Durch einen tragischen Unfall verschuldet das kleine Mädchen Dina (Amanda Jean Kvakland) den Tod ihrer Mutter. Vom Vater verstoßen, weitgehend ohne soziale Kontakte, wächst das Mädchen fürderhin vor allem in Zwiesprache mit sich selbst und der Natur auf. Und entwickelt sich dennoch zu einer lebens- und liebeslustigen, jungen Frau (Maria Bonnevie), die es versteht, andere Menschen für ihre Zwecke zu nutzen. Die Erinnerungen ihrer Kindheit wollen sie dennoch nur schwer loslassen, bis sie eines Tages ihrer ganz großen Liebe begegnet ...
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Hinter den Kulissen - TeaserFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.2004Die Stubenboxerin
Ole Bornedals Film "Dina - meine Geschichte"
Norwegen ist schön - seine Fjorde, Berge und Gletscher, seine Holzhäuser, seine blonden Frauen. Damit man all das auf einen Blick genießen kann, gibt es Bildbände und Reiseprospekte. Man kann aber auch ins Kino gehen und sich Ole Bornedals Adaption eines Bestsellers der norwegischen Autorin Herbjørg Wassmo anschauen, einen Film, für den Bressons vor fünfzig Jahren geprägter Begriff "Postkartenismus" noch gar kein Ausdruck ist. "Dina - meine Geschichte" ist eine einzige Hochglanzpostkarte in filmischer Folie, auf der man am Ende nur den Preishinweis des Reiseveranstalters vermißt. Berge, Fjorde, Gletscher, Holzhäuser, Dampfschiffe: Oledal hat alles beisammen, was das Klischee begehrt, es fehlt ihm höchstens eine blonde Frau.
Statt dessen gibt es Dina, die von Maria Bonnevie als männermordendes brünettes Vollweib mit veritablen Boxerqualitäten gespielt wird. Als ihr Vater sie an einen ungeliebten Mann verheiraten will, streckt sie ihn mit einer rechten Geraden zu Boden und wirft ihm eine halbe norwegische Klassikerbibliothek an den Kopf, und als sie den Ungeliebten - er heißt Jacob und wird von Gérard Depardieu mit stoischer Trübsalsergebenheit auf die Leinwand gewuchtet - dann doch geheiratet hat, er ihr aber im Schlafzimmer zu grob kommt, nimmt sie ihn beinhart beim Zipfel und zwingt ihn, vor allem Volk Abbitte zu tun. Das alles ereignet sich in den ersten dreißig Minuten des Films, in denen man auch sieht, wie Dinas Mutter durch Dinas Schuld in einem Bottich voll heißer Lauge ums Leben kommt, wodurch die psychologische Grundlage für Dinas spätere Stubenboxerinnenkarriere gelegt wird.
Danach gibt der Film seine dramatischen Energien an der Garderobe ab. Die Geschichte spielt im neunzehnten Jahrhundert, was die Kostüm- und Bühnenbildner in Arbeitswut versetzt, dem Regisseur aber offenbar den Wind aus den Segeln genommen hat, denn im weiteren Verlauf der Handlung beschränkt er sich darauf, Menschen, Pferde und Möbel möglichst gefällig vor der Kamera zu arrangieren, Holzscheunen malerisch abbrennen und Postschiffe vielsagend tuten zu lassen. Nachdem Jacob unter Dinas tätiger Mithilfe das Zeitliche gesegnet hat, tritt der russische Anarchist Leo Zukowskij (Christopher Eccleston) an seine Stelle, was Bornedal Gelegenheit gibt, ein wenig aus dem Lexikon der revolutionären Filmphrasen zu zitieren, bevor er mit der Süßholzraspelei weitermacht. Und während all dies geschieht, verrichtet der dralle Stallbursche allezeit brav seinen Dienst am Leib der Herrin, unbedankt, aber nicht erfolglos, wie das gemeinsame Söhnchen Benjamin beweist. Wassmos routiniert hingepilchertes Pseudo-Epos hat übrigens noch zwei Fortsetzungen, die dem Kinopublikum aber nach dem Mißerfolg von "Dina" vermutlich erspart bleiben werden.
Traurig ist der Film vor allem für Ole Bornedal. Bornedal, ein Generationsgenosse Lars von Triers, hatte 1994 mit "Nightwatch" einen Überraschungshit, den er mit einem Hollywood-Remake vergeblich zu wiederholen versuchte. So kam er zu "Dina". Aber vielleicht hat der dänische Regisseur aus seinem Film ja etwas gelernt. Er wäre der einzige.
ANDREAS KILB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ole Bornedals Film "Dina - meine Geschichte"
Norwegen ist schön - seine Fjorde, Berge und Gletscher, seine Holzhäuser, seine blonden Frauen. Damit man all das auf einen Blick genießen kann, gibt es Bildbände und Reiseprospekte. Man kann aber auch ins Kino gehen und sich Ole Bornedals Adaption eines Bestsellers der norwegischen Autorin Herbjørg Wassmo anschauen, einen Film, für den Bressons vor fünfzig Jahren geprägter Begriff "Postkartenismus" noch gar kein Ausdruck ist. "Dina - meine Geschichte" ist eine einzige Hochglanzpostkarte in filmischer Folie, auf der man am Ende nur den Preishinweis des Reiseveranstalters vermißt. Berge, Fjorde, Gletscher, Holzhäuser, Dampfschiffe: Oledal hat alles beisammen, was das Klischee begehrt, es fehlt ihm höchstens eine blonde Frau.
Statt dessen gibt es Dina, die von Maria Bonnevie als männermordendes brünettes Vollweib mit veritablen Boxerqualitäten gespielt wird. Als ihr Vater sie an einen ungeliebten Mann verheiraten will, streckt sie ihn mit einer rechten Geraden zu Boden und wirft ihm eine halbe norwegische Klassikerbibliothek an den Kopf, und als sie den Ungeliebten - er heißt Jacob und wird von Gérard Depardieu mit stoischer Trübsalsergebenheit auf die Leinwand gewuchtet - dann doch geheiratet hat, er ihr aber im Schlafzimmer zu grob kommt, nimmt sie ihn beinhart beim Zipfel und zwingt ihn, vor allem Volk Abbitte zu tun. Das alles ereignet sich in den ersten dreißig Minuten des Films, in denen man auch sieht, wie Dinas Mutter durch Dinas Schuld in einem Bottich voll heißer Lauge ums Leben kommt, wodurch die psychologische Grundlage für Dinas spätere Stubenboxerinnenkarriere gelegt wird.
Danach gibt der Film seine dramatischen Energien an der Garderobe ab. Die Geschichte spielt im neunzehnten Jahrhundert, was die Kostüm- und Bühnenbildner in Arbeitswut versetzt, dem Regisseur aber offenbar den Wind aus den Segeln genommen hat, denn im weiteren Verlauf der Handlung beschränkt er sich darauf, Menschen, Pferde und Möbel möglichst gefällig vor der Kamera zu arrangieren, Holzscheunen malerisch abbrennen und Postschiffe vielsagend tuten zu lassen. Nachdem Jacob unter Dinas tätiger Mithilfe das Zeitliche gesegnet hat, tritt der russische Anarchist Leo Zukowskij (Christopher Eccleston) an seine Stelle, was Bornedal Gelegenheit gibt, ein wenig aus dem Lexikon der revolutionären Filmphrasen zu zitieren, bevor er mit der Süßholzraspelei weitermacht. Und während all dies geschieht, verrichtet der dralle Stallbursche allezeit brav seinen Dienst am Leib der Herrin, unbedankt, aber nicht erfolglos, wie das gemeinsame Söhnchen Benjamin beweist. Wassmos routiniert hingepilchertes Pseudo-Epos hat übrigens noch zwei Fortsetzungen, die dem Kinopublikum aber nach dem Mißerfolg von "Dina" vermutlich erspart bleiben werden.
Traurig ist der Film vor allem für Ole Bornedal. Bornedal, ein Generationsgenosse Lars von Triers, hatte 1994 mit "Nightwatch" einen Überraschungshit, den er mit einem Hollywood-Remake vergeblich zu wiederholen versuchte. So kam er zu "Dina". Aber vielleicht hat der dänische Regisseur aus seinem Film ja etwas gelernt. Er wäre der einzige.
ANDREAS KILB
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