-> Für eine Handvoll Dollar (1964, ca. 100 Min.):
Ein namenloser Fremder (Clint Eastwood) kommt in ein kleines mexikanisches Dorf, das von zwei reichen rivalisierenden Gangster-Banden terrorisiert wird. Seinen Vorteil daraus witternd, lässt sich der Revolverheld von beiden Familien anheuern, um sie gegeneinander auszuspielen. Mit schnellem Colt, viel List und Tücke gelingt es dem Fremden, das gefährliche Spiel ums Gold zu seinen Gunsten zu wenden.
-> Für ein paar Dollar mehr (1965, ca. 132 Min.):
Ex-Offizier Colonel Mortimer (Lee van Cleef) sucht nach dem sagenumwobenen Banditenchef Indio, um die Ermordung seiner Schwester zu rächen. In dem reisenden Revolverhelden Monco (Clint Eastwood), der sich für Indios stattliches Kopfgeld interessiert, findet er nach anfänglichem Misstrauen einen wertvollen Verbündeten. Gemeinsam gelingt es dem Duo, nach einem furiosen Banküberfall Indio zum entscheidenden Showdown zu stellen.
Ein namenloser Fremder (Clint Eastwood) kommt in ein kleines mexikanisches Dorf, das von zwei reichen rivalisierenden Gangster-Banden terrorisiert wird. Seinen Vorteil daraus witternd, lässt sich der Revolverheld von beiden Familien anheuern, um sie gegeneinander auszuspielen. Mit schnellem Colt, viel List und Tücke gelingt es dem Fremden, das gefährliche Spiel ums Gold zu seinen Gunsten zu wenden.
-> Für ein paar Dollar mehr (1965, ca. 132 Min.):
Ex-Offizier Colonel Mortimer (Lee van Cleef) sucht nach dem sagenumwobenen Banditenchef Indio, um die Ermordung seiner Schwester zu rächen. In dem reisenden Revolverhelden Monco (Clint Eastwood), der sich für Indios stattliches Kopfgeld interessiert, findet er nach anfänglichem Misstrauen einen wertvollen Verbündeten. Gemeinsam gelingt es dem Duo, nach einem furiosen Banküberfall Indio zum entscheidenden Showdown zu stellen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.2023Sanfte Härte
In Sergio Leones Italo-Western trägt Clint Eastwood die verschlossene
Schweigsamkeit noch als Maske.
Damals, als der Film ins Kino kam, vor einer Ewigkeit von 59 Jahren, damals sollen die Zuschauer schockiert gewesen sein darüber, wie abgerissen und verkommen der Held, ein Mann namens Joe, auf seinem Maultier aus dem Nichts dahergeritten kam, mit seinem abgewetzten Poncho, zerbeulten Hosen, schlecht rasiert und mit einem Zigarillo zwischen den Zähnen. Es war Clint Eastwood, den sie doch als netten, immer frisch gewaschenen Cowboy aus der Fernsehserie "Rawhide" kannten.
Heute staunt man, wie jung und weich und offen er doch wirkt, dieser Clint Eastwood, den man doch kantiger, härter, verschlossener im Gedächtnis abgespeichert hat - schon die späteren, die erwachseneren Rollen überlagern die Erinnerung an Eastwood. Aber damals, mit 34 Jahren, trug er die Bartstoppeln, die Schweigsamkeit, die zusammengekniffenen Augen weniger als Ausdruck seiner seelischen Verfassung. Er setzte sich die ausdruckslose Miene eben auf, so, wie man sich im antiken Theater eine Maske aufsetzte: damit erst gar nicht der Verdacht aufkomme, es könnte hier um Individualität gehen, womöglich gar um Psychologie.
Joe, so nennen ihn die Leute nur, weil sie nicht dauernd "Fremder" zu ihm sagen wollen. Und als die schöne Marisol, die von der ebenso schweigsamen Marianne Koch gespielt wird, ihn einmal fragt, weshalb er ihr helfe, antwortet er: Er habe mal ein Mädchen gekannt, das war ihr ein wenig ähnlich. "Fühl dich wie zu Hause", heißt es ein andermal. "Wer sagt, dass ich mich zu Hause wohl gefühlt habe", antwortet er.
Mehr Biographie hat er nicht zu bieten; alles andere sind Blicke aus schmalen Augen, Schüsse, die immer treffen. Und eine Haltung, die wie profunde Amoral aussieht, wenn Joe, gestrandet in dem mexikanischen Kaff San Miguel, sein Können als Killer erst dem Verbrecherclan der Rojos anbietet, dann zu den rivalisierenden Baxters überläuft, die Baxters wiederum an die Rojos verrät. Und so weiter, bis von den ganzen Killern keiner mehr am Leben ist - was man dann doch als die Moral der Geschichte verstehen muss.
Die klassischen amerikanischen Western waren, bei all der mythischen Größe, die sie im Glücksfall hatten, historisch immer doppelt codiert. Sie verwiesen auf die Zeit ihrer Entstehung. Und auf die Zeit, in der sie spielten. Meistens war das nach dem Bürgerkrieg, während des Zugs nach Westen, in den Jahrzehnten, bevor auch im Westen die Strukturen erstarrten und die Institutionen sich festigten. Der Italiener Sergio Leone hat den Spätwestern erfunden; einmal heißt es in "Für eine Handvoll Dollar": "Was wir hier tun, ist ja, als ob wir Cowboys und Indianer spielten." Ein Western also, der weiß, dass es Western gibt; man könnte auch Metawestern sagen, so weit weg, wie sich Leone von amerikanischer Geographie und Geschichte entfernt.
Wobei Leones Film ein zum Teil sehr genaues Remake von Akira Kurosawas japanischem Samurai-Film "Yojimbo" ist, der einerseits versuchte, die klassischen Westernduelle als Schwertkämpfe nachzuspielen, und andererseits die Grundlinien seines Plots dem Gangsterroman "Rote Ernte" von Dashiell Hammett verdankte. Ein Spiel der Verweise, Zitate, Überschreibungen, das Leone aber nicht hin zur Abstraktion oder ironischen Unverbindlichkeit steuert. Vielmehr führt er es dorthin, wo alle darstellende Kunst einst angefangen hat: Die Sonne, die den Film bescheint, ist, weil Leone in Spanien gedreht hat, ohnehin die des Mittelmeers. Die Straße, an deren Rändern die Holzfassaden stehen, ist der Bühne des Theaters verwandter als den monumentalen Seelenlandschaften in den Western von John Ford oder Raoul Walsh. Und wie in den griechischen Tragödien sind die Motive der Taten weitaus weniger interessant als deren Folgen. Nur dass hier nicht in Versen gesprochen wird; es wird überhaupt recht wenig gesprochen. Worum es geht, zum Beispiel zwischen Joe und Marisol oder zwischen Joe und Ramón, dem grausamsten unter den Rojos, das buchstabieren Leone und sein Kameramann Massimo Dallamano als Montagen aus skandalös nahen und indiskreten Großaufnahmen aus.
Zu sagen, dass am deutlichsten die Waffen sprechen, wäre untertrieben. Sie schreien, sie brüllen, und die, die getroffen sind, schreien auch, und am lautesten brüllt Ramón, wenn er, hingerissen von der Feuerkraft eines Maschinengewehrs, einen ganzen Trupp mexikanischer Soldaten niederknallt. Er begehrt Marisol, und Joe begehrt sie auch; und doch sieht es so aus, als ob die Lust am Schießen und am Töten noch größer sei als alles, was sie von Marisol dann doch nicht bekommen. Wenn der Film zu Ende geht, hat Clint Eastwood wohl ein Dutzend Männer erschossen. Er ist verprügelt worden, er hat die Stadt von den Verbrechern befreit. Aber erlöst ist er nicht - und das ist der Moment, da man zwischen dem Mann und der Rolle kaum noch unterscheiden kann. Er hat, in "High Plains Drifter", in "Pale Rider", in "Unforgiven", die Rolle immer wieder spielen müssen. Er wurde härter dabei. Aber es ist die Frage, ob das ein Fluch war oder ein Segen. CLAUDIUS SEIDL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In Sergio Leones Italo-Western trägt Clint Eastwood die verschlossene
Schweigsamkeit noch als Maske.
Damals, als der Film ins Kino kam, vor einer Ewigkeit von 59 Jahren, damals sollen die Zuschauer schockiert gewesen sein darüber, wie abgerissen und verkommen der Held, ein Mann namens Joe, auf seinem Maultier aus dem Nichts dahergeritten kam, mit seinem abgewetzten Poncho, zerbeulten Hosen, schlecht rasiert und mit einem Zigarillo zwischen den Zähnen. Es war Clint Eastwood, den sie doch als netten, immer frisch gewaschenen Cowboy aus der Fernsehserie "Rawhide" kannten.
Heute staunt man, wie jung und weich und offen er doch wirkt, dieser Clint Eastwood, den man doch kantiger, härter, verschlossener im Gedächtnis abgespeichert hat - schon die späteren, die erwachseneren Rollen überlagern die Erinnerung an Eastwood. Aber damals, mit 34 Jahren, trug er die Bartstoppeln, die Schweigsamkeit, die zusammengekniffenen Augen weniger als Ausdruck seiner seelischen Verfassung. Er setzte sich die ausdruckslose Miene eben auf, so, wie man sich im antiken Theater eine Maske aufsetzte: damit erst gar nicht der Verdacht aufkomme, es könnte hier um Individualität gehen, womöglich gar um Psychologie.
Joe, so nennen ihn die Leute nur, weil sie nicht dauernd "Fremder" zu ihm sagen wollen. Und als die schöne Marisol, die von der ebenso schweigsamen Marianne Koch gespielt wird, ihn einmal fragt, weshalb er ihr helfe, antwortet er: Er habe mal ein Mädchen gekannt, das war ihr ein wenig ähnlich. "Fühl dich wie zu Hause", heißt es ein andermal. "Wer sagt, dass ich mich zu Hause wohl gefühlt habe", antwortet er.
Mehr Biographie hat er nicht zu bieten; alles andere sind Blicke aus schmalen Augen, Schüsse, die immer treffen. Und eine Haltung, die wie profunde Amoral aussieht, wenn Joe, gestrandet in dem mexikanischen Kaff San Miguel, sein Können als Killer erst dem Verbrecherclan der Rojos anbietet, dann zu den rivalisierenden Baxters überläuft, die Baxters wiederum an die Rojos verrät. Und so weiter, bis von den ganzen Killern keiner mehr am Leben ist - was man dann doch als die Moral der Geschichte verstehen muss.
Die klassischen amerikanischen Western waren, bei all der mythischen Größe, die sie im Glücksfall hatten, historisch immer doppelt codiert. Sie verwiesen auf die Zeit ihrer Entstehung. Und auf die Zeit, in der sie spielten. Meistens war das nach dem Bürgerkrieg, während des Zugs nach Westen, in den Jahrzehnten, bevor auch im Westen die Strukturen erstarrten und die Institutionen sich festigten. Der Italiener Sergio Leone hat den Spätwestern erfunden; einmal heißt es in "Für eine Handvoll Dollar": "Was wir hier tun, ist ja, als ob wir Cowboys und Indianer spielten." Ein Western also, der weiß, dass es Western gibt; man könnte auch Metawestern sagen, so weit weg, wie sich Leone von amerikanischer Geographie und Geschichte entfernt.
Wobei Leones Film ein zum Teil sehr genaues Remake von Akira Kurosawas japanischem Samurai-Film "Yojimbo" ist, der einerseits versuchte, die klassischen Westernduelle als Schwertkämpfe nachzuspielen, und andererseits die Grundlinien seines Plots dem Gangsterroman "Rote Ernte" von Dashiell Hammett verdankte. Ein Spiel der Verweise, Zitate, Überschreibungen, das Leone aber nicht hin zur Abstraktion oder ironischen Unverbindlichkeit steuert. Vielmehr führt er es dorthin, wo alle darstellende Kunst einst angefangen hat: Die Sonne, die den Film bescheint, ist, weil Leone in Spanien gedreht hat, ohnehin die des Mittelmeers. Die Straße, an deren Rändern die Holzfassaden stehen, ist der Bühne des Theaters verwandter als den monumentalen Seelenlandschaften in den Western von John Ford oder Raoul Walsh. Und wie in den griechischen Tragödien sind die Motive der Taten weitaus weniger interessant als deren Folgen. Nur dass hier nicht in Versen gesprochen wird; es wird überhaupt recht wenig gesprochen. Worum es geht, zum Beispiel zwischen Joe und Marisol oder zwischen Joe und Ramón, dem grausamsten unter den Rojos, das buchstabieren Leone und sein Kameramann Massimo Dallamano als Montagen aus skandalös nahen und indiskreten Großaufnahmen aus.
Zu sagen, dass am deutlichsten die Waffen sprechen, wäre untertrieben. Sie schreien, sie brüllen, und die, die getroffen sind, schreien auch, und am lautesten brüllt Ramón, wenn er, hingerissen von der Feuerkraft eines Maschinengewehrs, einen ganzen Trupp mexikanischer Soldaten niederknallt. Er begehrt Marisol, und Joe begehrt sie auch; und doch sieht es so aus, als ob die Lust am Schießen und am Töten noch größer sei als alles, was sie von Marisol dann doch nicht bekommen. Wenn der Film zu Ende geht, hat Clint Eastwood wohl ein Dutzend Männer erschossen. Er ist verprügelt worden, er hat die Stadt von den Verbrechern befreit. Aber erlöst ist er nicht - und das ist der Moment, da man zwischen dem Mann und der Rolle kaum noch unterscheiden kann. Er hat, in "High Plains Drifter", in "Pale Rider", in "Unforgiven", die Rolle immer wieder spielen müssen. Er wurde härter dabei. Aber es ist die Frage, ob das ein Fluch war oder ein Segen. CLAUDIUS SEIDL
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