Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 2,90 €
  • DVD

Sie sind wohlhabend, erfolgreich, jung und attraktiv: Der Arzt William Harford (Tom Cruise) und seine Frau Alice (Nicole Kidman) führen eine perfekte Ehe und ein Leben in Luxus der High Society Manhattans. Bis sie ihn eines Tages unter Drogen in ihre sexuelle Phantasien mit anderen Männern einweiht und damit seine geordnete Welt unvermittelt in sich zusammenbrechen läßt. Getrieben von verletzter Eitelkeit stürzt er sich ins dekadente Nachtleben New Yorks - wie besessen auf der Suche nach Erfahrungen, die ihn alle moralischen Grenzen überschreiten lassen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung /
…mehr

  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
Sie sind wohlhabend, erfolgreich, jung und attraktiv: Der Arzt William Harford (Tom Cruise) und seine Frau Alice (Nicole Kidman) führen eine perfekte Ehe und ein Leben in Luxus der High Society Manhattans. Bis sie ihn eines Tages unter Drogen in ihre sexuelle Phantasien mit anderen Männern einweiht und damit seine geordnete Welt unvermittelt in sich zusammenbrechen läßt. Getrieben von verletzter Eitelkeit stürzt er sich ins dekadente Nachtleben New Yorks - wie besessen auf der Suche nach Erfahrungen, die ihn alle moralischen Grenzen überschreiten lassen.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Original-Interviews mit Tom Cruise; Nicole Kidman und Steven Spielberg - USA-T.V.-Spots
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.1999

Fiebrige Erregung
Schale Ernüchterung: "Eyes Wide Shut", Kubricks letzter Film, eröffnet das Festival von Venedig

VENEDIG, 2. September

Ob die Verantwortlichen der 56. Internationalen Filmfestspiele von Venedig gut beraten waren, ihr Festival ausgerechnet mit Stanley Kubricks "Eyes Wide Shut" zu eröffnen, außer Konkurrenz, versteht sich? Gewiss, das Renommee des verstorbenen Regisseurs, der sich wie kein Zweiter darauf kaprizierte, den Künstler als Eremiten zu geben, könnte zeitlebens weihevoller nicht gepflegt worden sein - eine Ehre also für jedes Festival, sein nachgelassenes Werk ergattert zu haben. Was Cannes misslang, hat Venedig erreicht. Doch schon nach der amerikanischen Premiere (F.A.Z. vom 17. Juli) war unübersehbar, dass "Eyes Wide Shut" dem außerordentlichen und systematisch gezüchteten Erwartungsdruck nicht standhalten konnte. Fiebrige Erregung vor der Vorstellung, schale Ernüchterung hinterher - auch wenn das Festival wegen des großen Publikumsinteresses eine zusätzliche Vorstellung nach Mitternacht einrichten musste, hilft gegen diese Enttäuschungskurve kein noch so guter Wille. Auch in Venedig, wo die Eröffnungsgala prachtvoll inszeniert wurde, war der Beifall enden wollend. Das Feuerwerk zur Mitternacht, malerisch anzusehen über der Lagune, musste schon künstlich gezündet werden.

Kubricks Vision, das Wien der Jahrhundertwende, wie Arthur Schnitzlers "Traumnovelle" es evoziert, im New York der neunziger Jahre wiederfinden zu können, bleibt die Illusion eines Spagats, den keiner schafft, auch der Ausnahmeregisseur Stanley Kubrick nicht. Zeit und Umstände sind unvergleichlich. Solange der Film ein Kammerspiel verstohlener Begierden sein darf, mit Geständnissen im feinen Drogennebel, der bei Tagesanbruch wieder verflogen ist wie das golden illuminierte schwüle Lüftchen im nächtlichen Schlafgemach, so lange ist "Eyes Wide Shut" ein in seiner eigentümlich erhitzten Intimität großartiger Film. Doch sobald er in die Straßen New Yorks ausbricht, in eine neonbunt blendende Welt wie aus dem Baukasten, verfliegt alle Wahrhaftigkeit. Das Licht, das in den Interieurs solche Nuancen von Blautönen hervorzaubert, über die Kubrick seinen Goldschleier zieht, dass das Auge aus dem faszinierten Schauen nicht herauskommt - dieses Licht wird in der Behauptung von Außenszenen grell, scharfkantig und verliert jede Tiefenkraft. Der Palast im verwunschenen Irgendwo außerhalb der großen Stadt schließlich, wo in aller Heimlichkeit die seltsame Schwarze Messe sexueller Lust inszeniert wird, die den Helden des Films aus der Bahn wirft, ist am Ende ein Ort, der in seinem Protz und Prunk weder nach New York passen will noch nach Wien. So fehlt dem episodisch angelegten Film der Pol, um den er kreisen müsste.

Dennoch schlägt die Phantasie Volten. Wäre Alice auf dem abendlichen Ball, zu dem ihr Gatte sie schleppt, ohne sich dann weiter um sie zu bemühen, nicht ins alkoholisierte Trudeln geraten, hätte sie sich selbst vielleicht nie zum Erschrecken weibchenhaft kennen gelernt. Einem notorischen Charmeur in die Tänzerarme gefallen (Sky Dumont als Inkarnation grauer Schläfen), mag sie sich die längste Zeit nicht entscheiden, womit sie mehr kokettieren soll: mit ihrer Kunst, zu verführen, oder mit ihrer anscheinenden Schwäche, verführt zu werden. Das träge Lächeln, die gedehnten Bewegungen kehren dann im Schlafzimmer wieder, verstärkt noch durch einen Joint, den das Ehepaar auf gedanklichen Abwegen sich beim Ausziehen gönnt. Wie das Geständnis eines Ehebruchs in Gedanken aus Alice hervorbricht und wie sie, verstört von ihrer untergründigen Angst vor dem bisher sorgsam gehüteten eigenen Ich, sich in Rage redet, das bedeutet für Nicole Kidman eine schauspielerische Offenbarung und ist ein Spiegel des Unbewussten und des Unterbewussten, dessen Reflexe noch näher nachzuzeichnen sind, wenn der Film am 9. September ins deutsche Kino kommt. Um die Frau ist ein Geheimnis, das zu ergründen gefährlich und zugleich eine wunderbare Herausforderung scheint. Dieser Bravour, welche die Rolle über die literarische Vorlage Schnitzlers entscheidend hinaushebt, weiß Tom Cruise als geschockter Ehemann nichts als mimisch unbewegtes Entsetzen entgegenzuhalten - und eine Flucht in die Nacht, die ihn wie ein Albtraum immer wieder an den Ort zurückzwingt, den er floh: jenen Ort nämlich, wo die Augen aufgehen.

Mehr noch als die merkwürdig uneinheitlichen Bilder ist dieser Dr. William Harford die größte Hypothek des Films. Cruise kann den Arzt, einen Wunderheiler der Blicke tief in die Augen seines Patienten und des Handauflegens, so wenig glaubhaft machen wie den Vater einer siebenjährigen Tochter, und dass die Eifersuchtsschübe, die ihn periodisch heimsuchen wie ein zur Endlosschleife geklebter Schwarzweißfilm, die Figur prägen, ist indirekt wieder mehr der schonungslosen Nicole Kidman zu verdanken als Tom Cruise mit seiner konsternierten, gut gekämmten Einheitsmiene. Weil der Regisseur und sein Drehbuchhelfer Frederic Raphael bei der männlichen Hauptrolle Schnitzlers Vorgaben geradezu sklavisch folgen, muss der knapp dreistündige Film von der Mitte an sein bestes Stück, Alice, verhängnisvoll lange aus dem Blick lassen. Übrig bleibt eine Odyssee wie aus dem Bilderbuch des Spießers. Und wenn der von Sydney Pollack überlegen gespielte väterliche Freund des Doktors, den Kubrick und Raphael als Erklärer hinzuerfunden haben, sich anderntags als Teilnehmer der Schwarzen Messe enttarnt und diese zur Scharade zu verharmlosen sucht, geht Schnitzlers Mysterium vollends zu Bruch, das den Arzt der Novelle einst außer sich brachte: "Dass jeder dieser Unverhüllten doch ein Geheimnis blieb und aus den schwarzen Masken als unlöslichste Rätsel große Augen zu ihm herüberstrahlten, das wandelte ihm die unsägliche Lust des Schauens in eine fast unerträgliche Qual des Verlangens."

Diese Qual dürfte die Initialzündung Kubricks gewesen sein, die ihn schon vor dreißig Jahren sich für die unergründliche Novelle Schnitzlers zu entscheiden hieß. Es ist zugleich die Qual des Festivals, das Außerordentliche wagen zu wollen und sich dann doch mit dem Unentschiedenen bescheiden zu müssen.

HANS-DIETER SEIDEL

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr