Die erst 17-jährige Effi Briest wird mit dem deutlich älteren Baron Geert von Innstetten verheiratet. Doch ihre Ehe ist lieblos, da sich der Baron nur für seine Karriere interessiert und Effi keinerlei Zärtlichkeiten entgegenbringt. Um ihrem langweiligen Alltag zu entfliehen, beginnt Effi eine Beziehung zu dem verheirateten Freund ihres Mannes, Major Crampas. Als sie mit von Innstetten nach Berlin zieht, endet die Liason. Sechs Jahre später findet der Baron zufällig Crâmpas damalige Liebesbriefe und fordert den Major zum Duell...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Fotogalerie - Biografie Rainer Werner Fassbinder - Porträt des Künstlers RWF 1977 (29 Min.)Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.06.2002Innenleben
Von den drei Filmen, die nach Theodor Fontanes Roman "Effi Briest" entstanden sind, ist derjenige Rainer Werner Fassbinders zweifellos der interessanteste. Gustaf Gründgens (1939) und Wolfgang Luderer (1969) aktualisierten den Stoff unweigerlich, indem sie deutlich markierten, was durch Fontanes Zurückhaltung schimmerte: Die Titelfigur Effi (dargestellt durch Marianne Hoppe und Angelica Domröse) war beiden ein knabenhaft-draufgängerisches Mädchen, dessen Scheitern an den Schranken der großbürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts als vehemente Anklage erzählt wurde. In Fassbinders schwarzweißem Sittengemälde sind die Affekte indes auf Fontanes Ton heruntergedimmt: Wenn Effi (Hanna Schygulla) anfangs brav schaukelt und danach sanft die Mutter umarmt, wirkt deren Ausruf: "Nicht so wild, Effi", unter heutigen Gesichtspunkten lächerlich. Die Diskrepanz von Tat und Wort verweist auf den eigentlichen Schauplatz der Tragödie: das Innenleben. Alle persönlichen Regungen bleiben hinter einer Fassade von Anständigkeit versteckt. Emotionslos fallen Effis Worte, blutleer ist das Gesicht ihres prinzipientreuen Gatten Baron von Instetten (Wolfgang Schenck). Der alte Gieshübler (Hark Bohm), der zu den wenigen Besuchern der Baronesse im abgelegenen Kessin gehört, wahrt etwa die Dehors, während der Off-Kommentar von seinen wirklichen Gefühlen redet. Die Erschütterung ist daher groß, wenn die wegen einer Liebesaffäre verstoßene Effi am Ende das konventionelle Schweigen durchbricht: "Mich ekelt, was ich getan; aber was mich noch mehr ekelt, das ist eure Tugend."
Matthias Dell
"Effi Briest" von Rainer Werner Fassbinder, heute abend, 21.45 Uhr, Freiluftkino Friedrichshain, im Volkspark Friedrichshain.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von den drei Filmen, die nach Theodor Fontanes Roman "Effi Briest" entstanden sind, ist derjenige Rainer Werner Fassbinders zweifellos der interessanteste. Gustaf Gründgens (1939) und Wolfgang Luderer (1969) aktualisierten den Stoff unweigerlich, indem sie deutlich markierten, was durch Fontanes Zurückhaltung schimmerte: Die Titelfigur Effi (dargestellt durch Marianne Hoppe und Angelica Domröse) war beiden ein knabenhaft-draufgängerisches Mädchen, dessen Scheitern an den Schranken der großbürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts als vehemente Anklage erzählt wurde. In Fassbinders schwarzweißem Sittengemälde sind die Affekte indes auf Fontanes Ton heruntergedimmt: Wenn Effi (Hanna Schygulla) anfangs brav schaukelt und danach sanft die Mutter umarmt, wirkt deren Ausruf: "Nicht so wild, Effi", unter heutigen Gesichtspunkten lächerlich. Die Diskrepanz von Tat und Wort verweist auf den eigentlichen Schauplatz der Tragödie: das Innenleben. Alle persönlichen Regungen bleiben hinter einer Fassade von Anständigkeit versteckt. Emotionslos fallen Effis Worte, blutleer ist das Gesicht ihres prinzipientreuen Gatten Baron von Instetten (Wolfgang Schenck). Der alte Gieshübler (Hark Bohm), der zu den wenigen Besuchern der Baronesse im abgelegenen Kessin gehört, wahrt etwa die Dehors, während der Off-Kommentar von seinen wirklichen Gefühlen redet. Die Erschütterung ist daher groß, wenn die wegen einer Liebesaffäre verstoßene Effi am Ende das konventionelle Schweigen durchbricht: "Mich ekelt, was ich getan; aber was mich noch mehr ekelt, das ist eure Tugend."
Matthias Dell
"Effi Briest" von Rainer Werner Fassbinder, heute abend, 21.45 Uhr, Freiluftkino Friedrichshain, im Volkspark Friedrichshain.
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