Die Siebzehnjährige Effie Briest heiratet den Ex ihrer Mutter, den 38-jährige Baron von Innstetten. Der versteht das junge Mädchen nicht, sie ist für ihn ein Spielzeug, ein Schmuckstück an seiner Seite, um seine Karriere zu befördern. Aus Langeweile und Vernachlässigung freundet sie sich mit Crampas
an, eine Freundschaft, die beiden erst Jahre später zum Verhängnis wird.
Effi Briest ist wohl…mehrDie Siebzehnjährige Effie Briest heiratet den Ex ihrer Mutter, den 38-jährige Baron von Innstetten. Der versteht das junge Mädchen nicht, sie ist für ihn ein Spielzeug, ein Schmuckstück an seiner Seite, um seine Karriere zu befördern. Aus Langeweile und Vernachlässigung freundet sie sich mit Crampas an, eine Freundschaft, die beiden erst Jahre später zum Verhängnis wird.
Effi Briest ist wohl Fontanes bekanntestes Werk, das auf einer wahren Begebenheit basiert. Für Fontane, der sonst eher zu seichter Unterhaltungsliteratur neigte, ein erstaunlich sozialkritisches Buch. Es geht um verletzte Eitelkeiten, Schuld und Sühne, missbrauchtes Vertrauen und die Rechte der Frauen.
Prinzipiell hält sich die Verfilmung aus dem Jahr 2009 an die Romanvorlage, nur dass man heutzutage Effie natürlich nicht sterben lässt sondern sie dem Zeitgeist entsprechend zu einer emanzipierten Frau wird und sich auflehnt.
Die Regisseurin Hermine Huntgeburth war leider der Meinung "[...] ich denke wenn man sich noch einmal mit der Geschichte befasst, dann muss man etwas ganz Neues zeigen. Die reine Nacherzählung, die reine Übersetzung des Romans ist, glaube ich, nicht mehr zeitgemäß. "
Schon bald wird einem klar, was die Autorin unter zeitgemäß versteht. Sex, viel Sex und noch viel mehr nackte Haut. Der Zuschauer erlebt Effies erstes Mal in der Hochzeitsnacht, die Geburt ihrer Tochter und ihre Stelldichein mit Crampas hautnah mit, das ist nicht mehr Jugendfrei und erklärt, warum diese eigentlich harmlose Geschichte im Fernsehen spätnachts gesendet wird. Diese Verfilmung reduziert die Geschichte auf eine seichte Affäre und streckenweise fragte ich mich, ob das vielleicht eher eine Lady Chatterleys Lover Verfilmung ist, ein Softpornostreifen mit Literturverfilmungszuckerguss. Dadurch wird die Geschichte nämlich deutlich entschärft. Effie wird wegen einer Affäre verstoßen, wegen eines tatsächlich begangenen Ehebruchs, während sie im Buch gerade mal einen keuschen Kuss mit Crampas teilte. In dieser Verfilmung ist Effie tatsächlich schuldig und auch heutzutage wäre das ein Scheidungsgrund (wenn auch nicht gerade ein Grund zum duellieren). In der Literaturvorlage jedoch ist Effie tatsächlich unschuldig, sie wird wegen harmloser Briefe verstoßen, denn nur so kann man verstehen, warum sie die Briefe aufbewahrt. Hätte sie mir Crampas Ehebruch begangen, hätte sie niemals die Briefe aufbewahrt, die an sich auch eher harmlos waren. DAS ist ein riesiger Unterschied in der Wertung der Handlung, die diese komplett ad absurdum führt und nicht einfach nur zeitgemäß. Das scheint die Regisseurin nicht verstanden zu haben. Als wäre das nicht schlimm genug, sind einige der schauspielerischen Leistungen leider eher steif, abgelesen und leblos. Effie hat einige Momente, in denen man sich fragt, warum sie nicht anders besetzt wurde und ihre Mutter ist eine komplette Fehlbesetzung. Hinzu kommt noch, das Instetten deutlich besser aussieht als Crampas und Effie unter starker Geschmacksverirrung leiden muss, dass sie sich mit dem eingelassen hat, wo ihr Gatte doch so viel besser ausschaut und mehr zu bieten hat.
Fazit: Grauenvoll. Eine Mischung aus nicht verstandener Literaturvorlage gepaart mit teils schlechter Schauspielerischer Leistung.