Teatime 1968. Etwas Seltsames geschieht in Großbritannien und verändert nachhaltig die Welt der Fernseh-Comedy: DO NOT ADJUST YOUR SET trifft das Publikum wie ein Schlag mit einem nassen Fisch. Anarchisch, surrealistisch und urkomisch kombiniert die Show die Talente der späteren Monty-Python-Mitglieder Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin als Autoren und Darsteller. Außerdem mit von der Partie sind "Captain Fantastic" (David Jason), seine Erzfeindin "Mrs. Black" (Denise Coffey) sowie die "Bonzo Dog Doo Dah Band" aus Londons Underground.
Der Beginn von etwas völlig anderem!
Der Beginn von etwas völlig anderem!
Bonusmaterial
- Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Komödienstammbaum-Poster - Interview mit Terry Jones - Interview mit Tim Brooke-Taylor - UK-Trailer - US-TrailerFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2009Vierzig Jahre mit den Pythons
"Monty Python - Die frühen Jahre".
Epix Media, erhältlich bei Zweitausendeins. 4 DVDs, zusammen 365 Minuten. Englisch, deutsche Untertitel. Extra: Booklet.
Reichlich Gedenktage stehen an in diesem Jahr für die Herren, die die vermutlich berühmteste Komikergruppe aller Zeiten bildeten. Am 5. Oktober ist es vierzig Jahre her, dass die BBC mit "Monty Python's Flying Circus" jene Serie startete, welche die Fernseh-Comedy - was damals nicht jeder bemerkte - in ein neues Zeitalter katapultierte. Am 27. Oktober feiert zudem John Cleese, der älteste und populärste Python, seinen siebzigsten Geburtstag, und der 4. Oktober 2009 ist der zwanzigste Todestag von Graham Chapman, Darsteller des Brian und des Königs Arthur in "Holy Grail". Anlässe genug für die einstigen Mitstreiter, um wieder einmal zusammenzukommen, sich feiern zu lassen und, wie sie es bei solchen Gelegenheiten gern tun, eine Urne mit der angeblichen Asche Chapmans umzustoßen.
Das Werk der Pythons findet sich längst auf einer schwer überschaubaren Vielzahl von DVD-Editionen. Die soeben erschienene Box "Monty Python - Die frühen Jahre" dürfte ein Stückchen zur Verwirrung beitragen. Sie enthält Sketche von und mit fünf der sechs Python-Mitglieder, die freilich einer Zeit entstammen, als es Monty Python noch gar nicht gab. Und sie bündelt zwei Serien des britischen Fernsehens, die jede für sich vor gar nicht langer Zeit bereits auf DVD erschienen waren, nämlich "At Last the 1948 Show" (1967) und "Do Not Adjust Your Set" (1968/69): frühe Flugversuche, bevor die Komiker mit ihrem Zirkus tatsächlich abheben sollten.
Nüchtern betrachtet, blickt der Humorhistoriker hier indes in eine notdürftig konservierte Ruinenlandschaft. Das bezieht sich weniger auf die teils recht dürftige Qualität der Schwarzweißbilder als darauf, dass von den jeweils dreizehn Serienfolgen nur neun von "Do Not Adjust Your Set" erhalten geblieben sind und von der "1948 Show" nur fünf Sketch-Zusammenschnitte fürs schwedische Fernsehen.
Gleichwohl gibt es einige Perlen zu entdecken, und zwar vor allem in der vom aufsteigenden Fernsehstar David Frost produzierten "1948 Show", deren Ensemble Cleese und Chapman sowie Tim Brooke-Taylor und, hier erstmals vor der Kamera, Marty Feldman bildeten. Als dümmlich-divenhaftes Nummerngirl zwischen ihren Sketchen trat die Schauspielerin Amy MacDonald auf - ein eher undankbarer Part, den die Pythons später in ihrem "Circus", als sie sich weder um finale Pointen noch um sinnvolle Überleitungen kümmerten, nicht mehr besetzen sollten.
Herausragend, nicht nur seiner hünenhaften Statur wegen, war schon damals Cleese, der in jeder der besseren Nummern eine zentrale Rolle spielt. Als rabiater Psychiater oder egozentrischer Interviewer liefert er Prototypen seiner Karikaturen von Autoritätsträgern, deren latente Aggressivität jederzeit in ungebremsten Irrsinn umschlagen kann. Daneben prägen sich - nicht nur seiner ungewöhnlichen Physiognomie wegen - vor allem die Auftritte Feldmans ein. Unbestrittener Höhepunkt ist der von den vier Akteuren gemeinsam geschriebene und aufgeführte Sketch über die zu Wohlstand gelangten "Yorkshiremen", die einander in den Schilderungen ihrer düsteren Kindheit zu übertrumpfen suchen - eine Nummer, die Monty Python noch in den Achtzigern auf der Bühne spielten.
"Do Not Adjust Your Set" fällt ab im direkten Vergleich, der aber nicht ganz fair ist. Die Serie, in der neben anderen die späteren Pythons Terry Jones, Eric Idle und Michael Palin auftraten, lief im Nachmittagsprogramm und sollte sich vor allem an Kinder richten. Entsprechend schlicht geraten mitunter Dramaturgie und Pointen der recht konventionellen, slapsticksatten Sketchparade, deren anarchisches Element eher die optisch wie musikalisch durchgeknallte Bonzo Dog Doo-Dah Band mit dem späteren Python-Beiträger Neil Innes bot. Palin, Jones und Idle immerhin deuten ihr Talent an, Letzterer etwa als Sportkommentator, der mit einem Monolog über die für England spielenden Fußballer Ireland und Scotland und andere Merkwürdigkeiten einen Vorgeschmack auf seine Python-Sprachspielereien liefert.
Auf vier DVDs ist das nicht allzu üppige Material verteilt worden. Die Extras, nennenswert nur zwei Interviews mit Jones und Brooke-Taylor, tauchen in identischer Form gleich auf zwei DVDs auf, wodurch das Ganze natürlich nicht mehr ergibt als die Summe seiner Teile. Gut für die Comedy, dass dies dann ganz anders war, als sich Cleese, Chapman, Idle, Jones, Palin und Terry Gilliam zu Monty Python zusammenschlossen.
JÖRG THOMANN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Monty Python - Die frühen Jahre".
Epix Media, erhältlich bei Zweitausendeins. 4 DVDs, zusammen 365 Minuten. Englisch, deutsche Untertitel. Extra: Booklet.
Reichlich Gedenktage stehen an in diesem Jahr für die Herren, die die vermutlich berühmteste Komikergruppe aller Zeiten bildeten. Am 5. Oktober ist es vierzig Jahre her, dass die BBC mit "Monty Python's Flying Circus" jene Serie startete, welche die Fernseh-Comedy - was damals nicht jeder bemerkte - in ein neues Zeitalter katapultierte. Am 27. Oktober feiert zudem John Cleese, der älteste und populärste Python, seinen siebzigsten Geburtstag, und der 4. Oktober 2009 ist der zwanzigste Todestag von Graham Chapman, Darsteller des Brian und des Königs Arthur in "Holy Grail". Anlässe genug für die einstigen Mitstreiter, um wieder einmal zusammenzukommen, sich feiern zu lassen und, wie sie es bei solchen Gelegenheiten gern tun, eine Urne mit der angeblichen Asche Chapmans umzustoßen.
Das Werk der Pythons findet sich längst auf einer schwer überschaubaren Vielzahl von DVD-Editionen. Die soeben erschienene Box "Monty Python - Die frühen Jahre" dürfte ein Stückchen zur Verwirrung beitragen. Sie enthält Sketche von und mit fünf der sechs Python-Mitglieder, die freilich einer Zeit entstammen, als es Monty Python noch gar nicht gab. Und sie bündelt zwei Serien des britischen Fernsehens, die jede für sich vor gar nicht langer Zeit bereits auf DVD erschienen waren, nämlich "At Last the 1948 Show" (1967) und "Do Not Adjust Your Set" (1968/69): frühe Flugversuche, bevor die Komiker mit ihrem Zirkus tatsächlich abheben sollten.
Nüchtern betrachtet, blickt der Humorhistoriker hier indes in eine notdürftig konservierte Ruinenlandschaft. Das bezieht sich weniger auf die teils recht dürftige Qualität der Schwarzweißbilder als darauf, dass von den jeweils dreizehn Serienfolgen nur neun von "Do Not Adjust Your Set" erhalten geblieben sind und von der "1948 Show" nur fünf Sketch-Zusammenschnitte fürs schwedische Fernsehen.
Gleichwohl gibt es einige Perlen zu entdecken, und zwar vor allem in der vom aufsteigenden Fernsehstar David Frost produzierten "1948 Show", deren Ensemble Cleese und Chapman sowie Tim Brooke-Taylor und, hier erstmals vor der Kamera, Marty Feldman bildeten. Als dümmlich-divenhaftes Nummerngirl zwischen ihren Sketchen trat die Schauspielerin Amy MacDonald auf - ein eher undankbarer Part, den die Pythons später in ihrem "Circus", als sie sich weder um finale Pointen noch um sinnvolle Überleitungen kümmerten, nicht mehr besetzen sollten.
Herausragend, nicht nur seiner hünenhaften Statur wegen, war schon damals Cleese, der in jeder der besseren Nummern eine zentrale Rolle spielt. Als rabiater Psychiater oder egozentrischer Interviewer liefert er Prototypen seiner Karikaturen von Autoritätsträgern, deren latente Aggressivität jederzeit in ungebremsten Irrsinn umschlagen kann. Daneben prägen sich - nicht nur seiner ungewöhnlichen Physiognomie wegen - vor allem die Auftritte Feldmans ein. Unbestrittener Höhepunkt ist der von den vier Akteuren gemeinsam geschriebene und aufgeführte Sketch über die zu Wohlstand gelangten "Yorkshiremen", die einander in den Schilderungen ihrer düsteren Kindheit zu übertrumpfen suchen - eine Nummer, die Monty Python noch in den Achtzigern auf der Bühne spielten.
"Do Not Adjust Your Set" fällt ab im direkten Vergleich, der aber nicht ganz fair ist. Die Serie, in der neben anderen die späteren Pythons Terry Jones, Eric Idle und Michael Palin auftraten, lief im Nachmittagsprogramm und sollte sich vor allem an Kinder richten. Entsprechend schlicht geraten mitunter Dramaturgie und Pointen der recht konventionellen, slapsticksatten Sketchparade, deren anarchisches Element eher die optisch wie musikalisch durchgeknallte Bonzo Dog Doo-Dah Band mit dem späteren Python-Beiträger Neil Innes bot. Palin, Jones und Idle immerhin deuten ihr Talent an, Letzterer etwa als Sportkommentator, der mit einem Monolog über die für England spielenden Fußballer Ireland und Scotland und andere Merkwürdigkeiten einen Vorgeschmack auf seine Python-Sprachspielereien liefert.
Auf vier DVDs ist das nicht allzu üppige Material verteilt worden. Die Extras, nennenswert nur zwei Interviews mit Jones und Brooke-Taylor, tauchen in identischer Form gleich auf zwei DVDs auf, wodurch das Ganze natürlich nicht mehr ergibt als die Summe seiner Teile. Gut für die Comedy, dass dies dann ganz anders war, als sich Cleese, Chapman, Idle, Jones, Palin und Terry Gilliam zu Monty Python zusammenschlossen.
JÖRG THOMANN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main