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Der Reporter Steve Everett hat beruflich nichts mehr zu gewinnen: Zuviel Alkohol und zahllose Affären haben ihn im Laufe der Jahre restlos ruiniert. Trotzdem weckt der Auftrag, das letzte Interview mit einem Todeskandidaten zu führen, noch einmal seinen journalistischen Ehrgeiz: Everett wittert, dass der junge Mechaniker Bob Beechum zu Unrecht verurteilt wurde - doch ihm bleiben nur 12 Stunden Zeit, um das Leben des unschuldigen Mannes zu retten...
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Original-Dokumentation "The Screne of the Crime"-Interview Clips "-True Crime: True Storie"-Musikvideo "Why Should I Care?" von
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Produktbeschreibung
Der Reporter Steve Everett hat beruflich nichts mehr zu gewinnen: Zuviel Alkohol und zahllose Affären haben ihn im Laufe der Jahre restlos ruiniert. Trotzdem weckt der Auftrag, das letzte Interview mit einem Todeskandidaten zu führen, noch einmal seinen journalistischen Ehrgeiz: Everett wittert, dass der junge Mechaniker Bob Beechum zu Unrecht verurteilt wurde - doch ihm bleiben nur 12 Stunden Zeit, um das Leben des unschuldigen Mannes zu retten...

Bonusmaterial

Original-Dokumentation "The Screne of the Crime"-Interview Clips "-True Crime: True Storie"-Musikvideo "Why Should I Care?" von Diana Krall. - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Musik-Video 'Why should I Care?' von Diana Krall - Original Dokumentation The Scene Of The Crime
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.1999

Rhythmus des Todes
"Ein wahres Verbrechen" von und mit Clint Eastwood im Kino

Steve Everett ist nicht der Mann für verläßliche Gefühle, aber er ist der Mann für Sentimentalitäten. Er ist geleitet von seinen Instinkten, die er selbst unfehlbar findet und die ihn böse an allen Ecken und Enden in die Irre führen können. So bitter, daß er seine Stelle als investigativer Reporter in New York verloren hat und jetzt bei der "Oakland Tribune" an der Westküste gestrandet ist.

Das Chaos hat er mit sich genommen: seine zerrüttete Ehe und seine vernachlässigte Tochter, seine Sauferei, die er gerade verbissen bekämpft, seine Kippen, die er unablässig weiterraucht, und seine habituellen Affären mit anderen Frauen. Steve Everett ist die Inkarnation der politischen Unkorrektheit in Worten und Taten, in seinem Selbstverständnis als einer, der in wahrlich nicht mehr zartem Alter ist, wer er ist, und nicht anders kann noch will. Trotzdem macht diese obstinate Verweigerung der gesellschaftlichen Umgangsformen Everett nicht sympathisch; er ist eher bemitleidenswert, an der Grenze zur Lächerlichkeit.

Clint Eastwood hat sich auch in seinem neuen Film nicht auf die sunny side begeben. Everett ist ein verkommener pale rider in einem zerbeulten Ford Mustang ohne Kindersitz. Eastwood gibt ihm, was auch er noch bieten kann: Er, einst mit einem Marmorblock verglichen, ist so weit ausgeapert und geschliffen, daß man ihn in Amerika, wie ein Kritiker schrieb, reif für Mount Rushmore findet. Drunter aber nicht. Geblieben ist der stählerne Blick in all den Jahren und die äußerste Kargheit der Bewegungen - Eastwoods Manierismus, inzwischen vielleicht ratsame Ökonomie der Kräfte. Wenn Everett eine sehr junge Kollegin in einer schummerigen Bar anmacht, erspart sich Eastwood nicht den faden Nachgeschmack des unwürdigen Alten. Wenn er Everett mit entblößtem Oberkörper zeigt nach dem Beischlaf mit der Frau seines neuen Vorgesetzten, weiß Eastwood, daß dies nur noch als ironische Selbsthommage oder blanker Verismus deutbar ist: Indiz des Zerfalls.

"Ein wahres Verbrechen", nach dem Roman von Andrew Klavan, ist eine der klassischen Geschichten über den Kampf gegen die Zeit: Der farbige Frank Beachum wartet in der Todeszelle auf seine Hinrichtung, weil er eine junge Frau in einem Supermarkt ermordet haben soll. Everett muß am Nachmittag davor ein letztes Interview mit Beachum führen; die "Oakland Tribune" will ein Rührstück. Nach zunächst fahrigen Nachfragen bringen Everett zunehmend verbissene Recherchen zu der Überzeugung, daß Beachum unschuldig ist. Der Countdown bis zur mitternächtlichen tödlichen Injektion in St. Quentin läuft.

Parallel spitzt sich seine private Situation zu; er hatte den Zoobesuch mit seiner kleinen Tochter vergessen, seine Frau insistiert auf der Einhaltung des Versprechens: Der Terror der Tötung eines Unschuldigen im Namen des Gesetzes und die Banalität persönlichen Versagens treten - für Everett kaum austarierbar - unentflechtbar nebeneinander. Der Regisseur und der Schauspieler Eastwood reizt dieses entsetzliche Dilemma seines zerrütteten Helden mit allen filmischen Mitteln aus. In einer der großartigsten Szenen des Films sitzt Everett vor den Gittern von Beachums Zelle für seine fünfzehn Minuten Interview. Clint Eastwood ist da ganz bei sich, er scheint mit seiner Rolle ineins zu fallen, konfrontiert und gefordert von Isaiah Washington, der die Würde Beachums, der seine Unschuld beteuert, bezwingend ausspielt. Wo er, Everett, denn gewesen sei all die Zeit bisher, wenn er doch an seine, Beachums, Unschuld glaube? It wasn't my story, sagt Everett - es war eben nicht seine Geschichte.

Da ist kein good guy, den Everett in sich wecken könnte; Karthasis ist nicht vorgesehen. Er will nur sein Spiel durchbringen: Es ist seine Suchtstruktur. Und da es jetzt nun einmal seine Geschichte ist, startet die Kampfmaschine durch. Eastwood, der Regisseur, übersetzt das Arbeiten dieser beschädigten Maschine Everett in den irritierenden Rhythmus seines Films. Man mag diesen auffälligen Wechsel von Stagnation und Beschleunigung als eine Schwäche betrachten, als eine Unentschiedenheit zwischen Charakterstudie und Thriller. Der Wechsel zwischen Verlangsamung und Akzeleration - zwischen den Bedürfnissen und Ansprüchen der familiären Sphäre und dem Furor der Rettung Beachums - scheint schon in die Erstarrung und Kapitulation zu münden, als der Film noch einmal regelrecht explodiert. Eine Autojagd in annähernder Echtzeit eröffnet ein Finale, das allein schon "True Crime" rechtfertigen könnte.

Zweifellos treibt Eastwood den Bau des Monuments Eastwood weiter voran, dessen Massivität seine scheinbaren Brüche nur unterstreichen. Eastwood funktioniert über offen vorgezeigte Paradoxa, die der Selbstmythisierung außerordentlich dienlich sind. Würde er konsistent agieren, wäre er nur einer mehr der amerikanischen Stars - würdig im unabwendbaren Altern, unaggressiv und vorhersehbar, so verdienstvoll und so langweilig wie, sagen wir, ein Robert Redford. In "True Crime" leistet er sich schließlich eine Klimax, die das Procedere im Vollzug der Todesstrafe in aller Radikalität, schon sorgfältig zu nennen, betrachtet. Das war so im Kino bisher noch nicht zu sehen. Allerdings führt Clint Eastwood, der Regisseur, mit seinem exakten Nachbau der Todeszelle von St. Quentin vor, daß die Wirklichkeit an diesem Punkt weniger sensibel ist: Um die Todeszelle herum sitzen, wie in einer Arena, die zugelassenen Zuschauer und blicken durch ihre Glasscheiben: die Todesstrafe im Staat Kalifornien als theatralisches Spektakel. Vielleicht meint der schwer zu deutende Tiel "True Crime" genau dieses: die mörderische Schau- und Zeigelust der Todesstrafe.

Die tiefe unheilbare und letztlich selbstzerstörerische Zerrissenheit des Frank Everett machen ihn zu Clint Eastwoods bislang womöglich zerbrechlichster Figur und diesen Film zu dem Film, in dem er sich selbst am wenigsten schützt. So erstaunlich wie auch abgründig die Auflösung von "Ein wahres Verbrechen" ist: Clint Eastwood zeigt da einem Amerika, in dem es die Todesstrafe gibt, die Instrumente vor. ROSE-MARIA GROPP

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