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Estland in den 1970ern, auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs. Der junge Soldat Sergey und seine Jugendfreundin Luisa dienen auf einem Luftwaffenstützpunkt der UdSSR. Als Roman auf die Basis versetzt wird, verfallen beide dem Charme des kühnen Kampfpiloten. Doch die aufkeimende Liebe zwischen den Männern muss um jeden Preis geheim bleiben - Roman steht bereits auf der Überwachungsliste des KGB.
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Interview mit Regisseur Peeter Rebane (20 Min.)

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Produktbeschreibung
Estland in den 1970ern, auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs. Der junge Soldat Sergey und seine Jugendfreundin Luisa dienen auf einem Luftwaffenstützpunkt der UdSSR. Als Roman auf die Basis versetzt wird, verfallen beide dem Charme des kühnen Kampfpiloten. Doch die aufkeimende Liebe zwischen den Männern muss um jeden Preis geheim bleiben - Roman steht bereits auf der Überwachungsliste des KGB.

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Rezensionen
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2022

Wir wollen wir selbst sein

Ein Ukrainer und ein Brite spielen in "Firebird" zwei schwule russische Soldaten. Für den Diktator Putin ist das die maximale Provokation. Für Oleg Zagorodnii, der in Kiew lebt, zählt gerade nur eins: dass sein Land befreit wird.

Von Nina Rehfeld, Sedona

Dies ist mein dritter Tag im Frieden", sagt der Schauspieler Oleg Zagorodnii via Zoom aus einem Restaurant in Venedig. "Es ist sehr seltsam. Vorgestern war ich noch in Kiew, mit der Geräuschkulisse von Bomben und Raketen. Hier sitzen die Leute um mich herum und lachen und essen, ohne das Knallen von Artillerie im Hintergrund. Und niemand redet über den Krieg, weil er Familiengehörige hat, die irgendwo an der Front kämpfen."

Zagorodnii ist einer der beiden Hauptdarsteller in Peeter Rebanes Film "Firebird", einer schwulen Liebesgeschichte in der sowjetischen Armee der 1970er-Jahre. Der Film nach den Memoiren des russischen Soldaten und Schauspielers Sergey Fetissow, der 2017 verstarb, entstand vor drei Jahren, im vorvergangenen April sorgte er auf dem Moskauer Filmfest für einen Eklat, als Demonstranten gegen "homosexuelle Propaganda" protestierten und in einem Brief an die Staatsanwaltschaft die Streichung des Films aus dem Programm forderten. "Ein Brite, ein Estländer und ein Ukrainer beschämen Moskau" titelte ein Zeitungsbericht. "Alles Show", urteilt Zagorodnii. "Seht her, sollte die Botschaft wohl lauten, wir sind ja offen, aber das Publikum ist abgestoßen. Aber ich weiß, dass das nicht die Wahrheit ist." Man ließ den Film schließlich vor leerem Saal spielen, "eine Schande", wie der Este Rebane befand, der das Drehbuch gemeinsam mit dem englischen Schauspieler und weiteren Hauptdarsteller Tom Prior schrieb.

Jetzt ist Rebanes Film angesichts des russischen Vernichtungskriegs in der Ukraine wieder in den Schlagzeilen - auch dank Zagorodnii, der Ukrainer ist. Bei der Filmpremiere in London Ende April blieb er in Kiew, um im Kampf gegen die Russen zu helfen. Zweimal sagt Zagorodnii, habe er sich für den Militärdienst gemeldet, zweimal wies man ihn ab, weil man mehr Freiwillige als Ausrüstung habe. Man beschied ihn, dass er lieber anders helfen solle. "Die Leute sagten mir, du wärst eh ein grauenhafter Soldat - du bist Schauspieler!", sagt er und grinst. "Sie sagten, du kannst viel mehr von außen bewerkstelligen mit deinen Verbindungen." Zagorodnii kam 2014 als Hauptdarsteller der russisch-ukrainischen TV-Serie "Dzhamayka" (Jamaika) zu Bekanntheit. "Damit habe ich ein bisschen Geld verdient, ich kann also reisen, und damit versuche ich jetzt Dinge für unsere Kämpfer zu organisieren", sagt der Vierunddreißigjährige. Und so ist er dabei, mit der Hilfe internationaler Kontakte Dinge zu sammeln, die gebraucht werden: Medikamente, Kleidung, Schutzausrüstung, Stiefel.

Im Film spielt er den Kampfpiloten Roman, der sich in den jungen Gefreiten Sergei (Tom Prior) verliebt und damit seine militärische Karriere aufs Spiel setzt - in der Sowjetunion stehen homosexuelle Beziehungen unter Strafe, und auch Sergei, der eine enge Freundschaft zu Luisa (Diana Poscharskaja), der Sekretärin des Kommandanten, pflegt, gerät durch die verbotene Liebe in Gefahr. "Es herrschte kein Krieg, als wir mit diesem Projekt anfingen", sagt Zagorodnii, aber jetzt wirke "Firebird" beinahe wie ein Gleichnis. "Wir Ukrainer sind wie Roman im Film: Wir wollen wir selbst sein, aber da sind Kräfte, die das zerstören wollen."

Zagorodnii hätte die Rolle, die ihm sein russischer Agent antrug, beinahe abgelehnt - weil der Film in Englisch gedreht werden sollte, dessen er nicht mächtig war. "Ich konnte gerade mal sagen: Hallo, mein Name ist Oleg, ich bin Ukrainer. Mit grauenhaftem Akzent. Das war's." Sein Agent überredete ihn dennoch, ein Video aufzunehmen, und prompt wurde er zu einem Casting in Moskau eingeladen. "Ich dachte, das ist ein Scherz", sagt Zagorodnii. Er erschien zum Casting - und hatte einen Totalaussetzer. "Der Text war weg. Ich entschuldigte mich, es war mir sehr peinlich, die hatten mich immerhin eingeflogen. Ich stotterte herum, dass mein Englisch nicht gut genug sei und ich nicht der Richtige sei. Aber Peeter sagte auf Russisch zu mir: Spiel einfach, die Sprache spielt keine Rolle."

Rebane, 49, ist im sowjetisch besetzten Estland aufgewachsen und lernte in der Schule Russisch. Und er sagt, dass er Zagorodnii in dem Moment für die Rolle haben wollte, in dem er den Raum betrat. "Wir hatten sehr viele talentierte Schauspieler gesehen, aber er war einfach Roman." Er gab Zagorodnii, der damals am Moskauer Gogol-Zentrum Theater spielte, die Rolle und räumte ihm drei Monate ein, um Englisch zu lernen. 2018 begannen die Dreharbeiten, zwei Jahre später war "Firebird" fertig, 2021 sorgte der Film in Moskau für Aufruhr. Dann kam der Krieg, und aus Freunden und Kollegen wurden Feinde.

"In der ersten Woche des Krieges", sagt Zagorodnii, "habe ich noch versucht, Dinge zu erklären." Dann gab er auf. Einer seiner vielen russischen Follower auf Instagram schrieb ihm, die Lage mache ihn traurig, aber er sei weiter Zagorodniis Freund und respektiere ihn. "Ich sagte: Wie bitte, du Idiot? Ich bin in Kiew, hier schlagen russische Raketen ein, die könnten mich umbringen! Er sagte: Die Russen schießen ganz gezielt, sie zerstören nichts, sie kommen nur, um euch vom Nazismus zu befreien. Und ich sagte: Spinnst du?"

Zagorodnii erzählt auch vom Bruch mit seinem russischen Agenten - dem Mann, der ihm die Rolle in "Firebird" verschafft hatte. Nach dem russischen Angriff habe der es nicht für nötig gehalten, sich persönlich bei ihm zu melden. Aber er sah, was der Mann auf Facebook postete - zum Beispiel, dass die Ukraine die Waffen strecken und den Dialog suchen solle. "Da habe ich ihm geschrieben: "Was machst du da? Ihr kommt in unser Land und bringt Krieg! Das ist doch nicht in Ordnung!" Sein Agent habe geantwortet, es hätte sich immerhin um eine Provokation gehandelt, aber man werde die Ukrainer von Selenskyj befreien, und dann könnten die Ukrainer in einem normalen, russlandfreundlichen Land leben. Da sei für ihn Schluss gewesen, sagt Oleg Zagorodnii. Er feuerte seinen Agenten. Jetzt wird er von einem Agenten in Los Angeles vertreten.

"Es klingt komisch", sagt Zagorodnii, "aber der Krieg hat viele Leute in mein Leben gebracht, die mir helfen wollen. In den kommenden zwei oder drei Jahren wird es in der Ukraine kaum Theateraufführungen oder Kinovorstellungen oder Fernsehserien geben, weil wir unser Geld erst mal für Schutz, Kleidung, Essen ausgeben müssen, und dann können wir über Kultur nachdenken. Aber wenn ich woanders arbeiten und meinen Leuten Geld und nötige Dinge schicken kann, dann wäre ich glücklich." Er tut, was er kann. Er hat sein Café in Kiew kürzlich wieder aufgemacht, um den Menschen "eine Insel der Normalität" zu bieten. "Manche Leute sagten zu mir: Was machst du da, es ist Krieg! Klar reden wir über den Krieg, aber die Leute können Kaffee trinken, was Süßes essen, Witze erzählen, Musik hören und sich fühlen, als wenn das Leben normal ist." Sein Café, sagt Zagorodnii, sei zu einem Treff- und Tauschpunkt geworden, "wo die Leute Hilfe bekommen können - Medizin, Schutzkleidung, Rucksäcke". Auch andere Gaststätten hätten wieder geöffnet, man unterstütze sich gegenseitig.

Als ein Freund, der zur Armee ging, ihm berichtete, es fehle an Kleidung für die Soldaten, tat sich Zagorodnii mit einer Schneiderin zusammen - sie betreiben jetzt eine kleine Schneiderei mit zwölf Angestellten, "darunter drei Frauen aus Mariupol, die nach Kiew geflüchtet sind und hier nach Arbeit suchten". Die Leute wollten keine milden Gaben, sagt er, sie wollten vielmehr Möglichkeiten, für sich selbst zu sorgen.

Zagorodnii glaubt, dass die Russen den Krieg am Ende verlieren werden. "Was haben sie, wofür es sich zu kämpfen lohnt?", fragt er. "Wir haben ein Ziel, um das wir kämpfen. Wir wollen Freiheit von Russland, und wir wollen das Recht auf eine unabhängige Entscheidung darüber, ob wir uns Europa anschließen oder für uns bleiben. Wir wählen unseren Präsidenten hier für fünf Jahre, es ist nicht wie in Russland: Putin, Putin, Putin, seit mehr als zwanzig Jahren. Putin will auf keinen Fall, dass die Russen mitkriegen, dass die Ukrainer einen besseren Lebensstandard haben. Er will die Sowjetunion wiedererrichten, eine wahnsinnige Idee. Er muss gestoppt werden." Und wenngleich sich bei der Hilfsbereitschaft von außen Müdigkeitserscheinungen einstellten, sagt er, werde man die Unterstützung aus dem Ausland niemals vergessen.

Bei der heutigen Premiere von "Firebird" in Berlin wird Oleg Zagorodnii dabei sein und hoffentlich weitere Kontakte knüpfen. Anschließend geht es für ihn zurück nach Kiew. Fühlt er sich dort sicher? "Niemand ist sicher in Kiew", sagt er. "Aber ich glaube nicht, dass es meine Bestimmung ist, im Krieg zu sterben. Ich habe noch viele Pläne."

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