Hector ist ein armer Farmarbeiter aus Mexiko, der auf seinen Job auf einer großen texanischen Farm angewiesen ist, um die teuren Medikamente für seine kranke Mutter finanzieren zu können. Die Farm gehört einem rassistischen Farmer. Jede freie Minute verbringt der leidenschaftliche Boxer im Ring, um etwas Geld dazu zu verdienen. Durch seinen Boxtrainer Billy wird er nach und nach zu einer wahren Kampfmaschine. Sein Ziel: Ein Kampf gegen den unbeliebten Sohn des Farmers, der "noch" den Ruf des besten Boxers der Stadt hat.
Bonusmaterial
- Originaltrailer - Trailershow - BildergalerieFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.05.2015Das schwierigste Genre ist die Gegenwart
Ein Übergewicht an eher mittelmäßigen Produktionen aus Frankreich macht dem Filmfest von Cannes dieses Jahr zu schaffen. Am Ende hellt sich der Wettbewerb aber doch noch auf.
CANNES, 22. Mai
Mein vierunddreißigster Film in diesem Festival wurde von seinen Machern etwa so beschrieben: Um dem Bürgerkrieg in Sri Lanka zu entkommen, geben sich ein ehemaliger Soldat der tamilischen Befreiungsarmee, eine junge Frau und ein elternloses Mädchen als Familie aus. Sie enden in der Banlieue von Paris. Sie kennen einander kaum, aber sie versuchen, eine Familie zu werden.
"Dheepan" heißt der Film, gedreht hat ihn Jacques Audiard, und dieser Regisseur, der für "Un prophète" vor einigen Jahren hier den Großen Jurypreis gewonnen hat, war ein Versprechen. Denn die Franzosen, so übermächtig im diesjährigen Festival, waren zumindest im Wettbewerb (abgesehen von Stéphane Brizé mit seinem sozialkritischen "La loi du marché") bisher auch die große Enttäuschung gewesen.
Audiard war anders. Er ist immer anders, weil er sich für bestimmte kommerzielle Aspekte des Filmemachens nicht interessiert. Weil er Genrestoffe - Bandenkriege, Gefängnisdramen - mit genauem Blick auf die Körper und die physische Aktion inszeniert, was wir dann als Charakter seiner Figuren erleben. Und weil er mit einer Leidenschaft an seine Themen herangeht, die sich in der Dynamik seiner Filme spiegelt. Und er scheut sich nicht vor großen Gesten. Wenn in "Dheepan" das Schlepperschiff übers Meer schippert, sehen wir nur wippende Lichter im Dunkel, und dazu hören wir eine große Arie, und wenn dann wieder etwas Licht ins Bild kommt, erkennen wir den Titelhelden als Straßenhändler in Paris, einen Haarreif mit blinkender Schleife auf dem Kopf. Das hat Pathos in der Passage, Witz in der Auflösung und eine Beziehung zur Welt außerhalb des Kinos, was man nicht allen Filmen hier nachsagen kann.
Mit bekannten Gesichtern lässt sich so was nicht filmen. Die Titelrolle in "Dhepaan" spielt Jesuthasan Antonythasan, ein ehemaliger Kindersoldat der tamilischen Tiger, der nach Thailand fliehen konnte und politisches Asyl in Frankreich bekam. Er ist Schriftsteller, bisher hat er nur in einem Film gespielt, einem indischen. Hier gibt er den Flüchtling, der als Hausmeister in einem höllengleichen Häuserblock den Müll rausträgt und den Aufzug repariert und schließlich mit einem unwahrscheinlichen letzten Rückgriff auf seine kämpferischen Fähigkeiten seine Familie, die keine ist, in Sicherheit bringt.
Das Motiv erinnert an Western der Fünfziger, und die Sequenz gehört zu den irrsten Action-Szenen, die hier zu sehen waren, roh und überraschend und unaufgelöst. Dhepaans falsche Ehefrau spielt Kalieaswari Srinivasan (es ist ihr erster Film) , und was sich hinter dem verschlossenen, verstockten Gesicht in dieser Frau abspielt, kann man ahnen, wenn sie sich über den kurzen Ärmel ihres roten Oberteils fährt oder zum ersten Mal dem Mädchen, das sie als ihre Tochter ausgibt, die Wange küsst. Es waren gegen Ende des Wettbewerbs noch einmal starke Eindrücke. Morgen, am Sonntagabend, geht das Festival zu Ende. Niemand rechnet ernsthaft damit, dass die überragende Patricia-Highsmith-Verfilmung "Carol" von Todd Haynes, in der Cate Blanchett und Rooney Mara im New York der Fünfziger ein Paar spielen, ohne Auszeichnung irgendeiner Art nach Hause gehen wird. Alles andere ist völlig offen.
Es war das erste Festival ohne den jahrzehntelang prägenden Gilles Jacob, längst eine lebende Legende des französischen Kinos, ein Cinephiler erster Ordnung, ein Freund der Filmemacher auf der ganzen Welt. Der neue Präsident, Pierre Lescure, ist naturgemäß noch keine Legende, strebt aber natürlich an, sich von seinem überlebensgroßen Vorgänger abzusetzen. Das zeigte er gleich am Eröffnungsabend, als er das traditionelle Gala-Essen, das bisher immer ohne eine Rede auskam, gleich mit mehreren bestückte, einer eigenen und einer von Thierry Frémaux, dem Direktor und Programmleiter: Reden, deren einziger Inhalt war, sich selbst damit zu preisen, so viele Stars zusammengekehrt zu haben.
Das war kein wirklich gutes Zeichen für den neuen Stil. Einfallslos bei allem Pomp. Etwas Neues für Cannes, das müsste mehr sein als Reden vor dem Essen. Und dass der Eröffnungsfilm zum ersten Mal seit 1979 von einer Frau, nämlich Emmanuelle Bercot, gedreht wurde, ist auch kein Jubelanlass. Eher einer zum Aufschauen und Fragen, wie, tatsächlich? Dass es dann kein guter Film war und dass die Wahl rückwirkend mit den Terroranschlägen vom Januar in Verbindung gebracht wurde - auch das wirkte eher hilflos als selbstbewusst, eiernd um die Frage, die sich Cannes bisher nie gestellt hatte, was Teil seiner Größe war: was genau dieses Festival heute, in diesem Jahr, in der aktuellen politischen, gesellschaftlichen, globalen Situation eigentlich sein will. Patriotisch, schien die Antwort zu lauten, die "La tête haute" gab. Aber patriotisch für was genau? Für die französische Sozialpolitik? Sagte nicht die Regisseurin in einigen unglücklichen Interviews, den Attentätern von Paris hätte eine bessere Erziehung zugestanden? Es ergab nicht wirklich einen Sinn.
Der Wettbewerb, in Cannes bisher eigentlich niemals ein Problem, war in diesem Jahr nicht besonders gut. Unausgeglichen. Mit zu vielen uninteressanten Franzosen, deren interessantere Kollegen in den Nebenreihen, in der "Quinzaine des réalisateurs" und im "Certain regard" zu finden waren. Warum das so war, darüber wird gemurmelt, es habe eben mit Pierre Lescure zu tun und mit seinem Bestreben, eigene Seilschaften zu knüpfen und die langjährigen Favoriten von Gilles Jacob an den Rand zu schieben. Pech, wenn diese die besseren Regisseure sind. Fairerweise muss man sagen, auch Audiard wurde schon von Gilles Jacob in den Wettbewerb eingeladen. Dennoch. Es schien bisher ein Berliner Wintersport, zu fragen, wie es bestimmte Filme in einen Festivalwettbewerb geschafft hatten. In diesem Jahr konnte man ihn jeden zweiten Tag auch in Cannes ausüben. Maiwenn mit "Mon Roi", Valérie Donzelli mit "Marguerite et Julien"? Wer jetzt sagt: Frauen!, der sollte sich an Gus Van Sant mit "The Sea of Trees" erinnern, der so laut und einstimmig ausgebuht wurde wie kaum ein anderer Film der letzten Jahre.
Und dann kam, in einer Mitternachtsvorstellung kurz vor Schluss, "Love" von Gaspar Noé. Knapp zweieinhalb Stunden Pornographie in 3D, angepriesen als Bruch des letzten Tabus, das das Kino noch aufrechterhalte, nämlich Sex. Graphisch, pornographisch eben. Dabei hatte doch schon bei der Berlinale im vergangenen Jahr Lars von Trier Pornographisches in eines der großen Festivals gebracht, mit "Nymph()maniac", oder nicht? Intelligenter als Noé, muss man sagen, härter auch. In "Love" geht es - leidenschaftlich zwar, aber letztlich brav - um einen Mann und eine Frau und noch eine Frau, eine ungewollte Schwangerschaft, einen Verlust. Der Film beginnt mit einem Blick direkt auf das nackte Paar, das mit geöffneten Beinen auf dem Bett liegt, und auf diesem Bild bleibt der Blick eine ganze Weile hängen, während sich die Szene erwartbar entwickelt. Drogen, wie immer bei Noé, sind wesentlicher Bestandteil des Ganzen, aber hier ist die Hauptfigur, ein Amerikaner namens Murphy, gespielt von Karl Glusman, ein solcher Depp, dass man kaum glauben mag, der Regisseur habe ihn als sein Alter Ego in diesem Film plaziert. Seine Wehleidigkeit und Unintelligenz sind auf Dauer schwer erträglich, und als dann noch in einem Film, der bei allem angekündigten Tabubruch durch und durch heterosexuell ist, in einer einzigen Szene ein Transvestit auftaucht, der dann lächerlich gemacht wird, wäre es an der Zeit gewesen zu gehen. Aber der Saal war bis auf den letzten Platz voll, alle trugen die 3D-Brillen, und niemand stand auf.
Bevor am Sonntagabend der Abschlussfilm über die Bühne geht - muss ich erwähnen, dass er aus Frankreich kommt? -, traten noch einmal die beiden großen internationalen Stars des Landes, Isabelle Huppert und Gérard Depardieu, auf, gemeinsam in dem Film "Valley of Love" von Guillaume Nicloux. Sie heißen Isabelle und Gérard in dem Film, und ihrem Spiel ist anzumerken, dass sie sich seit vierzig Jahren kennen, wenn sie auch lange nicht mehr gemeinsam aufgetreten sind. Vierzig Jahre! Nicloux sei dieser Film verziehen, allein dafür, sie wieder zusammengebracht zu haben.
VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Übergewicht an eher mittelmäßigen Produktionen aus Frankreich macht dem Filmfest von Cannes dieses Jahr zu schaffen. Am Ende hellt sich der Wettbewerb aber doch noch auf.
CANNES, 22. Mai
Mein vierunddreißigster Film in diesem Festival wurde von seinen Machern etwa so beschrieben: Um dem Bürgerkrieg in Sri Lanka zu entkommen, geben sich ein ehemaliger Soldat der tamilischen Befreiungsarmee, eine junge Frau und ein elternloses Mädchen als Familie aus. Sie enden in der Banlieue von Paris. Sie kennen einander kaum, aber sie versuchen, eine Familie zu werden.
"Dheepan" heißt der Film, gedreht hat ihn Jacques Audiard, und dieser Regisseur, der für "Un prophète" vor einigen Jahren hier den Großen Jurypreis gewonnen hat, war ein Versprechen. Denn die Franzosen, so übermächtig im diesjährigen Festival, waren zumindest im Wettbewerb (abgesehen von Stéphane Brizé mit seinem sozialkritischen "La loi du marché") bisher auch die große Enttäuschung gewesen.
Audiard war anders. Er ist immer anders, weil er sich für bestimmte kommerzielle Aspekte des Filmemachens nicht interessiert. Weil er Genrestoffe - Bandenkriege, Gefängnisdramen - mit genauem Blick auf die Körper und die physische Aktion inszeniert, was wir dann als Charakter seiner Figuren erleben. Und weil er mit einer Leidenschaft an seine Themen herangeht, die sich in der Dynamik seiner Filme spiegelt. Und er scheut sich nicht vor großen Gesten. Wenn in "Dheepan" das Schlepperschiff übers Meer schippert, sehen wir nur wippende Lichter im Dunkel, und dazu hören wir eine große Arie, und wenn dann wieder etwas Licht ins Bild kommt, erkennen wir den Titelhelden als Straßenhändler in Paris, einen Haarreif mit blinkender Schleife auf dem Kopf. Das hat Pathos in der Passage, Witz in der Auflösung und eine Beziehung zur Welt außerhalb des Kinos, was man nicht allen Filmen hier nachsagen kann.
Mit bekannten Gesichtern lässt sich so was nicht filmen. Die Titelrolle in "Dhepaan" spielt Jesuthasan Antonythasan, ein ehemaliger Kindersoldat der tamilischen Tiger, der nach Thailand fliehen konnte und politisches Asyl in Frankreich bekam. Er ist Schriftsteller, bisher hat er nur in einem Film gespielt, einem indischen. Hier gibt er den Flüchtling, der als Hausmeister in einem höllengleichen Häuserblock den Müll rausträgt und den Aufzug repariert und schließlich mit einem unwahrscheinlichen letzten Rückgriff auf seine kämpferischen Fähigkeiten seine Familie, die keine ist, in Sicherheit bringt.
Das Motiv erinnert an Western der Fünfziger, und die Sequenz gehört zu den irrsten Action-Szenen, die hier zu sehen waren, roh und überraschend und unaufgelöst. Dhepaans falsche Ehefrau spielt Kalieaswari Srinivasan (es ist ihr erster Film) , und was sich hinter dem verschlossenen, verstockten Gesicht in dieser Frau abspielt, kann man ahnen, wenn sie sich über den kurzen Ärmel ihres roten Oberteils fährt oder zum ersten Mal dem Mädchen, das sie als ihre Tochter ausgibt, die Wange küsst. Es waren gegen Ende des Wettbewerbs noch einmal starke Eindrücke. Morgen, am Sonntagabend, geht das Festival zu Ende. Niemand rechnet ernsthaft damit, dass die überragende Patricia-Highsmith-Verfilmung "Carol" von Todd Haynes, in der Cate Blanchett und Rooney Mara im New York der Fünfziger ein Paar spielen, ohne Auszeichnung irgendeiner Art nach Hause gehen wird. Alles andere ist völlig offen.
Es war das erste Festival ohne den jahrzehntelang prägenden Gilles Jacob, längst eine lebende Legende des französischen Kinos, ein Cinephiler erster Ordnung, ein Freund der Filmemacher auf der ganzen Welt. Der neue Präsident, Pierre Lescure, ist naturgemäß noch keine Legende, strebt aber natürlich an, sich von seinem überlebensgroßen Vorgänger abzusetzen. Das zeigte er gleich am Eröffnungsabend, als er das traditionelle Gala-Essen, das bisher immer ohne eine Rede auskam, gleich mit mehreren bestückte, einer eigenen und einer von Thierry Frémaux, dem Direktor und Programmleiter: Reden, deren einziger Inhalt war, sich selbst damit zu preisen, so viele Stars zusammengekehrt zu haben.
Das war kein wirklich gutes Zeichen für den neuen Stil. Einfallslos bei allem Pomp. Etwas Neues für Cannes, das müsste mehr sein als Reden vor dem Essen. Und dass der Eröffnungsfilm zum ersten Mal seit 1979 von einer Frau, nämlich Emmanuelle Bercot, gedreht wurde, ist auch kein Jubelanlass. Eher einer zum Aufschauen und Fragen, wie, tatsächlich? Dass es dann kein guter Film war und dass die Wahl rückwirkend mit den Terroranschlägen vom Januar in Verbindung gebracht wurde - auch das wirkte eher hilflos als selbstbewusst, eiernd um die Frage, die sich Cannes bisher nie gestellt hatte, was Teil seiner Größe war: was genau dieses Festival heute, in diesem Jahr, in der aktuellen politischen, gesellschaftlichen, globalen Situation eigentlich sein will. Patriotisch, schien die Antwort zu lauten, die "La tête haute" gab. Aber patriotisch für was genau? Für die französische Sozialpolitik? Sagte nicht die Regisseurin in einigen unglücklichen Interviews, den Attentätern von Paris hätte eine bessere Erziehung zugestanden? Es ergab nicht wirklich einen Sinn.
Der Wettbewerb, in Cannes bisher eigentlich niemals ein Problem, war in diesem Jahr nicht besonders gut. Unausgeglichen. Mit zu vielen uninteressanten Franzosen, deren interessantere Kollegen in den Nebenreihen, in der "Quinzaine des réalisateurs" und im "Certain regard" zu finden waren. Warum das so war, darüber wird gemurmelt, es habe eben mit Pierre Lescure zu tun und mit seinem Bestreben, eigene Seilschaften zu knüpfen und die langjährigen Favoriten von Gilles Jacob an den Rand zu schieben. Pech, wenn diese die besseren Regisseure sind. Fairerweise muss man sagen, auch Audiard wurde schon von Gilles Jacob in den Wettbewerb eingeladen. Dennoch. Es schien bisher ein Berliner Wintersport, zu fragen, wie es bestimmte Filme in einen Festivalwettbewerb geschafft hatten. In diesem Jahr konnte man ihn jeden zweiten Tag auch in Cannes ausüben. Maiwenn mit "Mon Roi", Valérie Donzelli mit "Marguerite et Julien"? Wer jetzt sagt: Frauen!, der sollte sich an Gus Van Sant mit "The Sea of Trees" erinnern, der so laut und einstimmig ausgebuht wurde wie kaum ein anderer Film der letzten Jahre.
Und dann kam, in einer Mitternachtsvorstellung kurz vor Schluss, "Love" von Gaspar Noé. Knapp zweieinhalb Stunden Pornographie in 3D, angepriesen als Bruch des letzten Tabus, das das Kino noch aufrechterhalte, nämlich Sex. Graphisch, pornographisch eben. Dabei hatte doch schon bei der Berlinale im vergangenen Jahr Lars von Trier Pornographisches in eines der großen Festivals gebracht, mit "Nymph()maniac", oder nicht? Intelligenter als Noé, muss man sagen, härter auch. In "Love" geht es - leidenschaftlich zwar, aber letztlich brav - um einen Mann und eine Frau und noch eine Frau, eine ungewollte Schwangerschaft, einen Verlust. Der Film beginnt mit einem Blick direkt auf das nackte Paar, das mit geöffneten Beinen auf dem Bett liegt, und auf diesem Bild bleibt der Blick eine ganze Weile hängen, während sich die Szene erwartbar entwickelt. Drogen, wie immer bei Noé, sind wesentlicher Bestandteil des Ganzen, aber hier ist die Hauptfigur, ein Amerikaner namens Murphy, gespielt von Karl Glusman, ein solcher Depp, dass man kaum glauben mag, der Regisseur habe ihn als sein Alter Ego in diesem Film plaziert. Seine Wehleidigkeit und Unintelligenz sind auf Dauer schwer erträglich, und als dann noch in einem Film, der bei allem angekündigten Tabubruch durch und durch heterosexuell ist, in einer einzigen Szene ein Transvestit auftaucht, der dann lächerlich gemacht wird, wäre es an der Zeit gewesen zu gehen. Aber der Saal war bis auf den letzten Platz voll, alle trugen die 3D-Brillen, und niemand stand auf.
Bevor am Sonntagabend der Abschlussfilm über die Bühne geht - muss ich erwähnen, dass er aus Frankreich kommt? -, traten noch einmal die beiden großen internationalen Stars des Landes, Isabelle Huppert und Gérard Depardieu, auf, gemeinsam in dem Film "Valley of Love" von Guillaume Nicloux. Sie heißen Isabelle und Gérard in dem Film, und ihrem Spiel ist anzumerken, dass sie sich seit vierzig Jahren kennen, wenn sie auch lange nicht mehr gemeinsam aufgetreten sind. Vierzig Jahre! Nicloux sei dieser Film verziehen, allein dafür, sie wieder zusammengebracht zu haben.
VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main