Sie hat die Schule frühzeitig verlassen, eine große Klappe, schlechte Manieren, drei kleine Kinder, ist zweimal geschieden und arbeitet als Aushilfe in einem Anwaltsbüro. Wer hätte gedacht, dass sie zur treibenden Kraft im wohl spektakulärsten und größten Schadensersatzprozess aller Zeiten wird? Nach den Welterfolgen Die Hochzeit meines besten Freundes, Notting Hill und Die Braut, die sich nicht traut glänzt Publikumsliebling JULIA ROBERTS in einer weiteren Paraderolle: Als ERIN BROCKOVICH beweist sie, dass eine Frau mit Charme auch Ecken und Kanten haben kann. Herz, Schnauze und Dekolleté sind die Waffen, mit denen sie ihren großen Kampf führt!
Bonusmaterial
U.S.-KinotrailerInterviews mit Schauspielern und RegisseurDokumentation "Die echte Erin Brockovich"Entfallene SzenenSoundtrackFilmografien: Schauspieler, RegisseurAnimierte Menüs DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - Doku über die echte Erin - gelöschte Szenen - SoundtrackFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.09.1996Wahre Lügen, Schatten im Licht
Die Moral ist brav geworden: Beobachtungen beim kanadischen Weltfilmfestival
MONTRÉAL, im September
Haben wir es nicht immer schon geahnt? Sie belügen uns, die Filme, sie machen uns etwas vor, tun nur so als ob. Samad bringt es an den Tag.
Der iranische Regisseur Abolfazl Jalili sucht einen Laiendarsteller für einen Film über Waisenkinder. Samad Khani scheint genau der Richtige zu sein. Da entdeckt der Regisseur, daß der Zwölfjährige eine lange verschleppte Wunde am Bein hat. Er beschließt, für die notwendige Behandlung zu sorgen und anstelle des geplanten Spielfilms diesen Vorgang zu dokumentieren: "Eine wahre Geschichte" eben.
Aber der operierende Arzt will sein Gesicht nicht filmen lassen. Und das Geschehen von mehreren Wochen dauert gerade 140 Minuten. In dieser Zeit sehen wir Samad weder essen noch schlafen noch seine Notdurft verrichten. Denn im Kino gibt es keine wahren Geschichten. Die Wahrheit, die wir hier zu sehen bekommen, ist stets nur die Wahrheit des Kinos.
In der Hauptjury des Festivals von Montréal, so erzählte deren Präsidentin Jeanne Moreau, habe man über alle möglichen Probleme des Lebens diskutiert, denn das Material des Films sei das Leben. Auf diesem Mißverständnis basieren offensichtlich auch die Entscheidungen der Jury. Jeanne Moreaus Definition unterschlägt ganze Bereiche der Filmgeschichte von der Avantgarde bis zum Genrefilm. Das Material des Films sind Licht, Schatten, Kameraführung, Ausstattung, Schauspieler, Dialoge, Musik, Geräusche. Wenn mit diesem Material Leben nachgeahmt wird, so muß das Ergebnis erstens anders aussehen, als wenn das mit dem Material der Malerei, der Literatur, der reinen Musik geschieht, und seine Qualität kann zweitens nicht an der Übereinstimmung mit dem Leben bemessen werden.
Den großen Wurf, der mehr als Routine, nämlich filmästhetische Anstrengung, verrät, die überraschende Entdeckung gab es im Wettbewerb von Montréal ebensowenig wie kurz zuvor in Locarno oder danach in Venedig. So war man schon zufrieden über tauglichen Unterhaltungswert.
Ruth Stoops, verkörpert von der zu Recht als beste Schauspielerin prämierten Laura Dern, ist drogenabhängig, mehrfach verurteilt, des Sorgerechts für ihre vier Kinder enthoben. Als sich im Gefängnis herausstellt, daß sie wieder einmal schwanger ist, nehmen sich militante Abtreibungsgegner ihrer an. Auch die Befürworter einer liberalen Abtreibungspolitik kämpfen für sie, für ihr Recht, über ihren Körper selbst zu verfügen. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden gegnerischen Organisationen eskalieren, nehmen immer aggressivere und spektakuläre Formen an. Bloß: Die Bürgerin Ruth, um die es vorgeblich geht, gerät dabei mehr und mehr aus dem Blick. Sie wird instrumentalisiert für Ziele, die sich längst verselbständigt haben.
Mit den Mitteln der Satire inszenierte Alexander Payne in seinem ersten Spielfilm "Citizen Ruth" seine Aversion gegen jegliche Ideologie. Man möge seinen Film menschlich, nicht politisch sehen, bittet er vor der Projektion. Aber der ist, indem er für das Individuum plädiert, natürlich höchst politisch und, indem er für keine Seite Partei ergreift, auch ganz im Trend der Zeit. Aber Vorsicht: Die Dramaturgie trickst die Logik aus. Denn in Wahrheit beweist der Film nichts, weder gegen die Gegner der Abtreibung noch gegen deren Befürworter. Denn sie scheitern in der Konstruktion an einer Frau, die sich nicht helfen lassen will und der wahrscheinlich nicht geholfen werden kann. Der Vietnam-eteran Harlan hat schon recht: Voraussichtlich wird sie, wie der Film sie entwirft, die 15000 Dollar, die er ihr gibt, in drei Tagen durchbringen. So berechtigt also die Kritik an Exzessen mancher Aktivisten ist, so wenig ist damit gesagt, daß sie nicht anderen, die Hilfe suchen und annehmen, tatsächlich dienlich sein können. Bleibt also ein Spielfilm über einen Einzelfall, amüsant, gut gespielt, geschickt eingefädelt. Für Verallgemeinerungen eignet er sich nicht.
Der Große Preis ging an "Different For Girls" von Richard Spence. Der Erfolg von Neil Jordans "The Crying Game" führt in Versuchung. Diesmal geht es um Transsexualismus, nicht um Transvestismus, und der Zuschauer wird nicht gefoppt, sondern weiß von Anfang an Bescheid. Der Film will offensichtlich Verständnis erwecken und Scheu und Unbehagen gegenüber der Geschlechtsumwandlung abbauen. Aber man fragt sich - nicht nur bei diesem Film -, ob junge Regisseure heute noch lernen, Schauspieler zu führen. Ironischerweise erhielt der eine, über weite Strecken chargierende Hauptdarsteller Rupert Graves den Preis als bester Schauspieler für seine Leistung in einem anderen Beitrag des Wettbewerbs - gegen die stärkere Konkurrenz von Max von Sydow und Nick Nolte.
Der Regiepreis ging an Olivier Schatzkys "L'élève" nach einem Roman von Henry James, der Preis für das beste Drehbuch an "Adosados" von Mario Camus. Der spanische Film erzählt in ruhigen Bildern, die Zwischentöne zulassen, wie eine harmlose Lüge allmählich die Lügenhaftigkeit vorgeblichen Familienglücks enthüllt, ein Chabrolsches oder Buñuelsches Thema, ganz unspektakulär, aber voll innerer Spannung inszeniert. Die ökumenische Jury vergab ihren Preis an das 160-Minuten-Epos "Hamsun" von Jan Troell, beeindruckt von der Thematik der Kollaboration eines großen Schriftstellers mit den Nationalsozialisten und von der großartigen Verkörperung Knut Hamsuns durch Max von Sydow. Denn die Häufung von Großaufnahmen, die simple Dramaturgie und die Geradlinigkeit der Dialoge verweisen das professionelle Werk in den Bereich des Fernsehspiels. Das Genre des biographischen Spielfilms stößt ohnedies rasch an Grenzen, weil es, der Versuchung zu dokumentarischer Authentizität unterliegend, dem Zufall des Lebenslaufs verpflichtet ist, der nur selten dramaturgischen Anforderungen entspricht. So ist Tankred Dorsts Bühnenstück "Eiszeit" über Hamsun, gerade weil es freier verfahren konnte, künstlerisch wie politisch ergiebiger als dieser Film.
Eine Beobachtung bestätigt sich bei Festivals: Zwischen dem im engen Sinn narrativen Film und dem sujetlosen Film, idealtypisch ausgeprägt in der Avantgarde der zwanziger Jahre, hat sich in den vergangenen Jahren ein Genre etabliert, das für den Film, verspätet, eine ähnliche Revolution bedeutet wie Tschechow für die Bühne. Für die Auflösung einer stringenten Handlung zugunsten des Eigengewichts der simultanen und konsekutiven Teile mögen solche Namen stehen wie Altman, Jarmusch oder auch Wim Wenders und Woody Allen. Das Dogma, daß Film in erster Linie mittels Bildern zu erzählen habe, ist in der Tonfilmgeschichte immer wieder - etwa durch "Die zwölf Geschworenen", "La maman et la putain", "Jonas der im Jahr 2005 25 Jahre alt sein wird" - durchbrochen worden. Am populärsten war in Montréal solch ein auf einem Theaterstück basierender Film, der nur aus Alltagsgesprächen besteht. Ganz anders als Mario Camus, nämlich durch Witz und darstellerische Genauigkeit, entlarvt Cédric Klapisch in "Un air de famille" den Familienschwindel. Freilich, gemessen an einem der geistreichsten Filme dieser Art, Denys Arcands "Untergang des amerikanischen Imperiums", der beim Festival wiederaufgeführt wurde, ist der französische Beitrag eine nette Petitesse.
Auffällig, wie moralisch und vor allem ästhetisch brav die meisten Beiträge in Montréal waren. Als wollte er die Jungen beschämen, lieferte der Altmeister des französischsprachigen kanadischen Films, Gilles Carle, mit "Pudding Chômeur" eine crazy comedy, bei der sich nichts voraussagen läßt oder in der, negativ formuliert, alles beliebig erscheint. Aber dieses schräge Panoptikum von Wundertaten und Scharlatanen, von Selbstmördern, Polizistinnen und Mafiosi besticht durch seinen anarchischen Witz und durch seine unübersehbare Sympathie für die Außenseiter und Depravierten. Gewiß, gestalterisch reicht das nicht an solche längst "klassische" Werke heran wie "Viva Maria!", aber es leistet erfrischend Widerstand gegen ein allzu "ordentliches" Kino, gegen ein allzu konsequentes Kalkül, wie es noch die Independents in der Tarantinofolge aufweisen. THOMAS ROTHSCHILD
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Moral ist brav geworden: Beobachtungen beim kanadischen Weltfilmfestival
MONTRÉAL, im September
Haben wir es nicht immer schon geahnt? Sie belügen uns, die Filme, sie machen uns etwas vor, tun nur so als ob. Samad bringt es an den Tag.
Der iranische Regisseur Abolfazl Jalili sucht einen Laiendarsteller für einen Film über Waisenkinder. Samad Khani scheint genau der Richtige zu sein. Da entdeckt der Regisseur, daß der Zwölfjährige eine lange verschleppte Wunde am Bein hat. Er beschließt, für die notwendige Behandlung zu sorgen und anstelle des geplanten Spielfilms diesen Vorgang zu dokumentieren: "Eine wahre Geschichte" eben.
Aber der operierende Arzt will sein Gesicht nicht filmen lassen. Und das Geschehen von mehreren Wochen dauert gerade 140 Minuten. In dieser Zeit sehen wir Samad weder essen noch schlafen noch seine Notdurft verrichten. Denn im Kino gibt es keine wahren Geschichten. Die Wahrheit, die wir hier zu sehen bekommen, ist stets nur die Wahrheit des Kinos.
In der Hauptjury des Festivals von Montréal, so erzählte deren Präsidentin Jeanne Moreau, habe man über alle möglichen Probleme des Lebens diskutiert, denn das Material des Films sei das Leben. Auf diesem Mißverständnis basieren offensichtlich auch die Entscheidungen der Jury. Jeanne Moreaus Definition unterschlägt ganze Bereiche der Filmgeschichte von der Avantgarde bis zum Genrefilm. Das Material des Films sind Licht, Schatten, Kameraführung, Ausstattung, Schauspieler, Dialoge, Musik, Geräusche. Wenn mit diesem Material Leben nachgeahmt wird, so muß das Ergebnis erstens anders aussehen, als wenn das mit dem Material der Malerei, der Literatur, der reinen Musik geschieht, und seine Qualität kann zweitens nicht an der Übereinstimmung mit dem Leben bemessen werden.
Den großen Wurf, der mehr als Routine, nämlich filmästhetische Anstrengung, verrät, die überraschende Entdeckung gab es im Wettbewerb von Montréal ebensowenig wie kurz zuvor in Locarno oder danach in Venedig. So war man schon zufrieden über tauglichen Unterhaltungswert.
Ruth Stoops, verkörpert von der zu Recht als beste Schauspielerin prämierten Laura Dern, ist drogenabhängig, mehrfach verurteilt, des Sorgerechts für ihre vier Kinder enthoben. Als sich im Gefängnis herausstellt, daß sie wieder einmal schwanger ist, nehmen sich militante Abtreibungsgegner ihrer an. Auch die Befürworter einer liberalen Abtreibungspolitik kämpfen für sie, für ihr Recht, über ihren Körper selbst zu verfügen. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden gegnerischen Organisationen eskalieren, nehmen immer aggressivere und spektakuläre Formen an. Bloß: Die Bürgerin Ruth, um die es vorgeblich geht, gerät dabei mehr und mehr aus dem Blick. Sie wird instrumentalisiert für Ziele, die sich längst verselbständigt haben.
Mit den Mitteln der Satire inszenierte Alexander Payne in seinem ersten Spielfilm "Citizen Ruth" seine Aversion gegen jegliche Ideologie. Man möge seinen Film menschlich, nicht politisch sehen, bittet er vor der Projektion. Aber der ist, indem er für das Individuum plädiert, natürlich höchst politisch und, indem er für keine Seite Partei ergreift, auch ganz im Trend der Zeit. Aber Vorsicht: Die Dramaturgie trickst die Logik aus. Denn in Wahrheit beweist der Film nichts, weder gegen die Gegner der Abtreibung noch gegen deren Befürworter. Denn sie scheitern in der Konstruktion an einer Frau, die sich nicht helfen lassen will und der wahrscheinlich nicht geholfen werden kann. Der Vietnam-eteran Harlan hat schon recht: Voraussichtlich wird sie, wie der Film sie entwirft, die 15000 Dollar, die er ihr gibt, in drei Tagen durchbringen. So berechtigt also die Kritik an Exzessen mancher Aktivisten ist, so wenig ist damit gesagt, daß sie nicht anderen, die Hilfe suchen und annehmen, tatsächlich dienlich sein können. Bleibt also ein Spielfilm über einen Einzelfall, amüsant, gut gespielt, geschickt eingefädelt. Für Verallgemeinerungen eignet er sich nicht.
Der Große Preis ging an "Different For Girls" von Richard Spence. Der Erfolg von Neil Jordans "The Crying Game" führt in Versuchung. Diesmal geht es um Transsexualismus, nicht um Transvestismus, und der Zuschauer wird nicht gefoppt, sondern weiß von Anfang an Bescheid. Der Film will offensichtlich Verständnis erwecken und Scheu und Unbehagen gegenüber der Geschlechtsumwandlung abbauen. Aber man fragt sich - nicht nur bei diesem Film -, ob junge Regisseure heute noch lernen, Schauspieler zu führen. Ironischerweise erhielt der eine, über weite Strecken chargierende Hauptdarsteller Rupert Graves den Preis als bester Schauspieler für seine Leistung in einem anderen Beitrag des Wettbewerbs - gegen die stärkere Konkurrenz von Max von Sydow und Nick Nolte.
Der Regiepreis ging an Olivier Schatzkys "L'élève" nach einem Roman von Henry James, der Preis für das beste Drehbuch an "Adosados" von Mario Camus. Der spanische Film erzählt in ruhigen Bildern, die Zwischentöne zulassen, wie eine harmlose Lüge allmählich die Lügenhaftigkeit vorgeblichen Familienglücks enthüllt, ein Chabrolsches oder Buñuelsches Thema, ganz unspektakulär, aber voll innerer Spannung inszeniert. Die ökumenische Jury vergab ihren Preis an das 160-Minuten-Epos "Hamsun" von Jan Troell, beeindruckt von der Thematik der Kollaboration eines großen Schriftstellers mit den Nationalsozialisten und von der großartigen Verkörperung Knut Hamsuns durch Max von Sydow. Denn die Häufung von Großaufnahmen, die simple Dramaturgie und die Geradlinigkeit der Dialoge verweisen das professionelle Werk in den Bereich des Fernsehspiels. Das Genre des biographischen Spielfilms stößt ohnedies rasch an Grenzen, weil es, der Versuchung zu dokumentarischer Authentizität unterliegend, dem Zufall des Lebenslaufs verpflichtet ist, der nur selten dramaturgischen Anforderungen entspricht. So ist Tankred Dorsts Bühnenstück "Eiszeit" über Hamsun, gerade weil es freier verfahren konnte, künstlerisch wie politisch ergiebiger als dieser Film.
Eine Beobachtung bestätigt sich bei Festivals: Zwischen dem im engen Sinn narrativen Film und dem sujetlosen Film, idealtypisch ausgeprägt in der Avantgarde der zwanziger Jahre, hat sich in den vergangenen Jahren ein Genre etabliert, das für den Film, verspätet, eine ähnliche Revolution bedeutet wie Tschechow für die Bühne. Für die Auflösung einer stringenten Handlung zugunsten des Eigengewichts der simultanen und konsekutiven Teile mögen solche Namen stehen wie Altman, Jarmusch oder auch Wim Wenders und Woody Allen. Das Dogma, daß Film in erster Linie mittels Bildern zu erzählen habe, ist in der Tonfilmgeschichte immer wieder - etwa durch "Die zwölf Geschworenen", "La maman et la putain", "Jonas der im Jahr 2005 25 Jahre alt sein wird" - durchbrochen worden. Am populärsten war in Montréal solch ein auf einem Theaterstück basierender Film, der nur aus Alltagsgesprächen besteht. Ganz anders als Mario Camus, nämlich durch Witz und darstellerische Genauigkeit, entlarvt Cédric Klapisch in "Un air de famille" den Familienschwindel. Freilich, gemessen an einem der geistreichsten Filme dieser Art, Denys Arcands "Untergang des amerikanischen Imperiums", der beim Festival wiederaufgeführt wurde, ist der französische Beitrag eine nette Petitesse.
Auffällig, wie moralisch und vor allem ästhetisch brav die meisten Beiträge in Montréal waren. Als wollte er die Jungen beschämen, lieferte der Altmeister des französischsprachigen kanadischen Films, Gilles Carle, mit "Pudding Chômeur" eine crazy comedy, bei der sich nichts voraussagen läßt oder in der, negativ formuliert, alles beliebig erscheint. Aber dieses schräge Panoptikum von Wundertaten und Scharlatanen, von Selbstmördern, Polizistinnen und Mafiosi besticht durch seinen anarchischen Witz und durch seine unübersehbare Sympathie für die Außenseiter und Depravierten. Gewiß, gestalterisch reicht das nicht an solche längst "klassische" Werke heran wie "Viva Maria!", aber es leistet erfrischend Widerstand gegen ein allzu "ordentliches" Kino, gegen ein allzu konsequentes Kalkül, wie es noch die Independents in der Tarantinofolge aufweisen. THOMAS ROTHSCHILD
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main