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Mitte des 16. Jahrhunderts schwelen in Frankreich die Glaubenskriege. Inmitten dieser Unruhen wird die hübsche Prinzessin Marie de Mézières mit dem Prinzen von Montpensier verheiratet, um die Stellung ihrer Familie zu verbessern. Obwohl sie weiß, welchen Stellenwert sie in den politischen Machtspielen der Oberen einnimmt, kreisen ihre Gedanken ständig um den Herzog de Guise. Ungewollt löst sie mit ihren Reizen eine blutige Fehde aus.
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Produktbeschreibung
Mitte des 16. Jahrhunderts schwelen in Frankreich die Glaubenskriege. Inmitten dieser Unruhen wird die hübsche Prinzessin Marie de Mézières mit dem Prinzen von Montpensier verheiratet, um die Stellung ihrer Familie zu verbessern. Obwohl sie weiß, welchen Stellenwert sie in den politischen Machtspielen der Oberen einnimmt, kreisen ihre Gedanken ständig um den Herzog de Guise. Ungewollt löst sie mit ihren Reizen eine blutige Fehde aus.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.10.2011

Schwarzer Jäger, weißes Herz
Bertrand Tavernier bringt in seiner "Prinzessin von Montpensier" den Kostümfilm zum Leuchten

Einmal hat die Prinzessin von Montpensier eine Audienz bei Katharina de' Medici. Die Königin von Frankreich, eine Wolke aus dunklem Brokat, sitzt zwischen ihren Pagen auf einem Thron und schwadroniert mit italienischem Akzent über den Einfluss der Sterne auf den Charakter. Im Nebenraum hört man ihren Sohn, den König, husten. "Bringt den Hustensaft!" Dann ist die Audienz vorbei. Röcke rauschen, Schuhe klappern über den Boden, der Staat hat Wichtigeres zu tun.

Die große Geschichte, der Tanz der Nationen, spielt eine Nebenrolle in Bertrand Taverniers "Prinzessin von Montpensier". Am Anfang des Films sieht man ein mit Leichen bedecktes Schlachtfeld, später gibt es ein Gefecht an einem kleinen Fluss, aber wer hier gegen wen kämpft und warum, bleibt ungeklärt. Auch religiöse Fragen treten nur am Rande auf. Die Realpräsenz, heißt es einmal, sei die Verwandlung von Brot und Wein in Christi Fleisch und Blut beim Abendmahl, und daran müsse man eben glauben, basta. Taverniers Film führt uns mitten in die Hugenottenkriege, in die Jahre vor und nach der Bartholomäusnacht von 1572, aber der Anlass all der Intrigen und Gemetzel ist dem Erzähler kaum der Rede wert. Es geht um Kreuz, Kelch und Hostie, aber es könnte auch um Strumpfbänder und Bettlaken gehen. Das Ergebnis, Unglück und Tod, wäre dasselbe.

Nur eine Figur trifft eine Gewissensentscheidung in der Geschichte, und mit ihr kommt alles in Gang. Als der Graf von Chabannes (Lambert Wilson) erkennt, dass er im Handgemenge ein Kind und seine schwangere Mutter getötet hat, sinkt er in die Knie, säubert seinen Degen und entsagt dem Krieg. Mit dieser Barbarei sei für ihn Schluss, erklärt der alte Kämpe, aber bei seinen Hugenottenbrüdern stößt sein Feingefühl auf taube Ohren, sie verbannen ihn von seinem Besitz. Auf der Landstraße fällt er unter die Räuber und wird knapp von seinem einstigen Schüler und jetzigen Glaubensfeind Philippe von Montpensier (Grégoire Leprince-Ringuet) gerettet. Chabannes schließt sich dem katholischen Prinzen an, der kurz vor seiner Heirat mit der reichen Marie de Mézières (Mélanie Thierry) steht. Marie aber vergöttert Henri de Guise (Gaspard Ulliel), einen Kriegsprotz und Anführer der Katholiken am Hof. Die Heirat wird dennoch arrangiert.

Das klingt vertrackt, aber im Grunde lässt sich die Geschichte, mit der die schriftstellernde Gräfin von La Fayette im Jahr 1662 das Genre der moralischen Erzählung begründete, auf eine schlichte Formel bringen: eine Frau zwischen drei Männern. Den einen liebt sie, den anderen heiratet sie, der dritte wird ihr Lehrer. Denn schon kurz nach der Hochzeit, die Tavernier als hochnotpeinliches Gelage mit öffentlicher Defloration und anschließender Inspektion des Lakens inszeniert, muss der Prinz von Montpensier wieder in den Kampf gegen die Hugenotten ziehen. Seine Braut sendet er zu ihrem Schutz auf ein abgelegenes Schloss, und zu ihrem Erzieher bestimmt er seinen Freund Chabannes.

Er lehrt sie das Wissen seiner Zeit: Latein, Poesie, Astrologie. Nachts stehen sie im Schlossgarten und betrachten den Sternenhimmel. Was die Sterne uns lehrten, fragt Marie. Gehorsam, antwortet Chabannes, und Bescheidenheit. Es ist klar, dass er sie liebt und dass diese Liebe keine Chance hat. Dennoch gesteht er sie, und Marie weist ihn ab: "Ich habe eure Worte bereits vergessen. Wir reden nie mehr davon." Der Film aber hört nicht auf, davon zu reden, er betrachtet Marie durch den Blick von Chabannes. Was er sieht, ist die Tragödie eines Herzens, das in sich selbst keinen Halt hat und deshalb an der Welt zerbricht.

Schon einmal spielte ein Film von Tavernier hinter Burgmauern. In "Die Passion der Beatrice" (1987) war der Stammsitz für die Erbin von Cortemart Kerker und Freiraum zugleich. So geht es auch Marie, aber die Sitten haben sich seit dem Hundertjährigen Krieg verfeinert. Die Schlossherrin spielt jetzt Laute und schreibt Gedichte ab, das Töten ist eine Sache von Gentlemen mit bunten Satteldecken und Fahnen. Nur der Tod selbst, sei es ein sterbendes Wildschwein oder ein Gehenkter, sieht noch genau so hässlich aus wie eh und je.

Als Tavernier das Projekt, zu dem es bereits ein fertiges Drehbuch gab, übernahm, strich er alle dramaturgischen Ergänzungen aus dem Skript heraus. Kulissenzauber und historistischer Prunk haben diesen Regisseur nie gereizt. Was ihn interessiert, ist das Weltgefühl seiner Helden, die Art, wie sie Landschaften wahrnehmen, Entfernungen, Räume. Ein großer Teil des Geschehens in "Die Prinzessin von Montpensier" spielt sich im Reiten oder Laufen ab, die Menschen reden, lieben und kämpfen, während sie unterwegs sind. Ständig sind Wagen und Pferde zu sehen, bei den Festen des Adels wimmelt es von Dienern, jeder Luxus wird mit menschlicher Mühsal bezahlt.

Dann wieder sind die Säle und Treppen des Schlosses leer, in dem der Herzog von Anjou, der künftige König, mit seiner Entourage übernachtet, und durch die Wände ihres Gemachs hören die Gäste den Streit der Eheleute von Montpensier eine Etage höher. Drückende Enge und grausige Leere, Schreie und Flüstern - es gibt nur Extreme in dieser Welt, in der die Nähe des Todes das Fieber des Lebens anheizt, die Gier nach ehebrecherischen Umarmungen, geraubten Küssen, Liebesworten unter Masken. Durch diesen Karneval der Sinne geht der Comte de Chabannes, einer jener großen Einsamen, an denen Taverniers Kino hängt, mit der Ungerührtheit eines Mannes, der alle Wünsche aufgegeben hat. Schon seine schwarze Kleidung, die sich von den Farbenspielen seiner Umgebung abhebt, weist ihn als Asketen aus. Als die Prinzessin von Montpensier am Königshof ihre durch die Heirat unterbrochene Liaison mit Henri de Guise wieder anknüpft, opfert er sich, um ihren Betrug zu decken. Der düpierte Ehemann setzt den Freund vor die Tür, und Chabannes muss sich wieder als fahrender Ritter durchschlagen. In Paris, von wo er Marie durch Briefe vor den Machenschaften des Guise zu warnen versucht, gerät er in die Wirren der Bartholomäusnacht. Um eine Unbekannte vor dem Tod zu retten, steigt er vom Pferd und schlägt sich mit ihren Verfolgern. Es ist sein letztes Opfer.

"Und als sie nichts von dem fand, was sie sich gewünscht hatte, erschien sie sich selbst als die unglücklichste Frau der Welt ... Der Schmerz darüber, die Achtung ihres Ehemanns, das Herz ihres Geliebten und den besten aller Freunde verloren zu haben, zerbrach sie." Bei Madame de La Fayette sinkt die untreue Marie am Ende ins Grab, bei Tavernier geht sie ins Kloster. Das ist die Konzession, die er seinem Publikum macht. Ansonsten lässt er alles weg, was die Geschichte für Freunde der "Borgia" und der 3D-"Musketiere" süffig machen könnte, Bettszenen, Knallereien, Kung-Fu-Gefuchtel, digitale Stadtpanoramen. Mit der wahren Freundschaft, wie sie der Graf von Chabannes verkörpert, teilt das gelungene Kostümkino die Kunst des Verzichts. Seine Form lebt von dem, was sie ausspart. Bertrand Tavernier beherrscht sie nach wie vor meisterhaft.

ANDREAS KILB

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