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Mexiko, Anfang des 20. Jahrhunderts: Die junge, lebenslustige Frida Kahlo (SALMA HAYEK) genießt ihr Teenagerdasein in vollen Zügen - bis ein tragischer Unfall das ungestüme Mädchen ans Bett fesselt. Getrieben von ihrem unerschütterlichen Lebensmut fängt Frida an zu malen - in ihren gefühlsgewaltigen Bildern gibt sie ihren Träumen, Sehnsüchten und den nicht enden wollenden Schmerzen Ausdruck. Wieder genesen, wird der berühmte Maler Diego Rivera (ALFRED MOLINA) auf die bildschöne Mexikanerin aufmerksam - die beiden verlieben sich ineinander, heiraten und leben eine der aufregendsten,…mehr

  • Anzahl: 2 DVDs
Produktbeschreibung
Mexiko, Anfang des 20. Jahrhunderts: Die junge, lebenslustige Frida Kahlo (SALMA HAYEK) genießt ihr Teenagerdasein in vollen Zügen - bis ein tragischer Unfall das ungestüme Mädchen ans Bett fesselt. Getrieben von ihrem unerschütterlichen Lebensmut fängt Frida an zu malen - in ihren gefühlsgewaltigen Bildern gibt sie ihren Träumen, Sehnsüchten und den nicht enden wollenden Schmerzen Ausdruck. Wieder genesen, wird der berühmte Maler Diego Rivera (ALFRED MOLINA) auf die bildschöne Mexikanerin aufmerksam - die beiden verlieben sich ineinander, heiraten und leben eine der aufregendsten, verrücktesten Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts. Das Gefühlschaos ihrer Ehe, die zahlreichen Liebschaften mit Männern und Frauen, das atemlose Leben im Kreis anderer Künstler, ihr leidenschaftlicher Kampf für den Kommunismus, die unbändige Lebenslust und nicht zuletzt die schillernden Farben Mexikos - all das schlägt sich in Frida Kahlos einmaligem kreativen Schaffen nieder und macht sie zu einer der ausdrucksstärksten Künstlerinnen aller Zeiten. FRIDA ist mehr als eine Künstlerbiografie: FRIDA ist kraftvolles, überwältigendes und leidenschaftliches Kino - eine Ode an die Kunst, die Liebe und das Leben selbst.

Bonusmaterial

- Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Audiokommentar von Regisseurin Julie Taymor - Audiokommentar von Komponist Elliot Goldenthal - Salma Hayek zur Entstehungsgeschichte des Films - Das Portrait einer Künstlerin - Visuelle Effekte sowie Animationen und Montagen inspiriert durch Frida Kahlos Gemälde - Komponist Elliot Goldenthal und Salma Hayek zur oscargekrönten Musik - Fragestunde mit der Regisseurin beim American Film Institute - Umfangreiches Interview mit Regisseurin Julie Taymor - Interview mit Musik-Legende Chavela Vargas (eine Geliebte Frieda Kahlos) - Interview mit Lila Downs (bekannt durch ihre lateinamerikanisch-afrikanische Musik) - Die Visionen des Kameramanns und des Filmausstatters - Aufnahmen von Salmas Lied - Besuch der Original Drehorte
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2003

Ein Bild von einer Frau
Sie hat geliebt, gelitten und gemalt wie keine zweite, nun läßt die Schauspielerin Salma Hayek sie wieder auferstehen: Frida Kahlo

Frida Hayek. Salma Kahlo. Man kriegt das schnell durcheinander. Aber so ist das nun einmal: Hayek ist "Frida". Sie hat "Frida" gemacht, und das gilt eben nicht nur für den Film, der diese Woche in die deutschen Kinos kommt, sondern ganz generell. Und umgekehrt gilt es auch. Salma Hayek und Frida Kahlo, die Schauspielerin und die Malerin, die beiden bekanntesten Mexikanerinnen der Welt, sind sehr zum beiderseitigen Vorteil verschmolzen.

Für Hayek, die es rückblickend ein gewaltiges Risiko nennt, hat es sich bereits in Kritiken, Einspielergebnissen und Preisen ausgezahlt, daß sie fast zehn Jahre lang um diesen Stoff, diese Rolle, diesen Film gekämpft hat. Daß sie Kahlos Verwandte befragt, Kahlos Schallplatten gehört und sogar kahloesk zu malen gelernt hat, um so überzeugend einzutauchen in ihre bisher größte Rolle. Wobei sie da physiognomisch und biographisch eigentlich von vornherein schon zur Hälfte drinsteckte. Während man Salma Hayek in ihren früheren Filmen grundsätzlich viel zu kurz zu Gesicht bekam, hat man sie jetzt zwei Stunden lang ohne Unterbrechung auf der Leinwand: von der 18jährigen Eliteschülerin Frida bis zum Tod der 47jährigen Künstlerin Kahlo. Und wenn nicht Alfred Molina als Diego Rivera so ein ausgesprochen charakterstarker Widerpart wäre, könnte das vielleicht sogar ein bißchen anstrengend sein. Da aber allein die Vorstellung, zwei Stunden lang das Leiden der wirklichen Frida Kahlo anschauen zu müssen, noch viel mehr anstrengt, ist Hayeks Tour de force ein Riesengeschenk an diese Frau und versöhnt am Ende sogar mit ihren Bildern.

Eigentlich ist Frida Kahlo ja dadurch als größte malende Nervensäge in die Kunstgeschichte eingegangen, daß sie diese zur Krankengeschichte umfrisiert hat. Und wenn Hayek Kahlo als "feministische Ikone" bezeichnet, dann hängt diese Ikone wahrscheinlich am passendsten in der Abteilung, wo auch Batikgebastel und Töpferkurse stattfinden. Kahlo als die gepeinigte Frau mit dem Damenbart. Daß Hayek diesen Bart nur ganz zum Schluß des Filmes kurz trägt, hängt, wie sie selbst erzählt, einerseits mit Schwierigkeiten der Maske zusammen: wenn er nicht aussehen sollte wie ein Schmutzfleck, hätte man ihn Haar für Haar aufkleben müssen, wofür aber die Zeit fehlte. Und andererseits hatte Kahlo selber ja entschieden weniger Bartwuchs als ihre Selbstportraits. Es war nur ein weiterer Teil ihrer allumfassenden Selbststilisierung, ihrer Selbstmythologisierung, ihrer Selbsterfindung. Und es gehört zur erfreulichen Faktentreue des Films, daß Hayek Kahlo auch schon vor ihrem schweren Busunfall humpeln läßt. Frida Kahlo humpelte infolge einer Polioinfektion seit sie sieben war - und es gibt Mediziner, die behaupten, daß sie schon mit Mißbildungen zur Welt kam. Jedenfalls lernte sie bei dieser Gelegenheit schon als Kind, daß man durch Krankheit Leute an sich binden und kontrollieren kann. Eine aggressive, selbstsüchtige Sozialpraxis, die sie später perfektionieren sollte. Als sie auf die beste Oberschule des Landes wechselte, retuschierte sie ihr Geburtsjahr von 1907 auf 1910: das Jahr des Beginns der mexikanischen Revolution. Im übrigen hieß die Tochter des jüdischen Immigranten Wilhelm Kahlo eigentlich Frieda, bis sie in den dreißiger Jahren wegen der Nazis den deutschen Namen ein bißchen spanischer machte. Das Malen war Beschäftigung und Aufmerksamkeitsschrei der übel vernarbten Rekonvaleszenten, nachdem sie eben bei besagtem Busunfall mit 18 Jahren beinahe ums Leben gekommen wäre. Daß dabei eine Eisenstange ihren Rücken durchstieß, war ein Grundbaustein ihrer späteren Eigenbau-Kanonisierung zu einer Mischung aus heiliger Theresa (weibliche Mystik, Exaltation) und heiligem Sebastian (Androgynität, Martyrium).

Von da ab malte Kahlo mehr als 200 Bilder, vor allem Selbstbildnisse, in denen sich künstlerische Naivität hinter naiver Kunst tarnt, eine Mischung aus Selbsterfahrungs-Surrealismus und mexikanischer Barockvolkskunst. Jedenfalls gelang es ihr, damit Diego Rivera für sich zu begeistern. Der Mann war 21 Jahre älter als sie, ein gefeierter Revolutionsmaler, ein geltungssüchtiger, charmanter Fettsack, und überhaupt für Frauen sehr begeisterungsfähig. Es waren die Jahre, als Männer wie Rivera grundsätzlich mit Patronengürtel durch die Gegend liefen und auf den brutalen Modernisierungskurs des Diktators Porfirio Díaz nun mit nicht weniger brutaler Folklore antworteten.

"Ich begann, Dinge zu malen, die er mochte. Von da an bewunderte und liebte er mich", sagte die spätere feministische Ikone. Allerdings malte sie von nun an nicht nur ebenfalls Indiofrauen, sie verschwand selber hinter Rüschenröcken, Trachtenblusen und unter komplizierten altertümlichen Frisuren. Seltsam entschlossen zur Überanpassung an die nationalrevolutionären Stammtischparolen der Männer um sie herum, machte Frida Kahlo in kürzester Zeit aus sich selber eine Art azteken-kommunistische Schaufensterpuppe, als die sie dann von Rivera auch dankbar in dessen Bilder gestellt wurde. Wenn sie umgekehrt Rivera malte, dann als ihren Ehemann. Er das Große und Ganze, sie das Familiäre und Private. Besonders revolutionär ist das eigentlich nicht. Ihre blut- und tränentriefenden Selbstportraits gelten als introvertierte Schmerzensschreie einer zernarbten Frau, die nicht nur an der Welt litt, sondern ganz besonders an den Eskapaden ihres Ehemannes, der sich seine Unfähigkeit zur Treue sogar ärztlich attestieren lassen wollte. Diese Krankheitsnarzißmen, die egomanischen Mitleidsapparate, die Frida Kahlo immer wieder gemalt hat, haben lange wie ein psychologisierender Rückspiegel auf die Biographie Kahlos gewirkt.

Und jetzt kommt Salma Hayek und schmeißt diesen Spiegel ein, indem sie Frida Kahlo wieder aus ihren Bildern befreit und sie zur sehr diesseitigen Protagonistin einer gewaltigen Liebesgeschichte macht. Immer wenn in dem Film von Extrovertiertheit und Handlung auf Psychologie und Innensicht umgeschaltet wird, hat die Regisseurin Julie Taymor ein Kahlo-Schlüsselbild als Tableau vivant eingebaut. Das ist zwar ein ziemlich brutaler Kurzschluß zwischen Künstlerbiographie und Kunst, wenn man noch die subtilen Lösungen bei "Pollock" und "Picasso" vor Augen hat. Andererseits trifft es den Nagel irgendwie auch sehr effizient auf den Kopf. Sie habe die depressiven Kahlo-Klischees brechen wollen, die aus diesen Bildern stammen, sagt Hayek. Kahlo sei eine optimistische, extrem lebenshungrige Frau gewesen.

Wenn man dem Film glaubt, hat Kahlo ihre physischen und seelischen Schmerzen sogar nur deshalb wie in ein therapeutisches Tagebuch in die Bilder gebannt, um danach wieder Luft zum hemmungslosen Leben zu haben. Demnach sind uns in ihren Bildern gewissermaßen nur die Mullbinden einer immerfort Genesenden geblieben, und wir haben allen Grund, Rivera und die vielen anderen Männer (und Frauen!) zu beneiden, denen sie daraufhin vom Krankenbett aus auf den Schoß gesprungen ist. Wenn Frida Kahlo nämlich schon eine sehr attraktive Frau war, dann ist es Salma Kahlo erst recht: In einer Schlüsselszene steigt sie weiß bepudert aus dem Gipskorsett wie eine Schaumgeborene, die auch ohne Meer auskommt. Überhaupt muß an dieser Stelle von den angeblich schönsten Brüsten Hollywoods entgegen aller guten Vorsätze eben doch die Rede sein, weil diese regelmäßig formatfüllend ins Bild gehängt werden: Die Frau, die sich zur Schmerzensmutter ihrer Nation und ihres Geschlechts aufgeschwungen hatte, die Frau, die in ihrem zerstörten Körper und sehnenden Geist das ganze traumatische Schicksal Mexikos aufzunehmen geeignet war - sie wird hier in betörend gesunden Formen inkarniert. Und sogar die große Narbe auf dem Rücken ist in erster Linie ausgesprochen dekorativ und hindert nicht an der Liebe, im Gegenteil. "Frida" ist nur zufällig ein Film über eine Künstlerin und in der Hauptsache ein Film über eine der größten und dramatischsten Liebesgeschichten des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Geschichte von Frida und Diego, die sich begehren, lieben, hassen, betrügen, auf den Tod verletzen und doch bis in den Tod immer noch lieben. Salma Hayek leugnet, daß es ein Hollywoodfilm ist. Hollywood mache Filme über Leute, die sich verlieben, nicht über Leute, die eine Liebe durchhalten. Nicht über bisexuelle Feministinnen und fettleibige Kommunisten. (Als sie das sagt, ist sie ein bißchen zornig und zieht die Augenbrauen zusammen, wodurch sie noch mehr wie Frida Kahlo aussieht als ohnehin schon.) Mal davon abgesehen, daß Hollywood sogar schlangentanzende Vampirinnen aushält, solange sie jenseits der mexikanischen Grenze ihr exotisch-erotisches Unwesen treiben - es bekommt der Geschichte überraschenderweise sogar ganz gut, daß sie von Hollywood aus für ein amerikanisches und internationales Publikum schöngebürstet wurde. Daß sie von Mexiko gerade mal die touristischen Frida-Orte zeigt: ihr Elternhaus und die großartige modernistische Rivera-Villa von Juan O'Gorman. Daß sie Mexiko ansonsten eher ausblendet mitsamt seinem komplexen sozialen und politischen Hintergrund, daß der mexikanische Nativismus, die Revolution und der Kommunismus zum lustigen Kostümball kleingekocht werden. Denn diese folkloristische Behandlung dürfte nolens volens dem Salonkommunismus der Frida Kahlo ganz gut gerecht werden. Vielleicht hat Salma Hayek recht, die mit diesem Film nicht nur eine Frau ehren will, die sie seit ihrem 14. Lebensjahr bewundert, sondern die damit auch der Welt zeigen will, daß ihr Heimatland einmal zu den aufregendsten Spielplätzen der Ideologie-Boheme gehörte: Es gibt einen mexikanischen Frida-Kahlo-Film aus den 80er Jahren, den kein Mensch kennt. Vielleicht funktioniert so etwas wirklich nur, wenn eine willensstarke Mexikanerin in jenen verlorenen Teil ihres Landes geht, um Geld und Aufmerksamkeit zu sammeln, der heute zu den Vereinigten Staaten gehört.

PETER RICHTER

"Frida": Ab Donnerstag im Kino.

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