Jon Martello (Joseph Gordon-Levitt) ist süchtig - süchtig nach Internet-Pornos! Der ziemlich böse Junge mit dem Gehabe eines Westentaschen-Playboys hat keinerlei Probleme, wunderschöne Mädchen im Schnelldurchgang zu verführen, was ihm bei seinen Freunden bereits den Spitznamen "Don Juan" eingebracht hat.
Als er auf Barbra (Scarlett Johansson) trifft, stößt er allerdings zum ersten Mal an seine Grenzen. Die idealistische junge Frau ist auf der Suche nach ihrem Mister Right und Jons entbrannte Leidenschaft für sie zwingt ihn, die offensichtlichen Differenzen so gut wie möglich auszublenden. Dann begegnet er Esther (Julianne Moore), einer Frau, die Jon endlich vollends versteht - mehr als er sich selbst.
Als er auf Barbra (Scarlett Johansson) trifft, stößt er allerdings zum ersten Mal an seine Grenzen. Die idealistische junge Frau ist auf der Suche nach ihrem Mister Right und Jons entbrannte Leidenschaft für sie zwingt ihn, die offensichtlichen Differenzen so gut wie möglich auszublenden. Dann begegnet er Esther (Julianne Moore), einer Frau, die Jon endlich vollends versteht - mehr als er sich selbst.
Bonusmaterial
Making of Don Jon Don Jon's Origin Joe's Hats! Objectified Themes and Variations HITRECORD Shorts - My Favorite Things Request Video - My Favorite Things Remix - My Favorite Things Remix: Film Preservation My Favorite Things Remix: Love ObjectsFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.2013Peilung und Heilung: "Don Jon" im Kino
Wenn ein Mann, der süchtig ist nach Pornofilmen, zu einer Frau sagt: "Du bist das Schönste, was ich je gesehen habe", ist das dann ein Kompliment? Eine Beleidigung?
In therapeutischer Hinsicht ist Jon Martello, den seine Freunde anerkennend Don Jon nennen, ein pathologischer Fall. Diagnose: Sexsucht, genauer: zwanghafter Konsum von Sexualität in medialisierter Form. Was das Verständnis der ökonomischen Verhältnisse angeht, kann der Mann als Experte gelten. Er weiß, dass Reizerzeugung heute seriell geschieht. Die Stimulanzien rollen vom Fließband mit grausiger Zuverlässigkeit.
"Don Jon" (Regie und Hauptdarsteller: Joseph Gordon-Levitt) erzählt vom Bilderjunkie, der auf Erlösung hofft. Barbara könnte die Rettung sein, doch Scarlett Johansson spielt sie kaugummikauend und hüftwackelnd als wertkonservative Tussi, deren Wunsch nach Kindern, Küche, Kirche so rigide ist wie das Verlangen ihres Partners nach erotischen Kicks. Ihr Youporn heißt Hollywood, und letztlich gilt für beide, Sexfilm und Kintopp, dass bei entsprechend starker Fixierung die Show immer mächtiger ist als die Realität, gerade weil immer nur wiederholt wird, nie durchgearbeitet. Jede Einstellung ein Verweis auf die nächste und immer so fort, eine hohl drehende Verheißungsmaschine.
Die Szenen, in denen Don Jon, der New-Jersey-Junge mit festem Sitzplatz beim Sonntagsgottesdienst, seine Vergehen beichtet, sind auf den ersten Blick Satire. Es geht aber um Analogie: Auf den Sünden- folgt der Sühneexzess, die verordneten Rosenkränze lassen sich aufeinandertürmen wie die per Download angehäuften Schmuddelbilder. Pornographische Logik kann unsere nobelsten Rituale schänden, weiß der Film. Und umgekehrt liegt in jedem Ritual die Gefahr der Betäubung.
Für die Vision von sexueller Integrität ist Esther (Julianne Moore) zuständig. Mittvierzigerin, vor kurzem hat sie ihre Familie bei einem Unfall verloren, jetzt kifft sie viel und liest traurige Bücher. Man kann das fragwürdig finden, dass eine nicht korrumpierte Libido ans Leiden gekoppelt wird, als ob man nicht auch als heiterer Mensch respektvoll mit dem Begehren umgehen könnte.
Aber frappierend ist, wie Don Jon, dieser Gelfrisur- und Feinripp-Casanova, die romantische Dialektik auslegt: "Ich verliere mich in ihr und sie sich in mir. Und dann sind wir zwei Verlorene, gemeinsam."
Lost together. Finden, Ankommen, im Sinne von Versöhnung mit der Existenz und dem Kummer, den sie zwangsläufig mit sich bringt - dieser Gewinn ist mit dem andern nicht zu machen. Es bleibt in der Begegnung beim Suchen.
Auch die Pornographie ist ein Suchverfahren, aber sie suggeriert, dass irgendwann auf dem Radar die Erlösung auftaucht, wenn man nur tief genug hineinleuchtet in den Abgrund der Bilder. Don Jon taucht am Ende auf in der Wirklichkeit. Dort, wo die andern Verlorenen warten. (dhaa)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn ein Mann, der süchtig ist nach Pornofilmen, zu einer Frau sagt: "Du bist das Schönste, was ich je gesehen habe", ist das dann ein Kompliment? Eine Beleidigung?
In therapeutischer Hinsicht ist Jon Martello, den seine Freunde anerkennend Don Jon nennen, ein pathologischer Fall. Diagnose: Sexsucht, genauer: zwanghafter Konsum von Sexualität in medialisierter Form. Was das Verständnis der ökonomischen Verhältnisse angeht, kann der Mann als Experte gelten. Er weiß, dass Reizerzeugung heute seriell geschieht. Die Stimulanzien rollen vom Fließband mit grausiger Zuverlässigkeit.
"Don Jon" (Regie und Hauptdarsteller: Joseph Gordon-Levitt) erzählt vom Bilderjunkie, der auf Erlösung hofft. Barbara könnte die Rettung sein, doch Scarlett Johansson spielt sie kaugummikauend und hüftwackelnd als wertkonservative Tussi, deren Wunsch nach Kindern, Küche, Kirche so rigide ist wie das Verlangen ihres Partners nach erotischen Kicks. Ihr Youporn heißt Hollywood, und letztlich gilt für beide, Sexfilm und Kintopp, dass bei entsprechend starker Fixierung die Show immer mächtiger ist als die Realität, gerade weil immer nur wiederholt wird, nie durchgearbeitet. Jede Einstellung ein Verweis auf die nächste und immer so fort, eine hohl drehende Verheißungsmaschine.
Die Szenen, in denen Don Jon, der New-Jersey-Junge mit festem Sitzplatz beim Sonntagsgottesdienst, seine Vergehen beichtet, sind auf den ersten Blick Satire. Es geht aber um Analogie: Auf den Sünden- folgt der Sühneexzess, die verordneten Rosenkränze lassen sich aufeinandertürmen wie die per Download angehäuften Schmuddelbilder. Pornographische Logik kann unsere nobelsten Rituale schänden, weiß der Film. Und umgekehrt liegt in jedem Ritual die Gefahr der Betäubung.
Für die Vision von sexueller Integrität ist Esther (Julianne Moore) zuständig. Mittvierzigerin, vor kurzem hat sie ihre Familie bei einem Unfall verloren, jetzt kifft sie viel und liest traurige Bücher. Man kann das fragwürdig finden, dass eine nicht korrumpierte Libido ans Leiden gekoppelt wird, als ob man nicht auch als heiterer Mensch respektvoll mit dem Begehren umgehen könnte.
Aber frappierend ist, wie Don Jon, dieser Gelfrisur- und Feinripp-Casanova, die romantische Dialektik auslegt: "Ich verliere mich in ihr und sie sich in mir. Und dann sind wir zwei Verlorene, gemeinsam."
Lost together. Finden, Ankommen, im Sinne von Versöhnung mit der Existenz und dem Kummer, den sie zwangsläufig mit sich bringt - dieser Gewinn ist mit dem andern nicht zu machen. Es bleibt in der Begegnung beim Suchen.
Auch die Pornographie ist ein Suchverfahren, aber sie suggeriert, dass irgendwann auf dem Radar die Erlösung auftaucht, wenn man nur tief genug hineinleuchtet in den Abgrund der Bilder. Don Jon taucht am Ende auf in der Wirklichkeit. Dort, wo die andern Verlorenen warten. (dhaa)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main