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Auf einer ausrangierten Plattform im Meer haust Krank mit seinen geklonten Brüdern, Mademoiselle Bismuth und Irvin, dem Gehirn. Krank altert rasend schnell, weil er nicht träumen kann. Unterstützt von den Zyklopen entführt er Kinder aus der Hafenstadt, um sich deren Träume einzuverleiben. Doch als er den kleinen Denrée entführt, machen sich der unglaublich starke One und die neunjährige Miette auf die Suche. Ein utopisch-apokalyptisches Abenteuer jenseits aller Vorstellungskraft beginnt...
Bonusmaterial
Audiokommentar von Autor/Regisseur Jean-Pierre Jeunet* Neues Interview mit Ron
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Produktbeschreibung
Auf einer ausrangierten Plattform im Meer haust Krank mit seinen geklonten Brüdern, Mademoiselle Bismuth und Irvin, dem Gehirn. Krank altert rasend schnell, weil er nicht träumen kann. Unterstützt von den Zyklopen entführt er Kinder aus der Hafenstadt, um sich deren Träume einzuverleiben. Doch als er den kleinen Denrée entführt, machen sich der unglaublich starke One und die neunjährige Miette auf die Suche. Ein utopisch-apokalyptisches Abenteuer jenseits aller Vorstellungskraft beginnt...

Bonusmaterial

Audiokommentar von Autor/Regisseur Jean-Pierre Jeunet* Neues Interview mit Ron Pearlman (ca. 42 Min.)* Making-of Ein Tag am Set (ca. 26 Min.)* Featurette Hinter den Kulissen (ca. 13 Min.)* Interview mit Jean-Paul Gaultier (ca. 3 Min.)* Französische Teaser/Trailer * in französischer/englischer Sprache mit optionalen deutschen Untertiteln
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.1995

Ansichten eines Klons
Kino der verlorenen Seele: Der neue Film des "Delicatessen"-Duos Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro

Das Auge ißt mit, sagten sich die beiden Regisseure Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro, als sie vor vier Jahren ihren Film "Delicatessen" schufen. Sie setzten alles daran, kulinarische Bilder anzurichten, die sich der Zuschauer auf der Netzhaut zergehen lassen sollte. Weil sie damit genau den Publikumsgeschmack trafen, blieben sie diesem Erfolgsrezept treu. Das gleiche noch einmal, lautete die Devise, nur viel mehr davon. Doch was in Maßen Genuß bereitet, führt in Massen schnell zum Überdruß. So besteht bei der "Stadt der verlorenen Kinder" die Gefahr, daß sich das Publikum schon nach kürzester Zeit an den Bildern satt sieht.

Beschränkte sich die Handlung in "Delicatessen" weitgehend auf ein einziges Haus, so wurde für den neuen Film eine künstliche Stadt gebaut. Waren die Figuren im Vorgänger bizarr und verschroben, so sind sie hier grotesk und mißgestaltet. Und weil der Schauspieler Dominique Pinon mit seinen Scherzen vor vier Jahren die Herzen der Zuschauer erobert hatte, gibt es ihn nun gleich in sechsfacher Ausfertigung: Er spielt diesmal keinen Clown, sondern einen Klon. Es scheint, als sei Hollywods Prinzip der Überbietung einfach auf das europäische Kino übertragen worden.

Von Handlungssträngen kann bei diesem Film nicht die Rede sein. Eher sind es seidene Fäden, an denen die Attraktionen wie Perlen aufgereiht werden. Die neunjährige Miette (Judith Vittet) tut sich mit dem riesenhaften One (Ron Perlman) zusammen, nachdem dessen Bruder Denrée entführt worden ist. Die Häscher des mächtigen Krank (Daniel Emilfork) haben das Kind auf eine Plattform im Meer verschleppt, wo es in seltsame Apparaturen eingespannt wird. Denn es hat etwas, was Krank gänzlich fehlt, so daß er schneller altert: Träume.

Viel wird in diesem Film über Träume und die Seele gesprochen, doch zu sehen ist eine Bildermaschine, die unaufhörlich neue Schauwerte hervorbringt. Riesen, Zwerge, siamesische Zwillinge - es hat etwas Obszönes, wie die beiden Regisseure körperliche Mißbildungen instrumentalisieren, um eine eigene Welt zu schaffen. Das unbedingte Bestreben, immer wieder neue Reize zu bieten, ebnet den Unterschied zwischen einer anatomischen Abnormität und einem computeranimierten Floh völlig ein.

Die nassen Haare fallen ihr in die Stirn, die Lippen sind rot und feucht. Neun Jahre ist sie alt und wird ins Bild gesetzt wie die zarteste Versuchung, seit es Frauen gibt. Dieses verschämte Liebäugeln mit dem Kindersex, das im französischen Kino zunehmend um sich greift (zuletzt in "Leon", an den die Beziehung zwischen dem jungen Mädchen und dem tumben Riesen stark erinnert), ist vielleicht sogar weniger kalkuliert, als man annehmen könnte. Denn Jeunet und Caro haben eben nur gelernt, wie man etwas ausstellt. Wie man etwas zeigt, das wissen sie nicht.

Fast mit jeder Szene sucht der Film einen neuen Schauplatz auf. So beeindruckend dieser Aufwand auch ist, er hat zur Folge, daß der Zuschauer sich sehr schwer tut, ein Gefühl für die Topographie der Stadt zu entwickeln. Immer wieder bekommen wir ungewöhnliche, spektakuläre Ansichten präsentiert und irren doch letztlich so verloren durch die Gegend wie die Hauptfigur Miette, nachdem ihr der Ariadnefaden gerissen ist. Statt in diese Welt hineingezogen zu werden, bleiben wir im Grunde bis zum Ende ausgesperrt.

Aus jeder zweiten Einstellung spricht der Stolz auf die zahllosen Tricks, die "Die Stadt der verlorenen Kinder" zu einem Meilenstein in der europäischen Filmgeschichte machen sollen. Wenn von einer bestimmten Technologie nicht Gebrauch gemacht wird, gibt es dafür zwei mögliche Gründe: Man kann sie nicht anwenden, weil man nicht über sie verfügt. Man will sie nicht anwenden, obwohl man über sie verfügt. Wenn das europäische Kino den Anschluß an Hollywood nicht vollends verlieren möchte, kommt nur die zweite Option in Frage.

Unter diesem Blickwinkel ist es in jedem Fall zu begrüßen, daß auch in Europa Regisseure die neuen technischen Verfahren, die vor allem durch die Computer ermöglicht werden, ausprobieren - selbst auf die Gefahr hin, dabei über das Ziel hinauszuschießen. Insofern könnte man "Die Stadt der verlorenen Kinder" vielleicht als Prototypen betrachten, dessen Bau sich gelohnt hat, weil man aus ihm jede Menge wichtiger Schlüsse ziehen kann, der aber unter gar keinen Umständen in Serie gehen sollte. LARS-OLAV BEIER

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