Deutschland. Heute. Der Gymnasiallehrer Rainer Wenger (Jürgen Vogel) startet während einer Projektwoche zum Thema "Staatsformen" einen Versuch, um den Schülern die Entstehung einer Diktatur greifbar zu machen. Ein pädagogisches Experiment mit verheerenden Folgen. Was zunächst harmlos mit Begriffen wie Disziplin und Gemeinschaft beginnt, entwickelt sich binnen weniger Tage zu einer richtigen Bewegung. Der Name: DIE WELLE. Bereits am dritten Tag beginnen Schüler, Andersdenkende auszuschließen und zu drangsalieren. Als die Situation bei einem Wasserballturnier schließlich eskaliert, beschließt der Lehrer, das Experiment abzubrechen. Zu spät. DIE WELLE ist längst außer Kontrolle geraten....
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2008"Die Welle" vorab im Filmmuseum
Der kumpelhafte Lehrer wird von seinen Schülern Rainer genannt - im Projekt Autokratie aber heißt er wieder Herr Wenger, denn die Schüler sollen nicht nur lernen, was das altgriechische Wort bedeutet, sie sollen seinen Sinn in zwei Wochen hautnah erfahren. Es dauert nur eine Woche, da haben die jungen Menschen zwischen Disco und Schwimmbad einen neuen Lebensinhalt gefunden. Sie bauen eine Leitfigur auf, akzeptieren Disziplin, schwören der Individualität ab und erleben den vom Gleichschritt bis zur Uniform umgesetzten Gemeinschaftszwang als beglückenden Machtgewinn. Die neue Macht beschert ungeahnte Fortschritte, wenn die Theatergruppe eine Probe ohne Störungen und Albernheiten zu Ende bringt. Die Welle, Symbol der Gemeinschaft, überzieht als Graffito bald die Stadt und signalisiert einen eigenen Herrschaftsanspruch. Wer hier nicht mitspielt, wird isoliert. Bis dahin harmlose Veranstaltungen erhalten durch Ansprachen und Kontrollen eine militante Note. Die Lektion in Sachen diktatorische Mechanismen gelingt so gut, dass der Lehrer sein Gefolge kaum wieder in die demokratische Realität zurückholen kann.
Dennis Gansel hat ein authentisches Ereignis verfilmt, einen vor 41 Jahren im amerikanischen Palo Alto an drei Schulen mit etwa tausend Jugendlichen durchexerzierten Test. Im Deutschen Filmmuseum gab er zusammen mit Produzent Christian Becker zur Vorpremiere Interna preis. Es begann bei den Rechten, die nicht mehr beim Autor des Romans "The Wave", sondern bei Sony lagen. Dort gab man grünes Licht gegen die Auflage einer deutschsprachigen Verwertung und für die Südamerika-Lizenz an "Resident Evil 3". Mit dem Ko-Autor Peter Thorwart schrieb Gansel das Skript, der eine brachte Action ein, der andere neben der ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema auch persönliche Erfahrungen.
Im Gegensatz zur Fernsehfassung von 1981 wurden nur Darsteller im Alter der dargestellten Figuren eingesetzt. Der Ort wurde geographisch neutralisiert, um niemanden die Beruhigung zu lassen, dass das bei ihm nicht vorkommen könne. Wie wenig immun auch emanzipierte Generationen gegen den Spaßfaktor autoritärer Systeme sind, zeigte sich bei den zweimonatigen Dreharbeiten, als sich die Darsteller weitgehend das Verhalten der von ihnen gespielten Personen zu eigen machten. Am 12. März wird "Die Welle" in den Kinos anlaufen.
JÜRGEN RICHTER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der kumpelhafte Lehrer wird von seinen Schülern Rainer genannt - im Projekt Autokratie aber heißt er wieder Herr Wenger, denn die Schüler sollen nicht nur lernen, was das altgriechische Wort bedeutet, sie sollen seinen Sinn in zwei Wochen hautnah erfahren. Es dauert nur eine Woche, da haben die jungen Menschen zwischen Disco und Schwimmbad einen neuen Lebensinhalt gefunden. Sie bauen eine Leitfigur auf, akzeptieren Disziplin, schwören der Individualität ab und erleben den vom Gleichschritt bis zur Uniform umgesetzten Gemeinschaftszwang als beglückenden Machtgewinn. Die neue Macht beschert ungeahnte Fortschritte, wenn die Theatergruppe eine Probe ohne Störungen und Albernheiten zu Ende bringt. Die Welle, Symbol der Gemeinschaft, überzieht als Graffito bald die Stadt und signalisiert einen eigenen Herrschaftsanspruch. Wer hier nicht mitspielt, wird isoliert. Bis dahin harmlose Veranstaltungen erhalten durch Ansprachen und Kontrollen eine militante Note. Die Lektion in Sachen diktatorische Mechanismen gelingt so gut, dass der Lehrer sein Gefolge kaum wieder in die demokratische Realität zurückholen kann.
Dennis Gansel hat ein authentisches Ereignis verfilmt, einen vor 41 Jahren im amerikanischen Palo Alto an drei Schulen mit etwa tausend Jugendlichen durchexerzierten Test. Im Deutschen Filmmuseum gab er zusammen mit Produzent Christian Becker zur Vorpremiere Interna preis. Es begann bei den Rechten, die nicht mehr beim Autor des Romans "The Wave", sondern bei Sony lagen. Dort gab man grünes Licht gegen die Auflage einer deutschsprachigen Verwertung und für die Südamerika-Lizenz an "Resident Evil 3". Mit dem Ko-Autor Peter Thorwart schrieb Gansel das Skript, der eine brachte Action ein, der andere neben der ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema auch persönliche Erfahrungen.
Im Gegensatz zur Fernsehfassung von 1981 wurden nur Darsteller im Alter der dargestellten Figuren eingesetzt. Der Ort wurde geographisch neutralisiert, um niemanden die Beruhigung zu lassen, dass das bei ihm nicht vorkommen könne. Wie wenig immun auch emanzipierte Generationen gegen den Spaßfaktor autoritärer Systeme sind, zeigte sich bei den zweimonatigen Dreharbeiten, als sich die Darsteller weitgehend das Verhalten der von ihnen gespielten Personen zu eigen machten. Am 12. März wird "Die Welle" in den Kinos anlaufen.
JÜRGEN RICHTER
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