Folge 19: Die große Wut des kleinen PaschirbeNach dem Tod des Gründers des Frankfurter Bankhauses Rimbach im Jahre 1979 wurden die Geschäfte von seinem Sohn weitergeführt. Doch auch Rimbach Junior kann nun nicht mehr verhindern, dass die Zukunft der über 100 Mitarbeiter seiner Bank nun am seidenen Faden hängt. In dieser Situation entsteht für Rimbach eine zusätzliche Bedrohung: Der "Kleine Paschirbe" bekommt die Chance, sich an Rimbach für die Kündigung zu rächen, die seinen sozialen Abstieg vom Büroboten der Bank zum Gelegenheitsarbeiter hatte...Folge 20: Totes KapitalDer Schreinermeister Willi Kunze gerät in eine bedrohliche finanzielle Situation. Seine Hausbank lehnt einen Kreditantrag ab. Begründung: Laut Auskunft der SCHUFA (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) habe er einen Kredit verschwiegen, den er bei einer anderen Bank laufen habe. Doch Kunze beteuert, dass er niemals einen Kredit aufgenommen hab. Mit Hilfe des Privatdetektivs Matula können sie einem Betrugspaar auf die Schliche kommen...Folge 21: Auf eigene GefahrGerti Breuer hat den dringenden Verdacht, dass ihr Mann Lothar sie betrügt. Bevor sie jedoch weitreichende Konsequenzen zieht, möchte sie absolute Klarheit. Sie bittet ihren früheren Freund Josef Matula um Hilfe und übergibt ihm eine zweifelhafte Hotelquittung ihres Mannes. Schon am Abend der nächsten angeblichen Dienstreise nach Düsseldorf stellt Matula fest, dass Herr Breuer in der Umgebung von Frankfurt ein gefährliches Doppelleben führt...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / SzenenanwahlFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2002Kein Schuß, kein Schluß
Rebellen ohne Grund: Kazushi Watanabes Film "19"
Der Junge auf dem Motorroller hat gegen die drei Männer im Auto keine Chance. Sie fragen ihn nach dem Weg, fahren neben ihm her, schließlich drängen sie ihn gegen die Leitplanke. Wenig später ist Usami das Opfer einer Entführung, die so unmotiviert ist wie der ganze Film: "19" von Kazushi Watanabe. Schon im Titel macht der japanische Regisseur sich wenig Mühe mit Begründungen. Die Ziffer bezeichnet das Alter, in dem er diese Geschichte zum erstenmal aufschrieb. Sie hatte sich so ähnlich tatsächlich zugetragen: Drei junge Männer hatten einen Studenten gekidnappt und ihn am Ende einer seltsamen Odyssee wieder freigelassen. Als Lohn der Angst gab es eine Eindollarnote, wie im Film auch.
Watanabe ist fasziniert von der latenten Gewalt, die darin liegt, sich eines Menschen zu bemächtigen, ohne ihn wirklich gefangenzusetzen. Usami steht unter einem Bann, als wäre er in eine mafiose Verbindung eingetreten, von deren Regeln ihn niemand dispensieren kann. Die Regeln aber sind solche des Zufalls und der Laune: Die drei schweigsamen Gesellen lassen sich treiben, sie stöbern im Supermarkt herum und beobachten im Zoo, wie Tiere sich nach einem mysteriösen Schema bewegen. Als sie beginnen, einander zu fotografieren, werden sie zu einer Schicksalsgemeinschaft verschworen. Als sie in einen Stau geraten, lassen sie das Auto auf der Straße stehen, es gibt einen Schnitt, und der Film macht an einem anderen Ort einfach weiter.
Alle Prozesse der Identifikation und Auslieferung, die von Opfern von Geiselnahmen verschiedentlich beschrieben wurden, werden auch in "19" durchlaufen, allerdings reduziert auf ein Minimum an Ausdruck bei allen Beteiligten. Usami überläßt sich allmählich der Willkür der drei Streuner; die finden ihn eigentlich ganz sympathisch. "19" ist eine Passage, die auf Ewigkeit zielt, eine Geisterfahrt durch japanisches Niemandsland, bei der Anfang und Ende ununterscheidbar werden. Es gibt ein bedeutendes Vorbild für Kazushi Watanabes Umgang mit Raum und Zeit: Die Gangster in Takeshi Kitanos Film "Sonatine" nehmen vor der großen Abrechnung eine lange Auszeit am Strand. Sie lassen sich gehen, erfinden kindische Spielchen und werden dabei immer brutaler. Der sardonische Witz dieser Szenen taucht in "19" wieder auf, wenn Yokohama (Kazushi Watanabe), Chiba (Takeo Noro) und Kobe (Ryo Shinmyo) eine weitere Geisel nehmen. Das neue Opfer findet bei Usami keine Unterstützung; er macht sich im Gegenteil zum Komplizen eines Nihilismus, von dem auch der Regisseur sichtbar fasziniert ist.
Anders als bei Takeshi Kitano, der seine Regressionsphantasien aus dem Zwangssystem der japanischen Yakuza heraus entwickelte, sind die jugendlichen Delinquenten in "19" Rebellen ohne Grund. Sie bleiben ganz der Pose ergeben, dem langen Schweigen und ostentativen Rauchen. Sie sind ausgelaugt wie die überbelichteten Bilder, auf denen manchmal nur noch flirrende Konturen zu sehen sind, aber keine Persönlichkeiten mehr. Der Film setzt sie zusammen aus den Großaufnahmen ihrer Accessoires. Von fern vernimmt man die Riffs einer elektrischen Gitarre, wie in "Dead Man" von Jim Jarmusch, dessen Einfluß unübersehbar ist, aber oberflächlich bleibt. "19" löst eine Extremsituation gänzlich in Stil auf, und Kazushi Watanabe probiert aus, wie weit er mit einem Film kommen kann, der ganz in der Apathie seiner Figuren aufgeht. Er gelangt damit an ein Ende, aber zu keinem Schluß.
BERT REBHANDL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Rebellen ohne Grund: Kazushi Watanabes Film "19"
Der Junge auf dem Motorroller hat gegen die drei Männer im Auto keine Chance. Sie fragen ihn nach dem Weg, fahren neben ihm her, schließlich drängen sie ihn gegen die Leitplanke. Wenig später ist Usami das Opfer einer Entführung, die so unmotiviert ist wie der ganze Film: "19" von Kazushi Watanabe. Schon im Titel macht der japanische Regisseur sich wenig Mühe mit Begründungen. Die Ziffer bezeichnet das Alter, in dem er diese Geschichte zum erstenmal aufschrieb. Sie hatte sich so ähnlich tatsächlich zugetragen: Drei junge Männer hatten einen Studenten gekidnappt und ihn am Ende einer seltsamen Odyssee wieder freigelassen. Als Lohn der Angst gab es eine Eindollarnote, wie im Film auch.
Watanabe ist fasziniert von der latenten Gewalt, die darin liegt, sich eines Menschen zu bemächtigen, ohne ihn wirklich gefangenzusetzen. Usami steht unter einem Bann, als wäre er in eine mafiose Verbindung eingetreten, von deren Regeln ihn niemand dispensieren kann. Die Regeln aber sind solche des Zufalls und der Laune: Die drei schweigsamen Gesellen lassen sich treiben, sie stöbern im Supermarkt herum und beobachten im Zoo, wie Tiere sich nach einem mysteriösen Schema bewegen. Als sie beginnen, einander zu fotografieren, werden sie zu einer Schicksalsgemeinschaft verschworen. Als sie in einen Stau geraten, lassen sie das Auto auf der Straße stehen, es gibt einen Schnitt, und der Film macht an einem anderen Ort einfach weiter.
Alle Prozesse der Identifikation und Auslieferung, die von Opfern von Geiselnahmen verschiedentlich beschrieben wurden, werden auch in "19" durchlaufen, allerdings reduziert auf ein Minimum an Ausdruck bei allen Beteiligten. Usami überläßt sich allmählich der Willkür der drei Streuner; die finden ihn eigentlich ganz sympathisch. "19" ist eine Passage, die auf Ewigkeit zielt, eine Geisterfahrt durch japanisches Niemandsland, bei der Anfang und Ende ununterscheidbar werden. Es gibt ein bedeutendes Vorbild für Kazushi Watanabes Umgang mit Raum und Zeit: Die Gangster in Takeshi Kitanos Film "Sonatine" nehmen vor der großen Abrechnung eine lange Auszeit am Strand. Sie lassen sich gehen, erfinden kindische Spielchen und werden dabei immer brutaler. Der sardonische Witz dieser Szenen taucht in "19" wieder auf, wenn Yokohama (Kazushi Watanabe), Chiba (Takeo Noro) und Kobe (Ryo Shinmyo) eine weitere Geisel nehmen. Das neue Opfer findet bei Usami keine Unterstützung; er macht sich im Gegenteil zum Komplizen eines Nihilismus, von dem auch der Regisseur sichtbar fasziniert ist.
Anders als bei Takeshi Kitano, der seine Regressionsphantasien aus dem Zwangssystem der japanischen Yakuza heraus entwickelte, sind die jugendlichen Delinquenten in "19" Rebellen ohne Grund. Sie bleiben ganz der Pose ergeben, dem langen Schweigen und ostentativen Rauchen. Sie sind ausgelaugt wie die überbelichteten Bilder, auf denen manchmal nur noch flirrende Konturen zu sehen sind, aber keine Persönlichkeiten mehr. Der Film setzt sie zusammen aus den Großaufnahmen ihrer Accessoires. Von fern vernimmt man die Riffs einer elektrischen Gitarre, wie in "Dead Man" von Jim Jarmusch, dessen Einfluß unübersehbar ist, aber oberflächlich bleibt. "19" löst eine Extremsituation gänzlich in Stil auf, und Kazushi Watanabe probiert aus, wie weit er mit einem Film kommen kann, der ganz in der Apathie seiner Figuren aufgeht. Er gelangt damit an ein Ende, aber zu keinem Schluß.
BERT REBHANDL
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