Technische Angaben:
Bildformat: 2.35:1 (anamorph)
Sprache / Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1/ DTS-ES 6.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Ländercode: 2
Extras: Audiokommentar von Roman Polanski; Making of; Fotogalerie; Interviews; Trailer; Filmografien u. a.
Der Bücherjäger Dean Corso (Johnny Depp) wird von dem Sammler Boris Balkan angeheuert, ein Buch mit dem mysteriösen Titel Die Neun Pforten ins Reich der Schatten ausfindig zu machen. Es heißt, bei einem der drei existierenden Exemplare hat der Teufel selbst seine Finger im Spiel gehabt. Während seiner Reisen nach New York, Toledo, Paris und Cintra dringt Corso immer tiefer in ein Labyrinth aus Fallen, Versuchungen, mysteriösen Begegnungen, Gewalt und Tod. Verfolgt von einer mörderischen Furie, beschützt von einem mysteriösen Wesen und geleitet von einer ihm unerklärlichen Kraft gelingt es Corso, nicht nur die Rätsel des Buches zu lösen. Bald erkennt er auch den wahren Grund für seine gefährliche Mission...
Bildformat: 2.35:1 (anamorph)
Sprache / Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1/ DTS-ES 6.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Ländercode: 2
Extras: Audiokommentar von Roman Polanski; Making of; Fotogalerie; Interviews; Trailer; Filmografien u. a.
Der Bücherjäger Dean Corso (Johnny Depp) wird von dem Sammler Boris Balkan angeheuert, ein Buch mit dem mysteriösen Titel Die Neun Pforten ins Reich der Schatten ausfindig zu machen. Es heißt, bei einem der drei existierenden Exemplare hat der Teufel selbst seine Finger im Spiel gehabt. Während seiner Reisen nach New York, Toledo, Paris und Cintra dringt Corso immer tiefer in ein Labyrinth aus Fallen, Versuchungen, mysteriösen Begegnungen, Gewalt und Tod. Verfolgt von einer mörderischen Furie, beschützt von einem mysteriösen Wesen und geleitet von einer ihm unerklärlichen Kraft gelingt es Corso, nicht nur die Rätsel des Buches zu lösen. Bald erkennt er auch den wahren Grund für seine gefährliche Mission...
Bonusmaterial
- Audiokommentar von Roman Polanski - Isolierte Musikspur - Making Of - Fotogalerie - Inside Roman Polanski - Interviews - Storyboard-Film-Vergleich - Im Gespräch mit Roman Polanski - Galerie der satanischen Holzschnitte - Produktionsnotizen - Filmografien - Trailer - TV-SpotsFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.12.1999Der dümmste Detektiv der Welt
Roman Polanskis neuer Film "Die neun Pforten" wirft nicht nur für seinen Helden Johnny Depp Rätsel auf
Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn sich vor Dean Corso nicht jede Tür öffnete. Der Jäger der verlorenen Schartekenschätze ist berühmt in seiner Branche als kühner Kenner aller Kniffe, und wenn er vor einer verschlossenen Tür steht, weiß er, was er zu tun hat. Kaltblütig betätigt er den Klingelknopf. Einen schönen, guten Tag wünscht er und stellt sich unter falschem Namen als leidenschaftlicher Sammler alter Bücher vor. Ob er ein bisschen in der Bibliothek herumstöbern dürfe? Vielleicht finde er einen Schmöker, den er gern kaufen würde.
Corso sieht nicht aus, wie sich der Unbelesene einen Bücherwurm vorstellt. Seine Brille ist nicht dick, er trägt weder den Pelzmantel, den man in ungeheizten Lesesälen braucht, noch das drollige Hütchen, das die Verachtung des klassischen Geistes für die Mode anzeigt. Aber gerade das unprofessionelle Outfit schafft Vertrauen. Ein Griff ins Regal, und Corso zieht von dannen mit Nelsons Exemplar der Geschichte der englischen Flotte, erkennbar am Wasserschaden aus der Schlacht von Trafalgar.
Ein solches Bubenstück erzählt die brillante Eröffnung von Roman Polanskis Film "Die neun Pforten". Corso erbeutet eine edle Edition des Don Quixote. Der Zuschauer, den der Titel und der grandiose Vorspann eine perfekte Geschichte erwarten lassen, in der eins aus dem anderen hervorgeht und nichts zufällig ist, ahnt, dass das Schnäppchen ein Zeichen ist. So billig wird Corso nicht mehr davonkommen, das Leben wird die Literatur imitieren, allerdings spiegelverkehrt.
Corso ist ein Geschäftsmann, hat sich nie gewünscht, hoch zu Ross gegen gräuliche Drachen zu kämpfen und liebliche Prinzessinnen zu befreien. Sein Wahn ist der Rationalismus; er hat Geschmack am Abenteuer der Aufklärung und kommt in Teufels Küche. Die traurige Gestalt, die Johnny Depp als Corso abgibt, stimmt leider auch den Zuschauer traurig. Die Passivität des Helden wird zwar gefordert von der perfekten Geschichte, in der alles von selber geschieht: Der Mann, der zu viel wusste, wird zum Spielball höherer Mächte, die ihn naiv aussehen lassen - der Stellvertreter des Zuschauers, der nicht weiß, was ihm widerfährt.
Doch Corso stellt sich auch auf seinem Fachgebiet töricht an. Ein Sammler mit dem ominösen Namen Boris Balkan gibt ihm den Auftrag, den Schwarzen Einser seiner dämonologischen Kollektion, einen angeblich von Satan selbst verfassten Traktat, mit den beiden anderen existierenden Exemplaren zu vergleichen und nach jenen minimalen Abweichungen zu suchen, die nur Kennern ins Auge fallen. "Die neun Pforten ins Reich der Schatten" sind jedoch alles andere als ein Buch mit sieben Siegeln. Auf den neun Stichen, die der diabolische Verfasser seinem Werk beigegeben hat, sind die Pforten zwar alle verschlossen, aber dass beispielsweise der Hüter des zweiten Tores die Schlüssel einmal in der rechten und einmal in der linken Hand hält, erkennt wohl nur der Experte erst auf den zweiten Blick. Kein Wunder, dass Corso noch so gute Augen hat; er hat offenbar nicht regelmäßig das Rätsel "Original + Fälschung" in der "Hörzu" gelöst.
Die höllische Ouvertüre, der Blick in den Abgrund der Händlerseele, versprach einen Besuch in der Bibliothek von Babel, in der jedes Zeichen auf ein neues verweist. Aber Satan, das ist Polanskis überraschende Offenbarung, hat es gar nicht auf Verwirrung abgesehen; als Autor des durchschaubarsten Buches aller Zeiten müsste er der Erzfeind der Dekonstruktivisten sein. Als der Schlüssel zu den neun Pforten einmal gefunden ist, ist der Fortgang von Corsos Ermittlungen in Grandhotels und Burgruinen nur noch so spannend wie das Öffnen eines Adventskalenders. Achtmal wird der Detektiv die Asche sein, aber einmal auch der helle Schein.
Die Stiche des Buches präfigurieren die Stationen des Films: Doch selbst diesen ältesten Trick des linearen Erzählens setzt Polanski nicht mit der Sorgfalt um, die man von einem Bücher- oder Filmnarren erwarten muss. Einzig der Einsturz eines Baugerüsts in einer Gasse von Toledo ist ein wirklich grusliger Moment, weil die Filmkulisse selbst zusammenzufallen scheint und die Grenze zwischen Realität und Fiktion spielerisch in Frage gezogen wird. Anders als in "Rosemary's Baby" ist die dämonologische Obsession keine Metapher einer sozialen Pathologie. Und wo ein Fall von Umweltkriminalität Jack Nicholson in "Chinatown" in den Untergrund der modernen Seele vordringen ließ, da bleibt Johnny Depps global player ein oberflächlicher Leser.
Der Regisseur hat sich gebrüstet, dass ihn das Übernatürliche gar nicht interessiere. Man weiß, dass der Teufel die furchtbarste Rache dem Ungläubigen vorbehält. Polanski wollte die perfekte Geschichte erzählen, die auf nichts verweisen sollte, und hat einen vollkommen langweiligen Film gedreht. Er hat an die Zuschauer appelliert, das Geheimnis der "Neun Pforten" für sich zu behalten. Aber der Kritiker hat keinen Teufelspakt mit dem Filmemacher geschlossen, sondern seine Informationspflicht zu erfüllen. Das Geheimnis heißt auch in diesem Polanski-Film Emmanuelle Seigner. Bestätigt wird die Volksweisheit, dass Mädchen mit blonden Haaren und Schlitzaugen das Hexen nicht lassen können: She's the devil in disguise.
PATRICK BAHNERS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Roman Polanskis neuer Film "Die neun Pforten" wirft nicht nur für seinen Helden Johnny Depp Rätsel auf
Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn sich vor Dean Corso nicht jede Tür öffnete. Der Jäger der verlorenen Schartekenschätze ist berühmt in seiner Branche als kühner Kenner aller Kniffe, und wenn er vor einer verschlossenen Tür steht, weiß er, was er zu tun hat. Kaltblütig betätigt er den Klingelknopf. Einen schönen, guten Tag wünscht er und stellt sich unter falschem Namen als leidenschaftlicher Sammler alter Bücher vor. Ob er ein bisschen in der Bibliothek herumstöbern dürfe? Vielleicht finde er einen Schmöker, den er gern kaufen würde.
Corso sieht nicht aus, wie sich der Unbelesene einen Bücherwurm vorstellt. Seine Brille ist nicht dick, er trägt weder den Pelzmantel, den man in ungeheizten Lesesälen braucht, noch das drollige Hütchen, das die Verachtung des klassischen Geistes für die Mode anzeigt. Aber gerade das unprofessionelle Outfit schafft Vertrauen. Ein Griff ins Regal, und Corso zieht von dannen mit Nelsons Exemplar der Geschichte der englischen Flotte, erkennbar am Wasserschaden aus der Schlacht von Trafalgar.
Ein solches Bubenstück erzählt die brillante Eröffnung von Roman Polanskis Film "Die neun Pforten". Corso erbeutet eine edle Edition des Don Quixote. Der Zuschauer, den der Titel und der grandiose Vorspann eine perfekte Geschichte erwarten lassen, in der eins aus dem anderen hervorgeht und nichts zufällig ist, ahnt, dass das Schnäppchen ein Zeichen ist. So billig wird Corso nicht mehr davonkommen, das Leben wird die Literatur imitieren, allerdings spiegelverkehrt.
Corso ist ein Geschäftsmann, hat sich nie gewünscht, hoch zu Ross gegen gräuliche Drachen zu kämpfen und liebliche Prinzessinnen zu befreien. Sein Wahn ist der Rationalismus; er hat Geschmack am Abenteuer der Aufklärung und kommt in Teufels Küche. Die traurige Gestalt, die Johnny Depp als Corso abgibt, stimmt leider auch den Zuschauer traurig. Die Passivität des Helden wird zwar gefordert von der perfekten Geschichte, in der alles von selber geschieht: Der Mann, der zu viel wusste, wird zum Spielball höherer Mächte, die ihn naiv aussehen lassen - der Stellvertreter des Zuschauers, der nicht weiß, was ihm widerfährt.
Doch Corso stellt sich auch auf seinem Fachgebiet töricht an. Ein Sammler mit dem ominösen Namen Boris Balkan gibt ihm den Auftrag, den Schwarzen Einser seiner dämonologischen Kollektion, einen angeblich von Satan selbst verfassten Traktat, mit den beiden anderen existierenden Exemplaren zu vergleichen und nach jenen minimalen Abweichungen zu suchen, die nur Kennern ins Auge fallen. "Die neun Pforten ins Reich der Schatten" sind jedoch alles andere als ein Buch mit sieben Siegeln. Auf den neun Stichen, die der diabolische Verfasser seinem Werk beigegeben hat, sind die Pforten zwar alle verschlossen, aber dass beispielsweise der Hüter des zweiten Tores die Schlüssel einmal in der rechten und einmal in der linken Hand hält, erkennt wohl nur der Experte erst auf den zweiten Blick. Kein Wunder, dass Corso noch so gute Augen hat; er hat offenbar nicht regelmäßig das Rätsel "Original + Fälschung" in der "Hörzu" gelöst.
Die höllische Ouvertüre, der Blick in den Abgrund der Händlerseele, versprach einen Besuch in der Bibliothek von Babel, in der jedes Zeichen auf ein neues verweist. Aber Satan, das ist Polanskis überraschende Offenbarung, hat es gar nicht auf Verwirrung abgesehen; als Autor des durchschaubarsten Buches aller Zeiten müsste er der Erzfeind der Dekonstruktivisten sein. Als der Schlüssel zu den neun Pforten einmal gefunden ist, ist der Fortgang von Corsos Ermittlungen in Grandhotels und Burgruinen nur noch so spannend wie das Öffnen eines Adventskalenders. Achtmal wird der Detektiv die Asche sein, aber einmal auch der helle Schein.
Die Stiche des Buches präfigurieren die Stationen des Films: Doch selbst diesen ältesten Trick des linearen Erzählens setzt Polanski nicht mit der Sorgfalt um, die man von einem Bücher- oder Filmnarren erwarten muss. Einzig der Einsturz eines Baugerüsts in einer Gasse von Toledo ist ein wirklich grusliger Moment, weil die Filmkulisse selbst zusammenzufallen scheint und die Grenze zwischen Realität und Fiktion spielerisch in Frage gezogen wird. Anders als in "Rosemary's Baby" ist die dämonologische Obsession keine Metapher einer sozialen Pathologie. Und wo ein Fall von Umweltkriminalität Jack Nicholson in "Chinatown" in den Untergrund der modernen Seele vordringen ließ, da bleibt Johnny Depps global player ein oberflächlicher Leser.
Der Regisseur hat sich gebrüstet, dass ihn das Übernatürliche gar nicht interessiere. Man weiß, dass der Teufel die furchtbarste Rache dem Ungläubigen vorbehält. Polanski wollte die perfekte Geschichte erzählen, die auf nichts verweisen sollte, und hat einen vollkommen langweiligen Film gedreht. Er hat an die Zuschauer appelliert, das Geheimnis der "Neun Pforten" für sich zu behalten. Aber der Kritiker hat keinen Teufelspakt mit dem Filmemacher geschlossen, sondern seine Informationspflicht zu erfüllen. Das Geheimnis heißt auch in diesem Polanski-Film Emmanuelle Seigner. Bestätigt wird die Volksweisheit, dass Mädchen mit blonden Haaren und Schlitzaugen das Hexen nicht lassen können: She's the devil in disguise.
PATRICK BAHNERS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main