In einer heruntergekommenen Küstenstadt, in die sich kaum ein Sonnenstrahl verirrt, verschwinden immer wieder auf unerklärliche Art und Weise kleine Kinder. Niemand weiß, wohin sie gebracht werden oder was mit ihnen passiert und noch nie ist eines der Kinder zurückgekehrt.
Hinter den Entführungen steckt Krank, ein Wissenschafter, der auf einer ausrangierten, bizarr umgebauten Bohrinsel im Meer zusammen mit seinen sechs geklonten Brüdern, Mademoiselle Bismuth und Irvin, dem Gehirn haust. Weil Krank auf Grund eines seltenen Defekts nicht träumen kann, altert er rasend schnell, das einzige, was diesen Prozess zu verhindern mag, sind gestohlene Träume. Eine Truppe zyklopenähnlicher Wesen hilft ihm dabei, Kinder aus den Slums der nahegelegenen Stadt zu entführen, denen dann mittels einer komplizierten Apparatur in Kranks Laboratorium die Träume abgesaugt werden.
Als diese unheimliche Bande den kleinen Denrée in ihre Gewalt bringt, werden sie von dessen älteren Bruder, dem ehemaligen Walfänger One, verfolgt. One besitzt übermenschliche Kräfte, er kann sogar Eisenketten sprengen - eine Kunststück, das er auf Jahrmärkten einem staunenden Publikum vorführt. Doch leider verliert One die Spur der Zyklopen, dafür begegnet er einer Kinderbande. Die Waisenkinder haben sich zusammengeschlossen und trotzen gemeinsam der Gefahr, mit der Zeit haben sie allerlei Tricks gefunden, den Kinderfängern zu entgehen. Miette, die neunjährige Anführerin der Bande, weiß, wo sich die Häscher von Krank versteckt halten, doch sie will das Geheimnis erst preisgeben, wenn One ihnen bei einem Diebstahl hilft.
Schließlich machen sich der freundliche Hüne und das gerissene Mädchen auf den Weg, den kleinen Denrée und all die anderen Kinder zu befreien, doch ehe sie auf der Insel angekommen sind und das unheimliche Labor von Krank entdecken, liegen noch einige gefährliche und spannende Abenteuer vor ihnen ...
Hinter den Entführungen steckt Krank, ein Wissenschafter, der auf einer ausrangierten, bizarr umgebauten Bohrinsel im Meer zusammen mit seinen sechs geklonten Brüdern, Mademoiselle Bismuth und Irvin, dem Gehirn haust. Weil Krank auf Grund eines seltenen Defekts nicht träumen kann, altert er rasend schnell, das einzige, was diesen Prozess zu verhindern mag, sind gestohlene Träume. Eine Truppe zyklopenähnlicher Wesen hilft ihm dabei, Kinder aus den Slums der nahegelegenen Stadt zu entführen, denen dann mittels einer komplizierten Apparatur in Kranks Laboratorium die Träume abgesaugt werden.
Als diese unheimliche Bande den kleinen Denrée in ihre Gewalt bringt, werden sie von dessen älteren Bruder, dem ehemaligen Walfänger One, verfolgt. One besitzt übermenschliche Kräfte, er kann sogar Eisenketten sprengen - eine Kunststück, das er auf Jahrmärkten einem staunenden Publikum vorführt. Doch leider verliert One die Spur der Zyklopen, dafür begegnet er einer Kinderbande. Die Waisenkinder haben sich zusammengeschlossen und trotzen gemeinsam der Gefahr, mit der Zeit haben sie allerlei Tricks gefunden, den Kinderfängern zu entgehen. Miette, die neunjährige Anführerin der Bande, weiß, wo sich die Häscher von Krank versteckt halten, doch sie will das Geheimnis erst preisgeben, wenn One ihnen bei einem Diebstahl hilft.
Schließlich machen sich der freundliche Hüne und das gerissene Mädchen auf den Weg, den kleinen Denrée und all die anderen Kinder zu befreien, doch ehe sie auf der Insel angekommen sind und das unheimliche Labor von Krank entdecken, liegen noch einige gefährliche und spannende Abenteuer vor ihnen ...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.1995Ansichten eines Klons
Kino der verlorenen Seele: Der neue Film des "Delicatessen"-Duos Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro
Das Auge ißt mit, sagten sich die beiden Regisseure Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro, als sie vor vier Jahren ihren Film "Delicatessen" schufen. Sie setzten alles daran, kulinarische Bilder anzurichten, die sich der Zuschauer auf der Netzhaut zergehen lassen sollte. Weil sie damit genau den Publikumsgeschmack trafen, blieben sie diesem Erfolgsrezept treu. Das gleiche noch einmal, lautete die Devise, nur viel mehr davon. Doch was in Maßen Genuß bereitet, führt in Massen schnell zum Überdruß. So besteht bei der "Stadt der verlorenen Kinder" die Gefahr, daß sich das Publikum schon nach kürzester Zeit an den Bildern satt sieht.
Beschränkte sich die Handlung in "Delicatessen" weitgehend auf ein einziges Haus, so wurde für den neuen Film eine künstliche Stadt gebaut. Waren die Figuren im Vorgänger bizarr und verschroben, so sind sie hier grotesk und mißgestaltet. Und weil der Schauspieler Dominique Pinon mit seinen Scherzen vor vier Jahren die Herzen der Zuschauer erobert hatte, gibt es ihn nun gleich in sechsfacher Ausfertigung: Er spielt diesmal keinen Clown, sondern einen Klon. Es scheint, als sei Hollywods Prinzip der Überbietung einfach auf das europäische Kino übertragen worden.
Von Handlungssträngen kann bei diesem Film nicht die Rede sein. Eher sind es seidene Fäden, an denen die Attraktionen wie Perlen aufgereiht werden. Die neunjährige Miette (Judith Vittet) tut sich mit dem riesenhaften One (Ron Perlman) zusammen, nachdem dessen Bruder Denrée entführt worden ist. Die Häscher des mächtigen Krank (Daniel Emilfork) haben das Kind auf eine Plattform im Meer verschleppt, wo es in seltsame Apparaturen eingespannt wird. Denn es hat etwas, was Krank gänzlich fehlt, so daß er schneller altert: Träume.
Viel wird in diesem Film über Träume und die Seele gesprochen, doch zu sehen ist eine Bildermaschine, die unaufhörlich neue Schauwerte hervorbringt. Riesen, Zwerge, siamesische Zwillinge - es hat etwas Obszönes, wie die beiden Regisseure körperliche Mißbildungen instrumentalisieren, um eine eigene Welt zu schaffen. Das unbedingte Bestreben, immer wieder neue Reize zu bieten, ebnet den Unterschied zwischen einer anatomischen Abnormität und einem computeranimierten Floh völlig ein.
Die nassen Haare fallen ihr in die Stirn, die Lippen sind rot und feucht. Neun Jahre ist sie alt und wird ins Bild gesetzt wie die zarteste Versuchung, seit es Frauen gibt. Dieses verschämte Liebäugeln mit dem Kindersex, das im französischen Kino zunehmend um sich greift (zuletzt in "Leon", an den die Beziehung zwischen dem jungen Mädchen und dem tumben Riesen stark erinnert), ist vielleicht sogar weniger kalkuliert, als man annehmen könnte. Denn Jeunet und Caro haben eben nur gelernt, wie man etwas ausstellt. Wie man etwas zeigt, das wissen sie nicht.
Fast mit jeder Szene sucht der Film einen neuen Schauplatz auf. So beeindruckend dieser Aufwand auch ist, er hat zur Folge, daß der Zuschauer sich sehr schwer tut, ein Gefühl für die Topographie der Stadt zu entwickeln. Immer wieder bekommen wir ungewöhnliche, spektakuläre Ansichten präsentiert und irren doch letztlich so verloren durch die Gegend wie die Hauptfigur Miette, nachdem ihr der Ariadnefaden gerissen ist. Statt in diese Welt hineingezogen zu werden, bleiben wir im Grunde bis zum Ende ausgesperrt.
Aus jeder zweiten Einstellung spricht der Stolz auf die zahllosen Tricks, die "Die Stadt der verlorenen Kinder" zu einem Meilenstein in der europäischen Filmgeschichte machen sollen. Wenn von einer bestimmten Technologie nicht Gebrauch gemacht wird, gibt es dafür zwei mögliche Gründe: Man kann sie nicht anwenden, weil man nicht über sie verfügt. Man will sie nicht anwenden, obwohl man über sie verfügt. Wenn das europäische Kino den Anschluß an Hollywood nicht vollends verlieren möchte, kommt nur die zweite Option in Frage.
Unter diesem Blickwinkel ist es in jedem Fall zu begrüßen, daß auch in Europa Regisseure die neuen technischen Verfahren, die vor allem durch die Computer ermöglicht werden, ausprobieren - selbst auf die Gefahr hin, dabei über das Ziel hinauszuschießen. Insofern könnte man "Die Stadt der verlorenen Kinder" vielleicht als Prototypen betrachten, dessen Bau sich gelohnt hat, weil man aus ihm jede Menge wichtiger Schlüsse ziehen kann, der aber unter gar keinen Umständen in Serie gehen sollte. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kino der verlorenen Seele: Der neue Film des "Delicatessen"-Duos Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro
Das Auge ißt mit, sagten sich die beiden Regisseure Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro, als sie vor vier Jahren ihren Film "Delicatessen" schufen. Sie setzten alles daran, kulinarische Bilder anzurichten, die sich der Zuschauer auf der Netzhaut zergehen lassen sollte. Weil sie damit genau den Publikumsgeschmack trafen, blieben sie diesem Erfolgsrezept treu. Das gleiche noch einmal, lautete die Devise, nur viel mehr davon. Doch was in Maßen Genuß bereitet, führt in Massen schnell zum Überdruß. So besteht bei der "Stadt der verlorenen Kinder" die Gefahr, daß sich das Publikum schon nach kürzester Zeit an den Bildern satt sieht.
Beschränkte sich die Handlung in "Delicatessen" weitgehend auf ein einziges Haus, so wurde für den neuen Film eine künstliche Stadt gebaut. Waren die Figuren im Vorgänger bizarr und verschroben, so sind sie hier grotesk und mißgestaltet. Und weil der Schauspieler Dominique Pinon mit seinen Scherzen vor vier Jahren die Herzen der Zuschauer erobert hatte, gibt es ihn nun gleich in sechsfacher Ausfertigung: Er spielt diesmal keinen Clown, sondern einen Klon. Es scheint, als sei Hollywods Prinzip der Überbietung einfach auf das europäische Kino übertragen worden.
Von Handlungssträngen kann bei diesem Film nicht die Rede sein. Eher sind es seidene Fäden, an denen die Attraktionen wie Perlen aufgereiht werden. Die neunjährige Miette (Judith Vittet) tut sich mit dem riesenhaften One (Ron Perlman) zusammen, nachdem dessen Bruder Denrée entführt worden ist. Die Häscher des mächtigen Krank (Daniel Emilfork) haben das Kind auf eine Plattform im Meer verschleppt, wo es in seltsame Apparaturen eingespannt wird. Denn es hat etwas, was Krank gänzlich fehlt, so daß er schneller altert: Träume.
Viel wird in diesem Film über Träume und die Seele gesprochen, doch zu sehen ist eine Bildermaschine, die unaufhörlich neue Schauwerte hervorbringt. Riesen, Zwerge, siamesische Zwillinge - es hat etwas Obszönes, wie die beiden Regisseure körperliche Mißbildungen instrumentalisieren, um eine eigene Welt zu schaffen. Das unbedingte Bestreben, immer wieder neue Reize zu bieten, ebnet den Unterschied zwischen einer anatomischen Abnormität und einem computeranimierten Floh völlig ein.
Die nassen Haare fallen ihr in die Stirn, die Lippen sind rot und feucht. Neun Jahre ist sie alt und wird ins Bild gesetzt wie die zarteste Versuchung, seit es Frauen gibt. Dieses verschämte Liebäugeln mit dem Kindersex, das im französischen Kino zunehmend um sich greift (zuletzt in "Leon", an den die Beziehung zwischen dem jungen Mädchen und dem tumben Riesen stark erinnert), ist vielleicht sogar weniger kalkuliert, als man annehmen könnte. Denn Jeunet und Caro haben eben nur gelernt, wie man etwas ausstellt. Wie man etwas zeigt, das wissen sie nicht.
Fast mit jeder Szene sucht der Film einen neuen Schauplatz auf. So beeindruckend dieser Aufwand auch ist, er hat zur Folge, daß der Zuschauer sich sehr schwer tut, ein Gefühl für die Topographie der Stadt zu entwickeln. Immer wieder bekommen wir ungewöhnliche, spektakuläre Ansichten präsentiert und irren doch letztlich so verloren durch die Gegend wie die Hauptfigur Miette, nachdem ihr der Ariadnefaden gerissen ist. Statt in diese Welt hineingezogen zu werden, bleiben wir im Grunde bis zum Ende ausgesperrt.
Aus jeder zweiten Einstellung spricht der Stolz auf die zahllosen Tricks, die "Die Stadt der verlorenen Kinder" zu einem Meilenstein in der europäischen Filmgeschichte machen sollen. Wenn von einer bestimmten Technologie nicht Gebrauch gemacht wird, gibt es dafür zwei mögliche Gründe: Man kann sie nicht anwenden, weil man nicht über sie verfügt. Man will sie nicht anwenden, obwohl man über sie verfügt. Wenn das europäische Kino den Anschluß an Hollywood nicht vollends verlieren möchte, kommt nur die zweite Option in Frage.
Unter diesem Blickwinkel ist es in jedem Fall zu begrüßen, daß auch in Europa Regisseure die neuen technischen Verfahren, die vor allem durch die Computer ermöglicht werden, ausprobieren - selbst auf die Gefahr hin, dabei über das Ziel hinauszuschießen. Insofern könnte man "Die Stadt der verlorenen Kinder" vielleicht als Prototypen betrachten, dessen Bau sich gelohnt hat, weil man aus ihm jede Menge wichtiger Schlüsse ziehen kann, der aber unter gar keinen Umständen in Serie gehen sollte. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main