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Technische Angaben: Bildformat: 1.85:1 Sprachen (Tonformat): Deutsch, Französisch (Dolby Digital 2.0) Untertitel: Deutsch Ländercode: 2 Extras: Making of u. a.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten

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Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 1.85:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch, Französisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Ländercode: 2
Extras: Making of u. a.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2003

Mein Essen mit Marguerite
Die Schriftstellerin und der Student: Jeanne Moreau als Duras in Josée Dayans Film "Diese Liebe"

Sie treffen sich in Trouville, in einer dunklen Wohnung ohne Meerblick, abgewandt vom Treiben der Welt. Er ist achtundzwanzig. Sie ist sechsundsechzig. "Dieser Anzug steht Ihnen überhaupt nicht." - "Ich habe nichts zu sagen." - "Dann schweigen Sie eben." Aber dann reden sie doch weiter, eineinhalb Stunden lang, die berühmte Schriftstellerin und der Philosophiestudent. Und in den Pausen zwischen den Worten fahren sie gemeinsam durch die Bretagne, lieben sich, streiten sich, tanzen, schreiben und diktieren, beschimpfen einander abwechselnd als "Hure" und "absolute Null" und teilen ein Leben, das sechzehn Jahre später mit dem Tod der Schriftstellerin endet. Der Film zeigt dieses Ende nicht - er schaut in die Wolken und läßt die Stimmen der beiden weiterreden, so als hörte ihr Zwiegespräch niemals auf.

Als Marguerite Duras am 3. März 1996 starb, saß Yann Lemée, der Philosophiestudent, an ihrem Totenbett. Vier Jahre zuvor hatte sie ein Buch über ihn geschrieben, das als Titel den Namen trug, den sie ihm gegeben hatte: "Yann Andrea Steiner". Nun war Lemée an der Reihe. "Diese Liebe", sein Roman über die eineinhalb Jahrzehnte mit "M. D.", wie er sie nannte, erschien 1998. Der Überlebende ist immer der Sieger, hat Elias Canetti einmal ungefähr geschrieben, und das gilt auch für den Schreibliebesstreit von Yann und Marguerite. Der Student hat überlebt; das Buch war seine Magisterarbeit, und Josée Dayans Verfilmung ist seine Promotion.

Aymeric Demarigny, der den Jüngling spielt - seinen Namen, Yann Andrea, haben Lemée und Dayan von Duras übernommen -, ist ein Typ wie James Spader in Soderberghs "Sex, Lügen und Video", ein schüchterner Schöner, der sich nie ganz hergibt, vielleicht, weil er nicht viel zu geben hat. Gegen seine Partnerin hätte er ohnehin keine Chance gehabt, denn Marguerite Duras ist Jeanne Moreau. Sie gibt sich ganz. Das heißt, sie verströmt sich mit derselben quecksilbrigen Nonchalance, die sie vor gut vierzig Jahren in "Fahrstuhl zum Schafott" berühmt machte - nur, daß ihre heruntergezogenen Mundwinkel sich diesmal öfter als früher zum Lächeln wölben. Man spürt, wie sehr sie die Duras, für die sie in "Nathalie Granger" vor der Kamera stand, verehrt, wie penibel sie darauf bedacht ist, daß ihrer Figur recht geschieht. Das macht ihre Auftritte manchmal zu statuarisch, etwa in jenen Szenen, in denen die Schriftstellerin in einem Pariser Hospital mit ihrer Alkoholsucht ringt. Ganz so edel resigniert wie bei Josée Dayan kann die Entziehungskur nicht abgelaufen sein. Indem er seine Heldin übermäßig schont, schadet ihr der Film mehr, als er ahnt.

"Diese Liebe" wäre ein sehr viel besserer Film geworden, hätte die Regisseurin sich getraut, zu der Geschichte, die sie erzählt, eine entschiedene Haltung einzunehmen. Aber Josée Dayan, die sich durch Mehrteiler wie "Les Misérables" und "Der Graf von Monte Cristo" in der Fernsehwelt einen Namen gemacht hat, will nur Zeugin sein, sympathisierendes Auge, und das ist in dieser von schriftlicher Rede und Gegenrede vorab entstellten love story einfach zuwenig. Der Kampf um die Deutungshoheit in dieser Liebe, der noch über Duras' Tod hinaus zwischen der Autorin und ihrem Liebhaber tobt, hätte eigentlich das Thema des Films sein müssen. Statt dessen ist das Duell spätestens in der Szene entschieden, in der wir mit Yann Andrea vor jener Wohnungstür in Trouville stehen.

Es ist sein Blick, der die Bilder regiert, und je virtuoser sich Jeanne Moreau in ihre Rolle als heiliges Monster der Literatur hineinverwandelt, desto sichtbarer wird sie zur Phantasie jenes Mannes, der ihr seine Autorenschaft verdankt. Wie hat die Schriftstellerin ihren Verehrer gesehen, die Greisin den Studenten? Das wäre ein ganz anderer Film geworden, einer wie die Filme von Marguerite Duras. "Die ganze Nacht habe ich wie eine Blöde auf der Bettkante gesessen und auf den Lärm in meinem Innern gehorcht. Mein pochendes Herz. Eine Zeitbombe." So hat sie geredet und geschrieben. Und so hat sie auch gedreht. In "Diese Liebe" bleibt davon nur ein wandelndes Zitat.

ANDREAS KILB

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