Don Camillo ist in seiner Heimatgemeinde angeeckt und wurde strafversetzt. Sein neuer Wirkungskreis ist eine Gemeinde hoch oben in den Bergen. Die Menschen dort verhalten sich abweisend und Don Camillo plagt das Heimweh. Doch unten im Tal ist auch nicht alles so, wie es einst war. Peppone, der kommunistische Bürgermeister, vermisst Don Camillo an allen Ecken und Enden, auch wenn er das nie zugeben würde...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Dokumentation über Bild- und TonarbeitenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.05.2023Spiel es noch einmal, Indy
Harrison Ford kehrt als Indiana Jones ins Kino zurück und erhält an der Croisette eine Ehrenpalme für sein Lebenswerk. Und Catherine Corsini zeigt sich im Skandal um "Le Retour" einsichtig.
Von Maria Wiesner, Cannes
Es gibt eine Handvoll Regisseure, auf die Zuschauer stundenlang im Regen warten würden. Pedro Almodóvar ist einer davon. Das konnte man dieser Tage in Cannes erleben. Das Filmfest zeigte seinen Kurzfilm "Strange Way of Life", mit Pedro Pascal und Ethan Hawke als schwule Cowboys; Almodóvars Antwort auf das schwule Cowboy-Drama "Brokeback Mountain", dessen Regie er von mehr als 18 Jahren ausgeschlagen hatte. Entsprechend groß war der Andrang auf die einzige Vorführung. Ein Ansturm erfolgte dann ganz wörtlich, als Gäste trotz elektronisch zugesicherter Plätze (und Ausharren im Regen) wegen überbuchter Sitze vorm Kino abgewiesen wurden; es sollen Handgreiflichkeiten in der Luft gelegen haben.
Ebenfalls hoch emotional, aber weniger enttäuschend ging es rund um die Premiere des neuen Indiana-Jones-Films zu. Harrison Ford spielt zum fünften Mal den Archäologen mit Hut und Peitsche. Entlang der Croisette war die Figur allgegenwärtig, auf riesigen Filmplakaten vor einem Luxushotel, auf handgemalten Schildern von Fans, die auf Premierenkarten hofften, einige kamen sogar mit Fedora und Safarijacke angereist. Die Erwartungen waren also hoch. James Mangold, der diesmal die Regie übernahm - seit 1981 hatte Steven Spielberg den Ton der Abenteuerreihe gesetzt -, zeigte Respekt vor den Vorgängerfilmen, ja schaute sich vom Regiemeister einige Tricks ab. Wie Spielberg beginnt er mit waghalsiger Action und steigert das Tempo dann weiter. Es ist das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Deutschen verladen allerlei Beute in einen letzten Zug nach Berlin, und Indiana Jones versucht etwas davon für britische Museen zu entwenden. Er wird entdeckt, hat schon die Schlinge für die Hinrichtung um den Hals, als eine Fliegerbombe den Turm einstürzen lässt, an dem sein Seil baumelte. Die Jagd nach den Kulturgütern geht per Motorrad und Zug weiter und endet auf einer Brücke über einem Alpensee.
Die ganze Sequenz hat nur einen Makel: das Übermaß an digitalen Effekten, von denen vor allem die künstliche Verjüngung Harrison Fords störend ins Auge fällt. Vielleicht ist das klassische Make-up, mit dem man früher Falten hinzu- oder weggeschummelt hat, mittlerweile teurer als die Bearbeitung am Computer; aber die Gesichter wirkten damit authentischer. Hat man diese ersten Minuten überstanden - die unterhaltsame Aktion mit Thomas Kretschmann als Obernazi macht das einfach -, erwacht Indiana Jones mit grauen Haaren und dem Körper des sehr sportlichen Achtzigjährigen, der Harrison Ford mittlerweile ist, in seinem Bett in New York. Es ist das Jahr 1969, die Stadt feiert die Mondlandung, Jones sieht seinem Ruhestand an der Universität entgegen. Auf dem Küchentisch liegen die Scheidungspapiere von Marion, der großen Liebe aus dem ersten Teil "Jäger des verlorenen Schatzes". Für lange Grübeleien über Fehlentscheidungen im Leben ist keine Zeit, denn es taucht plötzlich die Tochter eines früheren Kollegen auf (verkörpert von der britischen Alleskönnerin Phoebe Waller-Bridge) und lädt ihn dazu ein, mit ihr eine Erfindung des Archimedes zu suchen. Natürlich sind dahinter auch die CIA und ein Altnazi (Mads Mikkelsen) her, der hofft, damit den Verlauf der Geschichte ändern zu können.
Steven Spielberg und Georg Lucas, dessen Erfindung Indiana Jones ist, haben vor mehr als vierzig Jahren mit dieser Figur das Abenteuergenre wiederbelebt. Mangold zeigt, dass solche Filme heute noch funktionieren. Es ging bei Indiana Jones nie nur um Verfolgungsjagden an exotischen Orten und um das Ausweichen vor tödlichen Fallen auf dem Weg zu verborgenen Schätzen, es ging immer auch um die Balance zwischen trockenem Wortwitz, mit dem die Figuren sich selbst nie zu wichtig nahmen, und dem großen Ernst, mit dem die Schauspieler ihre Aufgabe absolut wichtig nahmen.
Ford zeigt, wie das geht, wenn er von einem Boot auf den Horizont des Mittelmeers schaut und mit zerknitterter Miene verständlich macht, dass er in diesem Leben fast alles verloren hat. Es obliegt dann Phoebe Waller-Bridge, eine Antwort auf die Frage zu liefern, was man mit einem alten Helden macht, der das Gefühl hat, nicht mehr in die Zeit zu gehören. Es ist eine hoffnungsvolle Antwort. In Cannes gab es Szenenapplaus, und Ford bekam eine Ehrenpalme für sein Lebenswerk. Für Gesprächsstoff ganz anderer Art sorgte der Film "Le Retour" der Französin Catherine Corsini. Zunächst für den Wettbewerb nominiert, wurde er nach Gerüchten über eine Sexszene zwischen Minderjährigen, die vor Drehbeginn nicht von den zuständigen Behörden genehmigt worden war, zurückgestellt, nur um, als sich die Vorwürfe entkräften ließen, doch noch dem Wettbewerb hinzugefügt zu werden.
"Le Retour" folgt Khédidja und ihren Töchtern für einen Sommer nach Korsika. Die 18-jährige Jessica (Suzy Bemba) will in Paris studieren und sich aus den prekären Familienverhältnissen herausarbeiten. Die wenige Jahre jüngere Farah (Esther Gohourou) hat das übermütige Mundwerk der Adoleszenz und legt sich am Strand mit Einheimischen an, die sie aufgrund ihrer Hautfarbe beleidigen. Beide Frauen entdecken ein lang verschwiegenes Familiengeheimnis - und die erste Liebe.
Corsini blickt zunächst zart und zurückhaltend auf dieses Begehren, fängt Bilder voller jugendlicher Leichtigkeit am Strand, bei Partys, beim Kennenlernen ein. Es gibt intime Szenen, die das Entdecken der Sexualität zeigen. Die fragliche Szene aber flog im Schnitt raus. Während der Pressekonferenz zeigte sich die Regisseurin reuevoll: "Vielleicht war es eitel von mir, zu denken, dass ich diese Karriere habe, die 30, 35 Jahre umspannt, und deshalb im Umgang mit intimen Szenen mehr Erfahrung mitbringe als ein Intimitätscoach." Eine Einsicht, die den Diskurs klug beendete und den Fokus zurück auf einen Film lenkte, der einfühlsam und mit starken Darstellerinnen vom Erwachsenwerden und der Suche nach der eigenen Identität erzählt.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Harrison Ford kehrt als Indiana Jones ins Kino zurück und erhält an der Croisette eine Ehrenpalme für sein Lebenswerk. Und Catherine Corsini zeigt sich im Skandal um "Le Retour" einsichtig.
Von Maria Wiesner, Cannes
Es gibt eine Handvoll Regisseure, auf die Zuschauer stundenlang im Regen warten würden. Pedro Almodóvar ist einer davon. Das konnte man dieser Tage in Cannes erleben. Das Filmfest zeigte seinen Kurzfilm "Strange Way of Life", mit Pedro Pascal und Ethan Hawke als schwule Cowboys; Almodóvars Antwort auf das schwule Cowboy-Drama "Brokeback Mountain", dessen Regie er von mehr als 18 Jahren ausgeschlagen hatte. Entsprechend groß war der Andrang auf die einzige Vorführung. Ein Ansturm erfolgte dann ganz wörtlich, als Gäste trotz elektronisch zugesicherter Plätze (und Ausharren im Regen) wegen überbuchter Sitze vorm Kino abgewiesen wurden; es sollen Handgreiflichkeiten in der Luft gelegen haben.
Ebenfalls hoch emotional, aber weniger enttäuschend ging es rund um die Premiere des neuen Indiana-Jones-Films zu. Harrison Ford spielt zum fünften Mal den Archäologen mit Hut und Peitsche. Entlang der Croisette war die Figur allgegenwärtig, auf riesigen Filmplakaten vor einem Luxushotel, auf handgemalten Schildern von Fans, die auf Premierenkarten hofften, einige kamen sogar mit Fedora und Safarijacke angereist. Die Erwartungen waren also hoch. James Mangold, der diesmal die Regie übernahm - seit 1981 hatte Steven Spielberg den Ton der Abenteuerreihe gesetzt -, zeigte Respekt vor den Vorgängerfilmen, ja schaute sich vom Regiemeister einige Tricks ab. Wie Spielberg beginnt er mit waghalsiger Action und steigert das Tempo dann weiter. Es ist das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Deutschen verladen allerlei Beute in einen letzten Zug nach Berlin, und Indiana Jones versucht etwas davon für britische Museen zu entwenden. Er wird entdeckt, hat schon die Schlinge für die Hinrichtung um den Hals, als eine Fliegerbombe den Turm einstürzen lässt, an dem sein Seil baumelte. Die Jagd nach den Kulturgütern geht per Motorrad und Zug weiter und endet auf einer Brücke über einem Alpensee.
Die ganze Sequenz hat nur einen Makel: das Übermaß an digitalen Effekten, von denen vor allem die künstliche Verjüngung Harrison Fords störend ins Auge fällt. Vielleicht ist das klassische Make-up, mit dem man früher Falten hinzu- oder weggeschummelt hat, mittlerweile teurer als die Bearbeitung am Computer; aber die Gesichter wirkten damit authentischer. Hat man diese ersten Minuten überstanden - die unterhaltsame Aktion mit Thomas Kretschmann als Obernazi macht das einfach -, erwacht Indiana Jones mit grauen Haaren und dem Körper des sehr sportlichen Achtzigjährigen, der Harrison Ford mittlerweile ist, in seinem Bett in New York. Es ist das Jahr 1969, die Stadt feiert die Mondlandung, Jones sieht seinem Ruhestand an der Universität entgegen. Auf dem Küchentisch liegen die Scheidungspapiere von Marion, der großen Liebe aus dem ersten Teil "Jäger des verlorenen Schatzes". Für lange Grübeleien über Fehlentscheidungen im Leben ist keine Zeit, denn es taucht plötzlich die Tochter eines früheren Kollegen auf (verkörpert von der britischen Alleskönnerin Phoebe Waller-Bridge) und lädt ihn dazu ein, mit ihr eine Erfindung des Archimedes zu suchen. Natürlich sind dahinter auch die CIA und ein Altnazi (Mads Mikkelsen) her, der hofft, damit den Verlauf der Geschichte ändern zu können.
Steven Spielberg und Georg Lucas, dessen Erfindung Indiana Jones ist, haben vor mehr als vierzig Jahren mit dieser Figur das Abenteuergenre wiederbelebt. Mangold zeigt, dass solche Filme heute noch funktionieren. Es ging bei Indiana Jones nie nur um Verfolgungsjagden an exotischen Orten und um das Ausweichen vor tödlichen Fallen auf dem Weg zu verborgenen Schätzen, es ging immer auch um die Balance zwischen trockenem Wortwitz, mit dem die Figuren sich selbst nie zu wichtig nahmen, und dem großen Ernst, mit dem die Schauspieler ihre Aufgabe absolut wichtig nahmen.
Ford zeigt, wie das geht, wenn er von einem Boot auf den Horizont des Mittelmeers schaut und mit zerknitterter Miene verständlich macht, dass er in diesem Leben fast alles verloren hat. Es obliegt dann Phoebe Waller-Bridge, eine Antwort auf die Frage zu liefern, was man mit einem alten Helden macht, der das Gefühl hat, nicht mehr in die Zeit zu gehören. Es ist eine hoffnungsvolle Antwort. In Cannes gab es Szenenapplaus, und Ford bekam eine Ehrenpalme für sein Lebenswerk. Für Gesprächsstoff ganz anderer Art sorgte der Film "Le Retour" der Französin Catherine Corsini. Zunächst für den Wettbewerb nominiert, wurde er nach Gerüchten über eine Sexszene zwischen Minderjährigen, die vor Drehbeginn nicht von den zuständigen Behörden genehmigt worden war, zurückgestellt, nur um, als sich die Vorwürfe entkräften ließen, doch noch dem Wettbewerb hinzugefügt zu werden.
"Le Retour" folgt Khédidja und ihren Töchtern für einen Sommer nach Korsika. Die 18-jährige Jessica (Suzy Bemba) will in Paris studieren und sich aus den prekären Familienverhältnissen herausarbeiten. Die wenige Jahre jüngere Farah (Esther Gohourou) hat das übermütige Mundwerk der Adoleszenz und legt sich am Strand mit Einheimischen an, die sie aufgrund ihrer Hautfarbe beleidigen. Beide Frauen entdecken ein lang verschwiegenes Familiengeheimnis - und die erste Liebe.
Corsini blickt zunächst zart und zurückhaltend auf dieses Begehren, fängt Bilder voller jugendlicher Leichtigkeit am Strand, bei Partys, beim Kennenlernen ein. Es gibt intime Szenen, die das Entdecken der Sexualität zeigen. Die fragliche Szene aber flog im Schnitt raus. Während der Pressekonferenz zeigte sich die Regisseurin reuevoll: "Vielleicht war es eitel von mir, zu denken, dass ich diese Karriere habe, die 30, 35 Jahre umspannt, und deshalb im Umgang mit intimen Szenen mehr Erfahrung mitbringe als ein Intimitätscoach." Eine Einsicht, die den Diskurs klug beendete und den Fokus zurück auf einen Film lenkte, der einfühlsam und mit starken Darstellerinnen vom Erwachsenwerden und der Suche nach der eigenen Identität erzählt.
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