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Technische Angaben: Bildformat: 1,85:1 Anamorph Widescreen Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch, Ungarisch (Dolby Digital 5.1 Surround) Untertitel: Englisch, Deutsch, Ungarisch, Türkisch Extras: Making of; Audiokommentare; Original-Kinotrailer; Fotogalerie; 'Golden Age' u. a.
Bonusmaterial
Beil.: Booklet

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Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 1,85:1 Anamorph Widescreen
Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch, Ungarisch (Dolby Digital 5.1 Surround)
Untertitel: Englisch, Deutsch, Ungarisch, Türkisch
Extras: Making of; Audiokommentare; Original-Kinotrailer; Fotogalerie; 'Golden Age' u. a.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.1998

Von guten Käfern wunderbar verborgen
Zur Königin geboren, zur Jungfrau gemacht: "Elizabeth" von Shekhar Kapur im Kino

Der erste Blick geht aus höchster Höhe ganz weit hinunter. Wir sehen ein graubraunes Dreieck, das sich dreht. Dann erkennen wir, daß es drei Menschen sind, die festgebunden wurden. Sie sollen verbrannt werden. So nimmt der Zuschauer von Shekhar Kapurs Film "Elizabeth" den Gottesstandpunkt ein. Aber kann das grausige Spektakel Gott wohlgefällig sein? In Kapurs Film, der nicht das gesamte Leben der ersten Elisabeth bebildert, sondern nur die Durchsetzung ihrer Herrschaft, ist Gott Parteimann. Man hat ihn sich als obersten Kulissenschieber des Welttheaters vorzustellen. An der Färbung des Himmels kann man ersehen, ob die Guten oder die Bösen auf Erden das Heft in der Hand haben. Kündigt sich im Grollen der Mißvergnügten eine Revolte an, dann läßt der allmächtige Regenmacher einen meteorologischen Ausnahmezustand eintreten, und der Donner holt die Königin aus dem Schlaf der Gerechten. Das Weltbild der Elisabethaner, die jederzeit mit Mirakeln rechneten, wird lebendig in der exaltierten Bildsprache des indischen Regisseurs, der hier mit Anthony Minghellas Kameramann Remi Adefarasin zusammenarbeitete. Jedes irdische Ereignis steht symbolisch für ein kosmisches Geschehen, daher sind die Schatten länger und die Nächte finsterer als in aufgeklärten Zeiten.

Als Elisabeths Halbschwester Maria den Thron bestieg, legte sich eine Nacht über das Land, die gar nicht mehr aufhören wollte. Sie phantasiert sich in eine Schwangerschaft hinein, doch die Sonne eines katholischen Thronfolgers geht nie über England auf. Kathy Burkes Maria mit ihrer dicken Nase, ihren geschwollenen Lippen und ihren verheulten Augen ist eine Königin wie aus Tenniels Alice-Illustrationen, ein Inbild des unheilig-zwecklosen Willens. Überhaupt ist Kapurs Einbildungskraft bei den Viktorianern in die Schule gegangen, welche die Ängste und Bedrohungen eines abergläubischen Säkulums in schaurige Reize für ein zweifelndes Geschlecht zu verwandeln wußten.

Die viktorianische Wiederbelebung der elisabethanischen Sinnwelt war ein Unternehmen der Rhetorik: Mit Effekt wurden Zeichen gesetzt, die von den Vorfahren ganz von selbst verstanden worden waren. Dieser Historismus liebt daher die Malerei, die im bedeutungsvollen Moment die Zeit anhält. In Paul Delaroches "Hinrichtung der Lady Jane Grey" etwa ist diese andere Rivalin Marias etwas zu bleich, und alle Gesten sind etwas zu deutlich. Auch Kapur arbeitet mit solchen Übertreibungen, an denen man keinen Anstoß nimmt, weil alles auf die Wirkung des jeweiligen Gesamteindrucks ankommt. Er erzählt in Tableaus; manche Szenen wie die Bootsfahrt auf der Themse zum Tower - im weißen Gewand der Unschuld steht Elisabeth inmitten der kauernden Wächter - sind postpräraffaelitische Bilderfindungen. John Gielguds Papst ist purer oder eben gerade nicht purer Tizian.

Die Rolle der Theatermetaphorik im Weltbild der Epoche Shakespeares erleichtert Reprisen des elisabethanischen Motivrepertoires auf der Bühne der Kunst. In Kapurs Hofstaat hatte daher die Kostümbildnerin Alexandra Byrne eines der wichtigsten Ämter. Elisabeths Reifrock und Korsett, Instrumente der Disziplinierung, werden überwuchert von Blüten, Perlen und Käfern, dem Reichtum eines mikrokosmischen Lebens, in dem sich die unerschöpfliche Produktivität der Natur bewährt. Elisabeth wird nicht nur eingeengt und eingezwängt, wenn sie in ihre höfische Rolle steigt, wird nicht nur von den Operateuren des Staatsapparats wie dem Agentenführer Walsingham (hintergründig: Geoffrey Rush) mit einem Panzer ausgestattet. Sie verbündet sich mit den Kräften der Schöpfung, wenn sie für ihre Untertanen an die Stelle der Mutter tritt.

Wir sehen die Prinzessin zum erstenmal als Tänzerin auf freiem Feld. Alles ist frei an ihr, Bewegungen, Mode und Haartracht, und in freier Liebe ist sie Lord Dudley (oberflächlich: Joseph Fiennes) zugetan. Aber ihre Lebensstraße, die die Wege allen Fleisches umkehrt und aus der Geliebten eine Jungfrau werden läßt, dieser Königsweg, den keiner ihrer Vasallen gehen könnte oder muß, ist nicht einfach ein Abschied von der Natur. Sie verkörpert England, dessen legitime Monarchen sich dadurch beweisen, daß sie ein Naturtalent zur Staatskunst haben.

Auf die Handlung des Films kommt es weiter nicht an, auf Verschwörungen bigotter Ehebrecher und indiskreter Botschafter, nur auf die Bilder, die Elisabeths Auserwähltheit beglaubigen. Alles ist etwas zu groß, den Königspalast vertritt die gewaltige Kathedrale von Durham, denn hier hat Gott selbst inszeniert. Cate Blanchett, die Hauptdarstellerin, könnte einem Gemälde Rossettis entsprungen sein - vielleicht weil Rossetti ihre herben Züge ein wenig geglättet hätte. Das Rätsel der Schönheit ist, was an der Perfektion fehlt und verbürgt, daß das Bild nicht nur ein Bild ist. In solchem Eigensinn, wie man ihn auch Elisabeth I. zuschreibt, sind Natur und Kunst eins. PATRICK BAHNERS

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