Der Doktor und seine Begleiterin Romana möchten auf Argolis Urlaub machen. Auf dem Planeten, der ein paar Jahre zuvor noch Schauplatz eines Atomkriegs gegen die reptiloiden Foamasi war, wird ein Tachyonen-Generator genutzt, um die Touristen zu unterhalten. Als es zu einem furchtbaren Unfall mit dem Generator kommt, stellt der Doktor Untersuchungen an. Er stößt auf eine Verschwörung, die einen erneuten, grausamen Krieg mit den Foamasi auslösen wird...
Bonusmaterial
Booklet mit Vorwort Featurettes Audiokommentare uvm.Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.09.2022Wie man die Honigkrise überwindet
Eine Lektion in Selbstständigkeit: Blerta Bashollis Film "Hive" erzählt nach einer wahren Geschichte von der Geburt des Kosovo als Nation.
In dem Dorf Krusha e Madhe im Kosovo, eine halbe Autostunde südlich der Hauptstadt Pristina, fehlen die Männer. Auch Fahrije zählt zu den Frauen, die nicht genau wissen, woran sie sind. Denn offiziell soll sie immer noch warten auf eine mögliche Rückkehr von Agim. Oder mindestens auf eine Bestätigung seines Todes. Er ist einer von vielen Vermissten aus dem Krieg mit Serbien, in dem der Kosovo seine Unabhängigkeit erlangt. Eine junge Nation, gezeichnet durch ihre traumatische Geburt. Ab und zu kommen "neue Leichname", wie man in der ersten Szene des Films "Hive" ("Bienenstock") von Blerta Basholli sehen kann. Menschliche Überreste von Exhumierungen werden nach Möglichkeit identifiziert, und in die Trauer um einen Verlust mischt sich wenigstens der kleine Trost, nicht länger mit der Ungewissheit leben zu müssen.
Fahrije ist bei diesen Momenten der Wahrheit immer vorn dabei. Manchmal ist sie so ungeduldig, dass sie selbst - unerlaubt - einen der weißen Säcke aufreißt, um in den schmutzigen Kleidungsresten eine Spur zu finden. Fahrije hält es mit dem Zwischenzustand, zu dem sie verurteilt ist, nicht gut aus. Sie muss etwas tun für ihre Familie, für die beiden heranwachsenden Kinder, aber auch für ihren Schwiegervater, der im Rollstuhl sitzt und offiziell das Familienoberhaupt ist. Denn er ist ein Mann, und die immer noch vorherrschende Kultur im Kosovo ist da ganz strikt: eine Frau tut von sich aus nichts. Sie muss zu Hause bleiben. So erzählt "Hive" von einem Widerspruch, der nur durch mutige Eigeninitiative aufzuheben ist. In einer Welt ohne Männer ist das männliche Gesetz nämlich fast noch stärker. Die paar, die noch da sind, wehren sich mit allen Mitteln gegen den Verlust ihrer Macht. Allerdings bleiben ihnen dafür nur wenige Möglichkeiten: üble Nachrede, Vandalismus, Androhung von Gewalt.
Der erste Schritt, den Fahrije macht, verschafft ihr die Berechtigung, ein Auto zu fahren. Damit ist die Grundlage gelegt für eine neue Ökonomie. Bisher kam das Einkommen der Familie vom Honig, den sie im Garten erntete. Die Mengen reichen längst nicht mehr, es bedarf eines neuen Produkts. Der Inhaber eines Supermarkts hat dafür eine Idee: Ajvar, eine traditionelle Beilage aus Paprika und Auberginen. "Die Leute lieben Hausmannskost." Er würde ein eigenes Regal reservieren für Ajvar, falls Fahrije und ihre Freundinnen aus dem lokalen Frauenbund ihm entsprechende Mengen zusichern. In einer anderen Welt würde nun sofort eine Marketingkampagne beginnen, mit schönen Etiketten und dem Hinweis, dass dieser Ajvar direkt aus der Küche der kompetentesten Köchinnen des Kosovo kommt. Doch Fahrije und ihre Mitstreiterinnen denken anfangs nicht einmal daran, die nackten Gläser mit einer Produktbezeichnung zu versehen. Man sieht ja ohnehin, was drin ist.
Blerta Basholli erzählt in ihrem Film "nach einer wahren Begebenheit", im Abspann wird auch das reale Vorbild für Fahrije genannt. Die Hürden auf dem Weg zu einer richtigen Firma werden genommen, doch "Hive" interessiert sich für den kritischen Moment, in dem das ganze Unternehmen noch scheitern könnte - an den Vorurteilen, die jeder Bemühung von Frauen in einer stark patriarchal geprägten Kultur entgegenstehen. Fahrije wird als Träumerin bezeichnet, es gibt aber auch noch ein drastischeres Wort, das ihr nachgerufen oder nachgeflüstert wird, nur weil sie allein nach Pristina fährt. Der härteste Vorwurf ist aber einer, der prinzipiell nicht zu entkräften ist: "Agim würde sich schämen für dich." Selbst ihren eigenen Mann, den sie schmerzlich vermisst, bieten die Verfechter der alten Ordnung gegen sie auf.
Blerta Basholli bildet den Druck in der dörflichen Welt geschickt auf die Verhältnisse in Fahrijes Kleinfamilie ab. Die Tochter, die fürchtet, der Vater könnte in Vergessenheit geraten, macht es der Mutter nicht leicht, der Schwiegervater wiederum, der zwischen Autorität und Schwäche changiert, erweist sich als lernfähig. In manchen Szenen gibt es auch Andeutungen von Komik, etwa wenn eine Freundin von Fahirje bei einer Besprechung improvisiert. Die Ajvar-Genossenschaft, die nicht so heißt, weil sie offiziell gar nicht als Firma existiert, hat dann unvermutet eine Managerin. "Ich wusste gar nicht, dass du das Wort kennst", staunt Fahrije.
Das Engagement der Frauen lässt sich leicht auf die Entstehung des Films übertragen. Die Entwicklung einer modernen Ökonomie bringt auch Produkte wie "Hive" hervor, ein Beispiel für ein junges Nationalkino, das international auf Interesse stößt. Thematisch schließt Blerta Basholli an die Bemühungen um Frauenemanzipation an, die es noch im ehemaligen Jugoslawien gab - zum Beispiel eine Kampagne zur Überwindung des Kopftuchs.
Beim Filmfestival im amerikanischen Sundance, wo er den internationalen Spielfilmpreis gewann, kam "Hive" wohl auch deshalb so gut an, weil sich die Geschichte gleichzeitig als archetypisch und spezifisch betrachten lässt. Der Kampf von Fahrije ist der Kampf vieler Frauen von Bangladesch bis Burkina Faso. Zugleich ist die jüngere Zeitgeschichte des Kosovo dem Drehbuch klug eingeschrieben. Die Exhumierungen, denen ja reguläre Bestattungen folgen, machen in der Ambivalenz zwischen Investigation und Trauerarbeit deutlich, dass Fahrije und ihre Kolleginnen nicht nur äußere Widerstände überwinden müssen.
Dass der "Bienenstock" der Frauen von Krusha e Madhe sich schließlich als lebendig genug erweist, um nicht nur eine Honigkrise zu überwinden, macht den Film von Blerta Basholli zu einem Hoffnungsmanifest, das nicht zuletzt dazu dienen kann, einem Staat am Rande Europas zu besserer Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit der reichen Länder im Zentrum zu verhelfen. Und den Ajvar soll es übrigens inzwischen auch in manchen deutschen Supermärkten geben. BERT REBHANDL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Lektion in Selbstständigkeit: Blerta Bashollis Film "Hive" erzählt nach einer wahren Geschichte von der Geburt des Kosovo als Nation.
In dem Dorf Krusha e Madhe im Kosovo, eine halbe Autostunde südlich der Hauptstadt Pristina, fehlen die Männer. Auch Fahrije zählt zu den Frauen, die nicht genau wissen, woran sie sind. Denn offiziell soll sie immer noch warten auf eine mögliche Rückkehr von Agim. Oder mindestens auf eine Bestätigung seines Todes. Er ist einer von vielen Vermissten aus dem Krieg mit Serbien, in dem der Kosovo seine Unabhängigkeit erlangt. Eine junge Nation, gezeichnet durch ihre traumatische Geburt. Ab und zu kommen "neue Leichname", wie man in der ersten Szene des Films "Hive" ("Bienenstock") von Blerta Basholli sehen kann. Menschliche Überreste von Exhumierungen werden nach Möglichkeit identifiziert, und in die Trauer um einen Verlust mischt sich wenigstens der kleine Trost, nicht länger mit der Ungewissheit leben zu müssen.
Fahrije ist bei diesen Momenten der Wahrheit immer vorn dabei. Manchmal ist sie so ungeduldig, dass sie selbst - unerlaubt - einen der weißen Säcke aufreißt, um in den schmutzigen Kleidungsresten eine Spur zu finden. Fahrije hält es mit dem Zwischenzustand, zu dem sie verurteilt ist, nicht gut aus. Sie muss etwas tun für ihre Familie, für die beiden heranwachsenden Kinder, aber auch für ihren Schwiegervater, der im Rollstuhl sitzt und offiziell das Familienoberhaupt ist. Denn er ist ein Mann, und die immer noch vorherrschende Kultur im Kosovo ist da ganz strikt: eine Frau tut von sich aus nichts. Sie muss zu Hause bleiben. So erzählt "Hive" von einem Widerspruch, der nur durch mutige Eigeninitiative aufzuheben ist. In einer Welt ohne Männer ist das männliche Gesetz nämlich fast noch stärker. Die paar, die noch da sind, wehren sich mit allen Mitteln gegen den Verlust ihrer Macht. Allerdings bleiben ihnen dafür nur wenige Möglichkeiten: üble Nachrede, Vandalismus, Androhung von Gewalt.
Der erste Schritt, den Fahrije macht, verschafft ihr die Berechtigung, ein Auto zu fahren. Damit ist die Grundlage gelegt für eine neue Ökonomie. Bisher kam das Einkommen der Familie vom Honig, den sie im Garten erntete. Die Mengen reichen längst nicht mehr, es bedarf eines neuen Produkts. Der Inhaber eines Supermarkts hat dafür eine Idee: Ajvar, eine traditionelle Beilage aus Paprika und Auberginen. "Die Leute lieben Hausmannskost." Er würde ein eigenes Regal reservieren für Ajvar, falls Fahrije und ihre Freundinnen aus dem lokalen Frauenbund ihm entsprechende Mengen zusichern. In einer anderen Welt würde nun sofort eine Marketingkampagne beginnen, mit schönen Etiketten und dem Hinweis, dass dieser Ajvar direkt aus der Küche der kompetentesten Köchinnen des Kosovo kommt. Doch Fahrije und ihre Mitstreiterinnen denken anfangs nicht einmal daran, die nackten Gläser mit einer Produktbezeichnung zu versehen. Man sieht ja ohnehin, was drin ist.
Blerta Basholli erzählt in ihrem Film "nach einer wahren Begebenheit", im Abspann wird auch das reale Vorbild für Fahrije genannt. Die Hürden auf dem Weg zu einer richtigen Firma werden genommen, doch "Hive" interessiert sich für den kritischen Moment, in dem das ganze Unternehmen noch scheitern könnte - an den Vorurteilen, die jeder Bemühung von Frauen in einer stark patriarchal geprägten Kultur entgegenstehen. Fahrije wird als Träumerin bezeichnet, es gibt aber auch noch ein drastischeres Wort, das ihr nachgerufen oder nachgeflüstert wird, nur weil sie allein nach Pristina fährt. Der härteste Vorwurf ist aber einer, der prinzipiell nicht zu entkräften ist: "Agim würde sich schämen für dich." Selbst ihren eigenen Mann, den sie schmerzlich vermisst, bieten die Verfechter der alten Ordnung gegen sie auf.
Blerta Basholli bildet den Druck in der dörflichen Welt geschickt auf die Verhältnisse in Fahrijes Kleinfamilie ab. Die Tochter, die fürchtet, der Vater könnte in Vergessenheit geraten, macht es der Mutter nicht leicht, der Schwiegervater wiederum, der zwischen Autorität und Schwäche changiert, erweist sich als lernfähig. In manchen Szenen gibt es auch Andeutungen von Komik, etwa wenn eine Freundin von Fahirje bei einer Besprechung improvisiert. Die Ajvar-Genossenschaft, die nicht so heißt, weil sie offiziell gar nicht als Firma existiert, hat dann unvermutet eine Managerin. "Ich wusste gar nicht, dass du das Wort kennst", staunt Fahrije.
Das Engagement der Frauen lässt sich leicht auf die Entstehung des Films übertragen. Die Entwicklung einer modernen Ökonomie bringt auch Produkte wie "Hive" hervor, ein Beispiel für ein junges Nationalkino, das international auf Interesse stößt. Thematisch schließt Blerta Basholli an die Bemühungen um Frauenemanzipation an, die es noch im ehemaligen Jugoslawien gab - zum Beispiel eine Kampagne zur Überwindung des Kopftuchs.
Beim Filmfestival im amerikanischen Sundance, wo er den internationalen Spielfilmpreis gewann, kam "Hive" wohl auch deshalb so gut an, weil sich die Geschichte gleichzeitig als archetypisch und spezifisch betrachten lässt. Der Kampf von Fahrije ist der Kampf vieler Frauen von Bangladesch bis Burkina Faso. Zugleich ist die jüngere Zeitgeschichte des Kosovo dem Drehbuch klug eingeschrieben. Die Exhumierungen, denen ja reguläre Bestattungen folgen, machen in der Ambivalenz zwischen Investigation und Trauerarbeit deutlich, dass Fahrije und ihre Kolleginnen nicht nur äußere Widerstände überwinden müssen.
Dass der "Bienenstock" der Frauen von Krusha e Madhe sich schließlich als lebendig genug erweist, um nicht nur eine Honigkrise zu überwinden, macht den Film von Blerta Basholli zu einem Hoffnungsmanifest, das nicht zuletzt dazu dienen kann, einem Staat am Rande Europas zu besserer Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit der reichen Länder im Zentrum zu verhelfen. Und den Ajvar soll es übrigens inzwischen auch in manchen deutschen Supermärkten geben. BERT REBHANDL
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