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Seit uralten Zeiten leben die Dropkas, Hirtennomaden in Nordtibet, auf dem Hochplateau des Himalaya. Ihr Wohnsitz befindet sich auf 4500 Metern Höhe am Fuße des Nyenchen Tanglha, einem der vier heiligsten Berge Tibets. Jeden Frühling machen sich vier Männer der Dropkas auf den langen Weg zu den Salzseen. Nur um diese Jahreszeit können sie damit rechnen, daß die Erde sich nicht in Schlamm verwandelt und die Hochebene begehbar ist.
Unterwegs übernimmt jeder der vier Salzmänner eine bestimmte Rolle: Einer ist Margen, die Alte Mutter, einer Pargen, der Alte Vater, einer der Herr der Tiere.
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Produktbeschreibung
Seit uralten Zeiten leben die Dropkas, Hirtennomaden in Nordtibet, auf dem Hochplateau des Himalaya. Ihr Wohnsitz befindet sich auf 4500 Metern Höhe am Fuße des Nyenchen Tanglha, einem der vier heiligsten Berge Tibets. Jeden Frühling machen sich vier Männer der Dropkas auf den langen Weg zu den Salzseen. Nur um diese Jahreszeit können sie damit rechnen, daß die Erde sich nicht in Schlamm verwandelt und die Hochebene begehbar ist.

Unterwegs übernimmt jeder der vier Salzmänner eine bestimmte Rolle: Einer ist Margen, die Alte Mutter, einer Pargen, der Alte Vater, einer der Herr der Tiere. Bopsa, der Neuling begleitet die Karawane zum ersten Mal. Die uralten Regeln und Riten müssen während der Reise streng beachtet werden. Eine davon ist die geheime Salzsprache, die nur unter den Salzmännern gesprochen werden darf.

Ulrike Koch ist es nach achtjähriger Recherche gelungen, die Salzmänner auf ihrer Reise zu begleiten. Der Film dokumentiert in faszinierenden Bildern die von tiefer Religiosität und Respekt vor der Natur geprägte Tradition der Salzmänner zu reisen und mit dem "Weißen Gold" Tibets - dem Rohstoff Salz - umzugehen. Und er zeigt, wie sehr die unermeßliche kulturelle Vielfalt Tibets durch das Vorrücken moderner Technologie bedroht ist.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Interview mit der Regisseurin (in engl. Sprache) - Fotogalerie - (bewegte) Reisebilder - Musikhinweise
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.1997

Im Einklang mit der Göttin des Sees
Arbeit und Ritual sind eins: Ulrike Kochs Dokumentarfilm "Die Salzmänner von Tibet"

Karg sind die Weiden, doch üppig wuchern die Mythen. Die Nomaden, die unter den Schneegipfeln auf den viereinhalbtausend Meter hohen Plateaus des Himalaja leben, begleiten ihre Mühen gerne mit Göttererzählungen. Jedes Frühjahr machen sich vier ausgewählte Männer mit einer riesigen Yakherde zu einem der großen Salzseen auf, um - im Einklang mit der Göttin des Sees - das Salz abzubauen, dessen Verkauf den Lebensunterhalt sichert. Ulrike Kochs Dokumentarfilm "Die Salzmänner von Tibet" verfolgt diese Salzexpedition. Er zeigt, wie hier Kult und Alltag, Arbeit und Ritual eins sind. Zurück zur Natur? Verklärt der europäische Sehnsuchtsblick die Zivilisationsferne und archaische Strapazen?

Ulrike Koch hat jahrelang Wege und Beweggründe der Nomaden erkundet, um ihre fremde, aber unentfremdete Lebensform, die vom Untergang bedroht ist, möglichst konzentriert zu dokumentieren. Zudem konnte die Sinologin und Ethnologin auf ihre Erfahrungen als Regieassistentin bei Nikita Michalkows Mongolenepos "Urga" bauen. Ihr durchdachtes visuelles Konzept erspart im Film jeden Kommentar aus dem Off.

Urtümliche Szenerien und Menschen sprechen für sich. Tradierte Salzlieder und Rezitationen aus dem mythologischen tibetischen Gesar-Epos markieren die Etappen der Salzexpedition. So spiegelt sich beispielsweise in einer Festschilderung dieser heroischen Dichtung das Fest zum Aufbruch der Salzmänner: "Freudig sangen sie alte Lieder und führten glückverheißende Tänze vor, sie tranken Tee und Gerstenbier . . ."

In diesem Abenteuerfilm eigener Art entspricht der gelassene Rhythmus der Ruhe der Titelhelden. Unter extremen Bedingungen nicht nur des Wetters, sondern auch des politischen Klimas, das zunächst die Dreharbeiten erschwerte, war auch das Filmen dieser Expedition ein Abenteuer. Ulrike Koch bestand es mit dem vorzüglichen Schweizer Kameramann Pio Corradi. Die urtümlich überschaubare Welt der Nomaden erschließt sich in genau komponierten Totalen, die mit der Weite zugleich auch die strenge Begrenztheit des Horizonts vor Augen stellen. Komplementär dazu gewinnen in Nah- und Großaufnahmen die vier in Felljacken verpackten Hauptakteure Gesicht und Geschichte: Pargen, der "alte Vater", der während der Steppenetappen für die Rituale und das Aufteilen von Fleischstücken zuständig ist, Margen, der als "alte Mutter" die Teezubereitung unterwegs übernimmt, Zopön, der "Herr der Tiere", der die einhundertsechzig Yaks betreut, Bopsa, der "Neuling", der bei seiner ersten Salzernte auch eine Initiation ins Männerdasein und in die mit erotischen Metaphern gespickte geheime Salzsprache erlebt.

Nur wer alle Regeln beachtet, zu denen sexuelle Askese und Vermeidung von Streit gehören, ist gegen Zorn und Eifersucht der Hüterin des Salzsees gewappnet und kann mit Erträgen rechnen. Und wirklich werden nach wochenlanger Durststrecke hier die Guten belohnt, geblendet vom strahlenden Weiß einer unverschlammten Salzschicht. Wenn in diesem archaischen Kosmos plötzlich ein modernes Transportfahrzeug auftaucht, wirkt es so monströs und schockierend wie bei Spielberg inmitten der Zivilisation ein Dinosaurier. Ja, es ist weit aufregender - als Signal der tatsächlich drohenden Existenzkrise der rituellen Schürfer.

Ulrike Koch hat solche Signale klug dosiert und gesteigert. Wenn zu Beginn der Route ein Bus in Gegenrichtung der Salzkarawane seitlich in die Landschaftstotale hineinfährt, setzt er ein kleines Fragezeichen an den Rand eines großartigen Aufbruchs. Wenn dann aber im Finale ein Lkw am Salzsee vorfährt und noch weitere auftauchen und die Fahrer Salz horten ohne Erotik, ohne Ehrfurcht, ohne Enthaltsamkeit, nur auf Effektivität bedacht, dann droht das Fragezeichen zum Strich durch die Rechnung der Rituellen zu werden. Denn keine Göttin schlägt zurück, und kein Sog aus der Tiefe straft die Frevler. Immerhin vergreifen sich die Eindringlinge nicht an den Salzhügeln der Nomaden, aber hinter den Kulissen werden sie den Preis für das Salz verderben und damit auf die Dauer den Nomaden die Lebensgrundlage abgraben.

Wie hat die Göttin des Sees, die keine Frau in ihrer Nähe duldet, auf die Regisseurin reagiert? Der Film verrät es nicht. In einem Interview bemerkt Ulrike Koch, sie habe hier ganz ihrem Kameramann das Feld überlassen. EVA-MARIA LENZ

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