Es war die größte Geldfälschungsaktion aller Zeiten. Über 130 Millionen britische Pfund wurden gedruckt, unter Umständen, die nicht spektakulärer und tragischer hätten sein können. Als in den letzten Kriegsjahren die Lage zunehmend aussichtslos wurde, beschloss die Führung des Deutschen Reichs kurzerhand, die Banknoten der wichtigsten Kriegsgegner selbst herzustellen. Mit den Blüten wollte man die feindliche Wirtschaft überschwemmen und die leeren Kriegskassen füllen. Im KZ Sachsenhausen rüstete man hierfür unter dem Decknamen ,Operation Bernhard zwei strikt vom restlichen Lager und der Außenwelt abgeschottete Baracken in eine perfekt ausgestattete Fälscherwerkstatt um. Die Häftlinge hatten die Wahl: Unterstützten sie den Feind, bekamen sie die Chance zu überleben - als Gefangene erster Klasse in einem ,goldenen Käfig, ausreichend Essen und eigene Betten inbegriffen. Sabotierten sie, bedeutete dies den sicheren Tod. Für DIE FÄLSCHER ging es nicht mehr nur darum, Leib und Leben zu retten, sondern auch das eigene Gewissen...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2007Die Hölle der Hochstapler
Stefan Ruzowitzkys Film "Die Fälscher" erzählt unbekümmert von der Werkstatt im KZ Sachsenhausen
Zu den Geheimwaffen, mit denen die Nationalsozialisten in der späten Phase des Zweiten Weltkriegs ihrem Glück noch eine Wende geben wollten, zählt auch die Druckerpresse. Nicht nur Raketen sollte es über England und Amerika regnen, sondern auch falsches Geld, mit dem die Kriegswirtschaft der Gegner aus dem Lot gebracht werden sollte. Die Produzenten dieser "Blüten" saßen in Konzentrationslagern wie Mauthausen oder Sachsenhausen gefangen. Sie konnten ihren Tod hinauszögern, wenn sie täuschend echte Dollars und Pfund Sterling herstellten. Aber sie wussten natürlich auch, dass nur eine deutsche Niederlage letztendlich ihr Leben retten konnte.
Der Zeitzeuge Adolf Burger hat diese Geschichte für die Nachwelt überliefert, nun hat der aus Österreich gebürtige, in Deutschland aufgewachsene und nun wieder in Wien lebende Stefan Ruzowitzky ("Anatomie") daraus einen Spielfilm gemacht: "Die Fälscher" ist eine schillernde Mischung aus KZ-Drama und Schwerenöterkomödie, aus Geschichtsfilm und Thriller. Salomon Sorowitsch heißt der Held in diesem Fall, er wird gespielt von dem Serienstar Karl Markovics. Schon vor dem Krieg macht er in Berlin Bekanntschaft mit dem hohen SS-Offizier Herzog (Devid Striesow). Der verhaftet "Sally" Sorowitsch aus dem Bett heraus, das er gerade mit der schönen Aglaia teilt. Marie Bäumers spekulativer Kurzauftritt ist ein typisches Symptom des Koproduktionskinos, zu dem auch "Die Fälscher" gehört. Deutsche und österreichische Gremien können sich nun durch die sieben Nominierungen, die "Die Fälscher" für den Deutschen Filmpreis erhalten hat, bestätigt sehen. Die Deutsche Filmakademie zahlt durch die Nominierungen das Vertrauen zurück, das die öffentliche Filmwirtschaft vorgeschossen hat. Es galt einem Filmprojekt, das gut zu der neueren Tendenz passt, die historischen Erfahrungen des Nationalsozialismus mit einem Bedürfnis nach Mainstreamkino zu vermitteln. Salomon Sorowitsch ist dafür eine geeignete Figur, weil er zugleich unschuldig und skrupellos ist.
Der SS-Mann erinnert sich an die Begegnung in Berlin, als er Sorowitsch einige Jahre später in einer Reihe ausgemergelter Häftlinge in einem Konzentrationslager wiedersieht. Er erinnert sich auch an die verblüffenden Fähigkeiten von Sorowitsch, der nicht nur die Bilder berühmter Maler, sondern fast alles täuschend echt nachmachen kann. So nimmt die "Operation Bernhard" ihren Lauf, die von höchsten Stellen abgesegnet war, von der Ruzowitzky aber immer auf der Ebene der kleinen Leute erzählt. Sorowitsch, der in der Episode in Berlin auch als Frauenheld und als wendiger Bursche gezeichnet wird, ist sich selbst der Nächste. Er schlägt sich durch, wo immer er kann - notfalls zeichnet er die Aufsichtspersonen ein wenig schöner, die sich seine "Porträts" dann im Wohngebäude am Rande des Konzentrationslagers auf die Anrichte stellen.
In Sachsenhausen wird "Die Fälscher" zu einem Ensemblefilm, weil Sorowitsch es hier mit einer Gruppe von Häftlingen zu tun bekommt, mit denen er zusammenarbeiten muss. Besonders ein kommunistischer Drucker namens Adolf Burger (August Diehl spielt die Rolle des späteren Zeitzeugen) macht sich immer wieder dafür stark, die Pläne der Nazis zu sabotieren. Ruzowitzky inszeniert sehr effektvoll einen moralischen Zweikampf: hier der wendige Sorowitsch, da der aufrechte Burger. Auf der anderen Seite stehen die Peiniger: Neben dem dekadenten Herzog ist es vor allem der Aufseher Holst (Martin Brambach), der es an Sadismus nicht mangeln lässt und der manchmal wie eine Karikatur aller hässlichen Nazis der Filmgeschichte wirkt.
Ruzowitzky ist als Regisseur eindeutig durch neuere Ästhetiken geprägt. "Die Fälscher" ist vielfach mit Handkamera (Benedict Neuenfels) gedreht, wichtige Szenen sind durch Manipulation des Tons betont, an manchen Stellen könnte man an eine MTV-Version von "Schindlers Liste" denken, dann auch wieder an Filme wie Gillo Pontecorvos "Kapo" aus den fünfziger und sechziger Jahren, als man sich über die Darstellung der Konzentrationslager noch keine großen Gedanken machte.
Diese Unbekümmertheit eignet auch Ruzowitzky. Er orientiert sich mit "Die Fälscher" an einer altmodischen Form des europäischen Kinos, die eigentlich schon historisch zu sein schien, die aber hier noch einmal mit neuen technischen Finessen auf Vordermann gebracht wird - bis zu einem Epilog an der Côte d'Azur, dem Paradies der Hochstapler, in dem Salomon Sorowitsch aber nach seinen Erlebnissen nicht mehr so richtig glücklich werden kann.
BERT REBHANDL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Stefan Ruzowitzkys Film "Die Fälscher" erzählt unbekümmert von der Werkstatt im KZ Sachsenhausen
Zu den Geheimwaffen, mit denen die Nationalsozialisten in der späten Phase des Zweiten Weltkriegs ihrem Glück noch eine Wende geben wollten, zählt auch die Druckerpresse. Nicht nur Raketen sollte es über England und Amerika regnen, sondern auch falsches Geld, mit dem die Kriegswirtschaft der Gegner aus dem Lot gebracht werden sollte. Die Produzenten dieser "Blüten" saßen in Konzentrationslagern wie Mauthausen oder Sachsenhausen gefangen. Sie konnten ihren Tod hinauszögern, wenn sie täuschend echte Dollars und Pfund Sterling herstellten. Aber sie wussten natürlich auch, dass nur eine deutsche Niederlage letztendlich ihr Leben retten konnte.
Der Zeitzeuge Adolf Burger hat diese Geschichte für die Nachwelt überliefert, nun hat der aus Österreich gebürtige, in Deutschland aufgewachsene und nun wieder in Wien lebende Stefan Ruzowitzky ("Anatomie") daraus einen Spielfilm gemacht: "Die Fälscher" ist eine schillernde Mischung aus KZ-Drama und Schwerenöterkomödie, aus Geschichtsfilm und Thriller. Salomon Sorowitsch heißt der Held in diesem Fall, er wird gespielt von dem Serienstar Karl Markovics. Schon vor dem Krieg macht er in Berlin Bekanntschaft mit dem hohen SS-Offizier Herzog (Devid Striesow). Der verhaftet "Sally" Sorowitsch aus dem Bett heraus, das er gerade mit der schönen Aglaia teilt. Marie Bäumers spekulativer Kurzauftritt ist ein typisches Symptom des Koproduktionskinos, zu dem auch "Die Fälscher" gehört. Deutsche und österreichische Gremien können sich nun durch die sieben Nominierungen, die "Die Fälscher" für den Deutschen Filmpreis erhalten hat, bestätigt sehen. Die Deutsche Filmakademie zahlt durch die Nominierungen das Vertrauen zurück, das die öffentliche Filmwirtschaft vorgeschossen hat. Es galt einem Filmprojekt, das gut zu der neueren Tendenz passt, die historischen Erfahrungen des Nationalsozialismus mit einem Bedürfnis nach Mainstreamkino zu vermitteln. Salomon Sorowitsch ist dafür eine geeignete Figur, weil er zugleich unschuldig und skrupellos ist.
Der SS-Mann erinnert sich an die Begegnung in Berlin, als er Sorowitsch einige Jahre später in einer Reihe ausgemergelter Häftlinge in einem Konzentrationslager wiedersieht. Er erinnert sich auch an die verblüffenden Fähigkeiten von Sorowitsch, der nicht nur die Bilder berühmter Maler, sondern fast alles täuschend echt nachmachen kann. So nimmt die "Operation Bernhard" ihren Lauf, die von höchsten Stellen abgesegnet war, von der Ruzowitzky aber immer auf der Ebene der kleinen Leute erzählt. Sorowitsch, der in der Episode in Berlin auch als Frauenheld und als wendiger Bursche gezeichnet wird, ist sich selbst der Nächste. Er schlägt sich durch, wo immer er kann - notfalls zeichnet er die Aufsichtspersonen ein wenig schöner, die sich seine "Porträts" dann im Wohngebäude am Rande des Konzentrationslagers auf die Anrichte stellen.
In Sachsenhausen wird "Die Fälscher" zu einem Ensemblefilm, weil Sorowitsch es hier mit einer Gruppe von Häftlingen zu tun bekommt, mit denen er zusammenarbeiten muss. Besonders ein kommunistischer Drucker namens Adolf Burger (August Diehl spielt die Rolle des späteren Zeitzeugen) macht sich immer wieder dafür stark, die Pläne der Nazis zu sabotieren. Ruzowitzky inszeniert sehr effektvoll einen moralischen Zweikampf: hier der wendige Sorowitsch, da der aufrechte Burger. Auf der anderen Seite stehen die Peiniger: Neben dem dekadenten Herzog ist es vor allem der Aufseher Holst (Martin Brambach), der es an Sadismus nicht mangeln lässt und der manchmal wie eine Karikatur aller hässlichen Nazis der Filmgeschichte wirkt.
Ruzowitzky ist als Regisseur eindeutig durch neuere Ästhetiken geprägt. "Die Fälscher" ist vielfach mit Handkamera (Benedict Neuenfels) gedreht, wichtige Szenen sind durch Manipulation des Tons betont, an manchen Stellen könnte man an eine MTV-Version von "Schindlers Liste" denken, dann auch wieder an Filme wie Gillo Pontecorvos "Kapo" aus den fünfziger und sechziger Jahren, als man sich über die Darstellung der Konzentrationslager noch keine großen Gedanken machte.
Diese Unbekümmertheit eignet auch Ruzowitzky. Er orientiert sich mit "Die Fälscher" an einer altmodischen Form des europäischen Kinos, die eigentlich schon historisch zu sein schien, die aber hier noch einmal mit neuen technischen Finessen auf Vordermann gebracht wird - bis zu einem Epilog an der Côte d'Azur, dem Paradies der Hochstapler, in dem Salomon Sorowitsch aber nach seinen Erlebnissen nicht mehr so richtig glücklich werden kann.
BERT REBHANDL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main