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König Schildi: Myrtle, die Tante von Yertle und außerdem Besitzerin eines Königreichs, bittet Yertle, auf ihr Reich achtzugeben, während sie nicht da ist. Doch das war ein folgenschwehrer Fehler...
Das Müllonster: Die "Haus und Heim-Show" will über das Zuhause von Jane Kangoroo berichten. Diese ist überglücklich, bis sie bemerkt, dass ihr kleiner Sohn das ganze Haus vollkommen verwüstet hat.
Wer bist du, Sue Snue?: Als Sue Snue elfeinhalb Jahre alt wird, muss sie sich entscheiden, was sie in ihrem weiteren Leben tun möchte. Kann sie sich nicht entscheiden, muss sie ihren Hut
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Produktbeschreibung
König Schildi:
Myrtle, die Tante von Yertle und außerdem Besitzerin eines Königreichs, bittet Yertle, auf ihr Reich achtzugeben, während sie nicht da ist. Doch das war ein folgenschwehrer Fehler...

Das Müllonster:
Die "Haus und Heim-Show" will über das Zuhause von Jane Kangoroo berichten. Diese ist überglücklich, bis sie bemerkt, dass ihr kleiner Sohn das ganze Haus vollkommen verwüstet hat.

Wer bist du, Sue Snue?:
Als Sue Snue elfeinhalb Jahre alt wird, muss sie sich entscheiden, was sie in ihrem weiteren Leben tun möchte. Kann sie sich nicht entscheiden, muss sie ihren Hut aufessen.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.09.1998

Bei Tiffany's gibt es kein Frühstück mehr
Schlaflos in New York: Amos Kolleks Film "Sue" zeigt die Einsamkeit der Großstädterin

"Sue" ist ein Film über die Einsamkeit. Es kann daher nicht verwundern, daß das Geschehen sich mit großer Beharrlichkeit um eine einzelne Person zentriert. Sue Kallenowski, eine Frau in mittleren Jahren, ist der einsame Mensch, an dessen biographischem Fall das Exempel des allmählichen Verschwindens aus der Menschenwelt statuiert wird. Schon ihr Name, will man meinen, hat einen Beiklang von Alleinsein. Sue. Stoßen Konsonant und Vokale nicht etwas ungelenk aneinander? Stehen "u" und "e" nicht ein wenig fröstelnd Seit' an Seit'? Ist der Name nicht gar zu kurz und schutzlos geraten? Den, der solche Fragen stellt, weiß der israelische Regisseur Amos Kollek bereits auf seiner Seite. Der Film, eine amerikanische Produktion, wirft einen durchaus mitleidslosen Blick auf seine tapfer verzweifelnde Heldin. Anna Thomson, die Darstellerin der Sue, hält dem Blick mit uneitler Schauspielleistung stand.

"Sue" ist ein Film über die Einsamkeit in den Städten. Dabei handelt es sich, wie jedermann weiß, um eine besonders schmerzliche Form des Alleinseins, denn sie findet unter Menschen statt. Doch Amos Kollek hat die Bedingungen für seine Studie der Verlassenheit noch rigider gestaltet: Die blasse Sue wird von jener besonders tückischen Variante heimgesucht, die selbst in Gesellschaft nicht weicht. "Sex bedeutet mir sehr viel", macht Sue einmal einem unzufriedenstellenden Liebhaber klar. Eine ganze Reihe solcher flüchtiger Begegnungen durchzieht den Film. "Ich habe der Institution Ehe erfolgreich widerstanden", kommentiert Sue bei anderer Gelegenheit sarkastisch. Irgendwann ist es dann einfach zu spät gewesen und Sue zu alt und zu sonderlich, als daß sie sich das Zusammenleben mit einem Mann noch hätte vorstellen können.

Irgendwann, so darf man annehmen, hat Sue die Einsamkeit als die ihr gemäße Lebensform gewählt. Sie wollte zunächst für sich selbst da sein und erst danach, wenn überhaupt, für andere. Aus den Fragmenten der zahlreichen und erfolglosen Bewerbungsgespräche, die den Film durchziehen, kann der Zuschauer eine Biographie zusammenstückeln, wie sie in jeder großen Stadt der westlichen Welt vieltausendfach zu finden ist. Ein Leben zeichnet sich ab, daß nicht der geraden, langweiligen Bahn der Konvention folgen wollte, und gerade deshalb in der Fülle ähnlicher Schicksale eine langweilige Konvention eigener Art ausgeprägt hat.

Ihren meist stumm und unsichtbar bleibenden Gesprächspartnern schildert Sue im Duktus tapferer Affirmation und in der jeweils angebrachten Interpretationsvariante: Ja, sie habe zwar einen Abschluß in Psychologie, aber während ihrer zwölfjährigen Tätigkeit in einer Anwaltskanzlei habe sie umfangreiche juristische Kenntnisse erwerben können. Nein, das mit dem Modernen Tanz sei mehr so eine Episode während ihres Studiums gewesen, sie habe das einfach mal ausprobieren wollen, nichts Ernstes. Nein, sie habe nach ihrem Studienabschluß nicht gleich als Psychologin arbeiten wollen, aber sie habe zwölf Jahre lang alles mögliche gemacht und glaube, dadurch über wertvolle Erfahrungen zu verfügen. Nein, sie habe noch nie im sozialen Bereich gearbeitet, aber sie könne es sich gut vorstellen.

So könnte auch "Die Dreiunddreißigjährige" aus Enzensbergers Gedicht heute, zehn, zwanzig Jahre später, sprechen. Der Individualitätswahn, scheint es, hat einen eigenen Typus hervorgebracht. Das Verdienst von Amos Kollek besteht darin, dessen Porträt ohne Häme zu zeichnen. Zumindest das verlorene Potential der Persönlichkeit Sues scheint hinter dem Typischen ihres Schicksals auf.

Sogar das Recht auf Zurückweisung nimmt Sue Kallenowski sich heraus, und dies um so mehr, je öfter sie glaubt, auf Mitleid statt auf Freundschaft zu stoßen: Den Whiskey, den ein einfühlsamer Barkeeper der am Tresen Gestrandeten nicht berechnen möchte, läßt sie stehen; Geld, das ihre ausstehende Miete begleichen und damit die Drohung der Zwangsräumung beseitigen könnte, weist sie zurück; einen Mann, dem sie flüchtige Annäherung gestattete, heißt sie resolut Leine ziehen. Noch glaubt Sue, Ansprüche an ihr Leben formulieren zu können, aber längst stellt das Leben die seinen.

"Sue" ist auch ein Film über New York, genauer gesagt: über Manhattan, das in fast allen Szenen dieses Films den Schauplatz stellt. Als "New-York-Süchtige" bezeichnet Sue sich selbst, und gelegentlich blitzt in ihrer Rede etwas von dem Witz auf, den man den Bewohnern dieser Stadt gemeinhin zuschreibt: Sie habe zuzeiten überlegt, woanders hinzuziehen, sagt sie, aber welche andere Stadt biete schon einen solchen Lärmpegel. Doch es ist ein schaler Mythos der Stadt, den sie lebt (und der Film bisweilen mit ihr), in die Jahre gekommen wie sie selbst.

Man sieht es ihr an: Ihr heller, kurzer Mantel und das geschmackvolle Kopftuch sind die Requisiten eines lange aus der Mode geratenen Audrey-Hepburn-Looks. Wie die ebenfalls tapfer verzweifelnde Holly Golightly in "Frühstück bei Tiffany's" führt Sue ein Bohèmeleben ohne die Legitimation der Kunst. Denn Lebenskunst wird man ihren täglichen Müßiggang nicht nennen wollen. Der Film zeigt die immergleichen Szenen vom Whiskey am Morgen unter den übriggebliebenen Schwärmern der letzten Nacht, vom Rotwein im Apartment am Abend, von Doughnuts und Kaffee in einem neonbeleuchteten Imbiß um Mitternacht und den trunkenen Telefongesprächen, in denen Sue zu später Stunde um Zuneigung nachsucht - notfalls bei der Dame vom Amt.

Immer wieder bemüht sie sich um Kontakt mit Freunden, so daß der Film sich zeitweise wie eine Abfolge von Gesprächsanbahnungen an urbanem Ort ausnimmt: Kunstausstellung, Kino, Waschsalon und eine Bank im Central Park sind solche teils wiederkehrenden Schauplätze; Linda, Lola, Sven und Ben lauten die Namen derer, die man dort antrifft. Letzterer, gespielt von Matthew Powers, ist deutlich jünger als Sue. Mit dem Aussehen eines Mickey Rourke und der Ausstrahlung eines Lamms bemüht er sich um eine haltbare Beziehung zu Sue, die zu dieser Art Bekenntnis freilich kaum noch zu bewegen ist. Unklar bleibt, ob Selbstvergessenheit, Stolz oder die Unfähigkeit zu lieben dafür die Ursache bildet.

Fest steht jedoch, daß Sue der Versuchung einer Zeit und einer Stadt, sich treiben zu lassen, mit beachtlicher Standfestigkeit folgt: Aufrecht, wenn auch etwas schwankend, tritt sie den Gang in den Untergang an. Dem Film, der ihr getreulich folgt, ist kaum übelzunehmen, daß er gelegentlich an der Tristesse, die seine Heldin heimsucht, partizipiert. STEFFEN JACOBS

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