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Domino (Keira Knightley) wächst in einer reichen Jet-Set-Welt voller Privilegien auf. Nach einem kurzen Ausflug in die Model-Welt findet sie ihre wahre Bestimmung als Kopfgeldjägerin. Domino verliebt sich nicht nur in diesen gefährlichen Straßenjob, sondern findet in ihren düsteren Kollegen auch eine Art Ersatzfamilie. Der raubeinige und mit allen Wassern gewaschene Ex-Kriminelle Ed Mosbey (Mickey Rourke) wird zu ihrem Mentor, während sie vom attraktiven Latino Choco (Edgar Ramirez) heimlich verehrt wird. Gemeinsam spüren sie so viele flüchtige Verbrecher auf, dass der TV-Produzent Mark Heiss…mehr

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Produktbeschreibung
Domino (Keira Knightley) wächst in einer reichen Jet-Set-Welt voller Privilegien auf. Nach einem kurzen Ausflug in die Model-Welt findet sie ihre wahre Bestimmung als Kopfgeldjägerin. Domino verliebt sich nicht nur in diesen gefährlichen Straßenjob, sondern findet in ihren düsteren Kollegen auch eine Art Ersatzfamilie. Der raubeinige und mit allen Wassern gewaschene Ex-Kriminelle Ed Mosbey (Mickey Rourke) wird zu ihrem Mentor, während sie vom attraktiven Latino Choco (Edgar Ramirez) heimlich verehrt wird. Gemeinsam spüren sie so viele flüchtige Verbrecher auf, dass der TV-Produzent Mark Heiss (Christopher Walken) auf sie aufmerksam wird und sie zu Stars in einer Reality-TV-Serie macht. Doch ihr gefährlichster Job steht noch bevor ...

Bonusmaterial

- Domino Harveys Leben (ca. 20 Min.) - Blick hinter die Kulissen (ca. 6 Min.) - Interviews (ca. 12 Min.) - ;Darstellerinfos (Textseiten)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.04.2010

Widersprüche sind die Hoffnung
Die wahrhaft neuen deutschen Filme des Thomas Brasch

Thomas Brasch: Filme.

Absolut Medien (filmedition suhrkamp). 3 DVDs. Booklet, Fernsehbeiträge, Interview mit Grass, Werkstattgespräch.

"Geh doch nach drüben!" Mit diesem Ruf wurden in der Bundesrepublik Deutschland viele Menschen konfrontiert, die mit den Verhältnissen unzufrieden waren und über eine systemische Alternative nachdachten. Drüben, das war die DDR, die nun tatsächlich ein anderes System war als die BRD, zugleich aber nicht unbedingt bessere Verhältnisse bot. Für einen Intellektuellen und Schriftsteller wie Thomas Brasch, der 1976 aus der DDR in die Bundesrepublik gekommen war, bedeutete die Teilung Deutschlands, dass er in zwei Staaten als Dissident galt.

1981 drehte er seinen ersten Film. "Engel aus Eisen" handelte von der Zeit, in der man noch zwischen hüben und drüben hin und her gehen konnte. Berlin im Jahr 1948. West-Berlin wird über die Luftbrücke versorgt, in Kreuzberg gibt es Essen nur aus der Tüte. Abhilfe findet man nur auf dem Schwarzmarkt, für einen echten Profi aber reicht das Geschäft als Schieber irgendwann nicht mehr. "Frag euren Gladow doch einmal, ob er nicht eine Nummer größer werden will", lässt der zwielichtige Völpel, Hilfskraft bei der Polizei, einem jungen Mann ausrichten, von dem die Mutter noch behauptet (vielleicht sogar selbst glaubt), dass er "mal Arzt wird".

Der Vater Gladow hat, seit er aus der Kriegsgefangenschaft heimgekommen ist, das Bett nicht mehr verlassen und quengelt im Schlafanzug herum. Wer will, kann darin eine Anspielung auf Roberto Rossellinis Klassiker "Deutschland im Jahre null" sehen, in dem der bettlägrige Vater tatsächlich versehrt ist und durch seinen Sohn Edmund aufgrund eines ungeheuerlichen Missverständnisses den Schierlingsbecher gereicht bekommt. Rossellini drehte als Zeitgenosse in der Trümmerstadt Berlin. Für Brasch sind diese Jahre schon eine ferne Vergangenheit, sie liegen ganz buchstäblich hinter einer Mauer, die den freien Verkehr zwischen den System zum Erliegen gebracht hat.

Dass er ausgerechnet der "Gladowbande" ein (zersplittertes) filmisches Denkmal setzte, hat mit der grundsätzlichen Ambivalenz zu tun, in der einer wie Brasch sich im Westen wiederfinden musste. Die Verfolgung in der DDR wurde ihm hier ständig dort gutgeschrieben, wo er an der Konsequenz seiner Ästhetik und seiner Politik gemessen werden wollte. Für "Engel aus Eisen" hatte er sich etwas vorgenommen, was das Autorenkino eigentlich überfordern musste: Er wollte "den Mythos groß machen" und zugleich "die historische Erinnerung" erschließen. Das ist ein paradoxes Unterfangen, Aktualisierung und Historisierung in einem Durchgang. So etwas konnte nur schiefgehen, es sei denn, man hatte Godard im Sinn (über den Brasch einmal einen Text für die "Filmkritik" schrieb, den er Hanns [damals noch: Hans] Zischler zuspielte, der in dem Booklet zu der DVD-Edition zu Thomas Brasch schreibt: "Auf ungeklärte Weise ist dieser Aufsatz in der Redaktion der Filmkritik verloren gegangen.").

Für Brasch ging die Sache gut aus. "Engel aus Eisen" wurde 1981 nach Venedig eingeladen, ein Jahr später gab es dafür den Bayerischen Filmpreis. Von der Verleihung gibt es in dem großartig reichhaltigen Bonusmaterial der Box eine Aufzeichnung, die allein diese wichtige Herausgabe in der Filmedition Suhrkamp hätte rechtfertigen können. Brasch wird auf die Bühne gebeten, wo der Ministerpräsident Strauß schon die ganze Zeit steht, ein Rätsel mit gerötetem Gesicht, dem keine Sekunde abzulesen ist, ob er zuhört oder in Gedanken ganz woanders ist. Brasch geht zum Mikrofon und holt zu einer eingehenden Begründung dafür aus, dass er diesen Preis aus den Händen des vielfach verhassten Franz-Josef Strauß entgegennimmt. Er räumt ein, dass darin ein gewisser Widerspruch zu erkennen ist, wendet diese Tatsache aber ins Positive: "Widersprüche sind die Hoffnung! Ich danke den Verhältnissen für ihre Widersprüche."

Er weiß auch genau, wie er das bayerische Publikum wirklich treffen kann: "Ich danke der Filmhochschule der DDR für meine Ausbildung." Aus dem Unmut im Parkett ist deutlich herauszuhören: "Soll er doch rübergehen." Brasch blieb im Westen, er drehte noch drei weitere Filme, bevor die Mauer fiel und niemand mehr nach drüben gewünscht werden konnte. "Domino" (1982) ist das Porträt einer Schauspielerin (gespielt von Katharina Thalbach), die von einem alten, bitteren Regisseur auf ein altes Projekt angesprochen wird. Sie wollte doch immer schon einmal die Stella aus Goethes Drama spielen, nun gibt es eine Gelegenheit. Das Stück passt in die Zeit, handelt es doch von dem "Abdrängen von Menschen in ihr Privates".

In "Domino" steckt eine Menge vom apokalyptischen Zeitgeist der frühen achtziger Jahre. Brasch filmte wie schon in "Engel aus Eisen" in Schwarzweiß, das weihnachtlich illuminierte West-Berlin wirkt dadurch nicht selten wie eine Geisterstadt. Zu diesem Eindruck tragen auch die Schauplätze im engeren Sinn bei, das mittlerweile stillgelegte Schiller-Theater und das damals noch nicht revitalisierte Hebbel-Theater. Bernhard Wicki spielt einen Geistespatriarchen, er steckt immer noch in den zwanziger Jahren fest, in denen er seine prägenden intellektuellen und künstlerischen Erfahrungen gemacht hat, den Bruch durch die Nazis vermag er nicht zu überbrücken. Er lebt, als sein eigenes Denkmal, in einem leeren Theater - ein starkes Bild für eine ästhetische Position, der Brasch misstrauen musste, der doch auf die Stimme der Brief- und Kohlenträger genau so viel gab wie auf das apodiktische Wort aus Künstlermund. Lisa ist die Frau, die dazwischen in die Krise gerät, die sich in ihre Erinnerungen, Vorstellungen, Projektionen verliert. Zeit- und Identitätskrise gehen in "Domino" ineinander über, als Zeitdokument ist dieser Film unschätzbar.

Die drei DVDs der Edition enthalten zudem auch "Mercedes" (1984), eine niederländische Fernsehproduktion auf Grundlage eines Theaterstücks. Brasch nützte diese kleine, schnell gedrehte Produktion zu Reflexionen auf die Mediendifferenz zwischen Film und Fernsehen und für eine anspruchsvolle Versuchsanordnung: "Im Grunde gibt es in dem Film nicht mehr als sechzehn sehr lange Einstellungen von kompliziert arrangierten Bildern. Bewegung stellt sich fast nur durch doppelte und dreifache Blenden ein, durch das Verschachteln mehrerer Bilder."

Der letzte Spielfilm von Thomas Brasch stammt aus dem Jahr 1988 und kommt im Frühjahr des Jahres 2010 wie gerufen. Denn "Der Passagier - Welcome to Germany" ist im Grunde der verdrängte Vorgänger von Oskar Roehlers "Jud Süß - Film ohne Gewissen". Verdrängt deswegen, weil die Tradition des gebrochenen Erzählens, auf die es Brasch hier besonders ankam, in den letzten zwanzig Jahren im deutschen Film zunehmend diskreditiert wurde und sich vor allem mit Blick auf die Nazijahre ein seltsam naiver Gestus des "so ist es gewesen" verbreitet hat.

Brasch erzählte in "Der Passagier - Welcome to Germany" die Geschichte eines amerikanischen Regisseurs, eines emigrierten Juden, der nach Berlin zurückkehrt, um hier die Geschichte von Menschen zu verfilmen, die 1942 als Komparsen bei der Produktion eines Prestigefilms der nationalsozialistischen Filmwirtschaft verpflichtet wurden. Veit Harlans "Jud Süß" ist eindeutig gemeint, zugleich aber war Brasch sehr daran gelegen, eine Verbindung zur Gegenwart herzustellen.

Deswegen wird der von Tony Curtis gespielte Mr. Cornfield, der Regiestar aus der kanonischen Filmwirtschaft, zu dem Fall, der in "Der Passagier" eigentlich verhandelt und therapiert wird, denn er ist selbst zutiefst in die schuldhafte Produktion des Nazifilms verstrickt. Brasch erfand damals eine famose Plansequenz, mit der er in diese komplexe Geschichte hineinführte, fand dann aber nach Meinung vieler zeitgenössischer Kritiker und wohl auch des Publikums nicht das richtige Maß zwischen Erzählung und Reflexion.

"Der Passagier" war ein ambitioniertes Projekt der Vermittlung zentraler Widersprüche des deutschen Films: das Attraktionspotential, das schon Goebbels an Hollywood gemessen hatte (und das hier durch Tony Curtis vertreten ist), und das Reflexionspotential, das die Generation auszuschöpfen begann, der auch Thomas Brasch angehörte, allerdings als Außenseiter "von drüben". Was ihm in der Literatur zu einem zweifelhaften Vorteil gereichte, vermochte ihm im Kino nicht zu helfen. Wo es um so viel Geld geht, zählt kein Dissidentenbonus, und Brasch konnte nach "Der Passagier" bis zu seinem Tod 2001 keinen weiteren Film drehen. Die vorliegende Edition beweist allerdings, dass manchmal schon zwei markante Arbeiten reichen, um ein ganzes Kräftefeld neu ermessen zu können. Der wieder zu entdeckende Filmemacher Thomas Brasch, ein Quereinsteiger in mehrfacher Hinsicht, machte wahrhaft neue deutsche Filme.

BERT REBHANDL

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