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Nach der Romanvorlage von Graham Greene inszenierte Carol Reed einen subtilen politischen Kriminalthriller, der durch die Verfilmung an Originalschauplätzen und Karas' weltberühmter Zither-Musik eine unverwechselbare Stimmung erhält.

Produktbeschreibung
Nach der Romanvorlage von Graham Greene inszenierte Carol Reed einen subtilen politischen Kriminalthriller, der durch die Verfilmung an Originalschauplätzen und Karas' weltberühmter Zither-Musik eine unverwechselbare Stimmung erhält.
Autorenporträt
Graham Greene wurde 1904 in Berkhampstead, Hertfordshire, geboren. Nach seinem Studium der Geschichte in Oxford arbeitete er zunächst bei der "Times" in London, danach als Filmkritiker beim "Spectator". Die großen Reisen, die er unternahm - u. a. nach Westafrika und Asien - wurden auch zum Fundus für seine schriftstellerische Tätigkeit. Er wurde mehrmals als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt und zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Greene starb 1991 in Genf.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.1999

Genialer Treppenwitz
Orson Welles' ungeliebte Rolle in "Der dritte Mann"

"Ich hasse Harry Lime. Er besitzt keine Leidenschaft; er ist kalt; er ist Luzifer, der gefallene Engel", stöhnte Orson Welles noch Jahre nach seinem größten Erfolg als Schauspieler. Er war es leid, immer und immer wieder mit der Rolle des Gangsters identifiziert zu werden, die er 1949 in dem von Carol Reed nach einem Drehbuch von Graham Greene inszenierten Krimi gespielt hatte.

Diese Aufgabe war eine von denen, die Welles des Öfteren übernahm, um Geld zu verdienen, das er dann in seine ehrgeizigen Projekte als Regisseur investierte. Projekte, die der Wunderknabe aus Hollywood fast immer gegen den Widerstand der marktbeherrschenden Produzenten durchsetzen musste. Seit seinem acht Jahre vor "The Third Man" herausgekommenen cineastischen Paukenschlag "Citizen Kane" mochten ihn die Machthaber der Traumfabrik nicht. Denn Welles' spannendes Porträt eines Medienmoguls strotzte nur so von kritischen Verweisen, die deutlich auch gegen Hollywood zielten und mit giftigen Spitzen ins Herz des Kapitalismus trafen. Dessen Mechanismen sich freilich hervorragend zur Züchtigung rebellischer Künstler eignen.

Treppenwitz der Filmgeschichte: Harry Lime ist einer der eher kleinen Parts, die Welles übernahm. Er tritt erst knapp eine Stunde nach Beginn des Films in Erscheinung und hat in der Folge nur wenige kurze Szenen. Die allerdings haben sich dank seiner schauspielerischen Wucht unauslöschlich ins Gedächtnis der Kinofans eingeschrieben.

Bemerkenswert ist schon die Auftrittsszene von Orson Welles: In einem dunklen Torweg leckt eine Katze ein Paar Schuhe, von der Kamera zunächst eher beiläufig eingefangen. Erst als lange später ein Lichtschein aus einem Fenster dringt, wird das Gesicht für eine Schrecksekunde sichtbar, ehe es wieder im Schatten der Nacht abtaucht. Der kurze Blick auf das melancholische Babyface, in dem sich Angst und Arroganz gleichzeitig spiegeln, genügt, um Harry Lime als bedrohlichen Fiesling zu etablieren, als "den übelsten Schieber, der je sein dreckiges Gewerbe in dieser Stadt ausgeübt hat", wie es einmal im Film über ihn heißt.

Orson Welles beherrschte die Kunst des Understatements perfekt. Scheinbar zur Statue erstarrt, schaffte er es, etwa mit einem nervösen Lidschlag, mit einem flüchtigen Beben der Unterlippe, die Fülle eines Charakters anzudeuten. Dies gab allen von ihm interpretierten Figuren eine bezwingende Intensität. Leider war Welles allzu häufig gezwungen, sein wirklich außerordentliches Talent an zweitklassige Aufgaben zu verschwenden. Nicht so im Falle von "The Third Man". Das intelligente Drehbuch um die Jagd auf den Penicillin-Schieber Harry Lime im Wien der Nachkriegszeit enthüllt mit einer für das damalige Kino seltenen Radikalität den Unwert menschlichen Lebens im Banne konsequenten Profitstrebens. Die stimmige Inszenierung, auch das selten, verwischt das nicht mit Spannungsmache, sondern unterstreicht das noch.

Orson Welles hätte allen Grund gehabt, auf diesen Film stolz zu sein. Zumal er den Film mit einem von ihm verfassten Monolog für Harry Lime veredelt hat: "In Italien herrschten unter den Borgias dreißig Jahre lang Kleinkriege, Terror, Mord, Blutvergießen, dennoch brachten sie Michelangelo, Leonardo da Vinci und die Renaissance hervor. In der Schweiz war die Bruderliebe an der Tagesordnung, sie blicken auf fünfhundert Jahre Demokratie und Frieden zurück, und was haben sie hervorgebracht? Die Kuckucksuhr."

PETER CLAUS.

Montag und Dienstag, jeweils 23.30 Uhr, Camera im Tacheles, Oranienburger Straße 54-56, Mitte.

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