Welcome to Clubland - zur ewigen Party, zum Rave in unwirkliche Welten. Hier tanzen die Menschen im Rhythmus der abgefahrensten Musik, und Pillen spenden für ein paar Stunden Glückseligkeit. Dies ist das Zuhause der durchgeknallten Shirley Maus, die von einer Karriere als Model träumt, obwohl sie dafür nicht groß genug ist.
Ihr Freund Lupo ist Chef des besten Clubs der Stadt, eiskalt und berechnend, nur Shirley kann ihn richtig aus der Fassung bringen. Sunny Sunshine, noch vor kurzem angesagtester DJ in Town, hat sich aus diesem synthetischen Nightclub-Wahnsinn ausgeklinkt. Er hat eigentlich genug von all dem, als ihm Shirley völlig aufgelöst in die Arme läuft. Er ahnt noch nichts von Duke, bei dem Lupo und Shirley noch eine offene Rechnung zu begleichen haben, und er weiß vor allem noch nicht, wie nah er schon dran ist am totalen Fandango ...
Ihr Freund Lupo ist Chef des besten Clubs der Stadt, eiskalt und berechnend, nur Shirley kann ihn richtig aus der Fassung bringen. Sunny Sunshine, noch vor kurzem angesagtester DJ in Town, hat sich aus diesem synthetischen Nightclub-Wahnsinn ausgeklinkt. Er hat eigentlich genug von all dem, als ihm Shirley völlig aufgelöst in die Arme läuft. Er ahnt noch nichts von Duke, bei dem Lupo und Shirley noch eine offene Rechnung zu begleichen haben, und er weiß vor allem noch nicht, wie nah er schon dran ist am totalen Fandango ...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / SzenenanwahlFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.02.2000Die Kölner Schmach
Berlin-Filme?"Zurück auf Los" und "Fandango" im Panorama
Berlin-Film: Allein diese Genrebezeichnung ist schon merkwürdig. Würde man etwa einen Film, der zum Beispiel in Frankfurt spielt, als Frankfurt-Film bezeichnen? Es muss wohl daran liegen, dass sich Berlin, sobald es ins Blickfeld einer Kamera gerät, einfach nicht zurückhalten kann. Aufdringlich rückt es seine Siegessäulen, Gedächtniskirchen und Gendarmenmärkte ins Bild, bis auch der letzte Kritiker nicht widerstehen kann, zu behaupten, "die eigentliche Hauptdarstellerin in diesem Film aber ist die Stadt Berlin". Im klassischen Berlin-Film müssen die Schauspieler mindestens einmal durchs Brandenburger Tor fahren, als wären sie von fern angereiste Staatsgäste. Der so genannte "andere" Berlin-Film hingegen möchte uns eine andere Seite der Stadt zeigen, was zumeist bedeutet, dass man junge Leute sieht, die zu Technomusik tanzen. Erst früh morgens, wenn die Party vorbei ist, fahren dann auch sie durchs Brandenburger Tor.
Dass noch niemand genau weiß, wie oder was Berlin momentan ist oder bald sein wird, bedeutet für Filmregisseure freilich einen erheblichen Spielraum, da die Zuschauer ihnen praktisch alles abkaufen. Also filmen sie jene drei Bauten am Potsdamer Platz, die man mit etwas gutem Willen als Wolkenkratzer bezeichnen kann, aus der Froschperspektive. Wir sollen dann glauben: Berlin ist Manhattan. "Fandango", Matthias Glasners Panorama-Beitrag, ist so ein Fall, in dem Berlin nicht aussehen soll wie Berlin. Richy Müller spielt Lupo, den Betreiber eines Nachtclubs, in dem schicke, schöne Leute sich tanzend die Zeit vertreiben, so auch Lupos Freundin Shirley (Nicolette Krebitz). Die dritte Hauptfigur ist der langmähnige "DJ Sunny Sunshine" (Moritz Bleibtreu). Während sich die Kamera durch die ersten Szenen treiben lässt, erzählen diese drei uns Grundsätzliches über das Leben. Shirley zum Beispiel teilt uns mit, wie man sich im "Auge des Hurricans" so fühlt und dass alle Menschen entweder Killer oder Spieler seien; Lupo sei ein Killer: "Er macht einfach das Richtige." Lupo wiederum will nur seine Ruhe, keine Steuern zahlen sowie Shirley. Leider wirkt Shirley nicht nur permanent weggetreten, sondern hört auch Stimmen und kokst.
Das also soll Berlin sein? Nein, wohl eher Las Vegas; genauer gesagt das Las Vegas aus Scorseses "Casino", mit Müller als De Niro und Krebitz als Sharon Stone. Lupo wird als "Gangster" vorgestellt, eine in Deutschland ungebräuchliche Berufsbezeichnung, weshalb wir auch nie erfahren, was genau er eigentlich tut. Krebitz/Stone möchte sich mit ihrer Rolle als Gangsterliebchen nicht abfinden und strebt eine eigene Karriere als Model an, ist dafür jedoch zu kurz geraten. Bei jedem neuerlichen Misserfolg schnupft sie Koks, vorzugsweise in öffentlichen Toiletten, wo sie sich gerne auf dem Boden herumwälzt - wobei in solchen Momenten Berlin London sein soll, genauer gesagt das London aus "Trainspotting". Wieder zurück ins "Casino" bringt uns Lars Rudolph, der als Müllers Buddy den Kopf eines Verräters in die Fritteuse drückt. Von der Idee, den üblicherweise als harmlosen Sonderling besetzten Rudolph als jähzornigen Joe-Pesci-Verschnitt zu präsentieren, löst sich Glasner indes rasch, indem er Rudolph im Folgenden zur Witzfigur mutieren lässt, die ständig eins auf den Deckel bekommt.
Überhaupt kümmert der Regisseur sich wenig um einmal eingeschlagene Wege; auch vom Prinzip der Erzählerstimmen verabschiedet er sich schnell. Was nicht bedeutet, dass es mit den bedeutungsheischenden Platitüden ein Ende hat: "Seine Jugend verliert man nicht einfach so wie eine Swatch", heißt es einmal, "die Jugend verliert man für immer." Während die Swatch ja bekanntermaßen nach spätestens drei Tagen wieder an der Tür klingelt. Weil Glasner auch "Pulp Fiction" (Berlin = Los Angeles) gesehen hat, lässt er seine Darsteller ab und an ulkig gemeinte Dialoge sprechen, darunter einen ("Hast du einen Plan?" - "Ja. Wir gehen da jetzt rein und holen sie raus." - "Guter Plan."), den man inzwischen aus so vielen Filmen kennt, dass man gar nicht mehr weiß, woher er ursprünglich stammt. Die ständigen technischen Spielereien mit Farbfiltern, Lichteffekten, Zeitlupen täuschen nicht darüber hinweg, dass es sich bei "Fandango" um einen aus den Ideen vieler guter Filme zusammengeschusterten Bastard handelt, dessen eindimensionale Protagonisten den Zuschauer kalt lassen. Trauriger Höhepunkt ist der Auftritt Corinna Harfouchs als in Lack gehüllte Echsenfrau mit tätowierter Glatze und einem Kampflesbenkommando als Leibwache; ihrer Neigung zu extremen Rollen sollte diese Schauspielerin nicht immer nachgeben.
Ein ganz anderer Berlin-Film im Panorama ist "Zurück auf Los". Das Regiedebüt des Schauspielers Pierre Sanoussi-Bliss beginnt damit, dass Sam (der Regisseur) von einem Auto umgefahren wird; als wäre nichts gewesen, steht er sofort wieder auf und geht erstmal ins Café, Whisky und Espresso trinken. Was Sam hier demonstriert, gilt auch für seine Freunde, allesamt mittellose, schwule Bohemiens: Am Boden bleibt keiner von ihnen lange, egal, was das Schicksal ihnen zumutet. Und das ist einiges: Tod durch Aids, Autounfall mit anschließendem Erblinden, Alkoholismus sowie eine Vielzahl zerbrechender Beziehungen. Stets jedoch wird die Trauer hinweggefegt mit einer flapsigen, selbstironischen Bemerkung: Noch mal von vorn, zurück auf Los. Sanoussi-Bliss' Berlin ist der Prenzlauer Berg, dort, wo er sich noch nicht entschieden hat, ob er nun schick werden oder endgültig abstürzen möchte, wo man in Hundekot tritt und der Wirt fragt, ob man "noch zwee Pilsetten" wolle. So angenehm, ruhig und sympathisch wie der gesamte Film wirkt auch Berlin, das sich von einer Seite zeigt, wie man sie im Kino nicht oft gesehen hat.
Dass das Berlin in "Fandango" noch viel weniger, nämlich in keiner einzigen Szene, wirkt wie Berlin, hat indes einen ganz anderen Grund: Berlin nämlich wird in diesem Film von Köln gespielt. Weil man das nordrhein-westfälische Fördergeld einstecken wollte, sich als Schauplatz der abstrusen Geschichte aber nur Berlin vorstellen konnte, wurden ein paar Kölner Autos einfach mit Berliner Nummernschildern ausstaffiert. Für Köln muss dieser Auftritt eine entsetzliche Schmach gewesen sein, für die die Stadt sich jedoch fürchterlich rächte: mit einer absolut indiskutablen Vorstellung.
JÖRG THOMANN.
"Zurück auf Los" läuft noch einmal am heutigen Samstag um 20.15 Uhr im CineStar 3.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Berlin-Filme?"Zurück auf Los" und "Fandango" im Panorama
Berlin-Film: Allein diese Genrebezeichnung ist schon merkwürdig. Würde man etwa einen Film, der zum Beispiel in Frankfurt spielt, als Frankfurt-Film bezeichnen? Es muss wohl daran liegen, dass sich Berlin, sobald es ins Blickfeld einer Kamera gerät, einfach nicht zurückhalten kann. Aufdringlich rückt es seine Siegessäulen, Gedächtniskirchen und Gendarmenmärkte ins Bild, bis auch der letzte Kritiker nicht widerstehen kann, zu behaupten, "die eigentliche Hauptdarstellerin in diesem Film aber ist die Stadt Berlin". Im klassischen Berlin-Film müssen die Schauspieler mindestens einmal durchs Brandenburger Tor fahren, als wären sie von fern angereiste Staatsgäste. Der so genannte "andere" Berlin-Film hingegen möchte uns eine andere Seite der Stadt zeigen, was zumeist bedeutet, dass man junge Leute sieht, die zu Technomusik tanzen. Erst früh morgens, wenn die Party vorbei ist, fahren dann auch sie durchs Brandenburger Tor.
Dass noch niemand genau weiß, wie oder was Berlin momentan ist oder bald sein wird, bedeutet für Filmregisseure freilich einen erheblichen Spielraum, da die Zuschauer ihnen praktisch alles abkaufen. Also filmen sie jene drei Bauten am Potsdamer Platz, die man mit etwas gutem Willen als Wolkenkratzer bezeichnen kann, aus der Froschperspektive. Wir sollen dann glauben: Berlin ist Manhattan. "Fandango", Matthias Glasners Panorama-Beitrag, ist so ein Fall, in dem Berlin nicht aussehen soll wie Berlin. Richy Müller spielt Lupo, den Betreiber eines Nachtclubs, in dem schicke, schöne Leute sich tanzend die Zeit vertreiben, so auch Lupos Freundin Shirley (Nicolette Krebitz). Die dritte Hauptfigur ist der langmähnige "DJ Sunny Sunshine" (Moritz Bleibtreu). Während sich die Kamera durch die ersten Szenen treiben lässt, erzählen diese drei uns Grundsätzliches über das Leben. Shirley zum Beispiel teilt uns mit, wie man sich im "Auge des Hurricans" so fühlt und dass alle Menschen entweder Killer oder Spieler seien; Lupo sei ein Killer: "Er macht einfach das Richtige." Lupo wiederum will nur seine Ruhe, keine Steuern zahlen sowie Shirley. Leider wirkt Shirley nicht nur permanent weggetreten, sondern hört auch Stimmen und kokst.
Das also soll Berlin sein? Nein, wohl eher Las Vegas; genauer gesagt das Las Vegas aus Scorseses "Casino", mit Müller als De Niro und Krebitz als Sharon Stone. Lupo wird als "Gangster" vorgestellt, eine in Deutschland ungebräuchliche Berufsbezeichnung, weshalb wir auch nie erfahren, was genau er eigentlich tut. Krebitz/Stone möchte sich mit ihrer Rolle als Gangsterliebchen nicht abfinden und strebt eine eigene Karriere als Model an, ist dafür jedoch zu kurz geraten. Bei jedem neuerlichen Misserfolg schnupft sie Koks, vorzugsweise in öffentlichen Toiletten, wo sie sich gerne auf dem Boden herumwälzt - wobei in solchen Momenten Berlin London sein soll, genauer gesagt das London aus "Trainspotting". Wieder zurück ins "Casino" bringt uns Lars Rudolph, der als Müllers Buddy den Kopf eines Verräters in die Fritteuse drückt. Von der Idee, den üblicherweise als harmlosen Sonderling besetzten Rudolph als jähzornigen Joe-Pesci-Verschnitt zu präsentieren, löst sich Glasner indes rasch, indem er Rudolph im Folgenden zur Witzfigur mutieren lässt, die ständig eins auf den Deckel bekommt.
Überhaupt kümmert der Regisseur sich wenig um einmal eingeschlagene Wege; auch vom Prinzip der Erzählerstimmen verabschiedet er sich schnell. Was nicht bedeutet, dass es mit den bedeutungsheischenden Platitüden ein Ende hat: "Seine Jugend verliert man nicht einfach so wie eine Swatch", heißt es einmal, "die Jugend verliert man für immer." Während die Swatch ja bekanntermaßen nach spätestens drei Tagen wieder an der Tür klingelt. Weil Glasner auch "Pulp Fiction" (Berlin = Los Angeles) gesehen hat, lässt er seine Darsteller ab und an ulkig gemeinte Dialoge sprechen, darunter einen ("Hast du einen Plan?" - "Ja. Wir gehen da jetzt rein und holen sie raus." - "Guter Plan."), den man inzwischen aus so vielen Filmen kennt, dass man gar nicht mehr weiß, woher er ursprünglich stammt. Die ständigen technischen Spielereien mit Farbfiltern, Lichteffekten, Zeitlupen täuschen nicht darüber hinweg, dass es sich bei "Fandango" um einen aus den Ideen vieler guter Filme zusammengeschusterten Bastard handelt, dessen eindimensionale Protagonisten den Zuschauer kalt lassen. Trauriger Höhepunkt ist der Auftritt Corinna Harfouchs als in Lack gehüllte Echsenfrau mit tätowierter Glatze und einem Kampflesbenkommando als Leibwache; ihrer Neigung zu extremen Rollen sollte diese Schauspielerin nicht immer nachgeben.
Ein ganz anderer Berlin-Film im Panorama ist "Zurück auf Los". Das Regiedebüt des Schauspielers Pierre Sanoussi-Bliss beginnt damit, dass Sam (der Regisseur) von einem Auto umgefahren wird; als wäre nichts gewesen, steht er sofort wieder auf und geht erstmal ins Café, Whisky und Espresso trinken. Was Sam hier demonstriert, gilt auch für seine Freunde, allesamt mittellose, schwule Bohemiens: Am Boden bleibt keiner von ihnen lange, egal, was das Schicksal ihnen zumutet. Und das ist einiges: Tod durch Aids, Autounfall mit anschließendem Erblinden, Alkoholismus sowie eine Vielzahl zerbrechender Beziehungen. Stets jedoch wird die Trauer hinweggefegt mit einer flapsigen, selbstironischen Bemerkung: Noch mal von vorn, zurück auf Los. Sanoussi-Bliss' Berlin ist der Prenzlauer Berg, dort, wo er sich noch nicht entschieden hat, ob er nun schick werden oder endgültig abstürzen möchte, wo man in Hundekot tritt und der Wirt fragt, ob man "noch zwee Pilsetten" wolle. So angenehm, ruhig und sympathisch wie der gesamte Film wirkt auch Berlin, das sich von einer Seite zeigt, wie man sie im Kino nicht oft gesehen hat.
Dass das Berlin in "Fandango" noch viel weniger, nämlich in keiner einzigen Szene, wirkt wie Berlin, hat indes einen ganz anderen Grund: Berlin nämlich wird in diesem Film von Köln gespielt. Weil man das nordrhein-westfälische Fördergeld einstecken wollte, sich als Schauplatz der abstrusen Geschichte aber nur Berlin vorstellen konnte, wurden ein paar Kölner Autos einfach mit Berliner Nummernschildern ausstaffiert. Für Köln muss dieser Auftritt eine entsetzliche Schmach gewesen sein, für die die Stadt sich jedoch fürchterlich rächte: mit einer absolut indiskutablen Vorstellung.
JÖRG THOMANN.
"Zurück auf Los" läuft noch einmal am heutigen Samstag um 20.15 Uhr im CineStar 3.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main