in ihrem Versteck finden und wieder nach Jerusalem bringen soll, damit sie schließlich, zusammen mit ihrem Entdecker, in den Himmel entrückt werden können.
Harry Mulischs Erfolgsroman "Die Entdeckung des Himmels", der 1993 erschien, setzt diesen Handlungsfaden in literarische Bilder um, die im Gedächtnis bleiben. Da sind Rom und Jerusalem, da ist die regnerische Nacht, in der sich der Sprachforscher Onno Quist und der Astronom Max Delius kennenlernen, das vollgestopfte Antiquariat, in dem die schöne Ada Brons Bücher verkauft und Cello übt, schließlich die Kubareise, auf der Max und Ada den so lang geplanten Quinten zeugen und damit Verrat an Onno begehen, mit dem Ada mittlerweile verheiratet ist.
Die Präzision und Opulenz, mit der das Buch diese Bilder malt, setzt von vornherein Akzente für eine Verfilmung des Romans. Drehbuch und Regie müssen sich der Frage stellen, wie sie sich zu dieser Ebene des Buches verhalten, sie müssen sich zwischen Nachstellen und Ignorieren entscheiden. Der Film, den Jeroen Krabbé jetzt gedreht hat, trifft diese Entscheidung mit einiger Konsequenz: Alles, so scheint es, soll aussehen wie im Roman, und wo das Buch Piranesis Radierungen zitiert, hält sie uns der Film vor die Nase. Doch damit begnügt sich der Regisseur nicht: Da man offensichtlich das Buch überdeutlich im Film wiedererkennen soll, darf auch das Drehbuch nicht vom vorgegebenen Handlungsfaden abweichen. Andererseits ist ein komplexer Roman von mehreren hundert Seiten kaum in den 132 Minuten zu bewältigen, die Krabbés Werk haben durfte, so daß der Film im Ergebnis atemlos Mulischs Geschichte hinterherhechelt, ohne sie mehr als nur skizzieren zu können.
Das Unternehmen krankt am alten Übel der Bestsellerverfilmungen, das sich unvermeidlich immer dann einstellt, wenn die Urheber ihre besondere Treue zur Vorlage betonen und wenn diese Beflissenheit alles andere überlagert - es ist nicht immer ein Gütesiegel, wenn sich der Autor der Vorlage mit dem Film einverstanden erklärt. Die üppig ausgestattete Produktion spart nicht an Bauten, Kostümen oder Effekten. In diesem Fall führt das zu einer gnadenlosen Visualisierung aller wesentlichen Handlungsstationen: Wenn Max ein Komet auf den Kopf fällt, fällt ihm eben - pardauz! - ein Komet auf den Kopf, und wenn Quinten in den Himmel fährt, zeigt die Kamera nicht etwa den Abglanz dieser unerhörten Begebenheit in den Augen der anderen, sondern produziert ein seifiges Heiligenbild mit der entsprechenden Musik. Weniger wichtig war Krabbé offenbar die Frage, ob die Schauspielerin der cellospielenden Ada auch wirklich Cello spielen kann, so daß die Großaufnahmen von Griffbrett und Bogen eine lächerliche Diskrepanz zwischen Musik und Bild produzieren.
Allerdings gibt es einen Schauspieler, der diesem Film wenigstens eine Spur von Eigenständigkeit verleiht, und das ist Stephen Fry in der Rolle des schriftversessenen Odo. Gegen den verkitschten Schluß kann auch er nicht anspielen, aber zuvor müht er sich redlich. Für Ironie ist er nahezu allein zuständig, für Distanz zum Buch auch, und für den arrivierten Politiker, der aus Odo im Verlauf der Geschichte wird, findet er eine Mimik und Gestik, die organisch aus der früheren des schusseligen Gelehrten erwächst und so die komplizierte Entwicklung der Figur mit leichter Hand glaubhaft macht. Den Film vermag das nicht zu retten.
TILMAN SPRECKELSEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So geht Jeroen Krabbés Film "Entdeckung des Himmels" schief
Die Engel schlagen zurück. Irgendwo in einem besonders düsteren Winkel des Himmels entwerfen sie, der Menschheit müde, den Plan zur Rückführung der Steintafeln mit den biblischen Zehn Geboten. Den negativen Moses, den sie dazu brauchen, planen sie gleich mit. Mit einem langwierigen Verfahren, das einige Eingriffe in den Verlauf der Weltgeschichte nötig macht, sorgen sie für die Zeugung und adäquate Ausbildung des jungen Quinten, der am Ende die Steintafeln in ihrem Versteck finden und wieder nach Jerusalem bringen soll, damit sie schließlich, zusammen mit ihrem Entdecker, in den Himmel entrückt werden können.
Harry Mulischs Erfolgsroman "Die Entdeckung des Himmels", der 1993 erschien, setzt diesen Handlungsfaden in literarische Bilder um, die im Gedächtnis bleiben. Da sind Rom und Jerusalem, da ist die regnerische Nacht, in der sich der Sprachforscher Onno Quist und der Astronom Max Delius kennenlernen, das vollgestopfte Antiquariat, in dem die schöne Ada Brons Bücher verkauft und Cello übt, schließlich die Kubareise, auf der Max und Ada den so lang geplanten Quinten zeugen und damit Verrat an Onno begehen, mit dem Ada mittlerweile verheiratet ist.
Die Präzision und Opulenz, mit der das Buch diese Bilder malt, setzt von vornherein Akzente für eine Verfilmung des Romans. Drehbuch und Regie müssen sich der Frage stellen, wie sie sich zu dieser Ebene des Buches verhalten, sie müssen sich zwischen Nachstellen und Ignorieren entscheiden. Der Film, den Jeroen Krabbé jetzt gedreht hat, trifft diese Entscheidung mit einiger Konsequenz: Alles, so scheint es, soll aussehen wie im Roman, und wo das Buch Piranesis Radierungen zitiert, hält sie uns der Film vor die Nase. Doch damit begnügt sich der Regisseur nicht: Da man offensichtlich das Buch überdeutlich im Film wiedererkennen soll, darf auch das Drehbuch nicht vom vorgegebenen Handlungsfaden abweichen. Andererseits ist ein komplexer Roman von mehreren hundert Seiten kaum in den 132 Minuten zu bewältigen, die Krabbés Werk haben durfte, so daß der Film im Ergebnis atemlos Mulischs Geschichte hinterherhechelt, ohne sie mehr als nur skizzieren zu können.
Das Unternehmen krankt am alten Übel der Bestsellerverfilmungen, das sich unvermeidlich immer dann einstellt, wenn die Urheber ihre besondere Treue zur Vorlage betonen und wenn diese Beflissenheit alles andere überlagert - es ist nicht immer ein Gütesiegel, wenn sich der Autor der Vorlage mit dem Film einverstanden erklärt. Die üppig ausgestattete Produktion spart nicht an Bauten, Kostümen oder Effekten. In diesem Fall führt das zu einer gnadenlosen Visualisierung aller wesentlichen Handlungsstationen: Wenn Max ein Komet auf den Kopf fällt, fällt ihm eben - pardauz! - ein Komet auf den Kopf, und wenn Quinten in den Himmel fährt, zeigt die Kamera nicht etwa den Abglanz dieser unerhörten Begebenheit in den Augen der anderen, sondern produziert ein seifiges Heiligenbild mit der entsprechenden Musik. Weniger wichtig war Krabbé offenbar die Frage, ob die Schauspielerin der cellospielenden Ada auch wirklich Cello spielen kann, so daß die Großaufnahmen von Griffbrett und Bogen eine lächerliche Diskrepanz zwischen Musik und Bild produzieren.
Allerdings gibt es einen Schauspieler, der diesem Film wenigstens eine Spur von Eigenständigkeit verleiht, und das ist Stephen Fry in der Rolle des schriftversessenen Odo. Gegen den verkitschten Schluß kann auch er nicht anspielen, aber zuvor müht er sich redlich. Für Ironie ist er nahezu allein zuständig, für Distanz zum Buch auch, und für den arrivierten Politiker, der aus Odo im Verlauf der Geschichte wird, findet er eine Mimik und Gestik, die organisch aus der früheren des schusseligen Gelehrten erwächst und so die komplizierte Entwicklung der Figur mit leichter Hand glaubhaft macht. Den Film vermag das nicht zu retten.
TILMAN SPRECKELSEN
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