Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 3,75 €
  • DVD

Eine romantische Liebesgeschichte zwischen einem jungen Schauspieler und einem Schriftsteller mit bittersüßen Sidekicks.Der Film erzählt die Geschichte des wohlangesehenen englischen Schriftstellers Giles DeAth, dessen Leben durch einen völlig leichtsinnigen Kinobesuch unwiderruflich aus der Bahn gerät. Als er den schönen, jungen Schauspieler Ronnie Bostock in einer amerikanischen Teenie-Komödie entdeckt, verliebt er sich Hals über Kopf in den Jungen. Aus dem etablierten Herrn wird ein Star-Fan, der die feine englische Gesellschaft links liegen lässt, um sein Idol auf LONG ISLAND zu treffen.…mehr

  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
Eine romantische Liebesgeschichte zwischen einem jungen Schauspieler und einem Schriftsteller mit bittersüßen Sidekicks.Der Film erzählt die Geschichte des wohlangesehenen englischen Schriftstellers Giles DeAth, dessen Leben durch einen völlig leichtsinnigen Kinobesuch unwiderruflich aus der Bahn gerät. Als er den schönen, jungen Schauspieler Ronnie Bostock in einer amerikanischen Teenie-Komödie entdeckt, verliebt er sich Hals über Kopf in den Jungen. Aus dem etablierten Herrn wird ein Star-Fan, der die feine englische Gesellschaft links liegen lässt, um sein Idol auf LONG ISLAND zu treffen. Dies gelingt ihm zunächst. Doch vor ihm steht nun der beschwerliche Weg der Liebesbekenntnisse ...

Bonusmaterial

- Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Kinotrailer - Starinfos - Galerie - Weblink
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.10.1998

Das Herz ist voll, das Fax quillt über
Ronnie, Rimbaud und Rambo: Richard Kwietniowskys Film "Love and Death on Long Island"

Das zwanzigste Jahrhundert spielt im Leben des verwitweten englischen Schriftstellers Giles De'Ath eigentlich keine Rolle - bis er sich eines Tages, von einem Regenguß überrascht, entschließt, einen Film nach E. M. Foster im Kino anzusehen, und versehentlich in eine andere Vorführung gerät: "Hotpants College II". Der Film hält, was der Titel befürchten läßt; mit wachsender Entgeisterung verfolgt Giles das Geschehen auf der Leinwand, will schon entrüstet aufstehen - doch just in diesem Moment erblickt er den Schauspieler Ronnie Bostock, der auf der Theke eines Fast-food-Restaurants mit Ketchup beschmiert wird, und gebannt sinkt er zurück in den Kinosessel. Sein Erwachen trifft ihn wie ein Schlag, einzigartig erscheint ihm Ronnie Bostock, von dem er seinen Blick und seine Gedanken fortan nicht abwenden kann. Nicht nur seiner schauspielerischen Fähigkeiten wegen ragt der Jüngling aus dem grapschenden Kuddelmuddel des Films heraus, sondern vor allem seine blasse, blonde Schönheit und sein junger Körper versetzen Giles in Verzücken; wenn Ronnie im Film auf dem Tresen liegt, fühlt Giles sich erinnert an Henry Wallis' präraffaelitisches Bildnis des sterbenden Dichters Chatterton, hingestreckt auf seinem Bett.

John Hurt ist großartig in der Rolle des weltfremden, alternden Dichters Giles De'Ath, und Richard Kwietniowkys Film lebt von Hurts steiflippiger Britishness und seinem altmodischen Selbstverständnis. Der gestärkte Hemdkragen sitzt tadellos, die Krawatte verschwindet in der Tweedweste des Anzugs, der Blick richtet sich mit leicht versnobter Neugier auf die Welt, der Akzent ist very upper-class. Die Leidenschaft, die Giles in den kommenden Wochen dazu treibt, Teenager-Magazine zu klauen, Ronnie-Bostock-Paraphernalia zu sammeln und in ein Heft, betitelt "Bostockiana", einzukleben, sich ein Videogerät zu kaufen und festzustellen, daß er zusätzlich einen Fernseher erwerben muß, um die ausgeliehenen Videos sämtlicher Ronnie-Bostock-Filme auch sehen zu können, zieht alle Register verliebter Besessenheit. Und wenn Giles in einem Vortrag an seinem ursprünglichen Thema formvollendet vorbeiredet, ohne es selbst zu bemerken, und schließlich, mit einem seligen Lächeln, verkündet, er habe eine neue Beschäftigung: "Die Entdeckung von Schönheit, wo niemand je danach suchen würde", wird deutlich, daß es mit der bloßen Anbetung aus der Ferne für ihn nicht getan ist. Die Reise nach Long Island, wo er Ronnies Wohnort ausgemacht hat, scheint Giles keineswegs verrückt, sondern zwingend logisch. Für ihn existiert keine Trennung zwischen dem Geschehen auf der Leinwand und im Leben, zwischen Darsteller und Mensch. Als er dem Objekt seines bittersüßen Sehnens schließlich gegenübersteht, trifft er in Ronnie, gespielt von Jason Priestley, das Stereotyp eines amerikanischen Sitcom-Helden, wie Priestley ihn bereits in der amerikanischen Serie "Beverly Hills, 90210" verkörperte. Doch Giles' Faszination ist ungebrochen: Seine innerste Überzeugung, daß nur er entdeckt hat, welches Talent und welche Anmut in Ronnie stecken, läßt ihn unbeirrt weiterlieben.

Mit Giles' Reise ans Meer hallt das Echo von Thomas Manns Novelle und Viscontis Verfilmung des "Todes in Venedig" lauter - dennoch ist Kwietniowskys Adaption des Romans von Gilbert Adair weder eine direkte Hommage an Mann noch ein Remake des Visconti-Klassikers. Als er Ronnie offenbart, ihm sein Leben widmen zu wollen, hat der nur einen amerikanischen Reflex als Antwort parat: "Well, that's great." Der Präsenz seines ernsthaften Bewunderers dennoch allmählich gewahr werdend, wird Ronnie ein Stückchen erwachsener, kommt der Realität näher als je zuvor, anstatt sich wie Tadzio zunehmend durch die Beobachtung manipulieren und beeinflussen zu lassen. Indem er Giles eine Sonnenbrille aufsetzt und ihn zu einem Baseballmatch mitschleppt, konfrontiert Ronnie seinerseits Giles mit einer ihm unbekannten Welt. Giles staunt, doch so groß seine Verwunderung auch ist, hat er doch die Gelassenheit eines Mannes, den das Neue nicht mehr aus der Bahn werfen kann. Selbst wenn Ronnie Rimbaud mit Rambo verwechselt und Giles' Ausführungen über Parallelen zwischen Shakespeare-Dramen und "Hotpants College II" verständnislos zuhört ("Sie meinen, Shakespeare würde heute Sachen wie ,Hotpants College II' machen?"), ist der Dichter unerschüttert in seiner Leidenschaft. Aber er wird souveräner, fordernder und bestimmter.

Giles' scharfer Verstand erlaubt es ihm, Ronnie und seine Freundin Audrey (Fiona Loewi) gegeneinander auszuspielen - Audrey spürt das Maliziöse in seiner Beeinflussung Ronnies gegen sie und wendet sich ab von dem vermeintlich väterlichen Freund. Doch selbst als auch bei Ronnie schließlich der Groschen fällt, gewinnt Giles' Intellekt prompt die Oberhand: Dem Abschied der Männer folgt ein Fax, das unaufhörlich aus Ronnies Maschine quillt und ihm suggeriert, die Chance seines Lebens vertan zu haben.

Kwietniowskys Film spielt mit den Gegensätzen zwischen dem crush, jener voyeuristischen Obsession, mit der mancher Zuschauer das Geschick seines Idols aus der Ferne verfolgt, und der profanen Wirklichkeit jenseits der Leinwand. Die zwei Schauspieler ermöglichen das Gelingen dieses Balanceakts, obwohl Priestley dem Format eines John Hurt wenig entgegenzusetzen hat. Giles, der unbefangen seine Schuhe in dem amerikanischen Motel vor die Tür stellt, um sie am nächsten Morgen ungeputzt wiederzufinden, und der sich in einem amerikanischen Diner benimmt, als sei er in seinem Londoner Club, will Ronnie, den er körperlich nie besitzen durfte, zumindest geistig an sich binden. Und so schreibt er ihm ein Script, aus dem Ronnie in seinem nächsten Film einige Verse von Walt Whitman zitieren wird - und so einen Moment lang den Rahmen von "Hotpants College III" sprengt. Dieser Augenblick, den Giles, zurück in England, im Kino sieht, ist für immer auf Zelluloid gebannt und Beweis seiner unmöglichen, doch niemals lächerlichen Liebe, die endet, wo sie begann: im Kino. FELICITAS VON LOVENBERG

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr