Special-Agent Doug Carlin (Denzel Washington) ist nach einem verheerenden Anschlag auf eine Fähre in New Orleans auf der Suche nach Hinweisen und entdeckt schnell Indizien für einen terroristischen Hintergrund. Dabei gerät er in einen immer bedrohlicheren Strudel aus Vergangenheit und Zukunft: Bilder, die wie ein Zeitpuzzle zusammengesetzt werden müssen und ihn vor eine erschütternde Wahrheit stellen... In einem atemberaubenden Wettlauf gegen die Zeit, bei dem es darum geht, hunderte Menschen vor einer tödlichen Katastrophe zu bewahren, kommt es zu einem actiongeladenen, furiosen Showdown, der die Grenzen unserer Vorstellung von Wahrheit unwiderruflich verschieben wird... Stylish-rasantes Entertainment liefern Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer (Fluch der Karibik) und Blockbuster-Regisseur Tony Scott (Der Staatsfeind Nr. 1) in diesem cleveren und packenden Action-Thriller! Die bis zur letzten Minute fesselnd inszenierte Story ist hochkarätig besetzt mit dem zweifachen Oscar-Gewinner Denzel Washington, sowie Val Kilmer (Heat) und Jim Caviezel (Die Passion Christi).
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Making Of 'Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit - Erweiterte Szenen mit optionalem Audiokommentar von Regisseur von Tony Scott - - Exklusiv auf Blu -Ray Disc: zusätzliche Szenen mit optionalem Audiokommentar von Regisseur Tony Scott - Blu-Ray DemonstrationFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2006U-Turn in die Vergangenheit
Menschen, Autos, Explosionen: In Tony Scotts Film "Déjà Vu" fliegt mal wieder viel in die Luft
Wo Tony Scott ist, da fliegen die Fetzen, da zittern die Bilder, und am Ende gibt's immer einen großen Knall. Am Anfang natürlich auch. Wo andere Regisseure Pointen zünden lassen, arbeitet der Brite lieber mit Dynamit, und die dramaturgischen Bögen seiner Filme ähneln eher der Flugbahn eines Projektils. Sir Ridleys kleiner Bruder, der nun allerdings auch schon 62 ist, ist Hollywoods größter Dekonstruktivist - er weiß es bloß nicht, und genau deshalb sind seine Filme immer wieder Momente lang nur einen Lidschlag entfernt von ganz großem Kino, um sich in der nächsten Sekunde in eine laute, hochgetunte Maschine zu verwandeln, die ihre Bilder im selben Tempo ausspuckt wie ein Maschinengewehr die Kugeln.
Tony Scott hat Welterfolge wie "Top Gun" gedreht, den zweiten "Beverly Hills Cop" und "Staatsfeind Nr. 1", er ist zwischendurch auch mal böse abgestürzt, aber daß seine sechste Zusammenarbeit mit dem pyromanischen Produzenten Jerry Bruckheimer nun "Déjà Vu" heißt, überrascht einen doch. Es klingt nicht gerade vorteilhaft, weil "Vu" im Englischen hartnäckig ausgesprochen wird wie "Wu", und wenn man die Filme anschaut, welche die beiden gemacht haben, dann ist der Titel fast schon eine Selbstbezichtigung: Hat man, mehr oder weniger, alles schon mal gesehen. Aber das ist das Gesetz des Blockbusters. Tony Scott macht sogenannte Exploitation-Filme, und wenn man den moralischen Unterton im Begriff Ausbeutung einfach überhört, dann ist das eine sehr gute Beschreibung. Scott weidet aus und verwertet weiter, im Zweifelsfall auch seine eigenen Filme, und er verfilmt nur Drehbücher, die genau das tun - mit Ausnahme von Tarantinos Skript zu "True Romance", das gegen Scotts brachialen Zugriff weitgehend resistent blieb.
Auch "Déjà Vu" nimmt, was zu haben ist. Und das ist nicht wenig. Gleich zu Anfang fliegt, sorgfältig choreographiert, an Mardi Gras in New Orleans eine Fähre in die Luft. Ein Attentat mit 543 Toten, ein Fall für einen Ermittler mit dem siebten Sinn. Und kaum einer kann so cool und selbstsicher einen Tatort betreten wie Denzel Washington. Daß der Film im New Orleans nach "Katrina" spielt, daß es vage Hinweise auf den Bombenanschlag von Oklahoma City gibt, sorgt nicht für mehr Kolorit als eine Fototapete. Der Film bedient sich auch Michael Crichtons Zeitreisethriller "Timeline" und plündert dazu die Thesen eines amerikanischen Professors für theoretische Physik, der vor ein paar Jahren aus Einsteins Konzept der gekrümmten Raumzeit schloß, bei entsprechendem Energieaufwand lasse sich die Raumzeit wie ein Gartenschlauch biegen, bis daraus eine geschlossene zeitartige Bahn wird, auf der man in die Vergangenheit reisen kann - die Wissenschaftler im Film reden, als hätten sie all das gelesen.
Und womöglich hat Scott sogar noch eine Hommage zum 100. Geburtstag von Otto Preminger unterbringen wollen, weil der Ermittler dem Bild einer Frau (Paula Patton) verfällt, genau wie es Dana Andrews in "Laura" (1944) geschah. Nur daß es diesmal natürlich kein Gemälde ist, sondern das Bildmaterial, das eine Überwachungskamera aufgezeichnet hat, die in die Vergangenheit blicken kann. Das Paradoxon, das sich aus jeder Zeitreise ergibt, welche die Vergangenheit korrigieren will, bereitet Scott nicht allzuviel Kopfzerbrechen. Man merkt schon, wie nervös die Regie wird, wenn Wissenschaftler und Ermittler in einem Raum voller Monitore sitzen und die Experten die technologischen Voraussetzungen der Zeitreise erklären. Da ist es auch nur ein schwacher Trost, in die Wohnung der ermordeten Frau zu schauen, in der sie, bevorzugt spärlich bekleidet, herumläuft - Tony Scott ist nicht der Mann, der sich sonderlich für Erotik oder Liebesgeschichten erwärmen könnte. Statt Kiss-Kiss-Bang-Bang setzt er lieber gleich aufs Bang-Bang.
Das ist zwar nicht gerade optimal für die Motivation des Helden, aber es erhöht das Tempo. Und wer in die Vergangenheit reisen will, der muß eben schnell sein, auch um die logischen Löcher zu überdecken, die deutlich größer sind als die Wurmlöcher im Quantenschaum, durch welche bei Crichton der Weg ins Gestern führte. Daß etwas auch anders hätte verlaufen können, daß sich womöglich nicht nur das Leben der Frau, sondern auch das von 543 weiteren Menschen retten läßt, interessiert Scott nur insofern, als sich auf diesem Wege die erste Katastrophe als spektakuläre Beinahe-Katastrophe reproduzieren läßt. Und auf die Ästhetik des Desasters verstehen sich nur wenige Regisseure so gut wie Scott, der mitten im Mainstreamkino immer wieder die Standards des visuell Zumutbaren verschiebt. Verglichen mit "Domino" allerdings, in dem Scott die Story so pulverisierte, daß das Ganze fast wie ein Experimentalfilm aussah, gibt er sich zahm, was daran liegen mag, daß im Kampf gegen den Terror auch die Lust am Zerstören gedämpfter ist.
Wenn Tony Scott gelegentlich mal mehr inszenieren als randalieren würde, dann wäre ihm auch eine Sequenz geglückt, die Kinogeschichte gemacht hätte, auf einer Höhe mit den Verfolgungsjagden in "French Connection", "To Live and Die in L. A." oder "Matrix Reloaded". Da sitzt Denzel Washington am Steuer eines - was sonst? - Hummers, er schaut mit einem Auge auf die Straße, und mit dem anderen Auge schaut er auf den winzigen Monitor eines High-Tech-Geräts, auf dem er dieselbe Straße sieht - wie sie viereinhalb Tage zuvor war. Er verfolgt den Attentäter, und indem er sich seinen Weg durch den dichten Verkehr bahnt wie ein Bulldozer, rast er zugleich durch die Vergangenheit. Tony Scott hat bloß überhaupt kein Gespür für das Atemberaubende, für den faszinierenden Widersinn dieser Situation, er hat kein Auge für das, was im Gesicht des Helden vorgeht in diesen Momenten, er interessiert sich nur für fliegende Autos, rasende Kameraschwenks und hohe Schnittfrequenz - ein U-Turn auf einer Brücke im Berufsverkehr ist ihm näher als die 180-Grad-Kehre im Raumzeitkontinuum.
Und so reicht es beim Demolition Man unter Hollywoods Regisseuren auch nie ganz zum produktiven Barbarentum. Den Blick auf einen verwüsteten Stadtteil von New Orleans präsentiert er mit obszönem Stolz, weil "Déjà Vu" der erste Film war, der nach "Katrina" dort gedreht wurde - aber irgendeinen dramaturgischen Sinn hat die Sequenz nicht. Scott fährt seine Geschichte gegen die Wand wie eines der vielen Autos. Er kann zwar aus jeder Szene visuelle Funken schlagen; nur wie man einen Affekt erzeugt oder eine Emotion, das ist ihm doch fremder als der komplizierteste Spezialeffekt.
PETER KÖRTE
Schon ab Mittwoch im Kino.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Menschen, Autos, Explosionen: In Tony Scotts Film "Déjà Vu" fliegt mal wieder viel in die Luft
Wo Tony Scott ist, da fliegen die Fetzen, da zittern die Bilder, und am Ende gibt's immer einen großen Knall. Am Anfang natürlich auch. Wo andere Regisseure Pointen zünden lassen, arbeitet der Brite lieber mit Dynamit, und die dramaturgischen Bögen seiner Filme ähneln eher der Flugbahn eines Projektils. Sir Ridleys kleiner Bruder, der nun allerdings auch schon 62 ist, ist Hollywoods größter Dekonstruktivist - er weiß es bloß nicht, und genau deshalb sind seine Filme immer wieder Momente lang nur einen Lidschlag entfernt von ganz großem Kino, um sich in der nächsten Sekunde in eine laute, hochgetunte Maschine zu verwandeln, die ihre Bilder im selben Tempo ausspuckt wie ein Maschinengewehr die Kugeln.
Tony Scott hat Welterfolge wie "Top Gun" gedreht, den zweiten "Beverly Hills Cop" und "Staatsfeind Nr. 1", er ist zwischendurch auch mal böse abgestürzt, aber daß seine sechste Zusammenarbeit mit dem pyromanischen Produzenten Jerry Bruckheimer nun "Déjà Vu" heißt, überrascht einen doch. Es klingt nicht gerade vorteilhaft, weil "Vu" im Englischen hartnäckig ausgesprochen wird wie "Wu", und wenn man die Filme anschaut, welche die beiden gemacht haben, dann ist der Titel fast schon eine Selbstbezichtigung: Hat man, mehr oder weniger, alles schon mal gesehen. Aber das ist das Gesetz des Blockbusters. Tony Scott macht sogenannte Exploitation-Filme, und wenn man den moralischen Unterton im Begriff Ausbeutung einfach überhört, dann ist das eine sehr gute Beschreibung. Scott weidet aus und verwertet weiter, im Zweifelsfall auch seine eigenen Filme, und er verfilmt nur Drehbücher, die genau das tun - mit Ausnahme von Tarantinos Skript zu "True Romance", das gegen Scotts brachialen Zugriff weitgehend resistent blieb.
Auch "Déjà Vu" nimmt, was zu haben ist. Und das ist nicht wenig. Gleich zu Anfang fliegt, sorgfältig choreographiert, an Mardi Gras in New Orleans eine Fähre in die Luft. Ein Attentat mit 543 Toten, ein Fall für einen Ermittler mit dem siebten Sinn. Und kaum einer kann so cool und selbstsicher einen Tatort betreten wie Denzel Washington. Daß der Film im New Orleans nach "Katrina" spielt, daß es vage Hinweise auf den Bombenanschlag von Oklahoma City gibt, sorgt nicht für mehr Kolorit als eine Fototapete. Der Film bedient sich auch Michael Crichtons Zeitreisethriller "Timeline" und plündert dazu die Thesen eines amerikanischen Professors für theoretische Physik, der vor ein paar Jahren aus Einsteins Konzept der gekrümmten Raumzeit schloß, bei entsprechendem Energieaufwand lasse sich die Raumzeit wie ein Gartenschlauch biegen, bis daraus eine geschlossene zeitartige Bahn wird, auf der man in die Vergangenheit reisen kann - die Wissenschaftler im Film reden, als hätten sie all das gelesen.
Und womöglich hat Scott sogar noch eine Hommage zum 100. Geburtstag von Otto Preminger unterbringen wollen, weil der Ermittler dem Bild einer Frau (Paula Patton) verfällt, genau wie es Dana Andrews in "Laura" (1944) geschah. Nur daß es diesmal natürlich kein Gemälde ist, sondern das Bildmaterial, das eine Überwachungskamera aufgezeichnet hat, die in die Vergangenheit blicken kann. Das Paradoxon, das sich aus jeder Zeitreise ergibt, welche die Vergangenheit korrigieren will, bereitet Scott nicht allzuviel Kopfzerbrechen. Man merkt schon, wie nervös die Regie wird, wenn Wissenschaftler und Ermittler in einem Raum voller Monitore sitzen und die Experten die technologischen Voraussetzungen der Zeitreise erklären. Da ist es auch nur ein schwacher Trost, in die Wohnung der ermordeten Frau zu schauen, in der sie, bevorzugt spärlich bekleidet, herumläuft - Tony Scott ist nicht der Mann, der sich sonderlich für Erotik oder Liebesgeschichten erwärmen könnte. Statt Kiss-Kiss-Bang-Bang setzt er lieber gleich aufs Bang-Bang.
Das ist zwar nicht gerade optimal für die Motivation des Helden, aber es erhöht das Tempo. Und wer in die Vergangenheit reisen will, der muß eben schnell sein, auch um die logischen Löcher zu überdecken, die deutlich größer sind als die Wurmlöcher im Quantenschaum, durch welche bei Crichton der Weg ins Gestern führte. Daß etwas auch anders hätte verlaufen können, daß sich womöglich nicht nur das Leben der Frau, sondern auch das von 543 weiteren Menschen retten läßt, interessiert Scott nur insofern, als sich auf diesem Wege die erste Katastrophe als spektakuläre Beinahe-Katastrophe reproduzieren läßt. Und auf die Ästhetik des Desasters verstehen sich nur wenige Regisseure so gut wie Scott, der mitten im Mainstreamkino immer wieder die Standards des visuell Zumutbaren verschiebt. Verglichen mit "Domino" allerdings, in dem Scott die Story so pulverisierte, daß das Ganze fast wie ein Experimentalfilm aussah, gibt er sich zahm, was daran liegen mag, daß im Kampf gegen den Terror auch die Lust am Zerstören gedämpfter ist.
Wenn Tony Scott gelegentlich mal mehr inszenieren als randalieren würde, dann wäre ihm auch eine Sequenz geglückt, die Kinogeschichte gemacht hätte, auf einer Höhe mit den Verfolgungsjagden in "French Connection", "To Live and Die in L. A." oder "Matrix Reloaded". Da sitzt Denzel Washington am Steuer eines - was sonst? - Hummers, er schaut mit einem Auge auf die Straße, und mit dem anderen Auge schaut er auf den winzigen Monitor eines High-Tech-Geräts, auf dem er dieselbe Straße sieht - wie sie viereinhalb Tage zuvor war. Er verfolgt den Attentäter, und indem er sich seinen Weg durch den dichten Verkehr bahnt wie ein Bulldozer, rast er zugleich durch die Vergangenheit. Tony Scott hat bloß überhaupt kein Gespür für das Atemberaubende, für den faszinierenden Widersinn dieser Situation, er hat kein Auge für das, was im Gesicht des Helden vorgeht in diesen Momenten, er interessiert sich nur für fliegende Autos, rasende Kameraschwenks und hohe Schnittfrequenz - ein U-Turn auf einer Brücke im Berufsverkehr ist ihm näher als die 180-Grad-Kehre im Raumzeitkontinuum.
Und so reicht es beim Demolition Man unter Hollywoods Regisseuren auch nie ganz zum produktiven Barbarentum. Den Blick auf einen verwüsteten Stadtteil von New Orleans präsentiert er mit obszönem Stolz, weil "Déjà Vu" der erste Film war, der nach "Katrina" dort gedreht wurde - aber irgendeinen dramaturgischen Sinn hat die Sequenz nicht. Scott fährt seine Geschichte gegen die Wand wie eines der vielen Autos. Er kann zwar aus jeder Szene visuelle Funken schlagen; nur wie man einen Affekt erzeugt oder eine Emotion, das ist ihm doch fremder als der komplizierteste Spezialeffekt.
PETER KÖRTE
Schon ab Mittwoch im Kino.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main