Fantomas-Alarm bei Scotland Yard! Fantomas, der Mann mit den tausend Masken, hat sich auf einem Schloss am schottischen Loch Ness niedergelassen, von dem aus er seine kriminellen Machenschaften steuert: Er erpresst von den reichsten Männern der Welt eine "Sondersteuer" - Diamanten. Der erste Zahlungsverweigerer wird sogleich eiskalt umgebracht und die Herren von Scotland Yard sind gezwungen, seinen erbittertsten und erfahrensten Gegner - Kommissar Juve und sein Team zu Hilfe zu rufen. Schon am ersten Abend wird der Kriminalist Juve Zeuge eines unglaublichen Vorfalls, der ihn an seinem Verstand zweifeln lässt und ihn wieder mal an den Rand des Wahnsinns treibt... Diesmal soll ihm Fantomas nicht entkommen!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2013Es kracht, es knallt
In Paris kommt die "Fantomas"-Serie in die Kinos: Es sind die ersten modernen Filme
In diesen Filmen war schon alles drin, was wir noch heute am Actionkino so schätzen: Es kracht, es knallt, die Züge fallen von den Brücken, Häuser fliegen in die Luft, und hinter all diesen Grausamkeiten steckt ein Superverbrecher, in dessen kranken Kopf man auch nicht schauen möchte. Fünf "Fantomas"-Filme brachte Louis Feuillade 1913 und 1914 in die Kinos, jeder war ein Hit beim Publikum. Und jeder war ein Schock: Hanns Zischler hat in seinem wundervollen Buch "Kafka geht ins Kino" nachgewiesen, dass Franz Kafka "Fantomas" gesehen haben muss - und schon in Jakob van Hoddis' Gedicht "Weltende" von 1911 schwingt mit, dass der Dichter die Schrecken, von denen er schreibt, nicht nur ahnen, sondern sehen wollte: im Kino, wo sonst? Der erste, der schwerste Schock war der, dass die Kamera, anders als jedes Autoren-Ich, völlig ungerührt das Geschehen verfolgte. Und dabei doch Gefühle evozierte, so stark und direkt, wie das Schrift und Sprache niemals hinbekamen. Das ungerührte Schreiben des 20. Jahrhunderts hat mit diesem Kino-Schock begonnen. Die andere Erfahrung war die, dass es weder Plausibilität noch Psychologie braucht, wo Evidenz im Spiel ist: Wir sehen doch, dass etwas geschieht - dann wird es schon seine Stimmigkeit haben. Das Allerunwahrscheinlichste war Feuillade gerade gut genug. So hat er das moderne Kino begründet. Und die moderne Kunst erschüttert. Fantomas, der geniale und irrationale Verbrecher, schlich durch die Träume des Surrealismus und der Pop-Art, und als in Frankreich eine schwerbewaffnete Verbrecherbande erschien, war auch zum ersten Mal der Vorwurf da, das Leben ahme das Kino nach.
Claudius Seidl
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In Paris kommt die "Fantomas"-Serie in die Kinos: Es sind die ersten modernen Filme
In diesen Filmen war schon alles drin, was wir noch heute am Actionkino so schätzen: Es kracht, es knallt, die Züge fallen von den Brücken, Häuser fliegen in die Luft, und hinter all diesen Grausamkeiten steckt ein Superverbrecher, in dessen kranken Kopf man auch nicht schauen möchte. Fünf "Fantomas"-Filme brachte Louis Feuillade 1913 und 1914 in die Kinos, jeder war ein Hit beim Publikum. Und jeder war ein Schock: Hanns Zischler hat in seinem wundervollen Buch "Kafka geht ins Kino" nachgewiesen, dass Franz Kafka "Fantomas" gesehen haben muss - und schon in Jakob van Hoddis' Gedicht "Weltende" von 1911 schwingt mit, dass der Dichter die Schrecken, von denen er schreibt, nicht nur ahnen, sondern sehen wollte: im Kino, wo sonst? Der erste, der schwerste Schock war der, dass die Kamera, anders als jedes Autoren-Ich, völlig ungerührt das Geschehen verfolgte. Und dabei doch Gefühle evozierte, so stark und direkt, wie das Schrift und Sprache niemals hinbekamen. Das ungerührte Schreiben des 20. Jahrhunderts hat mit diesem Kino-Schock begonnen. Die andere Erfahrung war die, dass es weder Plausibilität noch Psychologie braucht, wo Evidenz im Spiel ist: Wir sehen doch, dass etwas geschieht - dann wird es schon seine Stimmigkeit haben. Das Allerunwahrscheinlichste war Feuillade gerade gut genug. So hat er das moderne Kino begründet. Und die moderne Kunst erschüttert. Fantomas, der geniale und irrationale Verbrecher, schlich durch die Träume des Surrealismus und der Pop-Art, und als in Frankreich eine schwerbewaffnete Verbrecherbande erschien, war auch zum ersten Mal der Vorwurf da, das Leben ahme das Kino nach.
Claudius Seidl
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