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Der 12-jährige Emil Tischbein (Tobias Retzlaff) lebt mit seinem allein erziehenden Vater (Kai Wiesinger) in einer ostdeutschen Kleinstadt. Als sein Vater einen Autounfall hat und im Krankenhaus landet, seinen Führerschein und dadurch seinen Job verliert, schickt er Emil nach Berlin. Dort soll er mit der Pastorin Hummel (Maria Schrader) und ihrem Sohn Gustav (David Klock) zwei Wochen seiner Ferien verbringen. Es könnte eine wunderbare Zeit werden, wäre da nicht der Gangster Gustav Grundeis (Jürgen Vogel), der Emils Ersparnisse klaut. Bei seinem Versuch, das Geld zurückzubekommen, erhält Emil…mehr

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Produktbeschreibung
Der 12-jährige Emil Tischbein (Tobias Retzlaff) lebt mit seinem allein erziehenden Vater (Kai Wiesinger) in einer ostdeutschen Kleinstadt. Als sein Vater einen Autounfall hat und im Krankenhaus landet, seinen Führerschein und dadurch seinen Job verliert, schickt er Emil nach Berlin. Dort soll er mit der Pastorin Hummel (Maria Schrader) und ihrem Sohn Gustav (David Klock) zwei Wochen seiner Ferien verbringen. Es könnte eine wunderbare Zeit werden, wäre da nicht der Gangster Gustav Grundeis (Jürgen Vogel), der Emils Ersparnisse klaut. Bei seinem Versuch, das Geld zurückzubekommen, erhält Emil überraschend Unterstützung von Pony Hütchen (Anja Sommavilla) und ihrer Bande. Ehe er sich versieht, ist er plötzlich in ein halsbrecherisches Abenteuer verstrickt ...
Autorenporträt
Jürgen Vogel, geboren 1968, ist ein bekannter deutscher Schauspieler.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.12.1999

Ich bin gespannt wie ein Regenschirm, sagte Pony Hütchen
"Emil und die Detektive" in Gerhard Lamprechts und Billie Wilders Version von 1931

Es gibt Bücher, die von Kindern als Bücher gemocht werden, für Ältere aber nurmehr in ihrer Verfilmung genießbar sind. Solch ein Buch ist Erich Kästners "Emil und die Detektive". Wer es nach Jahren wiederliest, mag sich wundern, wie es bei so vielen geschwenkten Tugendzeigefingern einst das junge Leseherz erobern konnte. "Emil war ein Musterknabe", heißt es gleich zu Beginn - warum las man da noch weiter? Zumal es noch viel dicker kam: "Er war ein Musterknabe, weil er einer sein wollte!" Dann folgt das Hohelied der kleinen Leute, die besser sind als die großen, weil sie sich bei allem Mühe geben müssen und nur einen guten Anzug haben, der nicht schmutzig werden darf, sonst hat Mutter es schwer. Bei den Reichen haben sich Eltern und Kinder zwar auch ganz gern, aber sie machen wenig Gebrauch davon. So hat jeder seine Sorgen, doch Armut macht das Leben moralisch inniger und gemütlich.

Bloß nicht über die Stränge schlagen, lautet die fade Moral des vorauseilenden Gehorsams, sonst sorgen sich die Großen. Das soll nicht sein, denn die Eltern sind doch eigentlich "famos". Und so beschränkt sich alle Frechheit der Detektive - und Pony Hütchens als ihrem Schwarm - auf die Mimikry an erwachsene Lässigkeit: Dass ich nicht lache. Nur keine Bange. Ich bin doch nicht aus Pappe. Pfui Spinne. Quatsch nicht, Krause. Ich bin so frei. Es ist eine Heinz-Rühmann-Welt, voll patenter Jungs, die ihre Sätze gern mit "Bitte schön" abschließen. Wo also lag der Reiz altkluger Sprüche wie in diesem Lob der Provinz: "Berlin ist natürlich großartig. Man denkt, man sitzt im Kino. aber ich weiß nicht recht, ob ich immer hier leben möchte." Zu Hause gibt es zwar nur ein paar Straßen "Trotzdem, Professor, ich glaube, mir genügt's". Reden so Kinder?

Dem Film von 1931 jedenfalls genügte es nicht. Er macht Reklame für die Großstadt. Sein Drehbuch, das von Billie (später Billy) Wilder zusammen mit Emmerich Preßburger und Gerhard Lamprecht verfasst wurde, gefiel Kästner zunächst nicht die Bohne. Goldjunge Emil Tischbein stahl darin einen Blumentopf als Mitbringsel für die Großmutter, sollte gar ein Straßenbahnticket aus dem Hut eines Mitreisenden klauen, der deshalb aus der Tram rausflog. Wo Kästner den guten Jungen doch mit kategorischen Imperativen - "Ein richtiger Junge tut, was er soll" - nur so vollgestopft hatte. Erst nach Protesten kann er schreiben: "Der Film ist nun ziemlich so wie das Buch. Aber Nerven hat das gekostet und Zeit. Und nun muß ich mir jeden Tag anschauen, was Wilder, so heißt er, aus dem dritten Manuskript macht."

Er machte eine prima Stadtfahrt daraus, die das Buch auch war. Verfolgt wird der Taschendieb Grundeis vom Bahnhof Zoo über die Kaiserallee (heute Bundesallee), das Café Josty in der Trautenaustraße, den Nikolsburger Platz und die Motzstraße bis ins Hotel Kreid am Nollendorfplatz, das heutige Hotel Sachsenhof, und schließlich die Commerzbank in der Kleiststraße, bis er im Polizeipräsidium am Alex festgesetzt wird. Als "Emil rennt" lässt der Film die Zeigefingersprüche hinter dem Straßengeschehen zurücktreten. Damit hat er das Kinderbuch für die Erwachsenen gerettet. Und das ist große Klasse.

JÜRGEN KAUBE

Arsenal, Welserstraße 25, Schöneberg: 19 Uhr (mit Einführung)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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