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Hartmut Mackowiak (Elmar Wepper) steht unter Schock. Seine Frau (Katja Rupé) verlässt ihn nach 30 Ehejahren für einen anderen Mann. Plötzlich muss er sein Leben noch einmal vollkommen neu ordnen und dabei hat der mürrische Taxifahrer doch am liebsten seine Ruhe und verschanzt sich hinter einem Panzer aus Vorurteilen, Selbstgenügsamkeit und skeptischer Ablehnung gegenüber allem Fremden und Neuen. Da passt es ihm auch gar nicht, dass plötzlich die 6-jährige Hayat (Mercan Türkoglu) mutterseelenallein in seinem Taxi auftaucht, kein Deutsch spricht und nun auf seine Hilfe angewiesen ist. Alle…mehr

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Produktbeschreibung
Hartmut Mackowiak (Elmar Wepper) steht unter Schock. Seine Frau (Katja Rupé) verlässt ihn nach 30 Ehejahren für einen anderen Mann. Plötzlich muss er sein Leben noch einmal vollkommen neu ordnen und dabei hat der mürrische Taxifahrer doch am liebsten seine Ruhe und verschanzt sich hinter einem Panzer aus Vorurteilen, Selbstgenügsamkeit und skeptischer Ablehnung gegenüber allem Fremden und Neuen. Da passt es ihm auch gar nicht, dass plötzlich die 6-jährige Hayat (Mercan Türkoglu) mutterseelenallein in seinem Taxi auftaucht, kein Deutsch spricht und nun auf seine Hilfe angewiesen ist. Alle Versuche, sie los zu werden, scheitern. Und obwohl er gerade seine Frau zur Rückkehr bewegen will, macht er sich schließlich auf die Suche nach Hayats Mutter. Dabei dämmert es ihm: Vielleicht ist es nicht er, der Hayat hilft, sondern sie ihm...

Bonusmaterial

Audiokommentar Making-of Interviews Featurettes Bildergalerie Trailer
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2012

Einmal ganz oben
Vor dem Filmpreis: Was "Dreiviertelmond" zeigt

Nürnberg. Herbst. Ein Taxi am Flughafen. Eine Frau und ein Mädchen steigen ein, sie kommen aus Istanbul. Der Taxifahrer schimpft auf die Ausländer. Die Frau sagt: "Nazi." Der Taxifahrer: "Haben Sie jetzt ,Nazi' gesagt?"

Zuvor aber hat man gesehen, wie das Mädchen aus Istanbul abfliegt, mit der Türklinke in der Hand, die es nicht loslässt, weil es nicht nach Deutschland will. Und anschließend sieht man, wie die Mutter die kleine Hayat bei ihrer Großmutter abstellt, bevor sie auf Tournee geht, wochenlang. Als Hayats Oma auf ihrem Gebetsteppich umkippt und ins Koma fällt, trifft die Kleine vor dem Krankenhaus den Mann vom Flughafen wieder. "Hallo, Nazi!" - "Hallo, Kopftuchmädchen!" Das setzt den Ton.

Christian Züberts Film "Dreiviertelmond" wäre, wenn die Geschichte jetzt ins flott Familiäre abböge, eine Integrationskomödie à la "Almanya" geworden, ein Gruppenbild zum Themenabend. Aber der Film will noch nicht einmal komisch sein. Er will nur einen Mann und ein Mädchen zeigen, eine Stadt, eine Jahreszeit, eine Mittelstandsehe in Abwicklung. Vor allem, mehr als alles andere möchte er, dass wir anderthalb Stunden mit Elmar Wepper verbringen, der den Taxifahrer Mackowiak als Summe eines Schauspielerlebens spielt, das vierzig Jahre lang in Nebenrollen verläpperte, ehe mit Doris Dörries "Hanami" der späte Ruhm begann.

Bei Dörrie lernte Wepper das Trauern und Vergessen; bei Zübert lernt er das Lachen und Weitermachen. Kurz vor der Rente wird Mackowiak von seiner Frau (Katja Rupé) verlassen; der Gipfel der Kränkung ist erreicht, als er entdeckt, dass sein Nebenbuhler ein "typisches Deutschlehrer-Holzhaus" bewohnt. Aber da ist Hayat schon mit ihm unterwegs. Die Ehe- und die Kindergeschichte laufen parallel, so dass auf den Tiefpunkt der einen der Höhepunkt der anderen folgt: Am einen Tag fährt Mackowiak sein Taxi kaputt, am anderen sitzt er schon in Istanbul im Café und erfährt vom Kellner, warum "Hayat" dort auf allen Mineralwasserflaschen steht: "Hayat heißt Leben."

Das alles wird angenehm präzise und doch stimmungsvoll erzählt, gefällig, ohne anbiedernd zu wirken. Dass der Vater des Mädchens Deutscher ist, wirkt ein wenig aufgesetzt, aber dieser Missklang stört kaum in einem Film, der ganz vom Zusammenspiel Weppers mit der sechsjährigen Mercan Türkoglu lebt. Und doch fehlt etwas. Eine Härte. Eine Dringlichkeit. Eine Konsequenz, die man in manchen britischen und französischen Filmen, aber besonders bei den belgischen Brüdern Dardenne findet. Wo bei den Dardennes in der Art des Erzählens immer auch eine Haltung zur Welt und zum Kino insgesamt steckt, geht es bei Christian Zübert vor allem darum, die Story filmisch einzupacken. So, wie die Musik von Annette Focks für jede Szene die perfekte Klanghülle schneidert, inszeniert Zübert immer von einer Vorstellung von Angemessenheit aus, für das letztlich das Fernsehen den Maßstab abgibt.

Die Laxheit im Erzählen und Schauen, die dieser Maßstab erzeugt, ist im Deutschen Film habituell geworden, sie steckt in den Einzelnen wie im System. Vor zwölf Jahren hat Christian Zübert mit dem Überraschungserfolg "Lammbock" angefangen; dann blieb der Erfolg aus, und Zübert drehte einen "Tatort" und den Pilotfilm zu der vielgepriesenen Krimiserie "KDD". Mit "Dreiviertelmond" ist er zum Kino zurückgekehrt, aber nicht mehr, um es neu zu erfinden. Das sieht man dem Film an, der gerade (bei Fox Home Entertainment) auf DVD erschienen ist. Am Freitagabend aber, wenn in Berlin der Deutsche Filmpreis verliehen wird, steht "Dreiviertelmond" ganz oben, unter den sechs Titeln, die als bester Spielfilm nominiert sind. Da, wo im Deutschen Film oben ist.

ANDREAS KILB

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