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Claire ist 17, allein und schwanger. Ihre Gefühle versteckt sie hinter Ruppigkeit, ihren Bauch unter einer weichen Jacke. Niemand soll etwas von der Schwangerschaft erfahren, sie will anonym entbinden und das Kind zur Adoption freigeben. Ihre größte Leidenschaft ist die Stickerei. Die Arbeit für die Haute-Couture-Stickerin Madame Melikian, die kürzlich ihren Sohn durch einen Motorradunfall verloren hat, öffnet die verschlossenen Gefühle Claires. Mit der Opulenz der Applikationen, der Zartheit der Stoffe und der Pracht, die sie herzustellen vermögen, weicht die anfängliche Distanz und…mehr

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Produktbeschreibung
Claire ist 17, allein und schwanger. Ihre Gefühle versteckt sie hinter Ruppigkeit, ihren Bauch unter einer weichen Jacke. Niemand soll etwas von der Schwangerschaft erfahren, sie will anonym entbinden und das Kind zur Adoption freigeben. Ihre größte Leidenschaft ist die Stickerei.
Die Arbeit für die Haute-Couture-Stickerin Madame Melikian, die kürzlich ihren Sohn durch einen Motorradunfall verloren hat, öffnet die verschlossenen Gefühle Claires. Mit der Opulenz der Applikationen, der Zartheit der Stoffe und der Pracht, die sie herzustellen vermögen, weicht die anfängliche Distanz und abweisende Haltung einem tiefen Einverständnis, das keiner langen Reden bedarf. Über die Stickerei finden die Frauen zueinander und zurück ins Leben mit seiner Schönheit, Nähe und Neuanfängen.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.05.2005

Am seidenen Faden
Siebzehn Jahr, rotes Haar: Eléonore Fauchers Debütfilm "Die Perlenstickerinnen"

Selten hing der Zauber eines Films so sehr an der Haarfarbe seiner Heldin. Natürlich hat "Die Perlenstickerinnen" noch andere Qualitäten als das rote Haar der Hauptdarstellerin Lola Naymark, aber welche Rolle es spielt, merkt man schon daran, daß die Erinnerungen an den Film ungleich blasser wären, wenn man sich eine blonde oder dunkelhaarige Protagonistin dazu vorstellen würde. Die Rothaarige hingegen bringt den Film geradezu zum Leuchten, und die Regisseurin Eléonore Faucher läßt auch keine Gelegenheit aus, das Sonnenlicht im wilden Schopf ihrer Heldin spielen zu lassen, die sich solchermaßen umkrönt beinahe engelsgleich durch die französische Provinz zu bewegen scheint. Dazu paßt auch der Gleichmut in Lola Naymarks Zügen, eine gewisse Ungerührtheit gegenüber den Anfechtungen des Lebens, die allerdings weniger von Unschuld als von manchen bitteren Erfahrungen kündet. Ihr rotes Haar ist jedenfalls kein Heiligenschein, sondern eher Schutzschild, mit dem sie sich gegen die Tristesse ihrer Umgebung wappnet.

Claire heißt diese Heldin, die siebzehn ist und ungewollt schwanger. Weil sie keine Lust hat, diesen Umstand zu rechtfertigen oder sich überhaupt nur damit auseinanderzusetzen, behauptet sie vor ihren Kolleginnen im Supermarkt, sie habe Krebs, und die Kortisonbehandlung lasse sie derart aufschwemmen. Es ist trotzdem nicht so, daß ihr der Gedanke an das Kind zuwider wäre - sie will anonym entbinden und das Kind zur Adoption freigeben. Bis dahin scheint die Einzelgängerin entschlossen, die Sache mit sich selbst auszumachen, ohne das Mitleid oder die guten Ratschläge der anderen. Mit dem Freund rechnet sie sowieso nicht, die Mutter übersieht den Zustand ebenfalls geflissentlich, und die beste Freundin zieht auch fort.

Ihre einzige Leidenschaft gilt der Perlenstickerei, für die sie auf den Feldern Kohlköpfe klaut, die sie gegen Hasenfelle eintauscht, um sie in ihre phantasievollen Kreationen einzubinden. In ihrer Einsamkeit wendet sie sich an Madame Melikian, eine armenische Witwe, die für Pariser Modehäuser stickt und sich seit dem Tod ihres Sohnes bei einem Motorradunfall vor der Welt abgeschottet hat. Die Lebensfreude, welche Ariane Ascaride in den Filmen ihres Lebensgefährten Robert Guédiguian auszeichnet, ist hier ganz erloschen. Sie spielt die Edelstickerin mit einer Schmerzensstrenge, die effektvoll mit dem weichen Leuchten ihrer Partnerin kontrastiert. Die beiden sitzen schweigsam über ihren Arbeiten in der düsteren, fast verwunschenen Werkstatt und scheinen entschlossen, ihre Verlorenheit um keinen Preis zu teilen. Nur die kurzen Blicke im Rücken der anderen lassen vermuten, daß es ein Interesse jenseits der professionellen Gemeinsamkeit geben könnte.

Eléonore Faucher, die mit ihrem Debüt in Cannes den Preis der Semaine de la Critique gewann, macht das sehr geschickt, wie sie das feine Handwerk den gröberen Zügen des Lebens auf dem Lande gegenüberstellt, dem Wühlen in der Erde, dem Häuten der Aale. Inmitten der ungeschlachten Natur wächst den Stickereien natürlich ein kontemplativer Zauber zu, daß man im steten Hin und Her von Nadel und Faden den Eindruck bekommen kann, hier stehe die Zeit so still wie in einem Gemälde von Vermeer. Da ist es klar, daß die Regisseurin ihre Arbeit im Werk der "Brodeuses", wie die Perlenstickerinnen im Original heißen, gespiegelt sehen will, aber auch wenn sie die innige Handwerk bewußt absetzt vom entfremdeten Arbeiten im Supermarkt, hat man mitunter den Verdacht, daß die Stickerei eben nur eine hübsche Applikation ist und nicht ein Muster, das dem Film wirklich eingewoben wäre. Aber bei aller Verspieltheit, die womöglich in der Natur dieses Metiers liegt, ist Eléonore Faucher ein starkes Debüt gelungen, das ein Interesse für Lebenswelten zeigt, die auch im französischen Kino nicht so häufig zu sehen sind.

MICHAEL ALTHEN

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