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Miserabler könnte der Tag für US-Marine Conrad Miller (Luke Goss) nicht beginnen: Gerade hat ihm seine Freundin verkündet, dass er Vater wird, da muss er sie auch schon wieder alleine lassen. Der gejagte Einzelkämpfer ist unerlaubt von seiner Truppe ferngeblieben und befindet sich im Besitz geheimer, brisanter Insider-Informationen. Seine Verfolger, darunter ein russischer Gangster, ein Cop aus L.A. und ein skrupelloser Auftragskiller, sind ihm bereits gefährlich dicht auf den Fersen. Als dann auch noch die werdende Mutter seines Kindes ins Visier der Killer gerät, geht Miller in die knallharte Offensive ...…mehr

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Produktbeschreibung
Miserabler könnte der Tag für US-Marine Conrad Miller (Luke Goss) nicht beginnen: Gerade hat ihm seine Freundin verkündet, dass er Vater wird, da muss er sie auch schon wieder alleine lassen. Der gejagte Einzelkämpfer ist unerlaubt von seiner Truppe ferngeblieben und befindet sich im Besitz geheimer, brisanter Insider-Informationen. Seine Verfolger, darunter ein russischer Gangster, ein Cop aus L.A. und ein skrupelloser Auftragskiller, sind ihm bereits gefährlich dicht auf den Fersen. Als dann auch noch die werdende Mutter seines Kindes ins Visier der Killer gerät, geht Miller in die knallharte Offensive ...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.05.2017

Vom schlechten Gewissen gebissen
Jordan Peeles unheimlicher Kinothriller "Get Out" ist der Film zur amerikanischen Gegenwartsangst

Chris und Rose sind ein amerikanisches Traumpaar. Sie ist ein typisches Etepetete-Mädchen, er ist ein junger Fotograf. Sie kommt aus einer guten Familie, er nicht, aber das kann die Liebe sicher wettmachen. Chris ist sensibel, Rose auch, aber Chris ist ein wenig sensibler. Er hat gute Gründe dafür, denn er ist schwarz, und Rose ist weiß. Nicht, dass das heutzutage noch etwas bedeuten muss. Die Hautfarbe spielt für moderne Menschen doch keine Rolle mehr. Allerdings hat Rose es versäumt, ihren Eltern über dieses Detail rechtzeitig Bescheid zu geben, und nun steht der Antrittsbesuch bei den Armitages an. Eine Standardsituation, durchgespielt in allen erdenklichen Familienkonstellationen ("Meet the Fockers") und mit allen möglichen sexuellen Identitäten (Gaylord "Greg" Focker) in unzähligen Komödien, aber auch in einem der liberalen Paradefilme Hollywoods: "Rat mal, wer zum Essen kommt" (1967) mit Spencer Tracy und Sidney Poitier.

In Jordan Peeles "Get Out" kommt Chris zum Essen, dann auch noch zu einer Gartenparty, die zum Besten gehört, was man seit langem im amerikanischen Kino gesehen hat. Was es mit diesem in nahezu jeder Hinsicht verblüffenden Film auf sich hat, kann man am ehesten aus seiner Produktionsumgebung schließen. "Get Out" ist ein weiterer Hit aus der Firma Blumhouse, die seit einigen Jahren mit cleveren Horrorfilmen von sich reden macht ("Paranormal Activity", "The Purge"). Jason Blum lässt Filme wie vom Fließband machen: mit kleinen Budgets werden enorme Profite erzielt. Und für Witz und Tiefsinn und das Entdecken von Talenten ist dabei auch noch Raum. Man könnte inzwischen beinahe schon Vergleiche zu Roger Corman ziehen, in dessen Schundfilmschmiede um 1970 Leute wie Francis Ford Coppola, Jonathan Demme oder Joe Dante das Handwerk lernten.

Dass "Get Out" seit seiner Premiere beim diesjährigen Sundance Festival zum wohl meistdiskutierten Film der Saison wurde (und nebenbei schon zu einem gigantischen Box-Office-Hit), hat auch damit zu tun, dass er auf eine brillant verstörende Weise genau in den politischen Moment passt. Breitbart, die Website, die Donald Trump am liebsten im Alleingang ins Weiße Haus gelogen hätte, pries den Film als ein Manifest gegen die "liberale weiße Elite". So kann man das sehen, allerdings unterschlägt man dabei die viel tiefer gehende Kritik an einem alltäglichen amerikanischen Rassismus, der hier eben bis in die besseren Kreise reicht. Die Armitages, die Chris einen offenen Empfang bereiten, sich dann aber als eine höchst merkwürdige Familie erweisen, stehen tatsächlich für das wohlhabende, gebildete Ostküstenmilieu, das mit Donald Trump oder gar seinem unappetitlichen Berater Steve Bannon nichts zu tun haben möchte. Man würde den Film aber grob missverstehen, wenn man ihn als Satire auf die Wähler von Hillary Clinton lesen wollte. "Get Out" lebt davon, immer neue Tabus auf groteske Weise zugleich zu verletzen und zu bestätigen. Jordan Peele ist klug genug, seinen Helden mit einer markanten Schwachstelle zu versehen. Chris ist nämlich Raucher, an sich eine lässliche Sünde, aber eben eine, die ihm ein schlechtes Gewissen verschafft.

Das Heilmittel, das die Dame des Hauses vorschlägt, gibt dem ganzen Film eine neue Richtung: Sie setzt auf Hypnose, und mit dieser Kolonisierung seines Unbewussten verliert Chris den Boden unter den Füßen. Er sieht sich als Außenseiter in einer Gesellschaft, in der alle Afroamerikaner zunehmend wie Zombies erscheinen. Besonders schlimme Figur macht einer, der sich im Dandy-Aufzug als eine Art Schoßhündchen einer dramatisch älteren weißen Dame präsentiert. Die Freunde der Armitages sind eine Freak Show für sich.

Zur beziehungsreichen Konstellation von "Get Out" trägt bei, dass Jordan Peele nicht nur hinter der Kamera arbeitet, sondern selbst als Darsteller bekannt ist. Gemeinsam mit Keegan-Michael Key spielte er in Sketches Barack Obama als Ausgeburt der Vernunft, während Key neben ihm als "anger translator" die ganze heimliche Wut zum Ausdruck bringt, die sich hinter der beherrschten Fassade verbirgt. Seit 2008 hat Peele die Präsidentschaft Obamas satirisch begleitet, nun zieht er mit "Get Out" bitterböse Bilanz: die Fortschritte, die das Land in Sachen Integration gemacht hat, sind nur oberflächlich.

Mit der ambivalenten politischen Botschaft seines Films geht Jordan Peele aber nicht Hausieren. In erster Linie ist "Get Out" eine höchst vergnügliche Horrorkomödie, die im Detail vor Intelligenz nur so strotzt, und die auch mit einigen tollen schauspielerischen Leistungen aufwartet. Zuvorderst gilt das für Daniel Kaluuya in der Hauptrolle und für den Komiker Lilrel Howery in der Nebenrolle eines Airport-Security-Mannes, der mit seinen schlimmsten Vorurteilen immer richtig liegt. Die Rolle der Rose spielt Allison Williams, bekannt aus der Serie "Girls", wo sie als Marnie das latent langweilige perfekte Mädchen gab. Bradley Whitford ("The West Wing") und Catherine Keener ("Being John Malkovich") sind die Eltern von Rose. Tief im Innersten der schrecklichen Geheimnisse der Familie Armitage taucht dann noch ein Darsteller auf, der tief in einem ganz anderen, weißen Amerika verwurzelt ist: Richard Herd, der mit Mr. Wilhelm eine der unvergesslichen Nebenfiguren in der New York-Sitcom "Seinfeld" verkörperte.

Lange Zeit war der Komödienboom, den Hollywood seit Mitte der 1990er Jahre zu verzeichnen hatte, vor allem eine Angelegenheit der weißen, liberalen Elite. Leute wie Judd Apatow, Seth Rogen oder Adam Sandler prägten das Bild, während afroamerikanische Stars wie Chris Rock selten allein die große Bühne bekamen. Mit Jordan Peele gibt sich nun ein herausragendes Talent zu erkennen. "Get Out" ist zwar ein Stück schneller Unterhaltung, mit dem noch schnelleres Geld gemacht werden soll. Doch von diesem Understatement soll man sich nicht täuschen lassen: Hier ist der amerikanische Traum von einem Kino lebendig, das kommerziell und relevant zugleich ist und in dem Politik eine Folge radikalen Denkens ist.

BERT REBHANDL

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