In London versetzt ein Triebverbrecher, bekannt als "der Krawattenmörder", die Polizei in Alarmbereitschaft. Durch Indizien gerät Richard Blaney (Jon Finch) in Verdacht - der allerdings völlig unschuldig ist. Da die Polizei ihm allerdings nicht zu glauben scheint, macht sich Blaney auf eigene Faust auf die Jagd nach dem Mörder...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.07.1999Zunge zeigen
Das Erdrosseln als unschönes Handwerk betrachtet: "Frenzy"
Man bindet einem anderen Menschen, ja, um genau zu sein, einer Frau eine Krawatte um. Das könnte ein schöner, ein netter Zug sein, weil die Frau vielleicht gar nicht weiß, wie man sich so eine Krawatte umlegt. Doch wenn man darauf an den beiden Enden der Krawatte, die man von vorne um den nackten Hals der Frau gelegt hat, zu ziehen anfängt, fest und für die Frau doch auf Dauer etwas erdrückend und beklemmend, dann hört der Spaß auf und der Angstkloß würgt einen zusätzlich im Hals.
Das Ziel des Krawattenumlegens ist zwar der Knoten, doch der muß ja gerade locker liegen. In diesem bedauerlichen Fall aber meint es der Krawattenumbinder allzu gut, er reißt seine Arme mit großer Kraft auseinander und hält in den behaarten Fäusten die beiden Enden der schon reichlich verknitterten Krawatte, die er nicht mehr anderweitig wird benutzen können. Er zieht wie ein Wilder und ist auch schon ganz erregt, und die Frau rutscht immer tiefer in den schwarzen Ledersessel hinein, in den der Mann außer Rand und Band sie gedrückt hat. Ihr Kleid, das den ganzen Tag so schön saß, ist aufgerissen und die adrette Frisur zerzaust. Der Mann schwitzt, und fast berühren sich ihre Nasenspitzen, während er an den Krawattenenden zu zerren einfach nicht aufhören will. Die Finger der Frau suchen vergeblich nach einer Lücke zwischen der Krawatte und ihrem weißen, schlanken Hals, um etwas Luft hindurchkommen zu lassen. Die Krawatte aber sitzt zu eng.
Dabei hatte der Tag so gut begonnen. Die Frau war wie gewohnt in ihr Büro gegangen und hatte sich an ihren Schreibtisch gesetzt und ihre Arbeit aufgenommen. Sie leitete eine Partnerschaftsvermittlung und war hierbei offensichtlich auch recht erfolgreich. Für andere. Sie selbst war geschieden, und der Kerl da vor ihr, so erdrückend diese Einsicht für beide war, denn der Krawattenbinder war so erregt, daß er selbst vor Gier nach Luft japste, dieser Kerl da vor, ja über ihr war auch nicht der richtige. Das stand leider fest. Für sie etwas fester als für ihn.
Die Rechtsmedizin unterscheidet zwischen Erdrosseln und Erwürgen. Man spricht von Erwürgen, wenn man die nackte Hand anlegt und auf ein "Strangwerkzeug" verzichtet. Die Erfahrung hat auch gezeigt, daß Würgende meistens nur eine Hand einsetzen, also nicht mit beiden Händen die Kehle ihres Opfers packen. Ohne ein richtiges Werkzeug kann man keinen erdrosseln. Eine Krawatte reicht hier schon aus, wie das die Frau im Sessel bestätigen könnte. "Beim Erdrosseln wird das Strangwerkzeug nicht durch das Eigengewicht des Körpers, sondern durch die Hand zugezogen" (Balduin Forster und Dirk Ropohl: "Rechtsmedizin", 5. Auflage, mit Abbildungen. Stuttgart 1989).
Er zog, sie sank. In ihren Augen flackerte die Angst nun lichterloh, was um so deutlicher zu sehen war, als die Augen ganz groß waren, so als würde sie recht erstaunt sein, daß gerade ihr dieses Malheur passieren mußte. Ihm schien die Sache mit der Frau und dem Erdrosseln immer weniger Spaß zu machen. Beiden, könnte man sagen, ging langsam die Puste aus. Sie bekam einfach keine Luft mehr und mußte doch noch ein kleines Stückchen weiter leiden, bis es restlos zu Ende gegangen war. Und ihm schien die Erregung immer mehr aus den Gliedern zu entweichen, und man hätte wetten können, daß in dem Moment, und es sind nur Sekunden, wo sie hinübergehen würde, er schon längst seinen Höhepunkt überschritten hätte und erschöpft und erschlafft und befriedigt auf ihr zusammensinken würde. Zwischen den beiden lief das eben alles nicht synchron, und während es für sie nur ein einziges Mal gab, machte er es mit anderen Frauen immer wieder.
Ihr nackter Hals zwischen seinen die Krawattenenden auseinanderziehenden Händen hatte überhaupt keine Chance. "Bei der Obduktion finden sich häufiger Blutungen in der Halsmuskulatur sowie auch Brüche des Kehlkopfskeletts, insbesondere am Zungenbein, an den Fortsätzen des Schild- und Ringknorpels. An den Bruchstellen pflegt man geronnenes Blut im Gewebe zu erkennen." Ob das die später in die Partnerschaftsvermittlung anrückende Polizei auch erkannte?
Dann erlosch in den geweiteten Augen der Frau auch die Angst, weil es vorbei war. Für sie und für ihn. Er stemmte sich aus dem Sessel, schob sie einfach weg und schaute auf sein Tageshaßwerk hinunter, auf dieses hingestreckte Opfer, das er, so wird es wohl sein, auch wenn er selbst das nicht wußte, seiner Mutter dargebracht hat, die dort auf ihn wartete, wo Mütter immer auf ihre Söhne warten, wenn die Söhne sich draußen herumtreiben und sich mit Flittchen einlassen: daheim, in den furchtbaren vier Wänden.
Und dann sieht man endlich sie, die Partnerschaftsvermittlerin an ihrem unglücklichsten Tag, als sie leider die Begegnung ihres Lebens hatte. Sie ruht im Ledersessel, die Arme knicken steif über die Lehne, die Beine sind verkrampft durchgedrückt, das Kleid nun mal demoliert, und dann ganz groß eben noch, was der täglichen Pflege nicht entgeht, wo tagsüber auch ein Lächeln war, das Gesicht einer Frau, die etwas macht, was man nicht machen soll, wenn man gut erzogen ist, und vor allem Kindern wird es von früh an von ihren Eltern verboten. Sie streckt die Zunge raus. Nicht gerade, wie man es machen würde, wenn man jemandem die Zunge herausstreckt und dabei noch am lieben Leben ist. Ihre Zunge klebt lang und dick in ihrem rechten Mundwinkel. So wird sie dann nur wenige Minuten später ihre Sekretärin finden, die ein Zungeherausstrecken bei keinem Kind hätte durchgehen lassen.
"Die zum Tod führenden Vorgänge beim Erdrosseln entsprechen im Grunde denen, die wir beim Erhängen bereits dargelegt haben." Man darf sich beim großen Alfred Hitchcock dafür bedanken, daß man einmal bei diesen Vorgängen als ruhig durchatmender Zuschauer dabeisein durfte. Und man darf sich auch für dieses unvergeßlich unappetitliche und menschlich-tierische Bild bedanken, dafür, daß ein Opfer seinem Mörder kurz vor dem Ende noch einmal, wenn auch unter Qualen und alles andere als freiwillig, die Zunge herausstrecken konnte. EBERHARD RATHGEB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Erdrosseln als unschönes Handwerk betrachtet: "Frenzy"
Man bindet einem anderen Menschen, ja, um genau zu sein, einer Frau eine Krawatte um. Das könnte ein schöner, ein netter Zug sein, weil die Frau vielleicht gar nicht weiß, wie man sich so eine Krawatte umlegt. Doch wenn man darauf an den beiden Enden der Krawatte, die man von vorne um den nackten Hals der Frau gelegt hat, zu ziehen anfängt, fest und für die Frau doch auf Dauer etwas erdrückend und beklemmend, dann hört der Spaß auf und der Angstkloß würgt einen zusätzlich im Hals.
Das Ziel des Krawattenumlegens ist zwar der Knoten, doch der muß ja gerade locker liegen. In diesem bedauerlichen Fall aber meint es der Krawattenumbinder allzu gut, er reißt seine Arme mit großer Kraft auseinander und hält in den behaarten Fäusten die beiden Enden der schon reichlich verknitterten Krawatte, die er nicht mehr anderweitig wird benutzen können. Er zieht wie ein Wilder und ist auch schon ganz erregt, und die Frau rutscht immer tiefer in den schwarzen Ledersessel hinein, in den der Mann außer Rand und Band sie gedrückt hat. Ihr Kleid, das den ganzen Tag so schön saß, ist aufgerissen und die adrette Frisur zerzaust. Der Mann schwitzt, und fast berühren sich ihre Nasenspitzen, während er an den Krawattenenden zu zerren einfach nicht aufhören will. Die Finger der Frau suchen vergeblich nach einer Lücke zwischen der Krawatte und ihrem weißen, schlanken Hals, um etwas Luft hindurchkommen zu lassen. Die Krawatte aber sitzt zu eng.
Dabei hatte der Tag so gut begonnen. Die Frau war wie gewohnt in ihr Büro gegangen und hatte sich an ihren Schreibtisch gesetzt und ihre Arbeit aufgenommen. Sie leitete eine Partnerschaftsvermittlung und war hierbei offensichtlich auch recht erfolgreich. Für andere. Sie selbst war geschieden, und der Kerl da vor ihr, so erdrückend diese Einsicht für beide war, denn der Krawattenbinder war so erregt, daß er selbst vor Gier nach Luft japste, dieser Kerl da vor, ja über ihr war auch nicht der richtige. Das stand leider fest. Für sie etwas fester als für ihn.
Die Rechtsmedizin unterscheidet zwischen Erdrosseln und Erwürgen. Man spricht von Erwürgen, wenn man die nackte Hand anlegt und auf ein "Strangwerkzeug" verzichtet. Die Erfahrung hat auch gezeigt, daß Würgende meistens nur eine Hand einsetzen, also nicht mit beiden Händen die Kehle ihres Opfers packen. Ohne ein richtiges Werkzeug kann man keinen erdrosseln. Eine Krawatte reicht hier schon aus, wie das die Frau im Sessel bestätigen könnte. "Beim Erdrosseln wird das Strangwerkzeug nicht durch das Eigengewicht des Körpers, sondern durch die Hand zugezogen" (Balduin Forster und Dirk Ropohl: "Rechtsmedizin", 5. Auflage, mit Abbildungen. Stuttgart 1989).
Er zog, sie sank. In ihren Augen flackerte die Angst nun lichterloh, was um so deutlicher zu sehen war, als die Augen ganz groß waren, so als würde sie recht erstaunt sein, daß gerade ihr dieses Malheur passieren mußte. Ihm schien die Sache mit der Frau und dem Erdrosseln immer weniger Spaß zu machen. Beiden, könnte man sagen, ging langsam die Puste aus. Sie bekam einfach keine Luft mehr und mußte doch noch ein kleines Stückchen weiter leiden, bis es restlos zu Ende gegangen war. Und ihm schien die Erregung immer mehr aus den Gliedern zu entweichen, und man hätte wetten können, daß in dem Moment, und es sind nur Sekunden, wo sie hinübergehen würde, er schon längst seinen Höhepunkt überschritten hätte und erschöpft und erschlafft und befriedigt auf ihr zusammensinken würde. Zwischen den beiden lief das eben alles nicht synchron, und während es für sie nur ein einziges Mal gab, machte er es mit anderen Frauen immer wieder.
Ihr nackter Hals zwischen seinen die Krawattenenden auseinanderziehenden Händen hatte überhaupt keine Chance. "Bei der Obduktion finden sich häufiger Blutungen in der Halsmuskulatur sowie auch Brüche des Kehlkopfskeletts, insbesondere am Zungenbein, an den Fortsätzen des Schild- und Ringknorpels. An den Bruchstellen pflegt man geronnenes Blut im Gewebe zu erkennen." Ob das die später in die Partnerschaftsvermittlung anrückende Polizei auch erkannte?
Dann erlosch in den geweiteten Augen der Frau auch die Angst, weil es vorbei war. Für sie und für ihn. Er stemmte sich aus dem Sessel, schob sie einfach weg und schaute auf sein Tageshaßwerk hinunter, auf dieses hingestreckte Opfer, das er, so wird es wohl sein, auch wenn er selbst das nicht wußte, seiner Mutter dargebracht hat, die dort auf ihn wartete, wo Mütter immer auf ihre Söhne warten, wenn die Söhne sich draußen herumtreiben und sich mit Flittchen einlassen: daheim, in den furchtbaren vier Wänden.
Und dann sieht man endlich sie, die Partnerschaftsvermittlerin an ihrem unglücklichsten Tag, als sie leider die Begegnung ihres Lebens hatte. Sie ruht im Ledersessel, die Arme knicken steif über die Lehne, die Beine sind verkrampft durchgedrückt, das Kleid nun mal demoliert, und dann ganz groß eben noch, was der täglichen Pflege nicht entgeht, wo tagsüber auch ein Lächeln war, das Gesicht einer Frau, die etwas macht, was man nicht machen soll, wenn man gut erzogen ist, und vor allem Kindern wird es von früh an von ihren Eltern verboten. Sie streckt die Zunge raus. Nicht gerade, wie man es machen würde, wenn man jemandem die Zunge herausstreckt und dabei noch am lieben Leben ist. Ihre Zunge klebt lang und dick in ihrem rechten Mundwinkel. So wird sie dann nur wenige Minuten später ihre Sekretärin finden, die ein Zungeherausstrecken bei keinem Kind hätte durchgehen lassen.
"Die zum Tod führenden Vorgänge beim Erdrosseln entsprechen im Grunde denen, die wir beim Erhängen bereits dargelegt haben." Man darf sich beim großen Alfred Hitchcock dafür bedanken, daß man einmal bei diesen Vorgängen als ruhig durchatmender Zuschauer dabeisein durfte. Und man darf sich auch für dieses unvergeßlich unappetitliche und menschlich-tierische Bild bedanken, dafür, daß ein Opfer seinem Mörder kurz vor dem Ende noch einmal, wenn auch unter Qualen und alles andere als freiwillig, die Zunge herausstrecken konnte. EBERHARD RATHGEB
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