New York im Jahr 1997. Reinzugehen ist verrückt, auszubrechen unmöglich.
Ganz Manhattan ist ein Hochsicherheitsgefängnis, in dem drei Millionen Mörder, Räuber, Vergewaltiger und gefährliche Durchgedrehte ohne Wärter eingesperrt sind. Es herrscht reine Anarchie und das Recht des Stärkeren. Mitten in dieses Chaos, in Mid Town Manhattan, stürzt Air Force One, die Maschine des Präsidenten. Jemand muss in diese Hölle rein - und wieder raus - um das Leben des Präsidenten zu retten.
Die Wahl für dieses Wahnsinnsunternehmen fällt auf Snake Plissken, einen hochdekorierten Ex-Lieutenant, der wegen seiner Verbrechen im Zivilleben selbst zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Bei Erfolg kann er seine Weste reinwaschen. Um sicherzustellen, dass Plissken seine Mission auch erfüllt, werden ihm kleine Sprengkörper implantiert. Snake hat weniger als 24 Stunden Zeit, den Präsidenten und sich selbst zu retten - danach explodieren die Ladungen...
Ganz Manhattan ist ein Hochsicherheitsgefängnis, in dem drei Millionen Mörder, Räuber, Vergewaltiger und gefährliche Durchgedrehte ohne Wärter eingesperrt sind. Es herrscht reine Anarchie und das Recht des Stärkeren. Mitten in dieses Chaos, in Mid Town Manhattan, stürzt Air Force One, die Maschine des Präsidenten. Jemand muss in diese Hölle rein - und wieder raus - um das Leben des Präsidenten zu retten.
Die Wahl für dieses Wahnsinnsunternehmen fällt auf Snake Plissken, einen hochdekorierten Ex-Lieutenant, der wegen seiner Verbrechen im Zivilleben selbst zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Bei Erfolg kann er seine Weste reinwaschen. Um sicherzustellen, dass Plissken seine Mission auch erfüllt, werden ihm kleine Sprengkörper implantiert. Snake hat weniger als 24 Stunden Zeit, den Präsidenten und sich selbst zu retten - danach explodieren die Ladungen...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2022Hellseherei für Einäugige
Aktueller Rückblick auf Künftiges: "Die Klapperschlange" beim F.A.Z.-Filmabend
Es sieht so aus, als brauchte man nicht mal die biologisch normale menschliche Tiefensicht, soll heißen: die Sorte Stereoskopie, die zwei dicht nebeneinander vorne im Gesicht angebrachte Augen erlauben, um Ärger, Schrecken und Schwachsinn kommender Jahrzehnte zutreffend vorauszusehen.
Ein Mann mit Augenklappe nämlich, also gewiss kein Kunde des seither ein paar Jahre lang als wichtigste neue Filmwirtschaftsverdienstquelle gefeierten, mittlerweile aber schon wieder krisenbedingt verblassenden digitalen 3-D-Kinos, wusste schon 1981, was heute die allernervösesten Paranoiden mit Schrecken erwarten: Wie man nach einer Injektion mit Kontroll-Mikrotechnik in den Blutkreislauf weiterlebt, ohne sich für die dadurch geweckten Ängste wenigstens mit einer Shopping-Tour in der Innenstadt entschädigen zu können, weil es da leider kaum noch gesunden Einzelhandel gibt, sondern nur noch Lieferengpässe, Mitnahme haushaltsüblicher Mengen und nächtliche Bandenkriege. Lange vor den jüngsten geopolitischen Entsetzlichkeiten auch war der Einäugige, dem man den Überwachungs-Chip gespritzt hat, schon als amerikanischer Elitesoldat in Osteuropa unterwegs, wenngleich das Schlachtfeld damals "Leningrad" hieß, was man heute auf keiner Landkarte mehr findet.
Vorausgesehen hat dieser Mensch vor mehr als vier Jahrzehnten überdies, dass eines Tages Flugzeuge die Hochbauten New Yorks ansteuern und an ihnen zerschellen würden und dass der Rest des im Kalten Krieg einst kompakt dem Feind trotzenden Westens zur Jahrtausendwende sowohl zwischen- wie binnenstaatlich in ernste Zerfallsprozesse geraten würde, während der Aufstieg Chinas und absehbare sinorussische Allianzen dem amerikanischen Präsidenten die Nachtruhe rauben mochten. Der Mann, von dem hier die Rede ist, ließ sich allerdings von keiner einzigen Unbehaglichkeit in dieser Reihe damaliger Prophezeiungen und zwischenzeitlicher Realitäten die Laune vermiesen. Lieber behandelte er das, was da so alles passieren sollte und bald tatsächlich geschah, gemäß dem amoralisch-asozialen Grundsatz, den ein Liedtext von Lou Reed unsterblich gemacht hat: "There are problems in these times but none of them are mine". Das Individuum, von dem hier die Rede ist, heißt Snake Plissken und wird in zwei Filmen des Regisseurs John Carpenter von Kurt Russell gespielt: "Die Klapperschlange" (1981) und "Flucht aus L.A." (1996).
Der erstaunlichere von beiden ist der erstgenannte, nicht nur aus den referierten futurologischen, sondern unter anderem auch aus schauspielerischen Gründen: Dass man beispielsweise die ausgetrocknete Einsilbigkeit, mit der Clint Eastwood berühmt geworden ist, auch mit einem Gesicht, das viel weicher ist als seins, liebevoll nachahmen kann, wie Russell dies hier vorführt (und damit Generationen von Kollegen zwischen Bruce Willis und Ryan Gosling eine nützliche technische Repertoire-Ergänzung zur Verfügung stellt), schmiegt sich schöner als alles andere, was irgendwer je vor John Carpenters Kamera ausprobiert hat, der besonderen Sensibilität dieses Regisseurs für Zitate aus der Geschichte des Kinos an. Denn diese Empfindsamkeit, die Carpenter weder in kunstvollen noch in trashigen Momenten je verraten hat (und von beiden gibt's bei ihm, weiß Gott, sehr viele), wollte und will nie nur zum Zweck der Demonstration filmhistorischer Auskennerei bei anderen wildern, sondern verfolgt stets das Ziel, die Stoffe und Themen des Zitierten mit neuen, in den Quellen noch nicht berührten Weltwirklichkeiten (oder eben, wie bei Snake Plissken: Ahnungen, Aussichten) zu konfrontieren, damit ein noch unbekanntes Gefühl herausspringt.
Bevor das Publikum des Jahres 2022 sich aber solchen ästhetischen Spezialfragen hingibt oder dem Charme der Kurt Russell in "Die Klapperschlange" umgebenden, großartigen Restbesetzung erliegt (Harry Dean Stanton als größtmöglicher Kleinkrimineller! Isaac Hayes als Pöbelkönig! Donald Pleasence als übelster US-Präsident aller Zeiten!), muss an die Kernfragen erinnert werden, die jedes Wiedersehen mit diesem Film heute stellt: Wie konnte Snake Plissken das alles vorauswissen? Hat John Carpenter eine Glaskugel gefressen? Und wieso ist der Film gleichzeitig einerseits visuell dauernd so dunkel und andererseits dramaturgisch noch beim größten Karambolage-Quatsch so absolut glasklar erzählt? Ganz allgemein gedacht schließlich: Könnte es sein, dass "Durchblick" (nicht nur) bei der gegebenen Weltlage gar kein erreichbares oder auch nur erstrebenswertes Ziel des Filmerlebens (mehr) ist - oder was sonst hat behinderte, eingeschränkte, abgedämpfte Sicht, ob nun einäugig oder von Lichtregie gezielt verfinstert, mit dem eigenartig unbestechlichen Blick auf die Realität zu tun, den dieser Reißer aus einer untergegangenen Kinowelt uns genießen lehren kann?
Wer das alles verstehen will oder weitere Prognosen übers Jahr 2022 hinaus sucht, wer vielleicht auch nur anderthalb Stunden in Erwartung einer sehr zeitgemäßen politischen Zusammenfassung aller möglichen Menschensünden mit ein paar abgerissenen Abenteuergestalten im Dunkeln tappen mag, oder wer einfach zuhören und zuschauen möchte, wie zwei Personen, die Carpenters Lebenswerk gerade wochenlang untersucht haben, miteinander sowie, wenn es Fragen oder Einwände gibt, auch mit dem Publikum darüber diskutieren, muss heute Abend am vierten Filmabend der F.A.Z. für Abonnentinnen und Abonnenten teilnehmen - wie immer beginnt die in Kooperation mit dem Streamingdienst Pantaflix konzipierte Veranstaltung um 19 Uhr mit ein paar Worten zum Film, der dann im Stream zu sehen ist. Danach besteht Gelegenheit für Wortmeldungen in der Diskussion mit Maria Wiesner und dem Verfasser dieses Artikels. Dafür ist eine Registrierung auf FAZ.NET notwendig, alle näheren Informationen dazu sind unter dem unten aufgeführten Link zu finden. DIETMAR DATH
Der Livestream des Films beginnt am heutigen Dienstagabend um 19 Uhr. Ihn und mehr zum Thema findet man unter faz.net/filmabend4
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aktueller Rückblick auf Künftiges: "Die Klapperschlange" beim F.A.Z.-Filmabend
Es sieht so aus, als brauchte man nicht mal die biologisch normale menschliche Tiefensicht, soll heißen: die Sorte Stereoskopie, die zwei dicht nebeneinander vorne im Gesicht angebrachte Augen erlauben, um Ärger, Schrecken und Schwachsinn kommender Jahrzehnte zutreffend vorauszusehen.
Ein Mann mit Augenklappe nämlich, also gewiss kein Kunde des seither ein paar Jahre lang als wichtigste neue Filmwirtschaftsverdienstquelle gefeierten, mittlerweile aber schon wieder krisenbedingt verblassenden digitalen 3-D-Kinos, wusste schon 1981, was heute die allernervösesten Paranoiden mit Schrecken erwarten: Wie man nach einer Injektion mit Kontroll-Mikrotechnik in den Blutkreislauf weiterlebt, ohne sich für die dadurch geweckten Ängste wenigstens mit einer Shopping-Tour in der Innenstadt entschädigen zu können, weil es da leider kaum noch gesunden Einzelhandel gibt, sondern nur noch Lieferengpässe, Mitnahme haushaltsüblicher Mengen und nächtliche Bandenkriege. Lange vor den jüngsten geopolitischen Entsetzlichkeiten auch war der Einäugige, dem man den Überwachungs-Chip gespritzt hat, schon als amerikanischer Elitesoldat in Osteuropa unterwegs, wenngleich das Schlachtfeld damals "Leningrad" hieß, was man heute auf keiner Landkarte mehr findet.
Vorausgesehen hat dieser Mensch vor mehr als vier Jahrzehnten überdies, dass eines Tages Flugzeuge die Hochbauten New Yorks ansteuern und an ihnen zerschellen würden und dass der Rest des im Kalten Krieg einst kompakt dem Feind trotzenden Westens zur Jahrtausendwende sowohl zwischen- wie binnenstaatlich in ernste Zerfallsprozesse geraten würde, während der Aufstieg Chinas und absehbare sinorussische Allianzen dem amerikanischen Präsidenten die Nachtruhe rauben mochten. Der Mann, von dem hier die Rede ist, ließ sich allerdings von keiner einzigen Unbehaglichkeit in dieser Reihe damaliger Prophezeiungen und zwischenzeitlicher Realitäten die Laune vermiesen. Lieber behandelte er das, was da so alles passieren sollte und bald tatsächlich geschah, gemäß dem amoralisch-asozialen Grundsatz, den ein Liedtext von Lou Reed unsterblich gemacht hat: "There are problems in these times but none of them are mine". Das Individuum, von dem hier die Rede ist, heißt Snake Plissken und wird in zwei Filmen des Regisseurs John Carpenter von Kurt Russell gespielt: "Die Klapperschlange" (1981) und "Flucht aus L.A." (1996).
Der erstaunlichere von beiden ist der erstgenannte, nicht nur aus den referierten futurologischen, sondern unter anderem auch aus schauspielerischen Gründen: Dass man beispielsweise die ausgetrocknete Einsilbigkeit, mit der Clint Eastwood berühmt geworden ist, auch mit einem Gesicht, das viel weicher ist als seins, liebevoll nachahmen kann, wie Russell dies hier vorführt (und damit Generationen von Kollegen zwischen Bruce Willis und Ryan Gosling eine nützliche technische Repertoire-Ergänzung zur Verfügung stellt), schmiegt sich schöner als alles andere, was irgendwer je vor John Carpenters Kamera ausprobiert hat, der besonderen Sensibilität dieses Regisseurs für Zitate aus der Geschichte des Kinos an. Denn diese Empfindsamkeit, die Carpenter weder in kunstvollen noch in trashigen Momenten je verraten hat (und von beiden gibt's bei ihm, weiß Gott, sehr viele), wollte und will nie nur zum Zweck der Demonstration filmhistorischer Auskennerei bei anderen wildern, sondern verfolgt stets das Ziel, die Stoffe und Themen des Zitierten mit neuen, in den Quellen noch nicht berührten Weltwirklichkeiten (oder eben, wie bei Snake Plissken: Ahnungen, Aussichten) zu konfrontieren, damit ein noch unbekanntes Gefühl herausspringt.
Bevor das Publikum des Jahres 2022 sich aber solchen ästhetischen Spezialfragen hingibt oder dem Charme der Kurt Russell in "Die Klapperschlange" umgebenden, großartigen Restbesetzung erliegt (Harry Dean Stanton als größtmöglicher Kleinkrimineller! Isaac Hayes als Pöbelkönig! Donald Pleasence als übelster US-Präsident aller Zeiten!), muss an die Kernfragen erinnert werden, die jedes Wiedersehen mit diesem Film heute stellt: Wie konnte Snake Plissken das alles vorauswissen? Hat John Carpenter eine Glaskugel gefressen? Und wieso ist der Film gleichzeitig einerseits visuell dauernd so dunkel und andererseits dramaturgisch noch beim größten Karambolage-Quatsch so absolut glasklar erzählt? Ganz allgemein gedacht schließlich: Könnte es sein, dass "Durchblick" (nicht nur) bei der gegebenen Weltlage gar kein erreichbares oder auch nur erstrebenswertes Ziel des Filmerlebens (mehr) ist - oder was sonst hat behinderte, eingeschränkte, abgedämpfte Sicht, ob nun einäugig oder von Lichtregie gezielt verfinstert, mit dem eigenartig unbestechlichen Blick auf die Realität zu tun, den dieser Reißer aus einer untergegangenen Kinowelt uns genießen lehren kann?
Wer das alles verstehen will oder weitere Prognosen übers Jahr 2022 hinaus sucht, wer vielleicht auch nur anderthalb Stunden in Erwartung einer sehr zeitgemäßen politischen Zusammenfassung aller möglichen Menschensünden mit ein paar abgerissenen Abenteuergestalten im Dunkeln tappen mag, oder wer einfach zuhören und zuschauen möchte, wie zwei Personen, die Carpenters Lebenswerk gerade wochenlang untersucht haben, miteinander sowie, wenn es Fragen oder Einwände gibt, auch mit dem Publikum darüber diskutieren, muss heute Abend am vierten Filmabend der F.A.Z. für Abonnentinnen und Abonnenten teilnehmen - wie immer beginnt die in Kooperation mit dem Streamingdienst Pantaflix konzipierte Veranstaltung um 19 Uhr mit ein paar Worten zum Film, der dann im Stream zu sehen ist. Danach besteht Gelegenheit für Wortmeldungen in der Diskussion mit Maria Wiesner und dem Verfasser dieses Artikels. Dafür ist eine Registrierung auf FAZ.NET notwendig, alle näheren Informationen dazu sind unter dem unten aufgeführten Link zu finden. DIETMAR DATH
Der Livestream des Films beginnt am heutigen Dienstagabend um 19 Uhr. Ihn und mehr zum Thema findet man unter faz.net/filmabend4
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