Produktdetails
- Anzahl: 1 Blu-ray Disc
- Hersteller: Euroarts
- Erscheinungstermin: 5. November 2021
- FSK: ohne Alterseinschränkung gemäß §14 JuSchG
- EAN: 0880242575340
- Artikelnr.: 62650582
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.07.2024Nicht auf den Mond gefallen
Im Hollywoodkino gilt, was schon die Heldenepen des Mittelalters erzählten: Die schönsten Menschen müssen als Paar zueinanderfinden. Dabei ist Schönheit aber noch lange kein Garant für Tugend. Sie sei die hübscheste Frau, die er je gesehen habe, sagt Cole eingangs zu Kelly. Er wollte sich auf dem Heimweg von seiner Arbeit bei der NASA im Diner nur ein Sandwich bestellen, als er sie an einem Bartischchen beim Martini über ihren Notizen sitzen sieht. Auch sie schaut ihn an, gedankenverloren steckt sie ihr Notizbuch in Flammen, versucht das Desaster panisch mit dem Cocktail zu löschen und entfacht das Feuer nur noch mehr. Cole breitet mit der Ruhe des Sicherheitsfachmanns seine Jacke darüber, löscht und rettet die Situation. So beginnen romantische Komödien in Hollywood: "To the Moon" hält sich streng ans klassische Schema.
Starbesetzung hat man dafür vor die Kamera geholt: Scarlett Johansson stöckelt als Kelly in den engen Bleistiftkleidern der Sechzigerjahre durch Raketenhangars, und Channing Tatums Cole lässt seinen muskulösen Oberkörper von hochgeschlossenen gelben Strickshirts umspielen. Könnte man mit Sexyness Raketen antreiben, würde man mit diesen beiden Schauspielern weit über den Mond hinausfliegen. Bevor sich das offensichtlich füreinander bestimmte Liebespaar aber in die Arme schließen kann, gilt es, gemeinsam hohe Hürden zu überwinden. Cole ist der Direktor der "Apollo 11"-Mission, verantwortlich dafür, den Wettlauf ins All mit der Sowjetunion zu gewinnen. Die Originalaufnahme von Kennedys Versprechen aus dem Jahr 1962, vor dem Ende des Jahrzehnts einen Mann sicher auf den Mond und von dort zurückzubringen, spielt der Film zu Beginn ein. Ebenso zeigt er die Zeitungsberichte von dem tödlichen Unglück der ersten Apollo-Rakete und dem Rückgang der politischen Unterstützung für die Mondmission. Im Jahr 1969 steht die NASA also kurz vorm Abschluss ihrer Vorbereitungen, hat aber Schwierigkeiten, das Geld dafür zusammenzubekommen.
Um die Gunst der amerikanischen Politik und Öffentlichkeit zurückzugewinnen, engagiert ein dubioser Geheimagent die New Yorker PR-Expertin Kelly. Woody Harrelson hat ungemein Spaß in der Rolle dieses fiesen CIA-Typen Moe; mit charmantem Lächeln greift er zu allen nötigen Mafiamethoden. Im Kern macht er Kelly ein Angebot, dass sie nicht ablehnen kann: Er lässt ihre zwielichtige Vergangenheit für immer aus den Akten tilgen, wenn sie für ihn einen "Plan B für die Mondlandung" umsetzt, nämlich das ganze Landungsspektakel im Studio filmt, falls mit dem echten Einsatz etwas schiefgeht. Denn, so sagt Moe: "Wer dieses Rennen gewinnt, legt fest, welche Ideologie fortan die Welt beherrscht."
Die Legende von der gestellten Mondlandung dient aber nur als Dekor, als ein weiteres Hindernis, das sich dem Anbandeln zwischen Cole und Kelly in den Weg stellt. Denn obwohl der Einsatzleiter von den Ideen der PR-Frau zunehmend genervt ist - weil die Ingenieure keine Interviews geben, engagiert sie für die Presse gut aussehende Schauspieler und schleppt diverse amerikanische Firmen von Frühstücksflocken bis zur Luxusuhr für Produktplatzierung mit den zukünftigen Astronauten an -, erliegt er immer wieder ihrem Charme. Da er aber zuallererst Wissenschaftler ist, liefert er sich mit ihr Wortgefechte darüber, wie man seine Ziele erreichen sollte: Mit Fakten und der Wahrheit oder durch Lügen, Werbung und Propaganda.
Warum muss Wissenschaft überhaupt Geld dafür einwerben, die Menschheit einen großen Schritt nach vorn zu bringen? Und wieso sind solche Forschungen nicht automatisch den Regierungszuschüssen für Waffenlieferungen vorzuziehen? Ganz beiläufig lässt Tatums NASA-Direktor diese Fragen im Ringen mit der PR-Frau immer wieder fallen. Die wichtigsten Wahrheiten dieses Films sind Fragen. MARIA WIESNER
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Im Hollywoodkino gilt, was schon die Heldenepen des Mittelalters erzählten: Die schönsten Menschen müssen als Paar zueinanderfinden. Dabei ist Schönheit aber noch lange kein Garant für Tugend. Sie sei die hübscheste Frau, die er je gesehen habe, sagt Cole eingangs zu Kelly. Er wollte sich auf dem Heimweg von seiner Arbeit bei der NASA im Diner nur ein Sandwich bestellen, als er sie an einem Bartischchen beim Martini über ihren Notizen sitzen sieht. Auch sie schaut ihn an, gedankenverloren steckt sie ihr Notizbuch in Flammen, versucht das Desaster panisch mit dem Cocktail zu löschen und entfacht das Feuer nur noch mehr. Cole breitet mit der Ruhe des Sicherheitsfachmanns seine Jacke darüber, löscht und rettet die Situation. So beginnen romantische Komödien in Hollywood: "To the Moon" hält sich streng ans klassische Schema.
Starbesetzung hat man dafür vor die Kamera geholt: Scarlett Johansson stöckelt als Kelly in den engen Bleistiftkleidern der Sechzigerjahre durch Raketenhangars, und Channing Tatums Cole lässt seinen muskulösen Oberkörper von hochgeschlossenen gelben Strickshirts umspielen. Könnte man mit Sexyness Raketen antreiben, würde man mit diesen beiden Schauspielern weit über den Mond hinausfliegen. Bevor sich das offensichtlich füreinander bestimmte Liebespaar aber in die Arme schließen kann, gilt es, gemeinsam hohe Hürden zu überwinden. Cole ist der Direktor der "Apollo 11"-Mission, verantwortlich dafür, den Wettlauf ins All mit der Sowjetunion zu gewinnen. Die Originalaufnahme von Kennedys Versprechen aus dem Jahr 1962, vor dem Ende des Jahrzehnts einen Mann sicher auf den Mond und von dort zurückzubringen, spielt der Film zu Beginn ein. Ebenso zeigt er die Zeitungsberichte von dem tödlichen Unglück der ersten Apollo-Rakete und dem Rückgang der politischen Unterstützung für die Mondmission. Im Jahr 1969 steht die NASA also kurz vorm Abschluss ihrer Vorbereitungen, hat aber Schwierigkeiten, das Geld dafür zusammenzubekommen.
Um die Gunst der amerikanischen Politik und Öffentlichkeit zurückzugewinnen, engagiert ein dubioser Geheimagent die New Yorker PR-Expertin Kelly. Woody Harrelson hat ungemein Spaß in der Rolle dieses fiesen CIA-Typen Moe; mit charmantem Lächeln greift er zu allen nötigen Mafiamethoden. Im Kern macht er Kelly ein Angebot, dass sie nicht ablehnen kann: Er lässt ihre zwielichtige Vergangenheit für immer aus den Akten tilgen, wenn sie für ihn einen "Plan B für die Mondlandung" umsetzt, nämlich das ganze Landungsspektakel im Studio filmt, falls mit dem echten Einsatz etwas schiefgeht. Denn, so sagt Moe: "Wer dieses Rennen gewinnt, legt fest, welche Ideologie fortan die Welt beherrscht."
Die Legende von der gestellten Mondlandung dient aber nur als Dekor, als ein weiteres Hindernis, das sich dem Anbandeln zwischen Cole und Kelly in den Weg stellt. Denn obwohl der Einsatzleiter von den Ideen der PR-Frau zunehmend genervt ist - weil die Ingenieure keine Interviews geben, engagiert sie für die Presse gut aussehende Schauspieler und schleppt diverse amerikanische Firmen von Frühstücksflocken bis zur Luxusuhr für Produktplatzierung mit den zukünftigen Astronauten an -, erliegt er immer wieder ihrem Charme. Da er aber zuallererst Wissenschaftler ist, liefert er sich mit ihr Wortgefechte darüber, wie man seine Ziele erreichen sollte: Mit Fakten und der Wahrheit oder durch Lügen, Werbung und Propaganda.
Warum muss Wissenschaft überhaupt Geld dafür einwerben, die Menschheit einen großen Schritt nach vorn zu bringen? Und wieso sind solche Forschungen nicht automatisch den Regierungszuschüssen für Waffenlieferungen vorzuziehen? Ganz beiläufig lässt Tatums NASA-Direktor diese Fragen im Ringen mit der PR-Frau immer wieder fallen. Die wichtigsten Wahrheiten dieses Films sind Fragen. MARIA WIESNER
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.