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Auf drei Etagen leben drei Familien in einem wohlhabenden Stadtteil Roms: Richter Vittorio und Dora wohnen zusammen mit ihrem erwachsenen Sohn Andrea. Als Andrea betrunken einen tödlichen Autounfall verursacht, hofft er auf die Unterstützung seines Vaters. Doch stattdessen brechen die langjährigen Spannungen zwischen Vater und Sohn auf. Familienvater Lucio ist besessen von der Angst, sein alter Nachbar könnte seiner kleinen Tochter zu nahegekommen sein. Auf der Suche nach der Wahrheit begeht er einen verhängnisvollen Fehler, der die ganze Familie erschüttert. Die junge Mutter Monica ist oft…mehr

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Produktbeschreibung
Auf drei Etagen leben drei Familien in einem wohlhabenden Stadtteil Roms: Richter Vittorio und Dora wohnen zusammen mit ihrem erwachsenen Sohn Andrea. Als Andrea betrunken einen tödlichen Autounfall verursacht, hofft er auf die Unterstützung seines Vaters. Doch stattdessen brechen die langjährigen Spannungen zwischen Vater und Sohn auf.
Familienvater Lucio ist besessen von der Angst, sein alter Nachbar könnte seiner kleinen Tochter zu nahegekommen sein. Auf der Suche nach der Wahrheit begeht er einen verhängnisvollen Fehler, der die ganze Familie erschüttert.
Die junge Mutter Monica ist oft mit ihrem Baby allein und lebt in einer Welt zwischen Realität und Fantasie. Ihr Mann ist häufig auf Geschäftsreisen, da taucht ihr Schwager Roberto auf, das schwarze Schaf der Familie. Er braucht ihre Hilfe. Monica fühlt sich zu seiner ruhigen, aufmerksamen Art hingezogen.
All diese Menschen leben mit ihren Geschichten, ihren Fehlentscheidungen und Schicksalen unter einem Dach. Während die Männer in ihrem Eigensinn wie gefangen erscheinen, versuchen die Frauen, die familiären Brüche zu kitten und ihren eigenen Weg zu gehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2022

Das Leben ein Familientraum
Geschichten einer bürgerlichen Wohnadresse in Rom: Nanni Morettis Film "Drei Etagen"

Das Haus hat drei Stockwerke. Jedenfalls sagt das der Film. Man muss es glauben, sehen kann man es nicht. Es gibt keinen Schwenk über die Fassade, keinen establishing shot, der den Ort und die Umgebung festhält. Auch die Gegend wird nicht näher bezeichnet. Ein bürgerliches Viertel in Rom, vielleicht am Tiber, nördlich vom Vatikan. Die Lage ist nicht entscheidend bei Nanni Moretti, nur die Stadt. Morettis Filme sind Rom-Filme, ganz selten nur machen sie sich auf den Weg aus der Hauptstadt in die Provinz. Rom ist für sie Italien, und in "Drei Etagen" ist Italien ein bürgerliches Wohnhaus, zentral gelegen, ruhig, mit Parkplätzen am Straßenrand und Bäumen auf dem Trottoir. Ein Idyll.

Der Film beginnt nachts. Eine schwangere Frau steht schmerzgebeugt auf der Straße und wartet auf ein Taxi. Ein Wagen kommt mit hohem Tempo um die Ecke, weicht der Schwangeren aus, überfährt eine andere Passantin und kracht in die Vorgartenfront einer Parterrewohnung. Am Steuer sitzt Andrea, der Sohn des Richterehepaars Dora und Vittorio aus einem der Obergeschosse. Die Wohnung, die er beschädigt hat, gehört dem Architekten Lucio und seiner Frau Sara. Und die Schwangere auf der Straße ist Monica, deren Ehemann Giorgio im Ausland arbeitet.

Drei Stockwerke und sehr viele Namen. Dazu kommen noch die beiden Alten Giovanna und Renato, die im Erdgeschoss gegenüber von Lucio und Sara wohnen und gelegentlich auf deren Tochter Francesca aufpassen. Man könnte den Film auch als Generationenskizze nachzeichnen: Anna Bonaiuto, die Darstellerin der Giovanna, hat in den Siebzigerjahren bei Lina Wertmüller angefangen, Paolo Graziosi, ihr Partner, wurde 1962 von Marco Bellocchio entdeckt und ist im Februar zweiundachtzigjährig gestorben. Ihre Enkelin Charlotte wiederum wird von Denise Tantucci verkörpert, die durch Auftritte in Schüler- und Arztserien zum Gesicht der jungen Schauspielergeneration geworden ist. Zwischen ihnen, im Zentrum der Erzählung, stehen die erwachsenen Stars des italienischen Kinos, Riccardo Scamarcio, Margherita Buy, Alba Rohrwacher, Stefano Dionisi, Nanni Moretti. Das Haus ist Italien, der Cast ist der italienische Film. Das Gesellschaftspanorama ist auch eine Inventur.

Dem ersten Drama, der tödlichen Autofahrt, folgt ein zweites. Nachdem der Architekt wie üblich seine Tochter wieder bei dem zunehmend dementen Renato abgegeben hat, sind die beiden am Abend verschwunden. Lucio findet Francesca mit dem Alten in einem Park. Der Verdacht, der Greis könnte das Mädchen missbraucht haben, treibt ihn ins Krankenhaus, wo er den inzwischen bettlägerigen Nachbarn fast erwürgt. Als Renatos Enkelin aus Paris eintrifft, hofft er seine Mutmaßung mit ihrer Hilfe bestätigen zu können. Aber Charlotte will ihn verführen. Er weist sie ab, sie weint, dann stürzt er sich auf sie.

Der Film entstand nach einem Roman des israelischen Autors Eshkol Nevi, der auf Deutsch "Über uns" hieß. Bei Nevi strukturieren die Monologe der drei Hauptfiguren die Erzählung. Bei Moretti wird das innere Geschehen veräußerlicht, die Reflexion zur Geschichte. Dadurch muss der Film stärker hin und her springen, als ihm guttut. Er verlässt das Haus, um das er kreist, und begibt sich auf die Reise seiner Protagonisten. Unter ihnen ist der Architekt Lucio der einzige, der am Ende noch in seinem Stockwerk wohnt. Seine Ehe übersteht die Vergewaltigungsklage, die Charlotte gegen ihn anstrengt. Wäre Riccardo Scamarcio ein Schauspieler, wie Ugo Tognazzi einer war, könnte man von der Tragödie eines lächerlichen Mannes sprechen.

Die Schwäche einer Spielhandlung, die sich aus Monologen speist, wird an Monica (Alba Rohrwacher) deutlich. Von Anfang an ist sie nicht ganz von dieser Welt, selbst ihr Baby behandelt sie, als träumte sie nur, Mutter zu sein. Auch den Auftritt ihres Schwagers, der sich auf der Flucht vor der Mafia bei ihr einquartiert, obwohl er mit Monicas Mann verfeindet ist, könnte sie sich eingebildet haben. Ein Rabe, der sich aus Edgar Allan Poes Gedicht zu ihr verflogen hat, sitzt immer dann auf ihrem Tisch, wenn sie nicht mehr weiterweiß. Irgendwann weiß auch der Film nicht mehr, was er mit Monica anfangen soll, und schickt sie vor die Tür wie ein unartiges Kind.

Der Regisseur Nanni Moretti ist als Selbstdarsteller groß geworden. Seine frühen Filme, von "Ich bin ein Autarkist" bis "Palombella rossa", erzählen die Geschichte der italienischen Linken am Beispiel seines Alter ego Michele Apicella, der vom Laienschauspieler zum Parlamentsmitglied aufsteigt. In "Liebes Tagebuch", seinem bekanntesten Film, stieg er dann unter eigenem Namen auf die Vespa, um im sommerlichen Rom sein inneres Afrika zu finden. Seither hat er sich vor der Kamera von einer Figur der Hoffnung in eine der Resignation verwandelt. Die letzte Station dieser Reise ist der Richter, den er in "Drei Etagen" spielt. Vittorio hat nicht nur seinem Sohn die Kindheit zur Hölle gemacht, er quält auch seine Frau Dora, indem er ihr den Kontakt mit dem nach seiner Unfallfahrt verurteilten Andrea verbietet. Als der Richter nach zwei Zeitsprüngen von je fünf Jahren von der Spielfläche verschwunden ist, atmet die Geschichte hörbar auf.

Erst jetzt, in den letzten dreißig von hundertzwanzig Minuten, findet der Film zu jener Balance von Schwere und Leichtfüßigkeit, die er zuvor vergeblich gesucht hat. Das liegt vor allem an Margherita Buy, die als Vittorios Witwe mit staunenden Augen das Abenteuer ihrer Selbstbefreiung erlebt. Es liegt auch daran, dass der Erzähler Moretti nicht mehr krampfhaft alle Fäden zusammenknüpft, die ihm die Vorlage hinhält. Er lässt die Figuren laufen, und siehe, sie bewegen sich ganz von selbst.

In dem Ausdruck "altmeisterlich" stecken zwei Aspekte, das Meisterhafte und das Ältliche. "Drei Etagen" ist der Film eines Meisters, der Gefahr läuft, in seinem Können zu erstarren. Vielleicht hätte sich die Kamera das Haus, in dem die Geschichte spielt, doch genauer anschauen sollen. Und sei es nur, um seine Fassaden kräftig durchzuschütteln. ANDREAS KILB

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