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YouTuber Keith Gill (Paul Dano), alias Roaring Kitty, ist Finanzanalyst und eigentlich ein ganz normaler Typ. Ein bisschen nerdig vielleicht. In einer für sich selbst erstellten Analyse untersucht er die Aktie von GameStop, der Ladenkette für Videospiele, und befindet, dass sie unterbewertet sei. Zeit, dies zu ändern. Im Januar 2021 steckt er all seine Ersparnisse in diese eine Aktie und lässt die Außenwelt über Social Media daran teilhaben. Plötzlich gehen seine Beiträge in den sozialen Netzwerken viral und es ändert sich nicht nur sein Leben, sondern auch das aller, die ihm folgen. Aus einem…mehr

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Produktbeschreibung
YouTuber Keith Gill (Paul Dano), alias Roaring Kitty, ist Finanzanalyst und eigentlich ein ganz normaler Typ. Ein bisschen nerdig vielleicht. In einer für sich selbst erstellten Analyse untersucht er die Aktie von GameStop, der Ladenkette für Videospiele, und befindet, dass sie unterbewertet sei. Zeit, dies zu ändern. Im Januar 2021 steckt er all seine Ersparnisse in diese eine Aktie und lässt die Außenwelt über Social Media daran teilhaben. Plötzlich gehen seine Beiträge in den sozialen Netzwerken viral und es ändert sich nicht nur sein Leben, sondern auch das aller, die ihm folgen. Aus einem Aktientipp ist eine Bewegung geworden. Alle werden unfassbar reich.
Während die Werte der Kleinanleger durch die Decke gehen, machen die Hedgefonds-Manager Gabe Plotkin (Seth Rogen), Steve Cohen (Vincent DOnofrio) und Ken Griffin (Nick Offerman) täglich irrsinnige Verluste. Sie hatten auf die Insolvenz von GameStop gewettet, um daraus ihren Gewinn einzufahren. Es gibt nur ein Mittel, den Siegeszug der Finanz-Amateure zu beenden: Die Milliardäre der Wall Street schlagen zurück...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.2023

Am längeren Hebel
Kleinanleger spekulieren: "Dumb Money" im Kino

Im Finanzmarktjargon werden unbedarfte Privatinvestoren herablassend als "dumb money" bezeichnet. Stimmungsindikatoren vergleichen gar die Zu- und Abflüsse von "dumb money" mit dem "smart money" professioneller Fondsmanager. Die Daten legen nahe, dass viele Amateurinvestoren erst dann den Mut zum Einstieg fassen, wenn der Markt bereits eine Weile gestiegen ist - was häufig jedoch genau der Moment ist, auf den eine Korrektur folgt. Umgekehrt steigen sie aus, wenn der Markt eine Weile gefallen ist - oft just jener Moment, an dem die Erholung einsetzt. Weil sie sich nicht von wohlüberlegten, langfristigen Strategien, sondern Affekten wie Gier und Furcht leiten lassen, tun sie das Gegenteil der einfachsten Börsenweisheit: Sie kaufen teuer und verkaufen billig.

Solchen Anlegern muss der Aktienmarkt als abgekartetes Spiel erscheinen, in dem Geld systematisch von unten nach oben umverteilt wird. Besonders viel Unverständnis löst aus, dass große Investoren über Leerverkäufe auch an fallenden Papieren verdienen und so aus Krisen nur noch vermögender hervorgehen. Wohl deshalb zog es viel Sympathie auf sich, als Kleinanleger Anfang 2021 die Aktie der Ladenkette für Secondhand-Videospiele Gamestop in die Höhe trieben und damit Hedgefonds in die Knie zwangen, die darauf gewettet hatten, dass der Kurs des nahezu bankrotten Unternehmens noch weiter in den Keller rauschen würde.

Mit seinem Film "Dumb Money" bringt der australische Regisseur Craig Gillespie die Gamestop-Saga nun als Komödie auf die Leinwand, wobei das Sachbuch "The Antisocial Network" des amerikanischen Autors Ben Mezrich als Vorlage diente. Im Zentrum der Geschichte steht der von Paul Dano gespielte Keith Gill, ein Aktienmarkt-Enthusiast aus der Provinz, der nach Feierabend als "Roaring Kitty" in Livestreams erklärt, warum Gamestop unterbewertet sei. Dem sympathischen Geek folgt bald eine devote Anhängerschaft, der es gelingt, an den Finanzmärkten für einen kurzen Moment am längeren Hebel zu sitzen, indem sie ihre Ersparnisse in ein aussichtsloses Papier pumpt.

Das Drehbuch von Lauren Schuker Blum und Rebecca Angelo würdigt diese Kleinanleger, indem sich der Film für einige fiktive Charaktere Zeit nimmt, die zu Gill und anderen realen Akteuren hinzutreten - etwa zwei durch ihre Studienkredite hoch verschuldete College-Studentinnen oder eine alleinerziehende Krankenschwester, die ebenfalls mit Gamestop ihr Glück versuchen. Sie sollen vom Schicksal einfacher Leute während der Pandemie erzählen. Ihnen gegenüber stellt der Film vermögende Fondsmanager in Florida, die sich darum sorgen, wann die Nachbarvilla abgerissen wird, die sie nur gekauft haben, um auf dem Grundstück einen Tennisplatz zu errichten.

Zu einem weiteren Hauptdarsteller des Films wird das Smartphone mit der Broker-App Robinhood und Zugängen zu den sozialen Netzwerken, über die sich die wilden Anleger gegenseitig versichern, unbeirrbar an der Aktie festzuhalten, und so trotz social distancing während der Pandemie Gemeinschaft erfahren.

Mit Gill und seinen Anhängern durchleben wir also die ganze Achterbahnfahrt von Gier und Furcht während der wilden Kursausschläge. Als David-gegen-Goliath-Geschichte macht der Film den Aktienmarkt dabei zum Gleichnis einer Gesellschaft, in der die Regeln die Reichen und Mächtigen begünstigen und ressentimentgeladene Parolen wie "the system is rigged", also "das System ist manipuliert", nicht ohne Grund Anklang finden. Doch obwohl es den Hedgefonds-Managern gehörig an den Kragen geht - etwa dem von Seth Rogen gespielten Gabe Plotkin, der innerhalb weniger Tage mehrere Milliarden Dollar verliert -, handelt es sich im Gegensatz zu vielen anderen Genreklassikern wie "The Big Short" um keinen finanzmarktkritischen Film.

Der wichtigste Satz fällt während der Anhörung im amerikanischen Kongress, die unter Verwendung authentischer Videosequenzen aus der per Zoom abgehaltenen Sitzung nachgestellt wird. Gill wird dabei eine Aussage in den Mund gelegt, die er während der tatsächlichen Anhörung nicht getroffen hat: "Der Grundgedanke des Aktienmarktes ist, dass man, wenn man schlau ist und ein wenig Glück hat, reich werden kann." Der Aktienmarkt wird damit geradezu zum Vehikel des amerikanischen Traums glorifiziert - und die Kleinanleger, die ihre bescheidenen Ersparnisse gerade deshalb in eine aussichtslose Aktie pumpen, weil sie sich längst damit abgefunden haben, dass Aufstiegsversprechen nicht eingelöst werden, werden gleichsam zu Aktivisten, die "Occupy Wall Street" beerben.

So schadenfroh man dabei mitfiebert, wie es Kleinanleger den Hedgefonds einmal so richtig zeigen - der Film, der wahre Begebenheiten erzählen möchte, zeichnet ihre Revanche in allzu hellem Licht. In "Dumb Money" steigt keine der Figuren als Verlierer aus, obwohl schon damals viele Menschen Geld verloren haben, die zu spät auf den Begeisterungszug aufgesprungen sind.

Der Film vermittelt hingegen einen ungeschminkten Eindruck von den vulgären Konversationen auf dem Reddit-Forum "wallstreetbets" - lässt dabei jedoch ausgerechnet solche Posts außer Acht, die als "loss porn" bezeichnet werden und bei denen Anleger zeigen, wie sie in Windeseile Abertausende Dollar verjubeln. Im Forum erfreuen sich diese Posts mittlerweile mindestens ebenso großer Beliebtheit wie die Screenshots tiefgrüner Depots in Broker-Apps, die auch in "Dumb Money" vielfach zu sehen sind.

Längst verdienen Banken gutes Geld an Kleinanlegern, denen sie bereitwillig hochspekulative Wetten auf die jüngst gehypte Aktie mit fragwürdigen Fundamentaldaten verkaufen. Durch ihr gamifiziertes Design verlocken Broker-Apps junge Nutzer zu Investments, bei der die meisten Anleger Geld verlieren. Das erfreut sich seit den Ereignissen um Gamestop stetig wachsender Beliebtheit. Am Aktienmarkt fließt Geld dabei schneller denn je von unten nach oben. Aber das wird einmal ein anderer Film erzählen müssen. MIGUEL DE LA RIVA

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