Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 2,00 €
  • DVD

1939, Daniels große Liebe liegt im Sterben. In seiner Hoffnungslosigkeit läßt Daniel sich als Versuchsperson einfrieren und erwacht erst wieder 1992. Anrufbeantworter und seltsame Werbespots lassen ihn zunächst am Sinn dieser modernen Welt zweifeln, aber dann bekommt er ganz andere Probleme... Lethal Weapon Star Mel Gibson und Jamie Lee Curtis brillieren in einer gelungenen Mischung aus Romantik, Abenteuer, Humor und Science Fiction.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
1939, Daniels große Liebe liegt im Sterben. In seiner Hoffnungslosigkeit läßt Daniel sich als Versuchsperson einfrieren und erwacht erst wieder 1992. Anrufbeantworter und seltsame Werbespots lassen ihn zunächst am Sinn dieser modernen Welt zweifeln, aber dann bekommt er ganz andere Probleme...
Lethal Weapon Star Mel Gibson und Jamie Lee Curtis brillieren in einer gelungenen Mischung aus Romantik, Abenteuer, Humor und Science Fiction.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2006

Komm, spiel mit mir Blindekuh
Wie das Leipziger Dokumentarfilmfestival die Welt sieht

Mit einem bunten Seidenschal vor den Augen tanzt Johanna durch den grünen Wald. Sie ist eine Prenzlauer-Berg-Göre, fünfzehn und im heftigen Ablösekampf mit der Mutter. Im Wald tanzt Johanna allein und vielleicht nur darum, weil die Regisseurin Marion Kainz sie in dem Kleinen Fernsehspiel "Johanna sucht ihr Glück" dahin führte. Normalerweise hat Johanna, ohne Bock auf die Schule, viel Gesellschaft: eine schräge Freundin, in deren Wohnungschaos sie die Mutter mit Sorge verschwinden sieht, diverse Mittelalterspektakel, sogenannte Rainbows, Steinheiler-Treffen und die Gemeinde eines Krishna-Tempels, wo sie überall voller naiver Gläubigkeit Erlösung vor den Pflichtanforderungen des Lebens sucht. Am Schluß dieser Tour de force durch eine esoterische Ersatzwelt entschwindet das Mädchen dem umwölkten Auge der Mutter (der Vater kam aus dem Jemen und kehrte in der Wendezeit dorthin zurück), ohne Schulabschluß, in Richtung Italien.

Es waren vor allem deutsche Beiträge, die auf dem diesjährigen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm für Aufsehen sorgten, weil sie etwas zur Lage der Nation (im Fall Johanna eines ratlos seine Lebenschancen verbummelnden Teils der Jugend) zu sagen hatten - und dies mit frischem Elan. So hatte es schon auf der Eröffnungsveranstaltung begonnen, als "Losers and Winners" von Ulrike Franke und Michael Loeken die Blindheit einer deutschen Unternehmensführung zutage förderte, die im Jahr 2000 in Dortmund die modernste Kokerei der Welt nach nur acht Jahren Betriebszeit schloß und für ein Linsengericht nach China verkaufte, um dann ohnmächtig mit ansehen zu müssen, wie der Kokspreis auf dem internationalen Markt um das Fünffache stieg und die Chinesen (die das Werk noch zweimal kopierten) die Nase vorn hatten. Auf den Chefetagen hielt sich der abendfüllende Film freilich nicht auf, sondern vorzugsweise im Werkgelände, wo fernöstlicher Arbeitselan die deutschen Sicherheitsstandards lächelnd außer Kraft setzt. "Das schaffen die nie", sagen die wenigen Arbeiter, die den Abbau des Werks beaufsichtigen und sich die Zeit mit Kaffeekochen und zwecklosen Ermahnungen vertreiben. Chinesischer Zukunftsoptimismus, aus den Gesichtern leuchtend und mit Mao-Zitaten täglich angefacht, und europäische Selbstgenügsamkeit, die die Geschichte bestrafen wird - wohl noch nie im Kino konnte man die Symptome einer Zeitenwende derart hautnah miterleben wie in dieser bestechend genauen und mit treffender Ironie gewürzten Beobachtung.

Ironie kann auch ein Fluchtpunkt der Verlegenheit sein. Olaf Winkler, wie Marion Kainz ein hoffnungsvolles junges Talent des neuen deutschen Dokumentarfilms, fertigt daraus ein fulminantes Feuerwerk, um die Trübsal wegzublasen, die sonst in der Kleinstadt Eggesin in Mecklenburg eingezogen ist. Einst von der ostdeutschen Volksarmee belebt und genährt, droht dem grenznahen Ort nach Schließung der Bundeswehrkasernen der völlige Niedergang, auch wenn sich die Bürger hier noch so die Köpfe heißreden. Winkler, um keinen Spaß verlegen, bezieht sogar eine Wahrsagerin in sein blitzendes Kaleidoskop mit ein. Mehr Gewicht dürfte jedoch die düstere Prophezeiung einer Dame aus dem Altersheim haben, die der Jugend mangelnde Kondition beim nahen Schluß mit lustig bescheinigt. "Eggesin möglicherweise" heißt Winklers Kunststück, der Ortsname bleibt auswechselbar.

Noch auf einen weiteren Film des erfreulich überschaubaren, aber gewichtigen deutschen Wettbewerbsprogramms muß hingewiesen werden, zudem ihn das Publikum stürmisch erwartete: "Kehraus, wieder" von Gerd Kroske. Zum dritten Mal nimmt sich der Regisseur darin des Schicksals einer Handvoll Leipziger Männer und Frauen an, die man schon in der DDR zur "Unterschicht" gezählt hätte, wäre der Begriff damals erlaubt gewesen. 1990 noch zwangsweise bei der Straßenreinigung beschäftigt, leben alle seitdem, da Fördermaßnahmen nichts brachten, von der mal so, mal so genannten "Stütze" - und dies sichtlich besser als früher. Weder sie noch Kroske beklagen ihr Los, denn es gibt für keinen von ihnen eine andere Chance. Der dramaturgisch locker gewebte Film beteiligt den Zuschauer an einem Rudern in trüben Lebensaussichten von Kindheit an, dem fortwährenden Kampf mit dem lockenden Alkohol sowie immer neuem Ungemach und zeigt diese Menschen doch als Zeitgenossen, über die niemand die Nase zu rümpfen braucht. Bei der Uraufführung waren die Protagonisten dann auch die von den Zuschauern gefeierten Stars.

Mit aufschlußreicher Blindheit sah die Jury an den relevanten Lichtspielen aus dem deutschen Alltagsleben vorbei und entschied, den Discovery Channel Filmpreis an Lars Barthels anrührende autobiographische Erinnerung an eine in den Ost-West-Zeitläufen gescheiterten Jugendliebe zu vergeben: "Mein Tod ist nicht dein Tod". Und auch die anders zusammengesetzte Jury für den internationalen Wettbewerb wollte Herzenswärme prämieren, als sie die Goldene Taube ex aequo an den in Österreich lebenden Iraner Arash für "Exile Family Movie" (eine in alle Welt verstreute persische Großfamilie trifft sich nach vielen Jahren in einem Hotel in Mekka) und die Israelin Tali Shemesh für "The Cemetery Club" (Picknickszenen am Grab Theodor Herzls in Jerusalem) verschenkte.

Ob der Dokumentarfilm fehlenden Seelentrost ersetzen oder ein Fingerzeig für die Gesellschaft sein soll, darüber scheint sich die alljährlich in Leipzig versammelte Fachwelt weniger denn je einig. Es grenzte schon an einen Skandal, daß man die jüngste Arbeit des Schweizer Filmemachers Erich Langjahr schnöde links liegenließ, als wollte man von Thema und Bildkraft seiner Darstellung "Das Erbe der Bergler" nichts wissen: Am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, zieht eine kleine Gruppe Männer im Kanton Schwyz die Berghänge hinauf, um auf schwer zugänglichen Wiesen das Gras zu mähen und später das Heu ins Tal zu schaffen. Einst als Zubrot für die armen Dorfbewohner gedacht, dient die mühevolle Arbeit heute vor allem der Brauch- und Landschaftspflege. Der Film hält Schritt für Schritt davon fest und beschwört damit gleich nichts weniger als den Gemeinschaftsgeist der Schweizer Demokratie - ein mit großer Sorgfalt komponiertes, bildmächtiges Dokument.

Oft lag ein wohlgefälliger Hauch von Abschied über den langen und kurzen Filmen aus anderen Ländern, am deutlichsten in Heddy Honigmanns betörendem Filmgemälde vom Pariser Friedhof Père Lachaise, seinen Grabmälern und seinen vorzugsweise weiblichen Besuchern, die am Grabmal ihrer persönlichen Leitsterne, von Jim Morrison bis zu Marcel Proust und Simone Signoret, seelische Stärkung empfangen. Schweigend legen sie Blumen nieder, gießen oder säubern die Grabplatte, scheinen aber auch gern bereit, sich von den behutsamen Fragen der holländischen Regisseurin einige Geheimnisse ihres Lebens entlocken zu lassen. Nicht zuletzt dank der anschmiegsamen Kameraführung Robert Alazrakis dürfte "Forever" der schönste Film des zum dritten Mal von Claas Danielsen geleiteten Festivals gewesen sein. Wer einen anderen Realismus suchte, brauchte nur einen Kinosaal weiterzugehen.

HANS-JÖRG ROTHER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr