Und dabei hatte alles doch so einfach begonnen...
Nichts stört die Idylle in dem verschneiten Kaff Minnesota. Alles geht seinen gewohnten Gang. Bis die drei Freunde Hank, Jacob und Lou bei einem ihrer Streifzüge durch den Wald in einem Flugzeugwrack 4 Millionen Dollar finden. Einfach so. Sie beschließen, die Kohle zunächst noch zu verstecken und sie erst zu verbraten, wenn die Luft wirklich rein ist. Ein ganz einfacher Plan.
Aber einfache Pläne haben die Angewohnheit, in kürzester Zeit äußerst kompliziert zu werden...
Nichts stört die Idylle in dem verschneiten Kaff Minnesota. Alles geht seinen gewohnten Gang. Bis die drei Freunde Hank, Jacob und Lou bei einem ihrer Streifzüge durch den Wald in einem Flugzeugwrack 4 Millionen Dollar finden. Einfach so. Sie beschließen, die Kohle zunächst noch zu verstecken und sie erst zu verbraten, wenn die Luft wirklich rein ist. Ein ganz einfacher Plan.
Aber einfache Pläne haben die Angewohnheit, in kürzester Zeit äußerst kompliziert zu werden...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Filmographien - ProduktionsnotizenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.1999Drei Männer im Schnee
Macbeth in Minnesota: Sam Raimis "Ein einfacher Plan" zerlegt die Idylle der Kleinstadt
Der Euro verliert nicht nur am Devisenmarkt gegenüber dem Dollar. Auch im Film gibt ihm der Amerikaner keine Chance. Vor allem Schurken preisen das grüne Geld als verläßlich und praktisch: Alle Scheine sind gleich groß und lassen sich wunderbar in Koffern und Schließfächern stapeln. Oder in Reisetaschen wie in Sam Raimis Drama "Ein einfacher Plan". Dort fallen vier Millionen Dollar sprichwörtlich vom Himmel - mitten in eine bürgerliche Winteridylle hinein. In nur anderthalb Stunden legt der Mammon unter dem Schnee die Schlechtigkeit des Menschen generell und des Familienvaters im besonderen frei. Am Ende ist der schöne weiße Firnis so blutbesudelt wie das schmutzige Geld, und der Zuschauer versteht endlich, warum man in Amerika am liebsten mit Kreditkarten bezahlt: Damit Freunde und Verwandte am Leben bleiben.
Die Tragödie kündigt sich leise an. Durch Zufall entdecken drei Kleinstadtbewohner in einem abgelegen Waldstück die Trümmer eines Flugzeugs. In dessen Rumpf finden sie nichts als einen unansehnlichen Piloten und die Geldtasche. Während Hank, der auf pietistische Wohlanständigkeit pochende Buchhalter, diese der Polizei übergeben will, zögern die Begleiter. Sein Bruder Jacob, weil er geistig minderbemittelt, dessen Kumpel Lou, weil er ein bankrotter Saufkopf ist. Das Geld, sagt er, stamme sicherlich aus Drogengeschäften und werde deshalb von keinem Unschuldigen vermißt. Hank läßt sich breitschlagen, die Tasche aufzubewahren. Melde sich ihr Besitzer nicht, werde man die Beute teilen.
Doch die Furcht, in der sozialen Kontrolle des Kleinstadtmilieus aufzufliegen, und der verzweifelte Versuch, trotz der Aussicht auf schnellen Reichtum so bescheiden weiterzuleben wie bisher, setzten eine fatale Automatik von Täuschung, Intrigen und Handgreiflichkeiten in Gang. Sie zerstören Hanks Familie, seine sozialen Bindungen und entlarven seine mittelständische Genügsamkeit als Maskerade. Sie ist kein Zeichen von Charakterfestigkeit, entspringt keiner verinnerlichten Moralität, sondern hatte stets nur eine negative Grundlage: die Abwesenheit jeder Versuchung.
Regisseur Raimi und sein Drehbuchautor Scott B. Smith erzählen ihre Geschichte rasch und rücksichtslos, um Platz zu schaffen für die vielen psychologischen Untertöne dieses bemerkenswerten, wenngleich symbolisch überladenen Films (so künden schwarze Krähen ununterbrochen von Unheil). Das seelische coming out von Hank (Bill Paxton) und seiner Gattin Sarah (Bridget Fonda) entspinnt sich in treffsicheren Dialogen, in denen der eine dem anderen alle verpaßten Chancen vorhält und zugleich die Aussicht auf einen Neuanfang glorifiziert. Sarah, die Mrs. Macbeth aus Minnesota, gibt am Anfang das gute Gewissen der Familie, wird nach der Initialsünde zum destruktiven Impulsgeber und führt Hank die todbringende Hand.
Je mehr der Film die Schwäche des Paares freilegt, um so mehr fördert er Jacobs Stärken zutage. Zunächst als geistesschwach belächelt und bevormundet, erweist sich in der Figur jene unkorrumpierbare Ehrlichkeit als wahr, die alle anderen nur vorgeben. Mit meisterlichem Mienenspiel und brillant gestotterten Einsichten vermag Billy Bob Thornton der Rolle jene unverwüstliche Aufrichtigkeit und unerschütterliche Liebe zu geben, wie sie sonst nur Kindern oder eben Menschen kindlichen Gemütes eigen ist. Was Jacob zugleich erwachsen macht und reifer als den nur scheinbar überlegenen Bruder, ist sein grenzenloser Mut, der bis zur Selbstaufgabe reicht. Beim Showdown der Männer im Schnee wird deutlich, daß Jacob als einziger erkannt hat, welcher Ausweg jenen bleibt, die aus Gier schuldig wurden: ihnen das zu nehmen, was ihnen am wertvollsten ist. Für Hank ist es der Bruder, für Jacob das Leben. CHRISTIAN GEINITZ
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Macbeth in Minnesota: Sam Raimis "Ein einfacher Plan" zerlegt die Idylle der Kleinstadt
Der Euro verliert nicht nur am Devisenmarkt gegenüber dem Dollar. Auch im Film gibt ihm der Amerikaner keine Chance. Vor allem Schurken preisen das grüne Geld als verläßlich und praktisch: Alle Scheine sind gleich groß und lassen sich wunderbar in Koffern und Schließfächern stapeln. Oder in Reisetaschen wie in Sam Raimis Drama "Ein einfacher Plan". Dort fallen vier Millionen Dollar sprichwörtlich vom Himmel - mitten in eine bürgerliche Winteridylle hinein. In nur anderthalb Stunden legt der Mammon unter dem Schnee die Schlechtigkeit des Menschen generell und des Familienvaters im besonderen frei. Am Ende ist der schöne weiße Firnis so blutbesudelt wie das schmutzige Geld, und der Zuschauer versteht endlich, warum man in Amerika am liebsten mit Kreditkarten bezahlt: Damit Freunde und Verwandte am Leben bleiben.
Die Tragödie kündigt sich leise an. Durch Zufall entdecken drei Kleinstadtbewohner in einem abgelegen Waldstück die Trümmer eines Flugzeugs. In dessen Rumpf finden sie nichts als einen unansehnlichen Piloten und die Geldtasche. Während Hank, der auf pietistische Wohlanständigkeit pochende Buchhalter, diese der Polizei übergeben will, zögern die Begleiter. Sein Bruder Jacob, weil er geistig minderbemittelt, dessen Kumpel Lou, weil er ein bankrotter Saufkopf ist. Das Geld, sagt er, stamme sicherlich aus Drogengeschäften und werde deshalb von keinem Unschuldigen vermißt. Hank läßt sich breitschlagen, die Tasche aufzubewahren. Melde sich ihr Besitzer nicht, werde man die Beute teilen.
Doch die Furcht, in der sozialen Kontrolle des Kleinstadtmilieus aufzufliegen, und der verzweifelte Versuch, trotz der Aussicht auf schnellen Reichtum so bescheiden weiterzuleben wie bisher, setzten eine fatale Automatik von Täuschung, Intrigen und Handgreiflichkeiten in Gang. Sie zerstören Hanks Familie, seine sozialen Bindungen und entlarven seine mittelständische Genügsamkeit als Maskerade. Sie ist kein Zeichen von Charakterfestigkeit, entspringt keiner verinnerlichten Moralität, sondern hatte stets nur eine negative Grundlage: die Abwesenheit jeder Versuchung.
Regisseur Raimi und sein Drehbuchautor Scott B. Smith erzählen ihre Geschichte rasch und rücksichtslos, um Platz zu schaffen für die vielen psychologischen Untertöne dieses bemerkenswerten, wenngleich symbolisch überladenen Films (so künden schwarze Krähen ununterbrochen von Unheil). Das seelische coming out von Hank (Bill Paxton) und seiner Gattin Sarah (Bridget Fonda) entspinnt sich in treffsicheren Dialogen, in denen der eine dem anderen alle verpaßten Chancen vorhält und zugleich die Aussicht auf einen Neuanfang glorifiziert. Sarah, die Mrs. Macbeth aus Minnesota, gibt am Anfang das gute Gewissen der Familie, wird nach der Initialsünde zum destruktiven Impulsgeber und führt Hank die todbringende Hand.
Je mehr der Film die Schwäche des Paares freilegt, um so mehr fördert er Jacobs Stärken zutage. Zunächst als geistesschwach belächelt und bevormundet, erweist sich in der Figur jene unkorrumpierbare Ehrlichkeit als wahr, die alle anderen nur vorgeben. Mit meisterlichem Mienenspiel und brillant gestotterten Einsichten vermag Billy Bob Thornton der Rolle jene unverwüstliche Aufrichtigkeit und unerschütterliche Liebe zu geben, wie sie sonst nur Kindern oder eben Menschen kindlichen Gemütes eigen ist. Was Jacob zugleich erwachsen macht und reifer als den nur scheinbar überlegenen Bruder, ist sein grenzenloser Mut, der bis zur Selbstaufgabe reicht. Beim Showdown der Männer im Schnee wird deutlich, daß Jacob als einziger erkannt hat, welcher Ausweg jenen bleibt, die aus Gier schuldig wurden: ihnen das zu nehmen, was ihnen am wertvollsten ist. Für Hank ist es der Bruder, für Jacob das Leben. CHRISTIAN GEINITZ
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