Produktdetails
- Hersteller: Kosmos (Franckh-Kosmos)
- FSK: ohne Alterseinschränkung gemäß §14 JuSchG
- EAN: 9783440067628
- Artikelnr.: 05278073
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.2006Endstation Sehnsucht
Romantik ist nur ein Wort: "Begegnung" von David Lean
David Lean: "Begegnung - Brief Encounter".
Epix/EuroVideo, 83 Minuten. Extras: Trailer, Biographien, Textkommentar von Roland Kruse.
Für Fred Jesson ist "Romantik" ein Wort, das im Kreuzworträtsel mit "Delirium" und "Belutschistan" harmoniert. Solche Dialoge sind die Stärke von Noel Coward, der als Bühnenschauspieler begann und in den vierziger Jahren zu einem der meistgespielten britischen Dramatiker wurde. Auch im Film tummelte er sich - anfangs vor allem mit der Bearbeitung eigener Stücke für die Leinwand. Dabei sorgte er meist selbst für die Produktion und übernahm bisweilen auch die Regie. So etwa 1942 bei "In Which We Serve". An seiner Seite debütierte dabei ein Koregisseur, der eine bemerkenswerte Karriere vor sich haben sollte: David Lean. Cowards Protektion brachte den jungen Mann in Großbritannien schnell an die Spitze; der größte Erfolg ihrer Zusammenarbeit war 1945 "Brief Encounter" (Begegnung), bei dem Lean Regie führte und Coward produzierte.
Grundlage des Films ist ein Einakter von Coward, der ausschließlich in einer Bahnhofsgaststätte spielt. Das sieht man "Begegnung" noch an, auch wenn das Heim der Familie Jesson, einige Straßen und das Innere eines Kinos als wichtige Handlungsorte dazugekommen sind. Laura Jessons Vorstellung von Romantik deckt sich nicht mit der ihres Mannes. Auf dem Bahnhof von Milford lernt sie einen gleichfalls verheirateten Arzt kennen. Beide verlieben sich ineinander, und 1945 durfte eine solche Beziehung noch als veritabler Skandal gelten, der die Beteiligten in größte moralische Zweifel wirft.
Erzählt wird das Geschehen in einer höchst ungewöhnlichen Form: als imaginäres Gespräch von Laura Jesson mit ihrem Mann. So entsteht eine erstaunliche Ineinanderschachtelung von Rückblenden in Erinnerungen und sich überlagernden Gesprächen, die dann doch weit über das Theatralische der Vorlage hinausführt. Und Robert Krasker, der danach Kameramann beim "Dritten Mann" werden sollte, hat Bilder für die Intensität der Handlung gefunden, die ganz dem Film noir verpflichtet sind, aber auch die burlesken Seitenaspekte des Geschehens perfekt ins Spiel bringen. Ein Juwel ist dieser Film, das nur noch eine liebevollere Fassung verdient hätte als den rein schriftlichen Filmkommentar des Kinohistorikers Roland Kruse und die nur digital aufgearbeitete, aber nicht wirklich restaurierte Form, in der "Begegnung" auf der DVD zu sehen ist.
apl
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Romantik ist nur ein Wort: "Begegnung" von David Lean
David Lean: "Begegnung - Brief Encounter".
Epix/EuroVideo, 83 Minuten. Extras: Trailer, Biographien, Textkommentar von Roland Kruse.
Für Fred Jesson ist "Romantik" ein Wort, das im Kreuzworträtsel mit "Delirium" und "Belutschistan" harmoniert. Solche Dialoge sind die Stärke von Noel Coward, der als Bühnenschauspieler begann und in den vierziger Jahren zu einem der meistgespielten britischen Dramatiker wurde. Auch im Film tummelte er sich - anfangs vor allem mit der Bearbeitung eigener Stücke für die Leinwand. Dabei sorgte er meist selbst für die Produktion und übernahm bisweilen auch die Regie. So etwa 1942 bei "In Which We Serve". An seiner Seite debütierte dabei ein Koregisseur, der eine bemerkenswerte Karriere vor sich haben sollte: David Lean. Cowards Protektion brachte den jungen Mann in Großbritannien schnell an die Spitze; der größte Erfolg ihrer Zusammenarbeit war 1945 "Brief Encounter" (Begegnung), bei dem Lean Regie führte und Coward produzierte.
Grundlage des Films ist ein Einakter von Coward, der ausschließlich in einer Bahnhofsgaststätte spielt. Das sieht man "Begegnung" noch an, auch wenn das Heim der Familie Jesson, einige Straßen und das Innere eines Kinos als wichtige Handlungsorte dazugekommen sind. Laura Jessons Vorstellung von Romantik deckt sich nicht mit der ihres Mannes. Auf dem Bahnhof von Milford lernt sie einen gleichfalls verheirateten Arzt kennen. Beide verlieben sich ineinander, und 1945 durfte eine solche Beziehung noch als veritabler Skandal gelten, der die Beteiligten in größte moralische Zweifel wirft.
Erzählt wird das Geschehen in einer höchst ungewöhnlichen Form: als imaginäres Gespräch von Laura Jesson mit ihrem Mann. So entsteht eine erstaunliche Ineinanderschachtelung von Rückblenden in Erinnerungen und sich überlagernden Gesprächen, die dann doch weit über das Theatralische der Vorlage hinausführt. Und Robert Krasker, der danach Kameramann beim "Dritten Mann" werden sollte, hat Bilder für die Intensität der Handlung gefunden, die ganz dem Film noir verpflichtet sind, aber auch die burlesken Seitenaspekte des Geschehens perfekt ins Spiel bringen. Ein Juwel ist dieser Film, das nur noch eine liebevollere Fassung verdient hätte als den rein schriftlichen Filmkommentar des Kinohistorikers Roland Kruse und die nur digital aufgearbeitete, aber nicht wirklich restaurierte Form, in der "Begegnung" auf der DVD zu sehen ist.
apl
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