Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 4,00 €
  • DVD

El Lobo basiert auf der wahren Geschichte eines spanischen Undercover-Agenten, der sich zwischen 1973 und 1975 in die ETA einschleuste. Lobo hob mehr als ein Viertel der Aktivisten aus – konkret 150 Kollaborateure, darunter Spezialeinheiten und Spitzenmänner der Organisation. Diese Aktion fand zu der Zeit statt, als das Franco-Regime mit Verweis auf den ETA-Terror die Grundrechte der Demokratie aufweichen wollte. Lobo hat damit maßgeblich zur Auflösung des Geheimdienstes des Diktators beigetragen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
…mehr

  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
El Lobo basiert auf der wahren Geschichte eines spanischen Undercover-Agenten, der sich zwischen 1973 und 1975 in die ETA einschleuste. Lobo hob mehr als ein Viertel der Aktivisten aus – konkret 150 Kollaborateure, darunter Spezialeinheiten und Spitzenmänner der Organisation. Diese Aktion fand zu der Zeit statt, als das Franco-Regime mit Verweis auf den ETA-Terror die Grundrechte der Demokratie aufweichen wollte. Lobo hat damit maßgeblich zur Auflösung des Geheimdienstes des Diktators beigetragen.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2004

Eta-Kino
Ein spanischer Thriller über den V-Mann "El Lobo"

MADRID, 8. November

Ein Mann rennt über eine nächtliche Straße in einem Wohnviertel. Die Kamera bleibt dicht hinter ihm. Der Mann schwingt eine Pistole. Er rennt wie ein Wahnsinniger. Daß er verfolgt wird, begreift man nach wenigen Sekunden. Man weiß nur nicht, von wem. Der spanische Kinofilm "El Lobo" (Der Wolf) von Miguel Courtois wird von diesem Augenblick aus seine Geschichte erzählen, den authentischen Fall des Undercover-Agenten Mikel Lejarza Eguía, der sich 1973 in die baskische Terrorbande Eta einschlich und im September 1975, wenige Wochen vor Francos Tod, für die Festnahme von gut dreihundert Personen sorgte, darunter ranghohe Eta-Kommandoführer, Logistiker, Bombenexperten, Finanziers, Verbindungsleute. Es war der schwerste Schlag, den die Bande in ihrer Geschichte je hinnehmen mußte.

"Ich finde es gut, daß sie einen Film über mein Leben machen", so wird der gealterte V-Mann jetzt in der spanischen Presse zitiert, ein Schatten ohne Stimme oder Gesicht. "Der Film ist eine Anerkennung für meine Arbeit, für die viele andere die Medaillen eingesteckt haben. Eigentlich kaum zu glauben, daß ich beim Mossad in Israel oder beim FBI berühmter bin als in Spanien." Doch, zu glauben ist das wohl. Die Kugel, die Eta seit September 1975 für den "Verräter" reserviert, wurde bis heute nicht abgefeuert. Der inzwischen siebenundfünfzigjährige Mikel Lejarza lebt irgendwo, mit anderen Gesichtszügen und neuer Identität. Wahrscheinlich ist sein Weg zum FBI kürzer als ins Baskenland.

Es sind sehr verschiedene Gedanken, die dem Kinobesucher bei einem spannenden, pyrotechnisch anspruchsvollen Thriller wie "El Lobo" in den Kopf kommen. Zunächst läßt es einen nicht kalt, daß Spaniens bestaussehender Schauspieler, Eduardo Noriega, die Hauptrolle übernommen hat. Und noch weniger, daß mit der Französin Mélanie Doutey eine Frau von atemraubender Schönheit an seiner Seite spielt. Keine Frage, die beiden machen das gut. Aber wenn sie feierlich die Fäuste heben, baskisch-nationalistische Parolen brüllen oder mit ihren Pistolen hantieren, sieht es dann doch wieder so angelernt aus, daß man sie gleich zurück ins Bett schicken will, ihr natürliches Habitat. Die andere Frage wäre, ob junge Baskinnen im Untergrund wirklich so viel Lip-Gloss und so tolle Feuchtigkeitscremes hatten.

Eduardo Noriega hat in diesen Tagen von einem persönlichen Treffen mit "El Lobo" berichtet. Es ging um den gewöhnlichen Albtraum eines Mannes mit einer kaum erträglichen Doppelexistenz und einem Geheimnis, das ihn jeden Augenblick hätte töten können. "Wenn er mit Eta-Leuten im selben Raum übernachtete", erzählt Noriega, "konnte er nicht einschlafen. Er hatte eine paranoide Angst, im Schlaf zu reden. Für die spanische Geheimpolizei gehörte er zu den eigenen Leuten, doch für die Guardia Civil oder die französische Polizei war er ein gewöhnlicher Eta-Terrorist. Er fürchtete sich vor allem und jedem." Mit gutem Grund. Um ein Haar wäre der "Wolf" zwischen den Fronten zerrieben worden. Es gibt Augenblicke in diesem Film, in denen Noriega die Furcht spürbar und plausibel macht. Doch es sind wenige. Dann meldet sich wieder der Zweifel, ob man den Terrorismus für Unterhaltungszwecke ausbeuten dürfe.

Und hier bewohnt der Film "El Lobo" ein sonderbares Zwischenreich. Er folgt nämlich einerseits der Faktenlage, gibt sich aber andererseits visuell als reine Fiktion aus, als wollte er mit ästhetischen Mitteln den Ernst der Geschichte zum Verschwinden bringen. Darin ist "El Lobo" tatsächlich neu. Der Film darf für sich in Anspruch nehmen, das erste Eta-Entertainment des spanischen Kinos zu sein.

Es ist ja erst wenige Wochen her, daß Eterio Ortega Santillana mit "Perseguidos" einen moralisch hochernsten Dokumentarfilm über die Leibwächter vorstellte, die potentielle Eta-Opfer schützen müssen. Und 1999 erzählte die Regisseurin Helena Taberna in ihrem beeindruckenden Debütfilm "Yoyes" von der Rückkehr einer ranghohen Eta-Terroristin aus dem mexikanischen Exil und davon, wie das neue Leben einer Abtrünnigen an dem alten zerbricht. Also von Gruppenzwang, Terror und Mord. "Yoyes" vermittelte eine Ahnung davon, was erpreßte Loyalität und Verweigerung bedeuten.

Auch in "El Lobo" wird einer der eigenen Leute, ein bebrillter Theoretiker, der die reine Gewaltlehre ablehnt, kaltblütig exekutiert. Aber die Tat hat keinen Kontext. Der Film läßt nicht einmal ahnen, wie dramatisch und fundamental die Richtungskämpfe zu jener Zeit waren. Während der reale "Lobo" zuverlässig seine Infiltrationsarbeit tat, im Oktober 1974, spaltete sich die Bande in einen politisch-militärischen (ETApm) und einen rein militärischen (ETAm) Arm auf. Mit letzterem, den Pistoleros und Bombenlegern, hat Spanien es heute zu tun.

Wie lange noch, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Wie lange noch, das fragten sich Polizei und Militär seinerzeit auch. Der intelligenteste Beitrag des Films liegt in dem, was er über die Sicherheitskräfte jener Jahre zu sagen hat: Kompetenzgerangel, grundsätzliche Skrupellosigkeit, hohe Prügel- und Folterbereitschaft. Solide Franco-Schule eben. Einmal sagt ein Polizeichef, man sei gut beraten, Eta nicht vollständig loszu werden, man brauche die Bande noch, um den leider unabwendbaren Demokratisierungsprozeß zu kontrollieren. Ein fernes Echo dieser zynischen Haltung müssen all jene Spanier vernommen haben, die im März 2004 glaubten, die Aznar-Regierung wolle den Eta-Terrorismus als äußeren Feind unbedingt am Leben erhalten.

PAUL INGENDAAY

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr