Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 1,00 €
  • DVD

Im Sommer 1991 treibt es Glücksritter Hofschneider in die brachliegenden Märkte des chaotischen Ostens. Mit der Fabrik "Roter Stern" will er sein Unternehmerglück beweisen. Doch er stößt schnell an seine Grenzen und auf die Mentalität des kaukasischen Übergangsdirektor. Frau Cornelia versucht sich derweil anzupassen, während Sohnemann Stefan in diesem Sommer erwachsen wird.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl

  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
Im Sommer 1991 treibt es Glücksritter Hofschneider in die brachliegenden Märkte des chaotischen Ostens. Mit der Fabrik "Roter Stern" will er sein Unternehmerglück beweisen. Doch er stößt schnell an seine Grenzen und auf die Mentalität des kaukasischen Übergangsdirektor. Frau Cornelia versucht sich derweil anzupassen, während Sohnemann Stefan in diesem Sommer erwachsen wird.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl
Autorenporträt
Gordian Maugg, geboren 1966 in Heidelberg, lebt als Filmregisseur und Drehbuchautor in Berlin. Er schrieb und produzierte u. a. den Kinofilm "Zeppelin" sowie den historischen Fernsehfilm "Denk ich an Deutschland - Das Leben des Heinrich Heine".

Winfried Glatzeder, 1945 in Zoppot bei Danzig geboren, studierte Schauspiel an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam/Babelsberg. Von 1971 bis 1982 gehörte er zum Ensemble der Berliner Volksbühne. Einem breiten Fernsehpublikum ist Winfried Glatzeder als Tatort-Kommissar Ernst Roiter bekannt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.1996

Dauertrinker mit Lockenwicklern
Karwoche in Warschau, Mafia in Moskau, Mord in Belgrad: Filmnovellen auf der Berlinale

Fünfzig Jahre nach Kriegsende ist die politische Landschaft in Osteuropa noch längst nicht zur Ruhe gekommen. Die Filmkunst kann davon nicht schweigen, und gerade Deutschland wird dem Umgang mit den Erfahrungen der Vergangenheit eine besondere, wägende Aufmerksamkeit entgegenzubringen haben.

Gegenüber Andrzej Wajda, einem Klassiker des europäischen Kinos, dürfte der respektvolle Umgang selbstverständlich sein. Er hat eine Novelle verfilmt, die Jerzy Andrzejewski kurz nach dem Krieg schrieb, die in Polen in vielen Auflagen erschien, sich jedoch keiner sonderlichen Beliebtheit erfreuen konnte, weil sie an polnischer Schuld im Holocaust rührt: "Karwoche". Einer jungen Frau gelingt 1943 die Flucht aus dem Warschauer Ghetto. Ein Freund bringt Irena in seine Wohnung am Rande der Stadt, aber eine argwöhnische Concierge mobilisiert den Besitzer und treibt die Gejagte auf die Straße. Wer wird sein Leben für einen Juden riskieren? Der verheiratete Freund gerät in eine Falle der Gestapo. Seine Erschießung am Karfreitag hat Wajda wie eine Golgatha-Szene arrangiert.

Die Karwoche in Polen ist etwas anderes als in Deutschland, ein Höhepunkt, der zu Ostern hin immer mehr Menschen in den Kirchen versammelt. Die jüdischen Mitbürger gerade an den heiligen Tagen des Jahres 1943 verlassen zu haben, wenn auch unter höchst unfreien Verhältnissen, muß das Gewissen der Nation bis heute verstören. Es sind Erinnerungen, die der Regisseur in das Licht einer vergangenen Welt taucht, ohne dem Geschehen etwas von seiner Härte zu nehmen. Der frühlingsgrüne Wald, die Villa mit dem wohlsituierten, ratlosen Dichter in der Beletage, den unguten Verhältnissen im Souterrain und den diskutierenden Intellektuellen unter dem Dach, die Jüdin, den sich unbeteiligt gebenden Freund und dessen hochschwangere, auf christlichen Beistand hindrängende Frau, alle Details und alle Personen sind ebenso zufällig wie symbolisch. Auch die schwer auf ihren Krädern daherkommenden oder verschwitzt von einem schlimmen Dienst zurückkehrenden deutschen Soldaten sind vom Gedächtnis geschaffene Stereotypen.

Wajda hat ein strenges, in sich geschlossenes Werk geschaffen, das die von widerwärtiger Anpassung bis zu tragischem Widerstand reichenden Facetten des Verhaltens in der Diktatur vermittelt. Der Film wirkt wie ein Epitaph auf eine böse Heimsuchung. Wajdas Stil bezeugt eine künstlerische Redlichkeit, die nicht unbedingt zu den Durchschnittstugenden in der Branche zählt. Von den überzeugenden Darstellern bleiben vor allem Beata Fundalej als gehetzte, am Ende ihre Verräter verfluchende Irena und Wojciech Malajkat als Jan in Erinnerung. Die an die Figuren drängende und doch distanzierte Kamera, der Rhythmus der Einstellungen, die Musik - Wajda bewahrt stets das Maß einer sehr, vielleicht zu sehr ausgewogenen Filmästhetik.

Der durch sein Debüt "Der olympische Sommer" bekannt gewordene Gordian Maugg enttäuschte dagegen bei seinem neuen Versuch. "Die kaukasische Nacht", im Programm des Forums, ist eine in jeder Hinsicht verunglückte Filmproduktion. Vom ursprünglich vorgesehenen Drehort Tiflis von den wirren Verhältnissen ferngehalten, verpflanzte Maugg die Geschichte eines deutschen, "kolonisierenden" Unternehmers nach Moskau, das im Film nur als Zielort benannt, aber nicht gezeigt werden kann, weil die Aufnahmen in Belorußland und im Baltikum entstanden. Allein schon das jegliche Authentizität mißachtende Verfahren beweist bedenklichen Leichtsinn. Noch mehr verärgert die Ideologie, die der Komödie den Spaß austreibt, weil sie den Tatsachen (von denen die Wirtschaftsseiten der Zeitungen zeugen) hohnlacht und den Schauspielern die sie hoffnungslos überfordernde Aufgabe zuschanzt, die Rätselhaftigkeit der auf dem Reißbrett entworfenen Typen zu vertuschen.

Die Absichten sind klar. Deutschland, vertreten durch den Geschäftsmann Hofschneider (Winfried Glatzeder), macht sich ein weiteres Mal an Rußland schuldig, weil es dessen marode Fabriken (hier ein keramischer Großbetrieb) seinem Kapitalinteresse unterwirft. Aber auch menschlich ist mit den Deutschen, sogar den jungen, nicht viel los, wie Maugg an Hofschneiders Sohn Stefan und dessen völlig verworrener, pubertärer Affäre mit einem der Mafia zugehörigen Mädchen exemplifizieren will. Es gibt kaum ein Klischee, das der Regisseur nicht willig aufgreift: die Dauertrinkerin mit den Lockenwicklern im Haar, der allzeit lustige Schaffner, die sich den Deutschen entgegenwerfende Partisanenveteranin, die jungen Faschisten.

Manchmal sind es nur Realitätspartikel, die einen Film interessant machen. In Gorcin Stojanovics Debüt "Vorsätzlicher Mord", eine serbisch-ungarische Koproduktion im Programm des Panoramas, sieht man triste Warteschlangen vor Belgrader Lebensmittelläden, erlebt mit, wie ein junger Bursche, von der Verwundung kaum genesen und noch immer voller Haß gegen die kroatischen Mörder seiner Eltern, für einen Freiwilligentrupp geworben wird und einige so Eingesammelte mit düsteren Blicken in einem Bauernhaus verweilen, während der Bursche schon im Grab ruht. Die ausgedache Liebesgeschichte im Vordergrund gibt den Blick auf die nahezu ausweglose innere Verfassung des Landes frei, das aus ähnlich gewaltsamen Verhältnissen der Nachkriegszeit hervorging. Damals wie heute sollte "aufgeräumt" werden und mußte sich der einzelne mit der richtigen Gesinnung sein Lebensrecht erkaufen. Auch dieser, insgesamt zu literarische, zu sehr den Dialogen vertrauende Film gehört zu den ernsthaften Beiträgen auf der Berlinale. HANS-JÖRG ROTHER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr